Hallo Kleines Ich Bin Ich,

also ich persönlich denke nicht, dass das er Anfang vom Ritzen ist!
Oder genauer gesagt: Weil du dich einmal verletzt hast, muss das nicht zur Gewohnheit werden! Aber es kann!

Und gerade bei diesem "es kann sein, dass dieses eine Mal der Einstieg war", liegt die Gefahr. Vielleicht hinkt der Vergleich zum Drogenkonsum ja, aber sowohl da wie auch beim 'SVV ist es, wie bei vielen Süchten: einmal damit angefangen, ist es verdammt schwer wieder damit aufzuhören!

Weitergehen könnte es so, dass du der "'Sucht" 'SVV verfällst. Das heißt, diese Gefühle, die du erlebt hast und vermutlich auch wiedererleben wirst (Druckabbau, Befreiung, Entspannung etc.), erlebst du ja als positiv in dem Moment, wo du dich verletzt. Und verständlicherweise will man diese positiven Erfahrungen wieder haben, wenn es wieder "nötig" ist. Daraus folgt, dass du dir das Selbstverletzen als Strategie angewöhnst, mit der du auf bestimmte Problemsituationen (wie beispielsweise eben das Nicht-treffen-können deiner Freundin) reagierst. Und irgendwann wird sich das ausweiten, also auch auf andere problematische Situationen, in denen du dich überfordert fühlst, mit deinen Gefühlen nicht umgehen kannst oder sie nicht rauslassen kannst (oder oder oder)... Und dann ist eben die "Lösung" da, die dich wieder rausbringt aus dem Chaos und beruhigt etc - Das Selbstverletzen!
Je öfter du dann in solche Situiationen kommst, umso häufiger wirst du auch auf "deine Lösung" zurückgreifen (wollen) - somit entsteht Gewohnheit und eben das, was ich (für meine Erfahrung) den Suchtcharakter vom 'SVV nenne!

Aber natürlich gibt es auch eine zweite Möglichkeit, wie es weitergehen könnte.
Es heißt immer "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer!" und "Es ist nie zu spät mit dem Aufhören anzufangen!" und ich denke, beides stimmt da ein wenig.
Ich persönlich denke, dass es einfacher ist das 'SVV wieder sein zu lassen, wenn man es erst "kurz" macht, als wenn man dieses Verhalten schon seit Jahren kennt und danach handelt. (Eben auch wieder was, was bei anderen Süchten oft genauso ist)

Ich denke - auch wenn ich dich nicht kenne - dass du jetzt noch gute Chancen hast, aus diesem Kreislauf relativ leicht wieder rauszukommen bzw. gar nicht erst tiefer reinzurutschen!
Ich weiß, dass ein "Tu es einfach nicht wieder" leichter gesagt ist, als getan! Ich hab' mich selbst über Jahre verletzt und kann da aus Erfahrung sagen, wie schwer es ist oder sein kann, es auch nur einmal sein zu lassen!
Aber es ist machbar, auch wenn es meistens unmöglich erscheint!

Freut mich, dass du dir die erwähnten Skills hier im Board schon angeschaut hast! Aber ich denke auch, dass du denen nicht von Anfang an so "reserviert" gegenüberstehen solltest, und sie trotz deinen Zweifeln an der Wirksamkeit erstmal ausprobieren solltest! Erst dann kannst du ja wirklich wissen, ob sie dir helfen oder nicht! Und es wäre ja schließlich toll, wenn der ein oder andere funktionieren würde!
Also bitte nicht schon vorher sagen "Das hilft eh nicht", denn damit nimmst du dir schon im Vorfeld viele Möglichkeiten gegen den Drang dich zu verletzen anzukommen!
Und es gibt ja auch noch einige Skills mehr, als die, die hier im Board aufgezählt sind. Skills sollen einfach Dinge sein, die dich von den Gedanken ans 'SVV und dem Drang danach ablenken! Dinge also, die einfach nur Ablenkung bringen (lesen, puzzeln, TV schauen, Sport etc.), aber auch Sachen, die dir gut tun (beispielsweise ein Spaziergang an der frischen Luft, ein Bad nehmen, Musikhören etc.). Da musst du natürlich bei dir selbst schauen, welche Dinge das sein könnten, da ist jeder Mensch anders, und unsere Skill-Listen zeigen einfach nur die häufigsten Dinge auf!

Nun nochmal etwas aus meiner eigenen Erfahrung:
Was bei mir sehr gut geholfen hat, war intensive gedankliche Ablenkung. Also Dinge, die mich wirklich geistig gefordert haben, wo kein Platz mehr für so "Nebensächlichkeiten" wie 'SVV war.
Oder aber - und das ist sehr schwierig und auch gefährlich im Sinne von "der Drang wird stärker" - das genaue drüber Nachdenken, warum ich mich gerade verletzen will! Wie ist die Situation, wie fühle ich mich (möglichst viele unterschiedliche Gefühle aufschreiben), woher kommen diese Gefühle, wie sind sie entstanden, wie intensiv ist welches Gefühle, was war der Auslöser für das "Chaos" in mir etc... Und je besser ich mir diese Fragen beantworten konnte, je mehr ich drüber nachdachte, was in der entsprechenden Situation bei und mit mir los war, desto leichter fiel es mir mich nicht zu verletzen!
Vielleicht könnte ja auch das ein Ansatzpunkt für dich sein. Dass du dir in der entsprechenden Situation versuchst drüber klarzuwerden, was die Sittuation für dich bedeutet und warum du dich eigentlich verletzen willst. denn oftmals habe ich dadurch gemerkt, dass ich mich eigentlich gar nicht verletzen will oder brauche, wenn mir klar war "okay, du bist jetzt überfordert, du kannst mit deiner Wut nicht umgehen (oder so) und deswegen versuchst du dich über's 'SVV abzureagieren"...

Jedenfalls muss das erste Mal Selbstverletzen nicht heißen, dass du damit auch weitermachst!
Du kannst damit aufhören, bevor du (richtig) damit angefangen hast - sozusagen!
Also versuch es!

Vielleicht kannst du dir ja jetzt schon mal etwas überlegen, wie du versuchen willst zu reagieren, wenn es wieder mal so schlimm wird, wie am vergangenen Wochenende?!

Ich wünsche dir viel Kraft und Erfolg dafür!
Und vielleicht schreibst du hier ja noch weiter und berichtest, was du denkst und wie es weitergeht etc...

Liebe Grüße
Fibra.

Ja ich weiß, mein Beitrag war schon ziemlich lang. Hab' mich auch "erschreckt", als ich ihn nach dem Abschicken dann gesehen hab. :O

Also ich kenn' das von mir auch, dass es "Anfälle" (wenn ich es mal so nennen kann) gab, in denen ich mich förmlich "wie Trance" verletzt habe. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber ich denke, wir meinen da die gleiche Erfahrung, dass man nicht man selbst ist und auch irgendwie nicht mehr reagieren oder verhindern kann, sondern einfach nur noch handelt, sozusagen.

Die Anzahl der Schnitte ist allerdings bei jedem unterschiedlich, das hast du auf jeden Fall richtig erkannt.
Ich hatte, wenn ich jetzt so drüber nachdenke (weil ich das vorher noch nie gemacht hab, irgendwie) auch nie "nur" einzelne Schnitte. Allerdings auch nie so viele mit einem Mal, wie du oben geschrieben hast. Ich hab allerdings mit der Zeit rausgefunden, dass diese Anzahl auch davon abhängt, wie tief die Schnitte sind.
Na wie auch immer, das will ich nun auch nicht weiter ausweiten, wollte nur sagen, dass es wirklich von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist.

Die Haustier-Ausrede hat bei mir übrigens auch immer funktioniert, wenn's "nur" Kratzer, also oberflächliche Schnitte waren, einfach weil ich sowieso von unseren Katzen ständig zerkratze Arme hatte - da ist der Rest dann gar nicht so aufgefallen.

Liebe Grüße
Fibra.