• ...haben meine guten Vorsätze mir eins gehustet und mir geht es in Bezug auf das große K schlechter als vor meinen Versuchen davon loszukommen. Vielleicht erinnert ihr euch, vor einigen Monaten habe ich häufiger hier geschrieben.
    Wie geht ihr mit Rückfällen um? Könnt ihr sie zulassen? Oder machen sie euch verbissen, verbittert, seid ihr enttäuscht, resigniert :confused_face: ?
    Ich merke, wie mich eine Verstimmung beeinflusst, die mir den Alltag unnötig schwer macht. In den Wochen "ohne" ging es mir fantastisch, abgesehen von der immensen, irrationalen Angst, DICK zu werden.
    Und nun das. Immerhin habe ich seit gestern Ferien (sechs Wochen ohne Schöler, yeah!), gerade sind meine Kinder in ihr Papa-WE gestartet und ich habe zumindest mal Luft zum Durchatmen und zum Reflektieren.
    Leider ist mir sogar die Nähe meines Freundes (wir führen eine Art Wochenend-Patchwork-Beziehung, mal zu zweit, mal zu viert, mal zu sechst, je nach Anzahl der anwesenden Kinder... :grinning_squinting_face: ) zu viel. Das tut mir vor allem für ihn Leid - aber ich kann es nicht ändern.
    Wie gehen eure Partner mit euer Essstörung um? Mein Partner weiß, dass ich in meiner Jugend essgestört war, nicht aber, dass ich, nach langen Jahren der Magersucht, inzwischen unter Bulimie leide. Alles könnte ich ihm sagen, nicht aber DIES. Warum muss man sich selbst so verkorksen?

    LG

    Jo

  • Hallo joi,

    mal zuerst eine Frage: Warum kannst du deinem Freund nicht sagen, dass du unter Bulimie leidest?

    Wie gehe ich mit Rückfällen um? Inzwischen relativ gut muss ich sagen. Früher habe ich mich dafür fertig gemacht, mich beschimpft und so noch viel mehr in den Rückfall getrieben, sprich, er wurde dann noch schlimmer. Aber inzwischen kann ich besser damit umgehen. Ich versuche dann, mir so objektiv wie möglich anzuschauen, warum es zum Rückfall kam, spreche mit anderen darüber und das hilft mir sehr! Dadurch komme ich zum einen schneller wieder vom Rückfall weg und zum anderen hat sich dadurch die Anzahl und Häufigkeit der Rückfälle stark verringert!

    Liebe Grüße
    rose

  • Rose, ich schäme mich abgrundtief für dieses Verhalten, darum kann ich nicht darüber sprechen. Die Vorstellung, jemand stellte sich vor, wie ich über der Kloschüssel hänge... Nein, das geht nicht.
    Kennst du das Buch (schon älter): "Die perfekte Frau und ihr Geheimnis"? Schon der Titel trifft es recht gut.
    Ein-, zweimal habe ich überhaupt mit jemandem persönlich über mein Problem gesprochen. Es ist so erniedrigend, so mit Ekel behaftet.
    Über die damalige Magersucht zu sprechen ist/war kein Problem, darauf war ich sogar stolz . Verkehrte Welt, verrückte, ver-rückte Jo...

    Es freut mich, dass du einen so guten Weg gefunden hast. Weiter so, immer weiter :smiling_face: !

    LG

    Jo

  • Liebe joi,

    ja, die Scham, die kenne ich sehr sehr gut... Wie wäre es denn für dich, wenn idr jemand von seiner Bulimie erzählen würde? Wärst du der Ansicht, er müsste sich dafür schämen? Z.B. wenn dein Freund dir das erzählen würde? Wie würdest du über ihn denken?

    Ja, ich habe einen guten Weg gefunden und ich wünsche dir sehr, dass du auch einen Weg findest. Aber der erste Schritt wird es sein, dass du zu deinem Problem stehst und dass du den Mut findest darüber zu reden! Dafür wünsche ich dir ganz viel Kraft!

    Liebe Grüße
    rose

  • Liebe Rose,

    vermutlich hast du Recht - aber soweit bin ich nicht, werde es vielleicht niemals sein. Mein Partner hätte für alles Verständnis, da bin ich mir sicher, und würde alles daran setzen, mir zu helfen.
    Aber ich war schon immer Einzelgänger und Einzelkämpfer. Ich will mir nicht helfen lassen, vermutlich kann ich es inzwischen auch gar nicht mehr.

    10 Jahre lang, so zwischen 23 und 33, war ich symptomfrei, habe halbwegs normal gegessen, nie gekotzt und zwei Kinder bekommen. Es gab einfach keine Gelegenheiten für exzessives Verhalten. Ich blieb dennoch sehr schlank, aber nicht dürr, auch nach den Schwangerschaften. Aber es war anstrengend, das Gewicht war mir noch immer sehr wichtig.
    Nach der Trennung von meinem Mann bin ich von einem Tag auf den anderen in alte Muster verfallen :kotz: .

    Und wenn mir jemand von seiner Bulimie erzählen würde? Ich würde alles daran setzen, ihn oder sie zu einer Therapie zu bewegen :smiling_face: . Aber ich würde auch ahnen, dass es keine Heilung gibt, höchstens Symptomfreiheit.
    Ich bekäme, als Partner, vermutlich Angst :winking_face_with_tongue: ! Vielleicht hätte ich auch selbst Schuldgefühle? Und es täte mir vielleicht auch weh zu wissen, dass ich nicht helfen könnte oder dass mir die Probleme eines so nahestehenden Menschen bis dahin verborgen geblieben wären.
    Vermutlich würde ich mich nicht ekeln - wie ich vor meinem eigenen Verhalten ekele - oder doch? Vermutlich würde ich meinen Partner nicht für schwach und undiszipliniert halten - wie mch selbst - oder doch? Ich kann diese Frage nicht objektiv beantworten, da ich WEIß, was Bulimie ist und wie man sich damit fühlt. Man überträgt diese Gefühle automatisch auf andere, damit meine ich, dass man die "Bewertung" durch andere zu kennen glaubt. Vielleicht ist das Quatsch. Aber (noch) nicht aus dem Kopf zu bekommen.

    Dieser Weg wird kein leichter sein...

    Danke dir, Rose!

    LG

    Jo

    PS: Ich habe deine Bilder in der Galerie gesehen - du hast eine wunderbare Ausstrahlung!

  • Liebe joi,

    danke für deine lieben Worte! :O

    Ich kann verstehen, dass es schwer ist, sich solchen Dingen objektiv zuzuwenden. Und ich dneke, du brauchst einfach noch etwas Zeit. Aber eine Frage möchte ich dir noch stellen: Wie wäre es für dich, wenn du es einfach so raus finden würdest, vielleicht durch einen dummen Zufall, dass dein Partner Bulimie hat? Wäre das nicht schlimmer für dich, als wenn er es dir erzählt hätte?
    Klar hast du eine Ahnung wie es für deinen Partner sein würde, aber WISSEN kannst du es erst, wenn du es ausprobiert hast. Aber bitte versteh mich nicht falsch, ich will dich zu nichts drängen. Nur, ich kenne deine Situtation und würde dir gern helfen...

    Ja, wir Einzelkämpfer... Wir machen es uns unnötig schwer. Ich habe auch lange gebraucht, bis ich nun endlich auch Hilfe und Unterstützung zulassen kann. Und teilweise habe ich immer noch ein ungutes Gefühl dabei, so als ob ich es vielleicht nicht verdient hätte, dass man mir hilft und mich unterstützt. Aber es wird besser mit der Zeit.

    Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft, dass du bald einen gesünderen Weg findest und vielleicht auch irgendwann Hilfe annehmen kannst!

    Liebe Grüße
    rose

  • Danke Rose!

    Vermutlich wäre ich überrascht und traurig, wenn nicht mein Parter selbst, sondern der Zufall mich aufklären würde. Sicher auch zunächst fassungslos. Aber ganz sicher voller Verständnis dafür, dass er nicht in der Lage war, sich mir in diesem Punkt, den ich mit Abstand für einen der intimsten überhaupt halte, zu öffnen. Vermutlich würde ich mich eher über mich selbst und meine Ignoranz ärgern, diese immense Problematik übersehen zu haben, Anzeichen missachtet oder fehlinterpretiert zu haben...

    Schlafe gut!

    LG

    Jo

  • Hallo joi,

    auch wen das nun vielleicht nur indirekt was mit dem Thema zu tun hat, aber ich finde, du solltest dringend daran arbeiten, dass du dir nicht an allem was passiert oder passieren könnte, die Schuld gibst und bei dir nach der Verantwortung für das Geschehene suchst! Ich denke, dass sich dadurch dann auch deine Einstellung zu dir selbst verbessert und dadurch dann auch deine Bulimie.

    Machst du eine Therapie? Ich denke, das wäre gut für dich...

    Liebe Grüße
    rose

  • Interessant, wie du aus wenigen Zeilen zum Kern der Sache vordringst - Hut ab!

    Nein, ich mache keine Therapie. Und ich habe nicht einmal ansatzwesie vor, mich dem Gedanken an Hilfe von außen auseinanderzusetzen (quatsch, natürlich habe ich das längst getan, aber das Ergebnis ist ja endeutig zu erkennen :14: ).

    Damals, vor 12 Jahren, habe ich meine Examensarbeit zum Thema Magersucht geschrieben. Danach ging es mir besser denn je und ich konnte mich durch die Konfrontation und die Auseinandersetzung mit der Problematik in weiten Teilen der Essstörung befreien. Bis zum Rückfall vor ein paar Jahren - nun in anderer Ausprägung - für die Magersucht wäre ich inzwischen viel zu undiszipliniert - und viel zu erschöpft vom Alltag (nun sind aber Ferien und auch die Kinder sind ausgeglichener als sonst :winking_face: ).

    Nun muss ich mir wohl eine weitere "Reflexionsquelle" suchen und mir selbst einen ordentlichen Tritt in den Allerwertesten verpassen. Die Suche nach einem Forum wie diesem war im Frühjahr schon so eine Art Beitrag zum Selbstheilungsversuch - bislang allerdings nicht so recht erfolgreich :wall: .

    Außenstehende lasse ich nicht zu nah an mich heran. Auf keinen Fall.

    Wie hast du es geschafft? Mit therapeutischer Hilfe?

    Liebe Grüße zur guten Nacht!

    Jo

  • Zitat

    Interessant, wie du aus wenigen Zeilen zum Kern der Sache vordringst - Hut ab!


    Wahrscheinlich, weil mir das alles sehr bekannt vorkommt... :winking_face:

    Ich denke, dass du hier schreibst, ist ein sehr guter erster Schritt, und indem du meine Worte annimmst, nimmst du ja doch irgendwie Unterstützung von außen an. Klar, auf eine anonyme Weise, aber doch eben von außen... :winking_face:

    Ja, ich habe eine Therapie gemacht, war (allerdings hauptsächlich wegen anderem) Anfang diesen Jahres über 4 Monate auch in einer Klinik. Gib nicht auf joi, klar ist es anders als damals mit der Magersucht, aber nur zum Teil. Es erfordert jetzt auch wieder Kraft und Mut, dich dem Ganzen zu stellen, dich damit auseinander zu setzen und Unterstützung (keine Hilfe!!!!) von einem realen "Außen" anzunehmen! es ist ein langer, schwerer Weg, doch wie gesagt, du gehst in die richtige Richtung!

    Darf ich dich mal drücken?

    Liebe Grüße
    rose

  • Dank dir für´s Drücken, Rose!

    Über die Unterscheidung zwischen Unterstützung und Hilfe muss ich einmal nachdenken. Die treibende Kraft muss letztlich ich selbst sein, das ist klar.

    Und der anonyme Rahmen macht es tatsächlich leichter - ist aber eben auch recht unverbindlich. Das Netz ist geduldig... :winking_face:

    Dir weiterhin alles Gute, genieße die Sonne und alles, was dir lieb ist :wink: !

    LG

  • Gern geschehen, joi! :winking_face:

    Nunja, für mich besteht der Unterschied zwischen Hilfe und Unterstützung darin, dass einem bei Hilfe alles so weit wie irgend möglich abgenommen wird, während bei Untzerstützung einfach "nur" ein Begleiten statt findet. Hilfe nützt einem im Endeffekt also nicht wirklich etwas, weil wie du selbst schon erkannt hast, muss es von DIR kommen, musst DU die treibende Kraft sein, damit alles auch von Dauer sein kann!

    Leider gibt es im Moment nicht allzu viel was mir gut tut, doch ich gebe mir Mühe! :winking_face:

    Bis bald, liebe Grüße
    rose

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