Cannabis-Sucht/Co-Abhängigkeit/Beziehung am Ende

  • Hallo zusammen,

    hier bin ich und meine Geschichte, die ich weder meinen Freunden, noch meiner Familie erzählen kann. Ich denke, viele Forenmitglieder wissen, warum man nicht darüber redet.

    Ich versuche sachlich zu bleiben, auch wenn viele Gefühle im Spiel sind. Vor 1,5 Jahren habe ich meinen Freund kennengelernt, der Anfang war ziemlich holprig. Seine Lebensgeschichte ist eben auch nicht einfach, schwierige Kindheit, viel Stress mit der Ex mit der er einen gemeinsamen Sohn hat, den er abgöttisch liebt, Privatinsolvenz.

    Wir haben uns verliebt, wir wollten zusammen sein und waren fest davon überzeugt, dass wir gemeinsam alle Hürden überwinden.

    Das er kifft, wusste ich von Anfang an, das hat mich auch nicht gestört. Ich lasse selber ab und zu den Abend gerne bei einem Glas Wein ausklingen und bin dabei nicht in die Alkoholsucht geraten. Ich stellte den Joint auf die gleiche Genussschiene. Allerdings der Ausmaß wurde mir erst im Nachhinein bewusst. Es wird jeden Tag gekifft, Hunderte von Euros verschwunden einfach im Rauch. Wir gehen beide arbeiten und verdienen eigentlich gut, doch reicht das Geld vorne und hinten nicht. Ich habe inzwischen mehrere Nebenjobs angenommen und musste ein Kredit aufnehmen um ein paar Rechnungen zu bezahlen.

    Ich bekomme nicht viel Unterstützung im Haushalt und wir unternehmen recht wenig, das stört mich aber nicht besonders. Ich liebe ihn und es macht mich einfach glücklich mit ihm zusammen zu sein, auch wenn es der nächste Abend auf der Couch ist.

    Er will mit dem Kiffen aufhören, bisher ohne Erfolg. Das größte Problem ist, seit ein paar Wochen kann ich ihm einfach nichts mehr Recht machen. Egal wie sauber die Wohnung und wie lecker das Essen ist, es wird gemeckert weil ich aus Versehen ein dreckiges Glas aus der Spülmaschine in den Schrank geräumt habe. Er wirft mir vor, ich würde zu viele Zigaretten rauchen. Ich gebe zu mein täglicher Pensum ist inzwischen sehr hoch, aber ich stehe ständig unter Stress.

    Er handelt sehr oft egoistisch und ist einfach nur gemein mit gegenüber. Manchmal habe ich das Gefühl mit zwei Verschiedenen Menschen eine Beziehung zu führen. Der eine so liebevoll, mit Zielen und Träumen. Der andere ein Kiffer, der seine Joints über alles stellt und überhaupt keine Gedanken an mich verschwendet.

    Hat es etwas mit der Sucht zu tun oder schreibe ich die Unreife und schlechte Charakter Eigenschaften der Sucht zu?

    Vielen Dank für euere Antworten.

    Letti

  • Man wird nicht rausfinden, ob das Rauschmittel die Person verbiegt, oder sie so ist. Solange die Person konsumiert. Aber ich tendiere dazu, es der Person zuzuschreiben, da auch das Suchtverhalten Teil der Person ist. Es ist aber auch meines Erachtens nach unbedeutend. Wichtig ist, dass du dich einem Verhalten ausgesetzt siehst, dass dir Schmerzen bereitet.

    Du kannst eigentlich von nichts anderem ausgehen, als das dieses Verhalten sich genau so fortsetzt. Die Prognose ist wahrscheinlich aber noch schlechter, da der erste Rausch des Verliebtseins auf beiden Seiten irgendwann etwas abebbt, und der Alltag sich einschleicht, und man eben genau die Unarten oder einen anstrengenden Sachen wechselseitig mehr als Fakten feststellt.

    Was sind deine Bedürfnisse? Ich höre hier den Wunsch nach finanzieller Solidität, mehr Nachsicht in Haushaltsbanalitäten, vielleicht doch irgendwann mal aktivere Freizeitgestaltung. Deine Bedürfnisse werden nicht weggehen, oder unterdrückbar sein, sondern kommen mehr raus.

    Du bist dann angewiesen auf Kooperation und Kompromisse, damit den Bedürfnisse beider entsprochen wird, auch deinen.

    Soweit meine theoretischen Überlegungen, danke für's Durchlesen. Was ich jetzt raten soll? Jedenfalls nicht wegsehen, sondern hinsehen, und andererseits kommunizieren. Auch Verständnis für dich wecken, oder suchen.

  • Hallo Letti,

    Ich kann das sehr gut verstehen,da ich in einer ähnlichen Situation bin.Nur dass ich leider nicht von Anfang an wusste woran ich bin.5jahre lang war das nie ein Thema in unserer Beziehung,ich wusste nur dass er als teenie hin und wieder kiffte. Jetzt ist es,seit mehr als 1Jahr,fast täglich und ich weiß damit nicht umzugehen.bisher war er immer fair zu mir aber dann würden die Lügen immer mehr,so dass ich ihnen. Heut kaum noch glaube,ich sei ihm wichtig.

    Wir versuchen ein Kind zu bekommen ,aber er will einfach nicht damit aufhören. Auch sein Wesen hat sich stark verändert.heute bin ich froh wenn er Mal ein paar Minuten gut drauf ist. Ich habe das Gefühl,dass er sehr gereizt ist und ich nicht den kleinsten Fehler machen darf.

    Derzeit überlege ich,ob es so überhaupt nicht Sinn macht eine Ehe zu führen.

    Nach langer Suche habe ich nun eine Beratungsstelle gefunden.ich hoffe,dass man mir dort weiterhelfen kann.

    Hast du so etwas auch schon in Betracht gezogen?

    LG

  • Leider ist der aus meiner Sicht einzige Weg den Konsum einzustellen. Ich habe in meinem Fall selbst gemerkt wie diese Regelmäßigkeit des Konsums vieles in mir verändert hat, meine Prioritäten haben sich verschoben, vllt unterbewusst. Meine Beziehung hat auch darunter gelitten, aber die kurve habe ich wohl gerade noch einmal geschafft, kurz bevor es vllt zu spät gewesen wäre. Was einem wirklich fehlt merkt man leider erst wenn es weg ist. Du solltest es mit deinem Freund tatsächlich mal bei einer Beratungsstelle versuchen oder gar einen Arzt konsultieren, es ist schließlich auch eine Sucht und vllt ist er sich dieser gar nicht Bewusst. Ich selbst hätte nicht gedacht wie viel es in mir verändert, weil der Vorgang einfach schleichend passiert.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!