GBL - Du süßes Gift

  • Ich (w/23) würde mich nicht als die konventionelle Drogenabhängige beschreiben, wer würde das schon? In meiner Jugend habe ich fast alles ausprobiert was es so gibt (Heroin und LSD ausgeschlossen), aber keine Abhängigkeit von irgendwas entwickelt. Drogen waren Mittel zum Zweck um die Nächte durchzustehen.

    Tagsüber wäre mir nie in den Sinn gekommen mich zu berauschen.

    Das ganze änderte sich ab dem Zeitpunkt, wo ich über Freunde an Gbl, auch Liquid Ecstasy genannt, kam. Ich liebte das Zeug von Anfang an.

    Es packte die schlechten Gedanken in Watte, machte glücklich, leichtsinnig, und, was ich fast am meisten genoss, es brachte mich dazu, andere Menschen zu mögen. Deren erwiderte Zugezogenheit wirkte vielfach als Tripverstärker.

    Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon keinen Alkohol mehr vertragen, der mich hauptsächlich aggressiv und depressiv machte und psychotische Züge hervorholte - ich fing an, betrunken zu lügen, zu klauen und Dinge über mich und andere zu sagen die ich nicht im Entferntesten so meinte.

    Ich trinke nicht gerne, aber ich gehe gerne aus. Auch in diesem Kontext wirkte Alkohol entspannend, lockernd, beruhigend. Deshalb trank ich ihn.

    Als die Nebenwirkungen anfingen, mein "normales Leben" zu beeinträchtigen, hörte ich auf - und substituierte mit GBL.

    GBL hatte ich schon in den Jahren davor immer Mal wieder genommen. Was mich letztlich davon abhielt es öfter zu nehmen war die extrem anspruchsvolle Dosierung (wann wieviel?? Inwiefern ändert sich die Dosierung bei vorheriger Nahrungsaufnahme?) Ich wollte nicht in der Öffentlichkeit umkippen und ließ es deshalb besser ganz, auch wenn ich meistens Vorräte zuhause hatte.

    Ich nahm es jedoch immer wieder mit Freunden oder als Aphrodisiakum beim Sex.

    Irgendwann kam der Punkt, als ich durch meine Ausbildung und dadurch, dass ich viele frühere Freunde, die sich zum Negativen verändert hatten, hatte ziehen lassen, kaum jemanden mehr kannte, der mit mir zusammen auf Liquid Ecstasy trippen wollte. Selbst meine beste Freundin, die für solche Aktionen meist zu haben war, hörte mit allen Drogen außer Alkohol vollständig auf.

    Das schönste am Trip, diese Liebessymbiose, hatte ich somit gar nicht mehr. Irgendwann fing ich an, es doch alleine und heimlich zu nehmen, vor allem, als ich merkte dass ich keinen Alkohol mehr trinken konnte. Ich erzählte es keinem da ich weiß, was für einen Ruf Liquid Ecstasy hat. Vergewaltiger Droge, KO Tropfen. Ich wollte auch auf keinen Fall diesen Junkie-Ruf abhaben, weshalb ich lieber die Klappe hielt.

    Aus ein paar kleinen Ausnahmen (high einkaufen gehen, high ins Museum gehen, high in die Unterrichtsstunde gehen, die ich am wenigsten mag) wurden irgendwann Gewohnheiten. Ich lernte, richtig zu dosieren. Ich lernte, die Klappe zu halten, mich zu beherrschen, und zu genießen, wenn ich high wilde Gedanken hatte. Ich entwickelte einen ungeahnten Erfindungsreichtum, um heimlich zu konsumieren.

    Ich denke bis heute, dass keiner eine Ahnung hat, was ich da ein paar Monate lang getrieben habe. Spritzen im leeren Seifenständer im Bad, im Innenfutter meiner Jackentasche, im Stiefel wie ein Klappmesser, in der Teedose in der Küche.

    Teilweise habe ich meinen Gästen ein Manuskript von mir in die Hand gedrückt und mit offener Küchentür weiter gesmalltalked, während ich drinnen meine Shots vorbereitet habe. Keiner hat es gemerkt.

    Wirkliche Einschnitte in meinem Leben habe ich durch mein Verhalten bisher nicht gehabt. Ich bin noch nicht "auf die Fresse geflogen".

    Mir ist eher langsam klargeworden, dass mein Verhalten etwas Pathologisches hat und ich die Droge und den Rausch inzwischen zu sehr mag. Ganz zu schweigen von den gesundheitlichen Konsequenzen, die dieser hohe Konsum nach sich ziehen kann.

    Außerdem fällt es mir inzwischen immer schwerer, es einfach Mal NICHT zu machen. Schlechtes Zeichen. Bestimmt kann man von einer Sucht sprechen.

    So, long story short: Das letzte Mal high war ich am Donnerstag. Ich will bis mindestens März erstmal komplett die Finger von allem lassen und danach neu entscheiden. Grundsätzlich bin ich ein Fan des maßvollen Konsums, aber das was ich in den letzten Wochen gemacht habe, war definitiv keiner. Eigentlich hatte ich ein paar Regeln: Nie alleine, nie wenn ich unglücklich/traurig bin (mMn sind Drogen nur für glückliche Menschen geeignet), nie in wirklich WICHTIGEN Situationen (Prüfungen, Bewerbungsgesprächen, etc.)

    Im Grunde habe ich all diese Regeln vielfach gebrochen.

    Das Forum hier soll mir zur Selbstkontrolle dienen und mir eine Möglichkeit geben, meine Gedankenkotze loszuwerden.

    Das "Nein"-Sagen selber ist ja gar nicht so das Schwierige, ich bin ja nicht blöd und wenn ich eine Entscheidung getroffen habe, dann aus guten Gründen.

    Das Problem ist eher, mit all den Gefühlen klarzukommen, die DANACH auf einen einprasseln: Suchtdruck, dieses "Feilschen mit einem selbst", Unzufriedenheit (!), Missmut, Aggression.

    Ich bin an Tag 2 und jetzt schon ganz erschöpft von diesem emotionalem Chaos.

    Momentan steht noch alles bei mir frei verfügbar im Wohnzimmerschrank.

    Ich habe mich dafür entschieden es nicht wegzukippen, weil die reine Möglichkeit es nehmen zu KÖNNEN, mir Sicherheit vermittelt.

    Danke fürs Durchlesen :3:

  • Kleine Pro& Contra Liste, sich nicht mehr den ganzen Tag zu berauschen

    PRO

    • Kein Runterkommen, Panikattacken, Schwitzen etc.
    • Klarer Kopf: Ich gebe richtige Antworten, bin schlagfertig, angemessen, artikuliere mich klar und deutlich
    • Ich bin pünktlich und habe meinen Tagesablauf im Griff
    • Keine Momente unter Verdacht, keine Lügen, keine Manipulation, keine Spielchen
    • Authentizität: auch bei schlechter Laune. Ich spiele keinem was vor
    • Muss mich nicht beherrschen - Zurückhaltung läuft über zwischenmenschliche Mechanismen, nicht über Zwang (wenn ich high das Bedürfnis habe, wildfremde Leute im Aufzug zu umarmen, muss ich mich zurückhalten es zu tun - nüchtern kein Thema)
    • Falle nicht in Ohnmacht oder stolpere über meine eigenen Füße
    • Gesundheitlich ratsam, keine durchlöcherten Organe mehr
    • Ich rede definitiv weniger Unsinn
    • Verkommen des Trips als Liebessymbiose in Kompensationsstrategie des Alltäglichen
    • Keine Entscheidungen mehr ausbaden müssen die man high getroffen hat

    CONTRA

    • Ich bin einfach nicht mehr so nett
    • Ich bin zT verbittert und zynisch
    • Andere Menschen interessieren mich nicht wirklich - Komplimente kommen nicht von Herzen
    • Anlaufschwierigkeiten jeden morgen
    • Empfinde keine intensive Geborgenheit und Liebe als Dauerzustand im Alltag mehr
    • Musik klingt nicht so schön wie high
    • Keine Zuflucht in unangenehmen Situationen, meinen Kopf auszuknocken - ich muss alles bei vollem Bewusstsein ertragen, Unterricht, Zugfahrten, Stresssituationen
    • Keine kreative Madness mehr, Welt nur noch begrenzt ein Spielplatz
    • Vermisse Hochstilisierung und Koketterie als Zu-Erettende
  • Eine Pro-Sache habe ich definitiv vergessen:

    Ich verstehe die Abläufe in meiner Umgebung wieder, ich kann Menschen korrekt einschätzen, abstrakt denken, vorausschauend handeln, alle Informationen verarbeiten und einordnen, habe wieder eine Vorstellung davon, was mir eigentlich passiert.

    High ist mein Kopf voller süßem Keksteig, ich verstehe gar nichts.

  • Ich habe es wieder getan.

    Auslöser war ein Termin, vor dem ich unglaublich Angst hatte. Im Rückblick hätte ich ihn einfach absagen und auf günstigere Umstände verschieben sollen - es hätte mir nicht das Genick gebrochen.

    Zugegeben: Der Termin lief Dank meiner inneren Entspannung gut (leichte Sprachstörungen am Ende, hätte ich nüchtern nicht gehabt).

    Anstatt auszunüchtern habe ich einen Bekannten angeschrieben, ob er mit mir weitertrippt.

    Obwohl ich schon eine Ausnahme (nach nichtmal einer Woche!) gemacht habe. Obwohl ich weiß, dass besagter Bekannter aufdringlich wird, wenn wir zu zweit bei mir sind und diese extrem enthemmende Droge nehmen. Wie gesagt, mir gehen langsam die guten Leute aus, die das mit mir machen wollen. Und übrig bleiben Personen, die ich nüchtern zurecht auf Abstand halte - und mit denen ich drogenfrei gar nichts machen würde.

    Er fing auch dieses Mal irgendwann wieder damit an, touchy zu werden. Ich musste wirklich irgendwann laut werden, damit er seine Hände wegnimmt. Ich schäme mich so sehr und weiß überhaupt nicht, ob ich das meinem Freund erzählen soll. Es ist einfach so unglaublich dämlich! Bei der ganzen Geschichte gab es 10 Punkte, wo ich abbrechen und nachhause hätte gehen können, und ich hab's einfach nicht getan. Da ist die Schulstunde bei der Lehrerin morgen, die ich nicht ausstehen kann, das geringste Übel.

    Stand der Dinge: Ich liege mit offenen Augen und leichten Vergiftungserscheinungen in der Rille meines eigenen Bettes. Rechts fürchte ich gierige Hände, links die kalte Raufasertapete. Wir sind bei mir zuhause, also kann ich nicht einfach heimfahren. Er ist high und schläft, also kann ich ihn auch nicht einfach rausschmeißen.

    Abgesehen davon fährt nix.

    Wobei: In genau einer Stunde könnte ich ihn rausschmeißen. Eigentlich mache ich so etwas nicht, aber er hat es nicht anders verdient. Der Drogenkonsum per se und das high sein selbst bringen mich immer wieder in Situationen mit Menschen, die ich gar nicht gewollt habe, aber die zwangsläufig so passieren mussten. Nüchtern ist mir das klar und ich kann mich präventiv steuern, gewisse Personen einfach freundlich zu meiden. Dicht gehe ich ihnen auf den Leim und lasse alle meine Grenzen überschreiten. Das Gefühl danach ist jedenfalls noch schlimmer als das bloße Ausnüchtern von dem Termin davor.

    Und ich hab es nichtmal eine Woche durchgehalten... Wegen dieser verdammten Angst! Ehrlich gesagt glaube ich, dass ich auch ohne Nachlegen hier im Forum hängen würde, einfach aus dieser tiefen Unzufriedenheit des Rückfalls heraus.

    Denn ja, so kann man es wohl bezeichnen. Für jeden Rückfall gibt es bestimmt subjektiv gute Gründe.

    - Ich höre gerade, wie das Taxi davonfährt, das ich kurzerhand für meinen Bekannten gerufen habe. Die Wohnung ist leer. Ein riesen Fortschritt. Ich bin so ERLEICHTERT und DANKBAR.

    Als nächsten Schritt muss ich mir für den Rückfall verzeihen. Mein Plan ist noch nicht gescheitert.

    Erstmal Kissen und Laken frisch beziehen, einen Liter Wasser trinken, die Spuren des Rückfalls beseitigen und einen entspannenden Film reinlegen. Morgen sehen wir weiter.

    Angst, Übermüdung und Scham sind keine guten Ratgeber.

  • Ein paar mal wollte ich schon antworten, aber irgendwie fehlte die Idee ...

    Es erinnerte mich zuerst an eine lange zurückliegende Therapie, bei der sollte ich dem Therapeuten berichten wo "eigentlich" mein Problem liege ...

    Er hat sich alles angehört und ne Strichliste geführt :smiling_face:

    Zum Ende sagte er, ich hab nun (was weiß ich ...) 20 mal das Wort "eigentlich" verwendet und nun wird das Wort "eigentlich" mal untersagt und ich solle es nochmal versuchen :grinning_squinting_face:

    Eigentlich hatte ich ein paar Regeln

    Eigentlich mache ich so etwas nicht

    Umfaller passieren und gehören leider immer dazu, das finde ich nicht soooo schlimm.

    Bestimmt kann man von einer Sucht sprechen.

    Ja, das würde ich so unterstreichen!


    Das "Nein"-Sagen selber ist ja gar nicht so das Schwierige, ich bin ja nicht blöd und wenn ich eine Entscheidung getroffen habe, dann aus guten Gründen.

    Ich habe mich dafür entschieden es nicht wegzukippen, weil die reine Möglichkeit es nehmen zu KÖNNEN, mir Sicherheit vermittelt.

    Hier würde ich sagen, so ambivalentes Verhalten zeigt schon, das es nicht um einen freien, gewollten Konsum geht :1:

    Ob du das Geschehen der letzten Nacht deinem Freund erzählen solltest, das kannst nur du selbst entscheiden.

    Das es aber so eine Geschichte zu erzählen gibt, finde ich eigentlich am schlimmsten :frowning_face:

    Mich erschreckt dabei, ich gehe davon aus, das kann jederzeit wieder passieren, weil die grundlegenden Faktoren immer wieder auftreten können.

    Kurz und gut, deine Contras sind vollkommen richtig und sollten die Pros vergessen lassen.

    Es wäre natürlich etwas einfacher wenn du dir dabei helfen lassen würdest, aber das ist noch ein weiterer Schritt!

    Aber man muss schon auch klar sagen, du gehst dein Problem (zumindest hier) sehr offen und ehrlich an :top:

    Was fehlt nun noch, dass du dich zum aufhören bewegen kannst?

    würde mich nicht als die konventionelle Drogenabhängige beschreiben

    Wie bezeichnest du dich dann eher?

  • Ach ich meinte damit nur, dass man es mir nicht auf Anhieb ansieht. Wobei ich da mit Sicherheit nicht die einzige bin.

    Gestern habe ich Alkohol getrunken (mal wieder nicht vertragen) und bin am nächsten Morgen früh aufgewacht und habe eine Stunde lang vor diffuser Verzweiflung geheult und gekotzt. Wow, Partyspaß Deluxe.

    So viel war's gar nicht, eine halbe Flasche Sekt und eine halbe Flasche Wein über den kompletten Abend (20:00-02:00) verteilt. Andere stecken das locker weg in meinem Alter, ich hingegen falle in einen Abgrund ohne Boden. Davon weiß keiner, ich habe den Tag im Delirium vor mich hinvegetiert und gegen 18:00 wurde es besser. Leider bin ich im Allgemeinen nicht gerade mit der stabilsten psychischen Konstitution gesegnet.

    Später am Abend kam mein bester Freund mit Bier vorbei. Er ist der einzige, mit dem ich gelegentlich GBL davor genommen habe (im Gegensatz zu meinem Bekannten, mit dem ich mich insgesamt 2x getroffen hatte - ausschließlich zum Drogen nehmen) und ich meinte zu ihm, lass das Bier, wir nehmen STATTDESSEN Gbl. (Ich bin mir nicht sicher, ob er genau weiß, was wir da eigentlich machen. Ich hab es ihm als "Modedroge der 70er" angepriesen und verkaufe meine Handhabung mit der Spritze als "Drogennehmen unter Laborbedingungen" und damit als Prädikat höchster Sicherheit. Bullshit, wir trinken industriellen Reiniger. Und ich hab auch keine fundierte Ahnung was ich da tue, obwohl ich immer gewissenhaft frage "Bist du nüchtern? Hast du Medikamente eingenommen? Wie ist deine Grundstimmung?" und Uhrzeit und Menge protokolliere. Offensichtlich bin ich ziemlich vertrauenserweckend, oder es ist ihm vielleicht auch einfach egal).

    Er war einverstanden, und so gab es kein Bier - aber dafür Rückfall Nummer 2 in nur einer Woche. Ich nenne es bewusst so, obwohl es sich für mich in dem Moment nicht so angefühlt hat. Im Gegenteil, ich bin mir ziemlich ausgefuchst vorgekommen, dass ich auf den Alkohol verzichten konnte ohne auf ein gesprächsauflockerndes Rauscherleben verzichten zu müssen.

    Nüchtern sein macht mir eine Scheißangst manchmal, weil meine Gefühle mich so im Würgegriff haben. Manchmal fühl ich so viel Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung und Elend dass ich wirklich DANKBAR bin, dass es chemische Abkürzungen gibt, um wieder glücklich zu werden. Klar, ich kenne die Tipps: Duschen, Bett richten, Buch zur Hand nehmen, etwas essen usw. Das ist der etwas umständlichere Weg, kann aber ebenso effektvoll sein. Aber glaubt mir, wenn man verzweifelt zähneklappernd und schluchzend im Bett liegt, während die Zeit zum nächsten Termin drängt - dann macht man automatisch das Erste.

    Im Endeffekt hat sich das Saufereiproblem jetzt auf das Gbl übertragen, mit dem gefährlichen Unterschied, das zweiteres sogar im Alltag funktioniert. Meine Reflektion hier lässt mich den Rückfall zumindest als Rückfall betrachten, das ist schonmal ein Anfang. Die Alternative wäre - und das WEISS ich ganz genau - auf alles zu verzichten. Manche Menschen machen mit Substanzkonsum alles nur noch schlimmer und ich gehöre ganz offensichtlich dazu.

    Aber irgendwie glaube ich immer noch daran, dass ich maßvoll konsumieren kann.

    Aber im Ernst - diese Woche hat mir mit aller Deutlichkeit das Gegenteil vor die Augen geführt. Jetzt gibt es keinen Raum mehr für Ausreden.

  • Ich kann die ganzen negativen Alltagsemotionen gut nachvollzehen.

    Anspannung, Verkrampfung, Unsicherheit, auch die Reaktionen Zynismus, Aversion, Kälte. Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Elend, Trauer.

    Ich kenne das alles, es macht keinen Spass.

    Was man diesen unglücklichen Gefühlen zugute halten kann: Es ist authentisch, es kommt so aus uns. Es ist ein Teil von uns. Es ist ehrlich.

    Sicher gibt es auch einen ganzen Anteil an diesen unglücklichen Emotionen, die wir selber erst ins Leben rufen. Durch Fehlentscheidungen, Irrtum, falsche Haltung, Verfolgung destruktiver Ziele, oder manches mehr. Also wenn solche Emotionen gänzlich überhand nehmen muss das weder unverrückbar noch für immer so sein. Und ist es hoffentlich nicht.

    Ich stehe mittlerweile auf dem Standpunkt, dass ich lieber diesen Jammer ertrage, als mir fake Empfindungen mit Drogen zu geben. Ich kann dich nur dringend bestärken, setz dich dir selber und deinem Leben aus. Erkenne es an, wenn es dir so geht. Leugne es nicht, verdränge es nicht, zerstöre es nicht, betrüge dich nicht.

    Wenn du was dagegen machen willst, mach was dagegen. Mach dir die Mühe einen Weg zu finden, der wirklich eine Lösung oder Verbesserung darstellt. Wahrscheinlich gibt es ihn.

    Aber nicht mit dem teuren Weg deine Emotionen aus dem Weg zu vergiften.

    Es ist Unglück und Schwachsinn. Man schiesst sich ins Knie, alles wird schlimmer. Du weisst das.

    Ich will dich nur ermutigen deine Gefühle, mit Ehrlichkeit auszuleben.

    Ich finde es weit besser zwei h zu heulen, als sich Gift einzulassen.

    Daran gibt es gar keinen Zweifel. Prüfen lassen, ob eine Depression oder soziale Phobie diagnostizierbar ist, und dann einen Versuch der Medikation nach allen Regeln der Kunst ist was ganz anderes.

    Ich erachte Gefühle der Trauer und Verzweiflung als wertvoll. Im Vergleich mit Drogenrausch sogar als kostbar.

    Kritik: Dass du deinem Freund GBL zum ersten Malverabreicht hast, das ist nicht gut. Mach so was doch nicht mehr.

  • Mein Kopf ist so schwer, ich kann gerade leider gar nicht auf all die lieben Antworten eingehen.

    Ich habe es eine ganze Weile nicht gemacht. Dann habe ich es wieder gemacht, weil ich in einer Situation war, die nüchtern nicht auszuhalten war (familiär bedingt) und ich einfach partout keinen Alkohol trinken wollte. Ich wusste nicht, wie ich es nüchtern fertigbringen sollte, mich nicht zu streiten. Ich habe in meiner Erinnerung so dermaßen viele vollkommen aus dem Ruder gelaufene Familienfeste und hatte so eine große Furcht davor, dass sich das ganze wiederholt. Beruhigt, empathogen und leicht verwirrt sind diese Gedanken verflogen und ich war handzahm genug, um keinen Eklat mehr auszulösen.

    Gut war das trotzdem nicht.

    Danach habe ich eine Woche lang gar kein GBL mehr genommen. Dafür wieder getrunken. Alkohol vertrage ich nicht, ich werde psychotisch, verrückt und habe Angstzustände, Depressionen und starke Gliederschmerzen am Tag danach. Eigentlich sollte ich überhaupt nicht mehr trinken oder maximal zwei Bier.

    Der letzte Alkoholrausch lag SO lange zurück (bestimmt einen Monat oder mehr) dass ich mich gar nicht mehr so Recht an die Folgen erinnern konnte. Ich dachte nicht einmal mehr über die Konsequenzen nach und war betrunken dann ohnehin der Meinung, dass es eine gute Idee sei sich bis zur Bewusstlosigkeit abzuschießen. Die Quittung bekam ich am Tag danach in Form von Angst und einer dermaßen existentiellen Verzweiflung, dass es ganz knapp an der Grenze war.

    Drei Tage lang vegetierte ich im Bett vor mir hin (auch hier reden wir nicht von 6 Flaschen Schnaps sondern von 8x0,3er Bieren im Zeitraum von 7h - andere Leute hätten damit absolut kein Problem, bei mir führt diese Menge schon zu Suizidgedanken am Tag danach). Ich hatte innerhalb dieser drei Tage kaum glückliche Stunden und habe viel geweint, auch wieder in der Öffentlichkeit, in Verkehrsmitteln, so peinlich! 3 Tage später war wieder ein gesellschaftliches Event mit einem Abend in einer Bar.

    Ich hatte zwei Tage lang Angst vor diesem Abend weil ich wusste, dass ich mit Alkohol konfrontiert sein würde und außerdem die anwesenden Leute unangenehme Erinnerungen hervorrufen werden (gute Freunde einer ehemaligen besten Freundin, mit der ich im Streit auseinandergegangen bin - und die mich aus Loyalität auch alle ziemlich scheiße finden).

    Ja, was gehe ich da auch hin... Es war wohl die "Flucht nach vorne" (eine Spezialität von mir), der Wille, das Bild von mir ins Positive zu kehren, auch ein "Das lässt du nicht auf dir sitzen und bleibst jetzt daheim, nur weil irgendwelche Idioten, die dich nicht kennen, dich nicht mögen"- Gedanke. Eine alte Freundin, die auch in diesen Kreis gehört und die ich selten sehe, wollte unbedingt dass ich komme.

    Es ist eskaliert. Ich habe die gesamte Aufmerksamkeit auf mich gezogen und habe den kompletten Tisch mit Witzen und Anekdoten unterhalten. Ich bin zur Höchstform aufgelaufen und habe es tatsächlich geschafft, dass man mir gesagt hat: "Wow, du bist ja gar nicht so, wie wir dich in Erinnerung haben. Du bist ein total neuer Mensch!" An dem Punkt wo ich hätte heimgehen müssen (betrunken, Charisma kippte langsam in Hysterie) konnte ich mich plötzlich einfach nicht mehr überwinden. Es lief so gut, ich war so in Fahrt. Ich organisierte ein Taxi und wir fuhren weiter in die nächste Bar.

    Ende vom Lied war, dass ich mich wieder Zuhause bei mir wiederfand, mit irgendeinem Typen. Wir kotzten uns gegenseitig unsere Kindheitserinnerungen vor die Füße und tranken Schnaps aus der Flasche. Nachts fragte er, ob ich Lust hätte zu kuscheln. Ich sagte nein, ich habe einen Freund. Er versuchte es trotzdem. Ich schmiss ihn raus, die Bahnen fuhren schon wieder, so lange hatten wir getrunken.

    Am nächsten Tag zerfraßen mich die Schuldgefühle schon wieder, ich lag weinend und kotzend im Bett, bis ich abends wieder auf eine Veranstaltung gehen musste. Darauf freute ich mich, es waren allesamt liebe Menschen.

    Angewidert vom Alkohol und immer noch mit dem körperlichen Konsequenzen des Katers kämpfend, zog ich das GBL aus der Tasche. Normalerweise hätte ich an dem Abend zwei Bier getrunken, aber daran war nicht zu denken - deshalb dachte ich, ich könne das ruhig substituieren. Dreimal genommen. Falsch gedacht. Mein Schlafrhythmus ist hinüber, die Dämonen stehen an meinem Bett und flüstern zu mir.

    Am liebsten würde ich einfach alles sein lassen, aber ich mache es ja trotzdem aus irgendeinem Grund immer wieder. Ich habe gerade am meisten Angst vor mir selbst. Nicht die übergriffigen Situationen mit anderen Männern selbst jagen mir in erster Linie Angst ein, sondern dass ich es betrunken und high fast schon darauf anlege. Ich bin so, so, so süchtig nach Liebe und Anerkennung. Ich habe so eine Angst vor diesem traumatischen Chaos in meinem Kopf und vor all diesen Menschen, die es nicht gut mit mir meinen.

    Ich bin von meiner Intuition inzwischen völlig abgeschnitten, verkatert, halb verhungert, keine Sekunde Schlaf gehabt.

    Ich werde jetzt alle Drogen vernichten, heiß duschen und versuchen, zu schlafen.

    Vor den nächsten drei Tagen habe ich keine Angst. Ich werde ohne Probleme nüchtern bleiben, zu Tief sitzt der Schock.

    Ich habe Angst vor den nächsten Tagen ab dem 4., 5. Tag. Vor dem 10.

    Davor, dass alles, was jetzt war, verdrängt ist oder mit dummen Ausreden verleugnet wird. Angst vor mir selbst, dass ich mich wieder auf Drogen setze, weil ich es sonst kaum aushalte.

    Jung sein und am Leben zu sein ist so schwer und bitter. Als ich kürzlich ein Fotoalbum mit Kinderbildern von mir angeschaut habe, hab ich einfach nur geweint. Dieses chronisch unglückliche Kind auf den Bildern sieht aus, als sei sein Schicksal vorgezeichnet. Wenn ich für jemanden sterben könnte den ich liebe, ich würde es tun.

    Gute Nacht.

  • Aber im Ernst - diese Woche hat mir mit aller Deutlichkeit das Gegenteil vor die Augen geführt. Jetzt gibt es keinen Raum mehr für Ausreden.

    Nun, so ganz hat das wohl nicht geholfen ... :frowning_face:

    Es ist zwar erst der 2. Tag (nicht der 4. oder 5.), trotzdem - wie schaut's aus?

  • Strider sagte:

    "Kritik: Dass du deinem Freund GBL zum ersten Malverabreicht hast, das ist nicht gut. Mach so was doch nicht mehr."

    Als ich das las hatte ich das erste Mal so etwas wie eine diffuse Ahnung davon, dass meine Entscheidung, einen anderen Menschen quasi "anzufixen", keine gute Idee war.

    Ich schwöre es: Davor war es mir ziemlich egal. Ich war der Meinung, dass die Leute auf sich selbst aufzupassen hatten.

    Dann aber merkte ich am eigenen Leib, wie schwierig das sein konnte: Wie leicht es ist, sich die Hirnchemie zu zerschießen und wie schön noch dazu. Wie das Gift langsam in meinen Alltag und in den meines Freundes sickerte.

    Ich hatte immer Spaß an der Droge, ich nenne es "schwimmen", aber eines Tages merkte ich wie ich einfach nur noch absank, als hätte man mir einen riesigen Stein an den Fuß gebunden.

    Als ich das merkte war es fast schon zu spät (ich bin immer noch clean seit 3 Tagen, aber das ist erst der Anfang und ich muss eine Menge schlechter Gewohnheiten ablegen).

    Jeder Mensch, der mit harten Drogen zu tun hatte, kann bestätigen dass es nach einer Weile süchtig macht. Mein früherer bester Freund ist im Suizid daran gestorben, mein Freund hatte zeitweise eine Charakterwandlung durch den Dauerkonsum, mein jetziger bester Freund hat sich

    1l Liquid Ecstasy

    nachhause bestellt.

    Im LEBEN NICHT wäre ich auf die Idee gekommen, dass er sowas macht. Ich dachte das sei so ein lustiges Ding zwischen uns, ich komme lächelnd mit einem vorbereiteten Fruchtsaft Shot zwischen meinen Brüsten geklemmt von der Öffentlichen Toilette und der Spaß beginnt. High im Copyshop. High in der Sparkasse. High im Netto.

    Alltägliche blöde Pflichten, zugeknallt wie eine Autotür, das war unser Dauerprogramm.

    Heute meinte mein Kumpel zu mir: "Ich hab mir das jetzt bestellt damit ich mein Leben auch besser auf die Reihe bekomme. Lästige Pflichten sind viel lustiger wenn man sie high erledigt."

    Ich habe dem Jungen natürlich ins Gewissen geredet, aber ich glaube ihm nicht dass er das Zeug wirklich vernichtet hat. Dazu kenne ich meine eigenen Lügereien viel zu gut und außerdem war es mein, und nicht sein Vorschlag. Blöd bin ich nicht.

    Letztendlich kann ich nur zuschauen - und mir der Tatsache bewusst werden, dass ich zurecht keine Kollegen mehr habe, die das mit mir machen.

    Die Knallerpause dauert an. Das ist elementarer Bestandteil meiner bisherigen Beobachtungen.

    Ich ahne nichts Gutes.

  • 12. Tag nüchtern, ohne Zigaretten, ohne Alkohol, ohne GBL. Vor zwei Wochen hat mein Praktikum begonnen. Es ist eine großartige Chance, in genau das Berufsfeld& letztendlich in meinen heiligen Gral der gutbezahlten Selbstständigkeit, mit Kassensitz in Teilzeit, reinzukommen.

    3k netto mit 25h/Woche, daneben Zwergdackel, Minischweine und Rosen züchten, Romane schreiben, Babies bekommen und meine Stadtvilla in Hanglage einrichten. U. U. Antiquitätenhandel, wenn ich Fuß fasse. Man kann mir viel vorwerfen, aber nicht, dass ich keine konkreten Vorstellungen hätte.

    Ich bin unglücklich und mir ist langweilig. Ich bin stolz auf mich, dass ich so willensstark geblieben bin und es bis hierher geschafft habe. In meinem Kopf hänge ich in Vorstellungen der Zukunft und versuche einfach jeden Tag meine Praktikantenpflichten so gut wie möglich zu erledigen.

    Vielleicht gehe ich am Wochenende mal wieder eine komplette Nacht tanzen.

  • Ich bin ein psychisches Wrack. Meine Belastbarkeit geht gegen 0. Das Praktikum strengt mich an, ich schauspielere irgendwas zusammen, danach gehe ich nachhause, mache mich bettfertig (gegen 16:00), und weine 5 Stunden, bevor ich wieder schlafen gehe. Ich frage mich die ganze Zeit, ob es sehr wehtun würde sich die Arme mit einer Op-Schere aufzuschneiden. Ich habe ein Video von einem Hund heruntergeladen, dessen Bauch aufgeschnitten wird. Unter seiner Bauchdecke ist eine zweite Bauchdecke und darunter ist er ganz dunkelrot und voller Gewebe. Manchmal denke ich auch tagsüber an solche Dinge und habe Angst ob man es mir ansieht. Ich habe zwei Wochen lang kein Glück mehr gespürt, aber es kommen immer noch Tränen.

  • Es freut mich, zu lesen, dass du dich jetzt drogenfrei durchbeisst.

    Du hast halt schon schwere Probleme. Spannungen. Dillemata. Hilflosigkeiten und Abgründe.

    Das allerletzte was du jetzt gebrauchen kannst, sind Drogen. Das bricht dir das Genick und das muss nicht sein. Das kann dich Jahre kosten und Unmengen bodenloser Verzweiflung einfach nur noch mehren.

    Ich finde es richtungsweisend diese schweren seelischen uns psychischen Leiden nüchtern auszuhalten. Schritte weiter wären dich zu stellen, zu verstehen, und etwas für dich zu machen, dass es dir mal gut geht irgendwann. Dass es aushaltbar wird.

    Nein, GBL nehmen hat nichts mit Glück zu tun. Du weisst möglicherweise nicht was Glück ist.

    Drogen sind eine ekelerregende Fälschung. Und dann noch zersetzend und vernichtend.

    Du redest auch oft positiv vom Rausch. Weil du geblendet bist. Nicht richtig siehst.

    Ich hoffe du schaffst es, dich in Sicherheit zu bringen.

    Ja, du bist wirklich aktuell ein psychisches Wrack.

    Also nimmt dein Freund auch Drogen? Das habe ich nicht richtig verstanden.

    Fang mal an, jemanden ins Vertrauen zu ziehen. Irgendwie hört es sich so an, wenn du dich nicht mal bald richtig auskotzt und irgendwo substanziell Hilfe suchst, dann drohst du zu ersticken.

    Wenn du 5 h alleine heulst, dann heul dich doch bei deinem Freund aus. Oder bei einem Therapeuten oder vielleicht gibt es noch einen Freund.

    Wenn ich das lese, bin ich dankbar diese Droge niemals versucht zu haben.

    Abgesehen davon ist es offensichtlich bei dir dringendst geboten, dich vom Alkohol zu enthalten.

    Dann lieber sozial unsicher sein. Ist meine Meinung. Das ist Gold wert im Vergleich was du dir hier für Trips verpasst. Dann wirklich lieber nüchtern stundenlang heulen. Ich finde es gar nicht so schlimm, sich auszuheulen. Klar, wenn es nie besser wird, dann muss man vielleicht auch noch irgendwelche anderen Massnahmen ausführen. Um Probleme wirklich zu bearbeiten z.b.

  • Oh, hier ist doch noch jemand :smiling_face: ich hatte mich schon damit abgefunden in den leeren Orbit zu schreien. Danke für deine Antwort!

    Ja..ich kämpfe...jeden Tag. Am meisten mit mir selber. Und das war schon immer so, ich kenn das gar nicht anders. Meine Eltern sind nicht perfekt, aber ich war schon als Kind so - superschwierig, rebellisch, schwer zugänglich und destruktiv. Deshalb denke ich mir auch immer: Das krieg ich doch nie mehr weg, das ist eben mein Wesen. ICH bin das Problem - nicht meine Umwelt.


    Mein fester Freund hat GBL vor längerer Zeit mal eine Weile genommen, aber schon lange nicht mehr. Ich hatte nur die Veränderung dieser Wesenszüge an ihm festgestellt. Mein bester Kumpel hat sich aus purer Dummheit und Unreife den Liter bestellt, ich habe ihn sofort bequatscht alles wegzuschmeißen und jetzt darf ich nie mehr was mit ihm nehmen, das wäre unverantwortlich.

    Moment, WAS? Wenn GBL kein Glück ist, WAS DANN?? Dann habe ich noch nie wirklich echtes Glück empfunden. GBL ist die Umarmung der universellen Liebe, die Rückkehr in den Mutterleib, das transzendentale Bedürfnis, die Menschen zu lieben. So fühle ich mich ansonsten NIE. Nicht mal annähernd irgendwas ähnliches. Gefühle sind doch immer reine Hirnchemie, Hormone im Gehirn halt. Bei mir ist da was kaputt. Ich habe nur nachgeholfen.

    Ich kann niemanden um Hilfe bitten. Meine eigene Schwäche zuzugeben macht mir größere Angst, als alles zu verschweigen und zu schauspielern. Meine Probleme spielen in einer Liga, die man keinem Freund antut. Und dabei HABE ich objektiv kein einziges Problem in meinem Leben. ICH bin das Problem. ICH bin die kranke Psychoschlampe.

    Das allerletzte was du jetzt gebrauchen kannst, sind Drogen. Das bricht dir das Genick und das muss nicht sein. Das kann dich Jahre kosten und Unmengen bodenloser Verzweiflung einfach nur noch mehren.

    Das ist die perfekte Beschreibung. Wow! Kann ich genauso unterschreiben. Deshalb ja auch meine Entscheidung...gegen alle Gefühle. Gbl hat meine Probleme kurzfristig verbessert und langfristig verstärkt. Aber..was jetzt? So weiterhin fühlen? Für immer? Meine anderen Kompensatoren waren Rumhuren und mich verschulden, das habe ich auch aufgegeben. Langsam sitze ich auf dem Trockenen :') hätte ich doch nur einen Glauben an irgendwas, würde ich doch nur die Menschen nicht so sehr hassen. Ich sehe keinen Sinn in meiner Existenz oder der Existenz von irgendjemandem. 1/4 des Gärprozesses ist überstanden, jetzt nochmal 60 Jahre.

  • Glück ist aber auch, wenn etwas wahr, schön und gut ist. Dann bildet der gesunde Mensch Glückshormone. Legitime, echte Glückshormone. Und man weiß ganz tief, dass dieses Glück echt ist.

    Drogen sind ja Glückshormonen nachempfundene von außen zugeführte Chemikalien, die den Hormonen ähneln. Nein, dass hat gar nicht das geringste mit Glück zu tun. Das ist die billige und fake Kopie.

    Du schilderst da so eine Art Rucksack, von dem du nicht mehr frei werden kannst. Es fällt dir schwer oder scheint dir nicht möglich, deinen Frieden zu machen. Ich glaube dass nicht wenige so was kennen. Ich kenne vergleichbares. Und dass viele auch eingehen an irgendwelchen Lasten. Oder nur noch gebeugt gehen können. Sei es wegen Schuld, Traumata, Verbitterung. Das sind ja riesige Menschheitsthemen, seit Jahrtausenden, Grundthemen. Ich finde es schon mal ganz günstig, wenn man selbst erkennt, dass man krank ist.

    Mit den Aggressionen wirst du schon nicht noch 60 Jahre leben müssen. Ich finde den Gedanken auch ganz erleichternd, dass diese Veranstaltung nicht ewig oder überlang geht.

    Trotz allen guten Anlässen, die die Menschen (man selber eingeschlossen) zur Verachtung und Abscheu geben: aber es gibt auch das Gute im Menschen. Und auch im Leben.

    Drogen gehören - garantiert - absolut nicht dazu. Es gibt aufbauende Sachen. Sicher auch (sogar) für dich.

  • Ich wollte gerade ansetzen, und gegenargumentieren aber..was weiß ich schon. Meine Sicht ist verzerrt. Ich habe gerade eine halbe Stunde Rotz und Wasser geheult weil 2002 eine Postkarte, die ich im Naturkundemuseum auf einem Schulausflug gekauft hatte, im Rucksack aufgeweicht ist weil meine Trinkflasche kaputt war.

    Das ist 17 Jahre her, so viel zu meiner gegenwärtigen emotionalen Stabilität.

    Ich weiß nicht ob es sowas wie wahres Glück gibt. Essen ist Glück, die eigenen Kinder sind Glück, Sex ist Glück, aber doch auch nur, weil das Gehirn entsprechende Hormone ausstößt damit wir genau diese Sachen machen. Das eigene Kind kann ein kleines Biest sein, Eltern lieben es trotzdem weil die Natur das so vorsieht. Alles Chemie. Niemand ist objektiv.

    Vielleicht würde ich dir zustimmen, wenn wir über Kunst reden würden: Bücher, Filme, Musik! Ehrlich gesagt ertrage ich davon aber kaum was, es weicht sofort die emotionale Kälte auf, die ich meistens im Alltag habe um zu überleben, oder verschlimmert Zusammenbrüche. Oder macht mich wütend, weil ich mir verhöhnt vorkomme, zB wenn ich trotz fröhlicher Musik traurig bin. Auf meinem iPod ist nur deutscher Trash, Eurodance und sehr wütender düsterer Südstaatenrap ("Musik vor der Weiße Angst haben"), alles andere ertrage ich nicht.

  • Aber diese Sachen sind gut, gut Essen, seinen Partner lieben und totale Nähe haben, sein Kind aufbauen, und annehmen, mit all seinen Schwächen.

    Wieso das relativieren, dass das den Menschen glücklich macht?

    Oder in der Natur aktiv sein, das seit alten Vorzeiten angestammte Habitat fühlen, sehen, riechen. Oder durch körperliches Abarbeiten ruhig werden.

    Das sind alles Sachen, die zu einem Menschenleben dazugehören, wenn es erfüllt ist, und was gibt es daran eigentlich auszusetzen? Das sind doch Bausteinchen von einem echten Glück.

    Aber nicht Drogen. Drogen sind die billige Abkürzung. Nichts wurde investiert. Es gibt keine Nähe, keine Leistung, die einen mit Stolz erfüllt, man wird nicht gebarucht.

    Es ist falsch. Gefälscht. Das ist etwas ganz anderes, und gehört abgewöhnt. Und nicht gelobt und nicht auf eine Stufe mit den vernünftigen oben genannten Regungen des menschlichen Lebens gestellt. Nicht annähernd. Niemals.

    Eine höhere Form von Glück ist, denke ich Frieden. Frieden zu erlangen und Dankbarkeit. Ich gehe davon aus, dann ist man glücklich. Man ordnet es so ein, dass man ein erfülltes Leben hat. Das es gut war, wie es war. Es gibt so was ziemlich sicher. Vielleicht nicht für jeden, oder für jeden voll zur Gänze. Aber geben tut es das. Da bin ich sicher. Und ich kenne auch kleine Ansätze von so was.

  • Ja, vielleicht liegt da mein Fehler, ich relativiere all das Glück. Essen macht fett, Kinder sind die Glücksgefühle der Eltern manchmal nicht wert, Partnerschaften zerbrechen, Gott ist erfunden.

    Drogen sind auch scheiße, aber immerhin funktionieren sie. Alles andere habe ich mir mit Argumenten zerschossen, Hydroxybuttersäure tut ihren Job.

    Gehört Drogennehmen nicht irgendwie auch zum menschlichen Leben? Ist es nicht auch Thema durch alle Zeiten hindurch? Nicht nur Menschen berauschen sich, auch Tiere. Das malaysische Federschwanzspitzhörnchen trinkt den ganzen Tag vergorenen Palmnektar, selbst kleine Insekten werden betrunken wenn sie einen vergärenden Apfel zerknabbern.

    Millionen Menschen konsumieren Alkohol in Maßen, ohne jemals ein Problem zu bekommen. Völker haben sich schon vor tausenden von Jahren mit Opium, Kokain etc. berauscht und sich nächtelang in Extase getrommelt und getanzt. Drogen haben für viele Urvölker einen spirituellen Nutzen. In Indien gibt es dutzende (auch hier legale) Mittel, die irgendwo eine Bewusstseinsveränderung hervorrufen, zB den indischen Ginseng, der eine schlaffördernde und stimmungshebende Wirkung hat.

    Es ist nicht wirklich ursprünglich, einen Fleckenentferner zu trinken, das gebe ich zu. Und für mich funktioniert es auch nicht langfristig als Glücksbringer. Ich zweifle meine Entscheidung, aufzuhören auch nicht an.

    Nur...macht mich diese Welt auch sonst nicht glücklich. Ich weiß nicht, wie ich mit meinem Leben fertigwerden kann. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass mich die Welt eines Tages in Ruhe lässt - ich hoffe, eben jenen Frieden finden. Eines Tages...

  • Glück ist auch nicht allgegenwärtig. Meistens muss man was investieren um zu ernten. Ansonsten gibt es viel Einheitsbrei im Alltag. Und oft muss man auch investieren und kriegt kein Glück.

    Klar, Essen, Parterschaft, Kinderkriegen. Es ist schon richtig, dass sich das verheissungsvoll anhört, und dann kommt mal eine Menge Aufwand und Nebenwirkungen.

    Der Unterschied bei der Droge ist die Hochverfügbarkeit.

    Nur ist die Droge auch zerstörerisch. Zu behaupten die Droge "funktioniere" ist ja nicht wahrheitsgemäss. Sie funktioniert ja nur von jetzt auf gleich. Kurz danach wird doch gezahlt mit Katzenjammer. Mit dem Leid teilweise, dass du jetzt auch durchlebst. Man hebt alles jetzt ab, und in der Zukunft ist alles leergesaugt und verbraucht und grau.

    Partnerschaft, irgendwelche positiven Leidenschaften machen viel Arbeit und in bescheidenenerem Umfang Glück. Ja. Aber im Normalfall baut man sich dabei was auf. So sollte es sein, und ich hoffe bei vielen klappt das. Wenigstens bei 50 %. Dann hat man auch was.

    Bei Drogen baut man zu 100% ab mittelfristig. Hat nichts mehr außer Angst und Not und körperlichem und psychischen Abbau.

    Das Argument mit dem Rausch der Naturvölker schön und gut. Bei denen ist das aber meist ritualisiert. Auch gesunder Alkoholkonsum ist begrenzt.

    Süchtiger Konsum, der das Leben einsaugt, durch den Wolf dreht und hinten fliegen nur die Reste als Schnipsel raus macht weder das vernünftige Federschwanzspitzhörnchen noch der seriöse Schamane.

    So oder so, selbst wenn es irgendwo vernünftigen Drogenkonsum gibt, so find ich es weit hergeholt, dass das was mit Glück zu tun hat.

    Neben der Suche nach Glück steckt beim ausufernden Drogenkonsum oft auch der Wunsch dahinter, seine Stimmung zu regulieren. Wenn Leute als unangemessen empfundene dunkle Stimmungen erleben. z.B. Es ist auch verständlich und angemessen, seine Stimmungen verbessern zu wollen.

    Aber es macht keinen vernünftigen Sinn, das mit toxischen Lösungsmitteln und dergleichen Dingen mit extremen Schadwirkungen erledigen zu wollen.

    Was man von der Droge lernen kann, meiner Meinung nach:

    Dass man etwas hochverfügbares brauch, oder sich verfügbar machen muss, um seine Stimmung zu regulieren, oder den Kopf freizukriegen.

    Aber das sollte kein Gift sein. Das muss was anderes sein.

    Und wenn man Probleme hat, dann werden die auch nicht von Drogen irgendwie bearbeitet und überwunden.

    Drogen funktionieren nicht nachhaltig. Absolut nicht.

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