15Jahre Cannabis - jetzt Entzug- etwas Angst

  • Hallo Liebe Forenmitglieder,

    ich habe gerade meinen kleinen letzten Rest Weed geraucht und nun soll es das erstmal gewesen sein, nach ca 15Jahren täglichen Kiffens...

    Gemischte Gefühle machen sich breit, alleine der Zustand das ich nichts mehr zuhause habe gab es so nie...

    Aber mal ganz von vorne:

    Ich bin w, 35Jahre, verheiratet, zwei Kinder, Berufstätig.

    Meine ersten Erfahrungen mit dem kiffen hab ich mit 13Jahren gemacht, von da an bis ca zum 18.Lebensjahr hab ich so ziemlich alles ausprobiert. Mein ganzer Freundes- und Bekanntenkreis hatte etwas mit Drogen zu tun, das war nichts besonderes. Nebenbei hab ich aber trotzdem meine Schule beendet und eine Ausbildung begonnen. Bestanden hätte ich diese wohl nicht, aber bevor ich mir darüber hätte sorgen machen müssen, hat der Betrieb im 2.Lehrjahr Konkurs angemeldet und ich damit auch meinen Ausbildungsplatz los.

    Dann hab ich mich etwa ein Jahr mit Aushilfstätigkeiten über Wasser gehalten, bevor das Schicksal eine gute Wendung genommen hat und ich ein Jobangebot bekommen habe, für das ich aber 300km weit weg musste. Dafür hab ich gutes Geld verdient und durch den Ortswechsel und das andere Umfeld war ich wirklich zwei Jahre komplett clean.

    Nach ca zwei Jahren hab ich meinen Bruder zu mir geholt, da dieser mittlerweile schwer Heroinabhängig war und kurz vor der Entscheidung stand: Tod oder Knast

    Aus einem kurzen Urlaub bei mir ist ein Einzug in meine Wohnung geworden.

    Und irgendwann hielt mein Bruder mir Weed unter die Nase und fragte ob wir nicht mal wieder einen rauchen wollen würden.

    Ich war schwach und habe geraucht, und seit diesem Tag ist Cannabis mein täglicher Begleiter.

    Natürlich war die Menge anfangs eher gering, aber das steigert sich ja stetig.

    Das war ungefähr 2004/2005.

    2008 lernte ich meinen Mann kennen. Er mag kiffen garnicht, akzeptiert/toleriert es aber bei mir.

    2010 hab ich meinen ersten Sohn bekommen, und ich habe sogar in den Schwangerschaften geraucht. Zwar sehr reduziert, aber ganz sein lassen konnte ich es nicht.

    2012 bei meinem zweiten Sohn das selbe, und ich kann nur Gott danken das die beiden anscheinend dadurch keine "schäden" erlitten haben.

    Mittlerweile sind die beiden 8 und 6 Jahre und unser ganzer Stolz. Sie sind ganz normal entwickelt, haben viele Freunde, gehören jeweils zu den besten in ihrer Klasse, sind hilfsbereit und eigentlich Grundsätzlich fröhlich. Natürlich zicken wir uns auch mal an, und sie testen ihre Grenzen aus, aber alles im normalen Rahmen.

    Sie haben mich auch noch nie konsumieren gesehen, darauf achte ich penibel.

    Hier an meinem Wohnort weiß sowieso niemand von mir das ich kiffe, ausser mein Bruder und mein Mann.

    Es würde auch keiner von mir vermuten, wir leben auf einem kleinen Dorf und wir sind ganz gut angesehen, das möchte ich auch nicht gefährden.

    Es ist ja auch nicht so das ich den ganzen Tag "breit" rumlaufe, ich habe schon eine Toleranz entwickelt die sicherlich zum teil unnatürlich ist.

    Ich bin ca 160cm gross, wiege 55kg und habe die letzten zwei-drei Jahre konstant 1-3Gramm geraucht. Und das nur hochwertiges Weed. Zum Glück wohnen wir nah an den Niederlanden...

    Aber jetzt bin ich schon seit 12 Tagen nicht mehr dort gewesen und nun ist auch mein letzter Rest verraucht.

    Wieso ich nicht einfach wieder hinfahre?

    Einerseits nichts lieber als das, andererseits will ich es mir auch beweisen. Wie abhängig bin ich eigentlich?

    Ein großer Faktor der mich auch dazu bewegt ist natürlich der finanzielle Aspekt, wenn man wöchentlich 150-200Euro für Weed, kleine extras (Space-Muffin etc.) und tanken ausgibt, dann summiert sich das schon. Zum Glück verdienen mein Mann und ich sehr gut, so das es auch möglich war/ist das ich das tue. Wir haben uns trotzdem letztes Jahr ein Häuschen gekauft und auch immer etwas auf der hohen Kante. Wir schwimmen trotzdem nicht im Geld, so das ich (ausser für Weed) für mich garkein Geld mehr ausgeben habe. Ich hatte halt ein schlechtes Gewissen meiner Familie gegenüber, so das ich immer geguckt habe das es meinem Mann und meinen Kindern an nichts fehlt, eher das Gegenteil, ich hab sie verwöhnt. Aber mir, ausser Weed, nix gegönnt. Meine Sneakers, die ich eigentlich täglich trage sind mittlerweile 2,5Jahre alt. Bei meiner Kleidung achte ich natürlich drauf das sie chic wirkt, aber ich habe kaum ein Oberteil das mehr wie 10euro gekostet hat.

    Wenn ich mir jetzt vorstelle das ich mir jede Woche, ohne schlechtes Gewissen, mir etwas für 100€ kaufen kann, dann lockt mich das schon.

    Trotzdem begleitet mich Angst und etwas Panik.

    Wie werde ich heute Abend schlafen können, und vor den träumen hab ich etwas angst. ich kann mich nicht erinnern wann ich das letzte mal geträumt habe...

    Als Linderung hab ich mir für meine e-zigarette ein CBD liquid bestellt, das sollte heute geliefert werden.

    Hat jemand von euch Erfahrung mit CBD?

    Normalerweise würde ich jetzt einen rauchen gehen, aber ich gehe jetzt nur raus ne Zigarette rauchen...

    Entschuldigt den langen Text, das ist nur ein kleiner Abriss, aber trotzdem ziemlich lang geworden.

    Falls gewünscht, berichte ich wie es mir weiter ergeht, und ob ich durchhalte...

    LG

    Julia

  • Na und wie ist der Stand heute?

    Selbst hab ich keine Erfahrung mit CBD, aber ich kenne viele Studien und Erfahrungsberichte.

    Böse gesagt, ein Alk-Entzug mit alkoholfreien Bier ist das gleiche :grinning_squinting_face:
    ==> CBD kann die Wirkung von THC verstärken

    Ich gehe mal davon aus, du hast dich mit Entzugserscheinungen auseinandergesetzt?

    Die werden vermutlich nun ja einsetzen, bis 3 g am Tag ist ja auch nicht grade wenig :winking_face:

    Da du grade einsteigst, wäre vlt unser Partnerprogramm Lass das Gras was für dich ...

    Bin gespannt wie es dir ergeht.

  • Hallo Franz,

    ja noch halte ich durch. Es sind jetzt fast 30std.

    Aber es ist anstrengend....

    Zum CBD hab ich sehr viel gelesen und eigentlich heben sich CBD und THC gegenseitig auf. Bedeutet wenn ich einen Joint rauche und danach CBD Liquid dann entfaltet sich die Wirkung nicht wirklich. Beides will ich ja aber auch garnicht, was mir nur in den Artikeln und Erfahrungsberichten an CBD gefallen hat ist das es keine berauschende Wirkung hat, aber trotzdem beruhigend bis schläfrig wirkt.

    Es ist auch tatsächlich nicht mit kiffen zu vergleichen, die Wirkung ist vielleicht etwas beruhigend, aber nochmal werd ich mir das nicht mehr bestellen.

    Dafür ist es zu teuer und selbige Wirkung (oder ähnlich) kann ich auch mit Baldrian o.ä. erzielen.

    Meine größten Probleme gerade sind das schlafen, das schwitzen und meine Laune.

    Die Nacht war ziemlich unruhig und verschwitzt, aber noch ohne Träume. Den Vormittag auf Arbeit hab ich gut hinter mich bringen können, aber das sitzt ja auch noch so drinne. Vor der Arbeit hab ich nie geraucht, direkt danach und am Wochenende dann auch vormittags.

    Seit ich aber wieder zuhause bin würde ich mich doch gerne wieder kurz zurück ziehen und einen dampfen, aber ich hab ja nichts hier. So gut kenn ich mich dann doch, das ich bei einer Notreserve schon wieder schwach geworden wäre.

    Ich merke nur extrem wie mein Stresslevel sinkt...

    Meine Kinder haben heute Freunde und Nachbarn zu besuch, das ist eigentlich Normalität das sich die Kinder aus der Nachbarschaft treffen und plötzlich hat man 4-7 Kinder im Garten spielen. Ich fand das immer schön, und auch wenn die Gruppe mal am zanken oder brüllen war dann hat mir das wenig ausgemacht. Ich hab dann versucht zu schlichten, ein paar Bonbons rausgestellt und gut war.

    Heute bin ich schon zweimal hin und hab dann auch gerade gesagt das ich die Gruppe gleich auflöse und meine Jungs jeder in sein Zimmer gehen kann wenn das nicht friedlich abläuft.

    Das sieht mir garnicht ähnlich, und so kenn ich mich auch garnicht.

    Das ganze tut mir jetzt schon wieder leid, das sind Kinder und die leiden jetzt drunter.

    Ok, leiden ist vielleicht übertrieben, aber Mama ist einfach nicht gut drauf und dafür können die beiden Garnichts.

    Mein Mann hält sich völlig im Hintergrund. Er hatte mit der kifferei nie was zu tun, also ist der Entzug auch meine Sache.

    Das hat er zwar nicht so gesagt, aber er fragt weder wie es mir geht noch … ach ich weiß selber nicht.

    Jetzt gerade könnte ich einfach so losheulen.

    Mal sehen wie es weitergeht. Ich habe jedenfalls vor durchzuhalten und nicht loszufahren um neues zu holen, auch wenn ich jetzt zweimal täglich duschen gehen kann vor lauter schwitzen...

    Mal schauen wie die Nacht wird und der morgige Tag.

    Liebe Grüße

  • Hi Julia,

    ist völlig im "normalen" Bereich, wie es bei dir gerade verläuft!
    Es ist ja nicht nur, dass sich dein ganzes System umstellt, sondern vermutlich hauptsächlich die miese Schlafqualität, die das Nervensytem so flattrig macht.

    Baldrian vor'm Schlafengehen ist ne recht sichere Sache, im Vergleich zu der CBD Geschichte sind da jedenfalls die Wirkungen/Nebenwirkungen bekannt.

    Kannst alternativ übrigens auch ne gute Vollmilch mit nem EL Biohonig einnehmen (wie bei Baldrian auch: Ne halbe Stunde vorm ins Bett gehen...

    Die CBD Geschichte verfolge ich sehr interessiert (ich bin Berater bei besagtem "Lass-das-Gras" Programm) und hab da noch keine klare Meinung dazu.

    Meiner Beobachtung nach stelle ich bis jetzt fest: CBD als Tropfen bzw Dragees ist hilfreicher als CBD Gras zu rauchen; das sehe ich sehr kritisch, da es genau den gleichen

    Ablauf hat wie der Konsum von Gras; vergleichbar mit alkoholfreiem Bier bzw diesen Nikotinersatzsachen, die man oral zu sich nimmt!

    Der Körper denkt: "Geil, jetzt kommt die Droge" und dann ist da nix! Was leicht dazu verleitet, dann doch was "Richtiges" zu wollen!

    Bei der Tropfen/Dragee Einnahme dagegen kann man das - bei guter Motivation - scheinbar viel besser trennen.Ist für mich nachvollziehbar!

    Mal sehen wie es weitergeht. Ich habe jedenfalls vor durchzuhalten und nicht loszufahren um neues zu holen, auch wenn ich jetzt zweimal täglich duschen gehen kann vor lauter schwitzen...


    Mal schauen wie die Nacht wird und der morgige Tag.

    :top: Genau, hangle dich von einem Tag zum nächsten & auch wenn es gerade noch so depri sein sollte: Erinnere dich an die miesen Kifftage, da ging es einem auch nicht gut!

    Und es wird besser werden mit dem Schlaf, das wirkt sich dann auf die Tagesform aus und so gehste Schritt für Schritt weiter...

    LG.KLaus

  • hallo ganesha,

    danke für deine aufmunternden Worte.

    Tag 3 ist erreicht und eigentlich sollte es nun ja etwas besser werden. Aber ich glaube auch das diese Erfahrungswerte, die ich gelesen habe, das nach 3 Tagen das akute vorbei ist, nicht auf mein Konsumverhalten passt.

    Das wäre ja auch zu schön wenn man nach 15Jahren Konsum in 3 Tagen mit dem körperlichen Entzug durch ist.

    Ich habe immernoch ein unterirdisches Stresslevel. Eigentlich bin ich relativ gut gelaunt aber bei der kleinsten Sache die mir quer kommt sinkt meine Laune sofort ins traurig / aggressive.

    Ich werde mir morgen Neurapass Balance aus der Apotheke holen. Das sind pfanzliche Stimmungsaufheller die mir manchmal wenn wir auf Familienbesuch waren, und ich nur abends rauchen konnte, tagsüber eigentlich gut geholfen meine Laune zu halten.

    Mal abwarten, schaden wird's mir wohl nicht.

    Schwitzen tue ich noch viel und mein Appetit ist so gut wie garnicht vorhanden.

    Das was ich seit Freitag gegessen hab wäre sonst eine Mahlzeit gewesen, aber ich kriege einfach nichts runter...

    Ich weiß, ich jammere gerade viel, verzeiht mir bitte.

    Liebe Grüße

  • Tag 3 ist erreicht und eigentlich sollte es nun ja etwas besser werden. Aber ich glaube auch das diese Erfahrungswerte, die ich gelesen habe, das nach 3 Tagen das akute vorbei ist, nicht auf mein Konsumverhalten passt.

    Das wäre ja auch zu schön wenn man nach 15Jahren Konsum in 3 Tagen mit dem körperlichen Entzug durch ist.

    Moin Julia,

    ja, das kann bei THC sehr unterschiedlich sein - im Vergleich zum Beispiel zu Heroin, wo der körperliche Entzug sozusagen "klassischer" verläuft!

    Und du hast ja schon heftig und starkes Zeugs geraucht...

    Die Devise "von Tag zu Tag" gilt aber weiterhin und es wird sich definitiv bessern...

    Ich werde mir morgen Neurapass Balance aus der Apotheke holen. Das sind pfanzliche Stimmungsaufheller die mir manchmal wenn wir auf Familienbesuch waren, und ich nur abends rauchen konnte, tagsüber eigentlich gut geholfen meine Laune zu halten.

    Im Prinzip ne gute Sache, allerdings würde ich darauf achten, wie deine Haut auf die Sonne reagiert; durch das enthaltene Johanniskraut könnte die empfindlicher werden...

    Falls du andere Medis nimmst - unter anderem auch AntiBaby Pille - google mal, ob es keine Unverträglichkeiten gibt.

    Ich kann es nimmer nehmen, da es sich mit einem meiner Blutdruckmedis nicht verträgt...

    Ich weiß, ich jammere gerade viel, verzeiht mir bitte.

    :thumbs_up:Dafür ist so ein Forum ein guter Platz und die meisten hier kennen das ja von sich selbst.Also immer raus damit, das ist hilfreich!

    LG und nen guten Tag.Klaus

  • Mein Mann hält sich völlig im Hintergrund. Er hatte mit der kifferei nie was zu tun, also ist der Entzug auch meine Sache.

    Das hat er zwar nicht so gesagt, aber er fragt weder wie es mir geht noch … ach ich weiß selber nicht.

    Manchmal sollte man nicht auf Reaktionen warten, noch dazu wenn er keinen Plan hat, was bei dir grade abgeht.

    Also klag dein Leid, dann wirst sehen, ob er drauf anspringt :smiling_face:

    Ansonsten, weiter so, in 1 bis 2 Wochen schaut die Sache3 schon ganz anders aus ...

    :thumbs_up:

  • Tag 4

    Danke erstmal für eure aufmunternden Worte. Die tun wirklich gut, und vor allem sind es gerade die einzigen die ich erhalte.

    Da so gut wie niemand von meinem Konsum wusste, genauso weiß jetzt ja auch keiner was ich durchmache.

    Das einzige was mein Mann tut ist Abstand halten, so fühle ich mich noch einsamer mit meiner Sache... Wozu tue ich mir das eigentlich an?

    Die Stimmung zwischen uns ist sehr angespannt, und um so mehr Abstand er hält umso wütender werde ich auf ihn.

    Eine reale Schulter zum anlehnen wäre schön, aber die hab ich gerade nicht...

    Ich habe das Gefühl das schwitzen wird weniger, aber die emotionale Seite wird anstrengender.

    Meine Gedanken kreisen immer noch viel ums rauchen, das ist sehr anstrengend.

    Ich versuche mich aber auf meine erste Belohnung zu freuen, ich hab mich nämlich entschieden mir jede Woche Abstinenz etwas schönes zu kaufen.

    So kann ich mich von Tag zu Tag und von Woche zu Woche hangeln...

  • Es ist sehr schade und auch sehr unverständlich, dass dir dein Mann in dieser schwierigen Zeit nicht hilft. Ich kann sehr gut verstehen, dass du da wütend auf ihn wirst. Da scheinen in euerer Beziehung einige ungeklärte Probleme zu bestehen, und es tut sich offenbar schon die nächste Baustelle auf, die mal aufgelöst werden sollte.

    Was ich tun würde: Sag ihm ganz deutlich, dass du ihn und seine Unterstützung jetzt brauchst. Fordere dies explizit von ihm ein. Wenn er dann weiterhin nicht bereit ist auf deinen Ruf nach Hilfe zu reagieren, frag ihn, warum er die angeforderte Hilfe verweigert. Vielleicht ergibt sich daraus eine Diskussion in der sichtbar wird, wo das Problem wirklich liegt. Wenn man es dann kennt, kann man beginnen daran zu arbeiten.

    Ob du allerdings dieses Fass aufmachen willst während du gerade noch viel Kraft an einer anderen Front brauchst, kannst du nur selbst entscheiden.

    Eine andere Schulter zum Anlehnen gibt es wirklich nicht? Keine verständnisvollen Eltern, gut meinende Geschwister, liebe Freundinnen oder Freunde? Ich denke es würde dir sehr helfen, wenn du dich auch außerhalb dieses Forums in der richtigen Welt mit jemandem über deine aktuelle Situation offen austauschen könntest. Vielleicht gibt es in deiner Gegend irgendwo eine Selbsthilfegruppe?

  • Hi Julia,

    Ja, die körperlichen Symptome klingen nun langsam ab - ich vermute mal, auch die Schlafqualität ist etwas besser geworden?

    Zu eurer Beziehungsspannung möchte ich folgendes sagen:

    Ziehe deinen Entzug durch und etabliere das Cleansein in deinem Leben & verschwende für den Moment so wenig Energie wie möglich auf den Beziehungskram.

    Fakt ist, dass ihr das wohl schon länger Diskrepanzen habt, die nun eben ans Licht kommen.

    Dein Mann hat die ganze Zeit zu deinem Konsum geschwiegen (warum auch immer, aber er hat es eben toleriert).

    Nun bist du seit ein paar Tagen clean, kommst immer mehr zu dir & entdeckst, fühlst plötzlich Defizite in eurem Verhältnis...

    Ich kann dir da nur raten, mach dir für dich ne Art von Stoffsammling, in der du dir Positv/Negativ mal schriftlich aufschreibst und schaue dir das dann in aller Ruhe an.

    Gerade nach dem Stop ist man HYPERsensitiv und hat auf einmal Lust, alles mögliche in Frage zu stellen und zu verändern.

    Leider schießt man dabei gerne auch über das Ziel hinaus...

    Gib dir - und eurer Beziehung etwas Zeit; an den neuen Staus müsst ihr euch alle erstmal gewöhnen und das kann anfangs echt zwicken!

    Mit der Zeit wirst du einiges von dem, was dir gerade gegen den Strich geht, etwas milder beurteilen können & dann macht es Sinn, sich mit dem Partner entspannt auseinanderzusetzen,

    finde ich.

    Meine Gedanken kreisen immer noch viel ums rauchen, das ist sehr anstrengend.

    Ich versuche mich aber auf meine erste Belohnung zu freuen, ich hab mich nämlich entschieden mir jede Woche Abstinenz etwas schönes zu kaufen.

    Gute Idee & sich dann bewußt machen, dass das Geld vorher in Rauch & Rausch aufgegangen wäre!

    LG.Klaus

  • Tag 5

    Die Arbeit war heute wirklich gut, alles ging mir leicht von der Hand und obwohl es sehr stressig war hab ich es gut gelaunt hinter mich bringen können. Den Weg nach Hause hab ich versucht rauszuzögern, ich war noch im Solarium und einkaufen.

    Jetzt gerade gab es einen heftigen Streit hier zu Hause, ich hab ihn gefragt ob er sich nicht schämt dafür das er mich Null unterstützt, naja, daraus ist eine Diskussion und ein Streit geworden.

    Er nimmt den Versuch des aufhörens nicht ernst und weil er sich keine Hoffnungen machen möchte lässt er mich einfach in ruhe.

    Ich bin bei Tag 5! Sowas, freiwillig, mit der Möglichkeit doch loszufahren und was zu kaufen, gab es die letzten 15Jahre nicht bei mir, aber er nimmt es nicht ernst.

    Ganz toll, ich leide hier und er nimmt das nicht ernst...

    Will er das ich wieder losfahre? Will er hinterher sagen können "hab ich es doch gewusst" und sich die Hände reiben?

    Ich bin mit meinem Latein wirklich am Ende.

    Sehr oft bei Diskussionen hat er mir das Rauchen und das damit verbundene zurückziehen vorgeworfen, ich dachte immer er wäre glücklich und stolz wenn ich das alles bleiben lasse, aber das er mich so garnicht Unterstützt und auffängt, nur weil er sich nicht sicher ist ob ich es Ernst meine, was ist denn das für eine Einstellung? Selbst wenn ich drei oder sieben Versuche brauchen würde um aufzuhören, sollte er mich nicht einfach unterstützen?

    Er weiß auch das ich damit alleine dastehe, ich stehe weinend vor ihm und bei ihm regt sich nichts...

    Gerade er sollte wissen wie wichtig Unterstützung ist. Er war selber von ca. 2009 - 2013 an einer schweren Depression erkrankt, eine Bipolare Störung wurde diagnostiziert, dazu kam noch ein starkes Alkoholproblem.

    Wenn ich an diese Zeit zurückdenke dann wird mir ganz anders...

    Er hat viele Therapieversuche unternommen und ist jedesmal Rückfällig geworden, von einem Alkoholentzug kam er betrunken wieder, weil er sich auf der Rückfahrt im Zug mit Sekt und Bier belohnt hat. Das ganze gipfelte dann im Verlust des Führerscheins und einem, zum Glück, misslungenen Suizid.

    Das waren Jahre die mich so viel Kraft gekostet haben, er hat mich teilweise weggestossen und ich bin trotzdem wieder auf ihn zu.

    Lange Rede, kurzer Sinn, er hat dann endlich eine Therapie gefunden und einen Arzt die wirklich was gebracht haben. Er ist komplett weg von Alkohol und auch seelisch stabil. Danach war unsere Beziehung traumhaft. Wir haben, glaub ich, fast zwei Jahre garnicht gestritten, wir haben harmoniert und uns gegenseitig gut getan.

    Jetzt sind wir an den Punkt das ich seine Hilfe bräuchte, und er überhaupt nicht bereit ist für mich dazusein.

    Natürlich hab ich Fehler, ich bin auch manchmal sehr wütend, und dann hab ich seine Unterstützung nicht verdient.

    Ich weiß nicht wohin uns dieser Weg führt, aber ich ziehe das jetzt für mich durch, und ihm diese Genugtuung nicht zu geben ist noch eine Motivation mehr für mich.

    Leider gibt es wirklich keinen, außer meiner Schwester, mit der ich reden kann. Aber sie arbeitet viel und hat privat auch ihr Päckchen zu tragen, ist also nur seltend erreichbar. Ich hab schon überlegt ob ich das Sorgentelefon mal anrufen soll.

    Meine Mama ist diese Woche im Urlaub, sonst hätte ich ihr mein Herz ausgeschüttet. Sie weiß wohl grob das Gras immer wieder mal ne Rolle bei mir gespielt hat, aber solange ich alles auf die Reihe kriege lässt sie mich damit schon seit meiner Jugend gewähren und fragt nie. Da meine Eltern auch 150km entfernt wohnen konnte ich das auch immer Perfekt verbergen.

    Ansonsten hab ich hier direkt in meiner Nähe keine Freunde oder Familie mehr mit denen ich reden könnte.

    Ich hab halt nach aussen hin immer aufgepasst das keiner etwas mitkriegt. Und zutrauen würde mir das schon keiner.

    Man hab ich wieder viel geschrieben...

    Der Zuspruch von euch ist gerade der einzige den ich erhalte, traurig aber wahr. Deswegen ist aber auch so wertvoll für mich, es tut mir Leid das ich euch so zutexte und hoffe ich verschrecke euch nicht....

    Ich glaube ich gehe jetzt eine Runde spazieren, frische Luft tut mir gerade bestimmt gut, und vielleicht kann ich dann auch aufhören zu weinen.

    Danke nochmal.

    Julia

  • Oh Mann ... :55: Da kommt ja noch einiges auf euch zu...

    Kümmere dich jetzt erst mal um dich und um deinen Plan vom Kiffen ganz wegzukommen. Das ist schwer genug. Wenn das in trockenen Tüchern ist, kannst du beginnen an der Beziehung zu arbeiten. Mir scheint, das könnte schwieriger und langwieriger werden als dein aktuelles Problem.

  • Ich weiß nicht wohin uns dieser Weg führt, aber ich ziehe das jetzt für mich durch,

    Hi Julia,

    und genau DAS ist der springende Punkt!

    Ich mag Sturheit im Alltag nicht wirklich, aber für mich selbst und meinen Weg aus der Drogenmisere raus, war & ist es DAS Mittel!

    NEIN zu allen Einflüsterungen, die mich da verführen und meinen Willen aufweichen wollen, hat mir sehr geholfen.

    Natürlich kommen da einige Probleme nach, wenn man dann mal clean ist - aber wenn man ehrlich zu sich ist, sind ja die meisten dieser Probleme zu einem Großteil

    der Zeit des Konsums und des NichtHinSehens geschuldet.

    LG und weiter viel Kraft! Klaus

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