Angst, dumm zu sein

  • Hallo Leute, ich bin neu hier.

    Ich schreibe hier, weil ich Angst habe, dumm zu sein. Es macht mich fertig. Jeden Tag, jede Stunde, jede Nacht.

    Ich bin eigentlich keine Person, die dem "dummen Klischee" entsprechen würde. Ich bin sprachbegabt und Mathematik fällt mir auch nicht schwer. Ich lerne gerne, bin sehr wissensdurstig und auch musikalisch sowie künstlerisch begabt. Ich möchte Lehramt studieren, da mir Wissensvermittlung mega Spaß macht. Ich liebe es, anderen Menschen etwas beizubringen. Ich habe eine Vorliebe für Komplexes und "Gewagtes", ich interessiere mich für Quantenphysik, theoretische Physik, Astrophysik und und und ...

    ... und ich habe ständig Angst, dumm zu sein.

    Zu meiner Vorgeschichte: (Achtung, langer Text)

    Ich wurde sehr oft in meinem Leben als dumm bezeichnet. Schon seit meiner Kindheit.

    Damals, mit einem Zeugnis, das fürs Gymnasium reichte, wurde ich auf die Hauptschule (nicht dasselbe wie die deutsche Hauptschule) geschickt, obwohl ich das eigentlich nicht wollte. Es gab zu meiner Schulzeit noch eine Unterteilung in Leistungsgruppen (1: ähnlich Gymnasium, 2: Durchschnitt, 3: ganz leicht), dort wollte mich meine Mutter in Mathe in die 2. LG stecken, obwohl ich meiner Note zufolge in die 1. kam. Ich habe tagelang gefleht, dann kam ich in die 1. und hatte eine 1. Das alles mit der Begründung, die 1. ist zu schwer, da müsste ich zu viel tun, das pack ich nicht. Im Klartext, sie hielt mich wieder einmal für zu wenig kompetent, wie so oft in meinem Leben. Ja, ich habs ich zwar "bewiesen", aber die Geschichte geht weiter.

    Dann während meiner Hauptschulzeit setzte meine Mutter irgendwie alles daran, dass ich denke, ich wäre inkompetent. Jeden Aufsatz, egal ob er noch so gut war, kommentierte sie negativ. Sie besserte Sätze aus, war nie zufrieden. Sie hatte immer etwas zu meckern, nie, wirklich nie, konnte ich ihn so abgeben, wie ich ihn geschrieben habe. Sie musste immer etwas "verbessern". Somit dachte ich jahrelang, dass mir das Schreiben von Texten nicht liege, was sich später als falsch herausstellte. Aber es ist, als hätte sich der ganze Ärger von damals in meine Seele gefressen und holt mich jetzt nach und nach in den passenden Situationen ein. Dann, in der 4. Klasse, als ich den Aufsatz unter 2 Namen speicherte und den unverbesserten abgab, war er der beste der Klasse und diente als Muster. Allerdings dachte dann die Lehrerin, dass mir bei diesen, welcher alleine mein Werk war, meine Mutter geholfen haben muss, sonst kann er ja nicht so gut sein. Die Mitschüler dachten das auch, mir wurde natürlich wiedermal nicht geglaubt, dass ich alleine einen guten Aufsatz hinkriege kann ja nicht sein. Jede Englischschularbeit schrieb ich unter größter Nervosität, da mir bei einer 3 ein Mega-Anschiss drohte, auch bei einer 3+. Dadurch machte ich viele Fehler (Konzentrationsmangel, Angst), kassierte einen Mega-Anschiss und dachte, sprachlich sei ich unbegabt. Auch hatte ich in einer Mathearbeit mal eine 5, deshalb, weil ich schwer gemobbt wurde und an meine Belastungsgrenze geriet. Aber egal, ich muss ja faul oder inkompetent oder gleich beides sein. Gut, Mimena kann kein Mathe und braucht Nachhilfe, dass ich psychisch am Ende war wurde komplett außer Acht gelassen.

    Dann ging ich in die Oberstufe eines Gymnasiums. Mir ging es psychisch mega übel aufgrund den Jahren vorher. Ich hatte keine Kraft für gar nichts mehr. Ich konnte nicht mehr. Meine Leistungen waren dann dementsprechend schlecht, nicht weil ich nichts verstand, ich war so mega belastet, ich konnte nicht mehr lernen. Ich war ein Wrack. Dann goss meine Mutter noch Öl ins Feuer. Sie redete mir monatelang ein, dass ich dumm bin. Die Lehrer und die Mitschüler dachten auch, dass ich dumm bin. Meine Freunde fanden auch, dass die Schule zu schwer für mich sei, aus welchem Grund auch immer. Ich war einfach immer und überall ein Schwächling. Ein dummer, naiver Schwächling. Dann, irgendwann, dachte ich auch, ich sei dumm. Mir wurde es so lange eingeredet, bis ich es selber glaubte. Mein Selbstwertgefühl war eh schon im A****, deshalb war es nicht schwer, mich das glauben zu lassen. Dann brach ich die Schule ab, da ich dachte, es wird eh nichts mehr, da ich zu dumm bin und auf Anraten meiner Mutter.

    Später habe ich schmerzlich realisiert, dass das Blödsinn war und ich sie Schule leicht geschafft hätte. Ich bin einfach auf eine Manipulatorin hereingefallen. Nun zuckt mein Herz immer zusammen, wenn ich irgendwo dumm dastehe. Wenn ich Denkfehler mache, eine lange Leitung habe (zwar sehr selten), oder irgendetwas nicht sofort kapiere, fühle ich mich sofort mega schlecht. Ich habe höllische Angst, dumm zu sein. Ich kann schon nicht mehr schlafen deshalb. Wenn jemand Andeutungen macht, ich sei dumm, fühle ich eine Ohnmacht, die ich nie zu einer anderen Zeit fühle. Ich fühle mich dann eliminiert, es schwirrt tagelang in meinem Kopf herum, ich fühle mich dann wertlos, inkompetent und irgendwie in Gefahr. Nicht mehr sicher. Als könne dann jeder mit mir einfach machen was er wolle.

    Es ist, als dürfte ich, was das Vertrauen in anderen Menschen oder deren Worte betrifft, keine Fehler mehr machen. Als müsste ich alles dreifach analysieren, damit ich ja nicht wieder in eine Falle trete. Ständig habe ich Angst, irgendwo irgendwie irgendeinen Fakt zu übersehen oder Unterton in einer Stimme zu überhören, der mich, wenn ich ihn übersehen würde, ins Unheil stürzen würde. Ich fühle mich, als wäre einfach mit meinem Kopf, mit meinen Gedanken, gespielt worden. Ich fühle mich so gedemütigt, entwürdigt und wie Klopapier durch den Dreck gezogen.

    Dann stellt sich natürlich die Frage, ob ich dumm bin, weil ich darauf reingefallen bin. Weil ich meine Mutter nicht durchschaut habe, da ich nicht realisierte, dass sie aus purem Eigeninteresse handelte. Ich fühle mich, als wäre mein Urteil nichts mehr wert, da ich eh dumm bin. Als könnte ich mich auf meine geistigen Fähigkeiten nicht mehr verlassen, da ich ja zu blöd war, das Spielchen zu erkennen.

    Ich komme mir so dumm, klein und unnütze vor. Wie eine dumme, kleine Schande. Eine dumme, kleine, schuldige Schande. Einfach nur blöd. Ist das die Realität oder haben sich diese Gefühle nur so sehr in mein Herz gefressen, dass sie jetzt alles überschatten?

    Meistens schauten die Menschen nur auf mich herab. Respekt hatte selten jemand vor mir und für alles, was mir ein anderer antat, bekam ich die Schuld.

    Wer bis hierher gelesen hat, danke! Es musste raus! Nur, habt ihr Tipps, wie ich mich weniger dumm fühlen könnte? Oder ist das irrelevant, da ich einfach dumm bin? Gott, in meinem Kopf herrscht Chaos. Ich bin so durcheinander. - Und ich hoffe so sehr, ich hoffe es so sehr, nicht dumm zu sein.

  • Servus Mimena,

    wenn man als Kind so behandelt wird, ist es letztlich kein Wunder wenn m an später an sich zweifelt.

    Jede Faser hat Angst, dass wer was über dich nur denken könnte ...

    Aus der Nummer kommst meiner Meinung nur mit therapeutischer Unterstützung raus - so tief verwurzelt das zu sein scheint (nach deiner Schilderung).

    Wenn du studieren willst, wie ging es denn weiter, hast du trotzdem ein Abi gemacht oder so?

    Was machst du also jetzt?

    Du bist sicher nicht dumm, aber dein Selbstwertgefühl ist am Boden und das gehört eben am Besten mit einem Fachmann/-frau angegangen.

    Und wer diesen Schritt geht, der ist nicht dumm sondern sehr klug - auch wenn so mancher vlt wieder da Gegenteil sagen wird!!

  • Danke, ja, ich bin dabei, mir Unterstützung zu holen. Wie du dir denken kannst, konnte ich mir da schon wieder einiges anhören: "da gehen nur die Verrückten hin", "das ist peinlich" und und und. Aber was meine Eltern nicht zu verstehen scheinen, es geht um meine Gesundheit und mein Wohlbefinden, da kann ich doch nicht mehr drauf achten, ob es jemand irgendwie peinlich finden könnte. - Und ja ich mach grad mein Abi (mit zeitlicher Verzögerung, aber doch), diesbezüglich geht es mir weniger ums Formale, sondern mehr darum, wie dumm man sich fühlen kann, wenn man mal in so einem großen Ausmaß verarscht wird und es plötzlich nicht mehr um Kleinigkeiten geht. Aber ich glaube du weißt was ich meine. - Und ja, mein Selbstwertgefühl scheint wirklich am Boden zu sein, wenn ich mir was gutes tun will oder anfangen will, mehr auf mich zu achten, bekomme ich schon ein schlechtes Gewissen, da ich früher immer nur aushalten musste und mir Erholung nie zugestanden wurde, als es mir schlecht ging. Ich komme in letzter Zeit immer öfter drauf, dass so manche Probleme, die ich habe, nicht nur oberflächlicher Natur sind, sondern eigentlich viel tiefer sitzen. - Und je mehr ich "aufdecke", desto größer wird das Chaos in meinem Kopf.

    Danke, es tut echt gut, wenn man mal mit jemandem kommunizieren kann, der einen nicht gleich irgendetwas vorwirft, wie es mir in solchen Situationen, wenn ich mich öffne, leider viel zu oft passiert.

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