Hallo allerseits,
Vorab, etwas zu meiner Person.
Demnächst habe ich mein drittes Jahrzehnt auf unserem schönen Planeten bewältigt. Bin stolzer Vater, habe eine tolle Ehefrau und wir haben uns den Traum vom Eigenheim verwirklicht.
Dennoch habe ich schwer mit mir zu kämpfen. Ca. 17 Jahre trinke ich, davon waren ca. 9 Jahre illegale Drogen (nicht nur Cannabis).
Ungefähr 4 Jahre habe ich Abstinenz von jeglicher illegalen Droge geschafft. Der Gedanke war stehts da, aber ertragbar. Vergangenes Jahr wurde ich im Bezug auf Cannabis rückfällig. Schaffte es aber schnell und relativ einfach erneut davon los zu kommen. Für meine Familie und nicht zu letzt wegen der notwendigen MPU.
Aber, das trinken bekomme ich einfach nicht weg.
Ein dutzend Bier sind für mich keine Schwierigkeit.
Ich bin keiner der Leute, die besoffen Stress und Streit anfangen. Im Gegenteil, um so mehr Alkohol ich trinke, um so umgänglicher und friedfertiger werde ich. Die Lust etwas zu machen, etwas zu bewegen, steigt von Bier zu Bier immer weiter an. Im übrigen trinke ich "nur" Bier. Schnaps ist eine absolute Seltenheit.
Dennoch ist mir der offensichtliche Missbrauch völlig klar.
Über die Jahre habe ich es oft mit Reduktion versucht. Schaffte es auf mittwochs nicht mehr als 5 und Samstags eben nicht mehr als 8.
Schnell änderte es sich jedes mal bei irgendwelchen Einbrüchen im Leben.
Und davon gab es viele...
Reduktion kam also nicht mehr in Frage.
Somit wollte ich es, wie schon bei der Drogengeschichte, mit kaltem Entzug versuchen. Habe mich dummerweise nicht ausgehend über eventuelle, einhergehende, Folgen informiert.
Vor einer Woche habe ich das letzte mal etwas getrunken, also bis auf heute.
Es ging mir von Tag zu Tag immer schlechter. Körperlich hatte ich, bis auf massig schwitzen, keine Probleme.
Aber meine psyche machte mir extreme Schwierigkeiten.
An schlafen vor 3 oder 4 Uhr frühs war nicht zu denken. Dauerhafte Niedergeschlagenheit, ständiges "ungünstiges" (Wenn man es denn so bezeichnen kann) denken, völlige antriebslosikeit und massiver innerlicher Hass, haben mich die ganze Woche stark beeinträchtigt.
Nun sitze ich hier und trinke eins nach dem anderen... So wie sonst...
Mir geht es aktuell scheinbar gut.
"der Kopf kommt klar"
Wenn man es denn so ausdrücken kann.
Der Streit mit meiner Frau scheint es wert gewesen zu sein...
Keine Sorge, mir ist durchaus klar, dass es das nicht wert war.
Dennoch empfinde ich gerade so.
Seltsam zu wissen, dass man etwas falsches macht, sich aber dennoch gut fühlt. Ist das die Schattenseite einer Sucht?
Bei illegalen Drogen habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, ob es richtig oder falsch ist...
Nächste Woche will ich zu meinem Hausarzt gehen und um Hilfe bitten.
Mir sind durch ausgiebige Recherchen allerlei ärztliche Hilfen bekannt.
Worum es mir hier geht ist folgendes;
Wie kann ich meinen Alltag so gestalten, dass dieser Drang, von mir unterbunden werden kann?
Welche Erfahrungen und Tipps habt ihr für mich?
Kann ich auch ohne Medikamente diese private Hölle überstehen?
Was habt ihr zur Ablenkung genutzt?
Oder ist der medikamentöse Weg vielleicht doch angebracht?
Ich würde mich über jegliche Hilfe sehr freuen.
Gruß Marcel