Was erwartet mich in der Anfangszeit der LZ Therapie

  • Hallo! Nächste Woche werde ich eine Reha antreten, um vom Alkohol los zu kommen. Mir macht die Sache doch so langsam ein wenig Angst.

    Meine Klinik hat mir die Hausordnung geschickt. Für die ersten 8 Tage gelten aber andere Regeln, u.a. Kontaktsperre nach Außen, Handy abgeben.

    Das finde ich schon wirklich blöd.

    Kann mir vielleicht jemand sagen, was mich in der ersten Zeit sonst so erwartet wird oder kann?

    Vielen Dank im Voraus :smiling_face:

  • Servus Zampanella

    Solch ein Schritt bringt natürlich viele Veränderungen mit sich und einiges macht natürlich auch Angst.
    Die Hausordnungen sind aber leider nötig, auch wenn wir im ersten Moment krass erscheinen.
    Wenn aber diese einschneidenden Bestimmungen auf acht Tage begrenzt sind, ist es eben noch relativ human geregelt, viele andere Stellen haben wesentlich längere Kontaktsperren.

    Solche Vorgaben sind aber einfach aus dem Grund nötig, weil aufgezeigt werden soll, dass die volle Konzentration nun auf dieses Ereignis zurichten ist.
    Eine stationäre Reha hat schon mal keinen wesentlichen Vorteil, man kommt aus der gewohnten Umgebung und das wird bei den meisten einiges erleichtern.
    Wenn man sich auf solche ungewohnte Maßnahmen einlässt, sollte man der Sache eine Chance geben und vielleicht von Woche zu Woche schauen.
    Zudem hast du auch in der aktuellen Krise unheimlich Glück, viele werden vermutlich ihre geplante Reha vielleicht gar nicht antreten können.

    Wie ist das eigentlich mit der Entgiftung geplant?
    Oft wird er zuvor eine stationäre klinische Entgiftung verlangt, trifft das bei dir nicht zu?

    Vielleicht erzählst du auch mal wie es dir in der Vergangenheit zu ergangen und wie es zu der Angestellten Reha gekommen ist.
    Schon hierfür großen Respekt, dass du diesen Entschluss gefasst hast!

  • Hallo Franz, vielen Dank für die lieben Worte!

    Die Entgiftung habe ich schon gemacht. Zwischen Entlassung und Aufnahme in der Reha vergehen nun vier Wochen. Bisher hatte ich keine großen Probleme abstinent zu bleiben. Lediglich an einem Geburtstag in der Familie hatte ich auch Lust mal ein Bier mit zu trinken, aber das war eher mit etwas Appetit zu vergleichen und absolut auszuhalten.

    Ich habe leider oft nach Feierabend getrunken, es wurde immer mehr und letztendlich bin ich leider auch betrunken gefahren (ich schäme mich zutiefst!!!). Das war der Auslöser, dass ich es mir nicht mehr schön reden konnte, nach dem Motto: "heute Abend genehmige ich mir noch mal ein bis zwei Bierchen (woraus dann ja doch meistens mehr wurde), morgen lass ich es sein".

    Meinen Führerschein bin ich nun los. Ich warte seit einigen Wochen auf das Blutergebnis, es geht leider nicht voran.

    Nun geht bald meine Reha los und wie gesagt, ich habe etwas Bammel vor dieser ersten Woche.

    Ich verstehe schon, dass ich mich nicht ablenken lassen soll, aber trotzdem ist das sehr hart für mich.


    Viele Grüße!

  • Meinen Führerschein bin ich nun los. Ich warte seit einigen Wochen auf das Blutergebnis, es geht leider nicht voran.

    Der Nebeneffekt deiner anstehenden Reha wird auch in dieser Hinsicht in gewisser Weise hilfreich sein, aber es sollte natürlich nicht der einzige Grund sein.

    Die Ängste vor dem Unbekannten sind ganz normal, vermutlich hatte jeder vor einer solchen Maßnahme :winking_face:
    Wenn du dich aber auf dieses Angebot einlässt, wirst du viel über dich und deine Suchterkrankungen lernen.
    Da du schon Entgiftung hinter dir hast, hast du ja auch schon wirklich schwere Zeiten erlebt und schlimmer wird der Reha bestimmt auch nicht.
    Es wird anders sein, ich hoffe und wünsche für dich du kannst dich auf die therapeutischen Maßnahmen einlassen, viele belächeln das und tun es als unnütz ab.
    Gerade Dinge wie zum Beispiel „Muskelrelaxation“, Entspannungstechniken und auch Gruppengespräche mögen für den Anfang sehr merkwürdig erscheinen.
    Ich empfehle sich wirklich auf alles einzulassen, mit der Zeit kann man immer noch entscheiden was für einen hilfreich ist und was eben nicht.

    Vielleicht berichtest du ja auch hier wie es dir ergeht, für dich vielleicht eine gute Ablenkung, für andere ein hilfreicher Einblick :smiling_face:

  • eigentlich war mir schon länger klar, dass ich ein Suchtproblem habe aber den Schritt zu gehen eine Therapie zu machen und es damit quasi auch meinem Umfeld offenbaren zu müssen, habe ich so ohne "Druck von außen" nicht geschafft.

    Letztendlich bin ich auch irgendwie froh diesen Weg nun zu gehen, denn der Alkohol macht so viel kaputt. Nicht nur den Körper (Gott sei Dank ist es bei mir noch nicht so weit gekommen), sondern vor allem auch zwischenmenschliche Beziehungen. Ich habe mich niemandem anvertraut und heimlich getrunken. Mein Mann hat mich drauf angesprochen, ich habe immer verneint und ihn somit angelogen, was gar nicht meine Art ist. Sicherlich wäre das irgendwann umgeschlagen und ich hätte ihn dann nicht mehr an meiner Seite. Wer möchte das schon mitmachen?


    Ich habe eine Ausbildung im sozialen Bereich gemacht und dort auch Entspannungstechniken gelernt und damals haben sie mir gut gefallen. In der Zeit der Entgiftung konnte ich mich nicht wirklich drauf einlassen, es sprang zu viel Anderes im Kopf herum. Aber nun mit etwas Abstand kann ich mir vorstellen mich in der Reha wieder drauf einlassen zu können.

    In der Entgiftung habe ich mich auch gewundert, dass einzelne Gespräche mit den Psychologen oder Sozialarbeitern gar nicht so wirklich angedacht sind und man sie extra beantragen muss. Aber diese Gruppengespräche haben mir auch schon was gebracht. Von den anderen Mitpatienten bekommt man manchmal auch eine andere Sicht auf die Dinge oder man entdeckt sich selbst wieder in bestimmten Verhaltensweisen.

  • Was du in erster Linie erwarten kannst, ist, aus deinem Alltag rauszutreten.

    Sucht heißt ja, eingefahrene Gewohnheiten und Verhalten. Da sind ständig einströmende Alltagsstressoren von innen und außen, und man reagiert mit diesem reflexartigen Griff nach etwas, das nützen soll, aber dann richtet es Schaden an. Man greift nach einer vermeintlichen Maßnahme die einen als unangemessen empfundenen Zustand in Kopf oder Herz beenden soll. Aber dazu taugen Alkohol und Drogen nicht nachhaltig. Dazu braucht es richtige Lösungen und Strategien und Taktiken.

    Aber die entwickelt der Süchtige nicht, er nimmt seine Scheinlösung und ändert nichts. Man verharrt, statt sich oder die Situation auf gesunde Weise durch wirklich geeignete Maßnahmen anzupassen. Und natürlich sind da die organischen Schäden. Gerade Alkohol gehört laut Medizinern mit zum Schlimmsten. Wenn es viel oder lange reingeht.

    Rauszutreten aus dem Alltag bietet einen Schutz vor diesem ständigen Suchtmitteleinfluß.

    Kontaktsperre ist absoluter Standard, damit man auf sich geworfen ist, damit man nicht von Medienkonsum oder in seinen gewohnten Beziehungsbahnen beschäftigt ist, und somit abgelenkt ist. Es ist ein wichtiges Ziel bei sich anzukommen, zu Anfang jeder solchen Maßnahme.

    Es lohnt sich, sich mit sich auseinanderzusetzen. Es bietet Chancen, die man nicht hat, wenn es weitergeht wie bisher.

    Dass Fremdmotivation vorhanden ist, war bei mir nicht anders, als ich den Absprung machte. Aber das reicht nicht, das kann als Krücke helfen, aber falls man insgeheim den Konsum wertschätzt (obwohl er de facto so toll nicht ist, so erfüllend und heilsam nicht ist), dann schafft man es nicht, befreit zu werden.

    Führerschein ist ganz toll, ohne Frage, aber Alkohol oder Drogen ablegen ist eine großartige und umfassende Befreiung, die Perspektiven und neue Möglichkeiten in sich trägt für wertvolle Entwicklungen im Leben.

    Entgiftung ist erstmal sehr physisch und niedrigschwellig. Der Körper ist möglicherweise in einem ungewohnten oder sogar extremen Zustand. Da ist man üblicherweise für Gesprächstherapie nicht so gut erreichbar.

    Das ganze Projekt Sucht überwinden geht ganz bestimmt nicht in Tagen oder Wochen von statten.

    Es mag sein, dass deswegen keine regelmäßigen Gespräche angesetzt waren in der Entgiftung.

    Es ist auch jede Therapie anders und man kann sich überall was rausziehen, aber die ideale individuelle Therapie gibt es vielleicht auch in der Praxis eher selten. Es hängt auch vieles, wahrscheinlich das meiste von einem selber ab. Also man ist auch auf eigene Arbeit angewiesen. Aber man kriegt Anleitungen, Impulse, Mittel, je nachdem was die Therapeuten vor Ort so anbieten können.

    Viel Erfolg beim Ankommen und Einleben!

  • Anfangszeit heißt erstmal die Alltagsabläufe kennenlernen:

    - Wo schläft man

    - Wo isst man

    - Wer ist noch da

    - Wer ist Bezugstherpeut

    - Was sind Alltagstätigkeiten, Arbeit, Therapie, Sport

    - Ruhezeiten und Aktivitäten

    Typisch ist, dass es Gruppen gibt, beispielsweise Blitzlicht reihum, wo steht gerade jeder gefühls- und gedankenmäßig.

    Es ist nicht davon auszugehen, dass dich etwas überfordert. Es finden sich sehr wahrscheinlich auch nette und interessante Leute. Da gibt es wenig Grund, sich Sorgen zu machen.

    Denk eher über deine Ziele oder Bedürfnisse nach. Geh recht entspannt da hin.

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