Innere Abhängigkeit/Klammern

  • Zitat von eternal;68101


    Ich wollt schon immer ne Freundin ganz für mich allein.


    Eine beste Freundin. Das würde ich mir auch wünschen. Und ich wüsste auch, wen ich mir da vorstelle, aber das ist genauso eine "Klammerperson", wie schon in den anderen postings beschrieben.

    Ich kenne das Problem auch, schon ganz lange. In der Schulzeit waren es diverse Lehrer oder Lehrerinnen, später dann andere Personen. Es geht mir auch auf die Nerven, aber wenn da mal zwischenzeitlich niemand ist, dann fehlt mir auch was.

    In anderen Freundschaften oder Beziehungen neige ich auch zum Klammern, aber das ist irgendwie noch was anderes. Mit dieser einen Person ist es irgendwie besonders kompliziert, vor allem, man darf nichts falsch machen. Habe ich mal in einem Gespräch "falsch" reagiert, dann verfolgt mich das noch tagelang und ich mache mir Vorwürfe.

    Das andere Problem, das man zu schnell zu viel von sich erzählt, das kenne ich auch. Ich habe überhaupt kein Gefühl dafür, was angemessen ist. Vertraue manchmal Leuten zu schnell und hinterher ist es mir (oder auch denen) dann peinlich. Es ist schwierig, wenn man ohne vernünftige "Sozialisation" aufwächst, sich im späteren Leben zu orientieren. Ich wünschte, ich hätte da früher mehr gelernt.

  • Guten Abend zusammen,

    ja, die Antwort von mir hat mal wieder auf sich warten lassen :o

    Joe, ja es soll aufhören. Wenn man nur wüsste wie man das beeinflussen könnte.
    Es hängt einfach an einem. Gedanken sind dort, wo man sie nicht haben will.
    Aber ich bin mir sicher, dass es irgendwann aufhört. Irgendwann muss es aufhören.

    Ich habe die Erfahrung vor zwei Tagen gemacht.
    Habe an dem Tag meine alte Klammerperson getroffen, mit ihr geredet und es war nichts von den alten Gedanken und Gefühlen da.
    Ich habe mich normal mit ihr unterhalten können. Hatte zwar ne kleinen Hoffnung, dass sie mich fragt wie es mir geht, aber sie hat es nicht getan und irgendwie war ich froh. Wir haben uns früher viel und auch größtenteils tiefgehend unterhalten. Und nun wollte ich es nicht. Ihre Anwesenheit hat mich nich völlig aus dem Konzept gebracht und ich konnte mich sogar annähernd normal mit ihr Austauschen.
    Das mag für Aussenstehende, die soetwas noch nie erlebt haben, wahrscheinlich total bescheurt anhören.
    Aber für mich ist ein kleiner Schritt.
    Nach fast zwei Jahren, räumlicher Trennung und totalen Kontaktabbruch und viele Gedanken hab ich nun Abstand gewinnen können.

    Nur leider glaube ich, dass es daran liegt, dass ich nun eine neue Klammerperson hab :face_with_rolling_eyes:

    Aber mir hat es gezeigt, dass es irgendwann mal aufhört.
    Wahrscheinlich wenn wir selbst genügen Sicherheit haben.


    Sweety, danke für deine Erfahrungen die du hier mit uns teilst.
    Die Veränderung die du gerade erlebt oder erlebt hast, von Klammern zu einem Stück Gleichgültigkeit die gegenüber. Ich denke damit kann man auch nicht wirklich einfach mit umgehen.
    Aber vielleicht ist das ein Beispiel dafür, dass bei dieser Klammergeschichte dieses gewisse Stück "Sicherheit" eine Rolle spielt.
    Wenn man sich selbst aufrecht erhalten will such tman sich jemanden der einem damit unterstützt. Vielleicht glauben wir einfach nicht an unsere Kräfte und Klammern deshalb an Personen, weil wir denken, dass die groß und stark sind.

    Achje alles Theorien.

    Sweety, ist bei dir durch die Gleichgültigkeit jeder Funken von Klammern verschwunden oder ist da noch ein Restbestand irgendwoe?


    Zitat

    Es geht mir auch auf die Nerven, aber wenn da mal zwischenzeitlich niemand ist, dann fehlt mir auch was.

    Altheira, meinst du du könntest beschreiben, was dir da fehlt?


    Ich habe letzte Thera-Stunde sehr intensiv über dieses Thema geredet und mir sind parallelen aufgezeigt worden, weshalb die Kalmmerei bei mir nun da ist oder immernoch.
    Habt ihr da Ideen, was es bei euch sein könnte?
    Ereignisse die vorgefallen sind, bei dem der Verlust (sei es auch "nur" durch örtliche oder emitionale Abwendung) sehr schemrzhaft war, oder ähnliches?

    mit lieben Gruß
    Zyna

  • Liebe Zyna,

    ja, auch mir kommt dieses Thema sehr bekannt vor! Ich habe mich früher auch sehr an Lehrer/innen gehängt, was mich zu einem großen Außenseiter in der Schule gemacht und zu starkem Mobbing von Seiten der Mitschüler geführt hat. Und auch heute merke ich noch sehr oft, wie mir diese innere Abhängigkeit passiert... Z.B. bei meinem Freund... Wenn er sich nicht zum verabredeten Zeitpunkt melde, denke ich gleich, dass er nichts mehr von mir will, dass ich ihm egal bin, dass er mich nicht mehr liebt, etc. Ist natürlich für ne Beziehung nicht gerade förderlich und deswegen arbeite ich auch daran.
    Ich denke, die Ursache für dieses Klammern bei uns ist eine ganz große Verlustangst. Bei mir, so hab ich es in der Therapie erarbeitet, liegt es daran, dass ich mich in der Kindheit immer allein und verlassen gefühlt habe und meine Eltern mich zwar nicht körperlich, aber doch emotional verlassen haben und nie für mich da waren. Vom Kopf her weiß ich zwar genau, dass ich genau durch dieses Klammern das erreichen werde, wovor ich am meisten Angst habe, aber mein gefühl, meine Angst interessiert das nicht wirklich... :face_with_rolling_eyes: Naja, ich bin in meinem Leben fast immer von Menschen, die mir nahe standen (emotional) verlassen worden. Und es ist nun mal so: Der Mensch ist ein Herdentier, er kann nicht alleine leben, daran geht er zugrunde. Die Gemeinschaft mit anderen, der Kontakt zu anderen ist also ein Grundbedürfnis wie essen, trinken und schlafen. Es ist nicht nur lebens-, sondern auch existenznotwendig. Und wenn man nun immer wieder verlassen wurde, hat die Seele Angst, dass dieses grundbedürfnis nicht mehr befriedigt werden kann. Also muss man die Menschen, die einem eventuell das gefühl geben könnten, dass sie dieses Grundbedürfnis erfüllen, ganz ganz fest halten, denn man weiß ja nie, ob (wenn diese Person weg ist) nochmal jemand kommt, der dann für einen da ist... Deswegen Sucht man immer wieder verzweifelt jemand, im gleichzeitigen Bewusstsein, dass das für einen selbst und für die andere Person alles andere als gut ist!
    Und wenn es eine neue "Klammerperson" gibt, dann ist die alte nicht mehr wichtig.

    Dass du in der Therapie darüber geredet hast, ist ein sehr sehr guter Ansatz! :smiling_face: Ich denke, dieses Klammern hat vielleicht auch was mit einem sehr geringen Selbstwertgefühl zu tun, denn wenn man von sich selbst keine gute Meinung hat, dann ist die Angst verlassen zu werden natürlich viel größer, weil man sich selbst nicht vorstellen kann, dass jemand freiwillig bei einem bleibt. Deswegen dann immer auch die Angst: "Was denkt der andere von mir?" und unterschwellig die Angst: "Hoffentlich erkennt er nicht, wie ich wirklich bin, sonst wendet er sich gerantiert von mir ab!"

    Mach weiter so, rede in der Therapie darüber und versuch, Dinge zu finden, die dein Selbstbewusstsein stärken!

    Liebe Grüße
    rose

  • Vielen Dank Rose, für deine Antwort.

    Ich finde es gut, dass du bei dir weißt woher dieses Klammern kommt.
    Ich denke erst wenn man das weiß oder einen solchen Ansatz hat, dann besteht dir Möglichkeit mit viel Arbeit seine Gedanken irgendwann umzulenken.

    Seitdem ich weiß woran es liegen könnte, schwebt dieses Thema nicht mehr so in der Luft, sondern ich habe das Gefühl es ein Stück weit fassen zu könnnen.

    Deine Erklärung, woher dieser Klammerdrang kommt oder wodruch er ensteht finde ich sehr Aufschlussreich! Genauso denke ich auch.
    Und genau hier erstaunt es mich auch immer wieder, wie sehr Erinnerungen, Erlebnisse von früher einen die Jahre über begleitet und beeinträchtigt.

    Du schreibst, dass du das Wissen hast, dass genau durch diese Klamemrei die Gefahr besteht dass die Bindung auseinander geht. So ist es bei mir auch und wahrscheinlich noch bei einem haufen anderer.
    Aber Gefühle können einen Verrückt machen und sämtlichen vernünftigen Verstand blockieren.
    Dabei sollte einem eigentlich bewusst sein, dass man sich selbst am meisten Halt geben kann und sich nicht an andere klammern muss. Aber wie gesagt. In Verlustangst-Momenten nützt uns das relativ wenig!

    JA diese Selbstzweifel die man sich oft macht sind bestimmt nochmal ein utnerstützendes Glied in der Kette. Es spielen so viele Faktoren noch unterstützend dazu.

    Wie ist es denn bei dir (oder auch bei auch - die Frage stell ich auch an jeden anderen :smiling_face: ), klammerst du offensichtlich? Also merkt der Gegenüber das dann?


    So, ja ich werd versuchen weiter mit meiner Therapeutin zu reden, mir selbst irgendwie neue Wege zu schaffen.

    Doch das gleiche wünsch ich dir auch. DAss du dich so weit stärkst und lernst dass du diese Selbstzweifel nicht brauchst, denn du bist in Ordnung so, wie du bist!
    Und ich hoffe, dass du bald das Kalmmern nicht mehr brauchst!

    liebe Grüße
    Zyna

  • Hm. Woher komtm das klammern...

    Also einen Gedanken habe ich dazu: bin ganz alleine mit meiner Alk-Mama aufgewachsen. Wie oft sehe ich mich als kleine Knabe hilflos neben meine Mama hocken, wenn sie mal wie so oft im völligen Delirium auf den Erdboden geknallt ist...
    Mama! Mama! habe ich gerufen und vergeblich an ihr gerüttelt...
    Ohne sie wäre ich ganz alleine gewesen. Der Verlust des mir "wichtigsten" Menschen (heute: Partnerin) treibt mich wieder und weider in tiefste Depressionen ...
    ...mag nicht mehr weiter erzählen.;(

  • Zitat

    Wie ist es denn bei dir, klammerst du offensichtlich? Also merkt der Gegenüber das dann?


    Naja, es ist schon manchmal auffällig. Wenn mein Fruend z.B. gesagt hat, er ruft um die und die Uhrzeit an und er tut es dann nicht, dann ruf ich direkt an und werde halb wahnsinnig, wenn ich ihn nicht erreiche. :frowning_face: Beispiel: Er wollte an einem Vormittag zu mir kommen, weil wir mittags gemeinsam einen Krankengymnastiktermin hatten. Er wollte um elf mit der S-Bahn bei mir sein, war er dann aber nicht. Am Abend zuvor hatten wir telefoniert und da war er stark im Unterzucker. Also, er kam nicht und ich rief ihn an, aber er ging nicht an sein Handy. Da bin ich bald durchgedreht, weil ich Angst hatte, dass er im Unterzuckerkoma bei sich in der Wohnung liegt, sagte den KG-Termin ab und wollte zu ihm fahren. Kurz vor halb zwölf rief er dann an, er hätte vormittags noch einiges zu erledigen gehabt, das hätte nicht so funktioniert, deswegen hätte er die S-Bahn verpasst und sein Handy hatte er nicht gehört... Ich war in Tränen aufgelöst... Ok, liegt vielleicht auch daran, dass ich ihn schon mal im Zuckerkoma aufgefunden hab (damals aber Überzucker) und er auf die intensivstation im Krankenhaus kam. Laut Notarzt wäre er vermutlich fünf Stunden später tot gewesen... Ich denke, das trägt auch dazu bei, dass ich mir dann vermehrt Sorgen mach, wenn er sich nicht meldet oder nicht erreichbar ist... Aber ich muss sagen, er kann mit meinem Klammern relativ gut umgehen. Ich habe versucht, es ihm zu erklären, was dann in mir vorgeht. Wirklich nachvollziehen kann er es zwar nicht, aber imnmerhin ansatzweise verstehen. Wie ist es bei dir Zyna, merken bei dir die betreffenden Personen dein Klammern?

    Liebe Grüße
    rose

  • Hab die beiträge verfolgt und such zusammenhänge in meiner biographie nach situationen und kontakten, die existenziell waren und bedroht bzw. von verlust geprägt:

    zu meiner mutter hatte ich eine total fixierende beziehung, sie war mein einziger sicherer ort, verbündete, wie eine heilige für mich und ich erinner mich an mein Kinderdenken, dass ich ohne sie niemals leben könne - dann jedoch verdrehte sich das verhältnis, weil ich mit zunehmendem alter permanent Angst hatte um ihr leben, mich mit ihr verbündete in der ablehnung/Angst vor ihrem mann und wir die rollen vertauschten, in dem ich sie vor ihm beschützte, auf sie aufpasste, wache hielt und ihr beistand, sie rettete
    (anstatt dass sie mich schützte vor seinen mißhandlungen und mißbrauch)

    da niemand die dinge benannte und alle so taten, als wäre es in ordnung und es nie worte darüber gab:17:, was geschah, kam von mir zeitweise 30x pro tag die frage "mama, hast du mich noch lieb?" und ihre 0815 antwort "ja, natürlich" , glaubte ich ihr nicht wirklich, aber ich tat so, denn mehr war nicht zur verfügung

    tja, da in meiner familie nur mein bruder w. zu mir hielt und mich tröstete nach Gewalt und terror, war es für mich (15J.) vernichtend, als er (18J.) starb (*wein, schnief...* :loudly_crying_face: scheiss erinnerungen)

    Ich fühl mich bis heute permanent unsicher in beziehungen, Angst fehler zu machen, abgelehnt zu werden, verlassen zu werden. ich denke der zusammenhang ist da, nur nützt mir das wissen darüber nicht viel, die gefühle beeindruckt das nicht, die sind so tief einprogrammiert und haben ihre eigendynamik - die zusammenhänge verstehen ist schon sehr hilfreich und ich übe mich in der überprüfung der realität

    ausser meinem mann glaube ich kriegt niemand meine beziehungsängste mit. im zusammenleben sind für mich auch zuverlässigkeit und wahrheit oberwichtig. bei unzuverlässigkeit, wahrheitsverschiebung, oder grenzüberschreitung reagier ich mit lautem wortkampf, rechthaberei, beschimpfung für ein kurzes gefühl von macht und gerechtigkeit. irgendwann brech ich dann in tränen aus und komm dadurch zu meinen wahren gefühlen, die dadrunter liegen

  • Hallo wolfskatze!

    Zitat

    ausser meinem mann glaube ich kriegt niemand meine beziehungsängste mit. im zusammenleben sind für mich auch zuverlässigkeit und wahrheit oberwichtig. bei unzuverlässigkeit, wahrheitsverschiebung, oder grenzüberschreitung reagier ich mit lautem wortkampf, rechthaberei, beschimpfung für ein kurzes gefühl von macht und gerechtigkeit. irgendwann brech ich dann in tränen aus und komm dadurch zu meinen wahren gefühlen, die dadrunter liegen

    Ich finde das schön,wie reflektierend Du das wiedergeben kannst! Mir hilft sowas immer ungemein zu lesen! :smiling_face: Um noch mehr die Hintergründe auch bei mir zu verstehen, weil ich da Parallelen entdecke....

    lg

    eternal

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!