Tilidin - wann hört das Verlangen auf?

  • Guten Abend zusammen,

    leider habe ich eine Opioid-Vergangenheit mit Codein, Tramadol und Tilidin und auch schon den ein oder anderen Entzug auf eigene Faust hinter mir.

    Aufgrund sehr starker Schmerzen im Mai verschrieb mir mein Hausarzt wieder 50 Tabletten Tilidin. Nach ca. 5 Wochen war die Packung leer. Zum Glück hatte ich danach keine wirklichen Entzugserscheinungen, was mich allerdings gewundert hat.

    Jetzt hab ich 3,5 Wochen schon nichts mehr genommen, aber der Suchtdruck wird gerade massiv stärker. Ich habe soooo Lust auf Tilidin. Wie kann ich das abstellen? Es wäre einfach nur dumm jetzt wieder ein Rezept zu holen. In Moment kompensiere ich es mit Essen, aber hab schon einige Kilo zugenommen. Und essen stillt das Verlangen nach dem warmen Gefühl sowieso nicht.

    Habt ihr Tipps, wie ich die Gedanken ans Tilidin loswerden kann? Bin so kurz davor mir morgen echt ein Rezept zu holen.

  • Hallo Rennmaus, einen Rat auf die Schnelle gegen Suchtdruck zu geben - das finde ich schwierig. Ich habe mal deine alten Posts gelesen - wie ist es dir denn seit 2018 ergangen? Es klingt ja so, als seist du die letzten Jahre clean gewesen, hättest keine Tabletten genommen. Hast du das alleine geschafft oder hattest du therapeutische Unterstützung? Gibt es aus dieser Phase Strategien auf welche du zurückgreifen kannst? Alleine das Wissen nicht wieder in den Kreislauf zu kommen, der aus bangen auf das nächste Rezept, Entzug, verschiedene Ärzte aufsuchen etc besteht? Hast du jemanden zum reden, beispielsweise dein Mann? Ich würde dringend zu einer Therapie raten. Und ein ganz eindringlicher Rat, weil das in deinen Einträgen so raus klang: Niemals (!!!) Codein mit tramal kombinieren bzw in kurzem Abstand nehmen - das führt ganz schnell zu Atemdepression! Bleib stark, such dir Hilfe!

    Val

  • Hallo Valeria und danke für deine Antwort.

    Ja tatsächlich war ich seit 2018 clean. Ich wurde wieder schwanger und hab lange gestillt und habe währenddessen natürlich nichts genommen.

    Letztens war ich dann aber sehr dankbar als ich vom Hausarzt das Tilidin bekam (er weiß nichts von der Abhängigkeit). Hatte wahrscheinlich einen leichten Bandscheibenvorfall und zusätzlich noch eine Nierenbeckenentzündung. Ohne das Tilidin hätte mein Mann die eine Sonntag Nacht wahrscheinlich einen Krankenwagen rufen müssen, so schlimme Schmerzen hatte ich.

    Und obwohl ich ja seit 2018 nichts genommen hatte, hab ich mich riesig über das Rezept gefreut. Konnte es kaum erwarten die Tilis in den Händen zu haben. Klingt schlimm, ich weiß. Denn ich hatte immer diesen Suchtdruck. Eigentlich bestimmt jeden Monat für einige Tage. Aber nun nimmt es zu und ich muss dringend dagegen steuern.

    Eine Therapie im Moment zu finden, klingt fast unmöglich. Was mir gestern geholfen hat, waren die vielen verzweifelten Posts hier. So viele, die von diesem Teufelszeug wegkommen wollen und es kaum schaffen. Und ich hab's körperlich zumindest geschafft und denke darüber nach es mir noch mal verschreiben zu lassen. Könnte mich ohrfeigen für diese dummen Gedanken.

    Danke für den Hinweis, dass man Tramadol und Codein nicht kombinieren darf. Habe zum Glück beide Stoffe nicht hier und auch kein Bestreben sie mir verschreiben zu lassen. Ich klebe psychisch nur am Tilidin.

  • Naja, der körperliche Entzug ist das eine, der psychische nochmal meist schwieriger. Das kann nach Jahrzehnten noch so triggern, dass man rückfällig wird. Von daher der Vorschlag das ganze therapeutisch zu begleiten! Evtl Kontakt zu einer Suchtberatung aufnehmen, die Karten dort wirklich auf den Tisch legen! Du schreibst, dass du diesen Medikamentenmissbrauch schon jahrelang betreibst, das kann nicht von hier auf jetzt aus dem Kopf verschwinden, ich kenne das ja von mir selbst. Im ersten Moment ist der Griff zur Tablette die gelernte & erprobte Lösung - gegen Schmerzen, gegen Stress, gegen Ängste, Überforderung etc. Im zweiten ist es nur Mist! Und bei jedem Rückfall hat man wieder zu kämpfen.

    Das hinterhältige an Medikamentensucht ist, das die viel heimlicher passiert als mit beispielsweise Heroin. Nicht so offensichtlich, oft nicht so schnell alles zerstörend. Aber auf lange Sicht halt schon.

    Such dir unbedingt Hilfe. Das hier offen zu schreiben ist ein guter Anfang!

  • Hallo Rennmaus,

    großartig was du schon geschafft hast! Dass du eine solange Zeit ohne Hilfe clean warst und wieder bist ist toll, aber du darfst dir ruhig ein bisschen Unterstützung holen finde ich, das schmälert ja deine Kraft und deinen Willensstärke nicht. Ist natürlich aber ein schwieriger und anstrengender Schritt. Die Rückfallgefahren lauern halt immerwieder..

    Eine Suchtberatungsstelle ist ein guter erster Anlaufpunkt und von dort aus könntest du ja gucken was genau du brauchst. Also welchen umfang von Therapie oder was für eine. Es gibts zB auch Programme die dich dabei unterstützen können selbstbestimmt clean zu bleiben oder Beratungsstellen die online oder telefonisch etwas anbieten. Was für dich das Richtige ist kannst du am besten direkt klären.

    Wenn ich dich unterstützen kann etwas passendes zu finden kannst du dich auch direkt bei ConAction melden.

    Ansonsten erstmal alles Gute und viel Kraft für den Widerstand und viel Mut um gute Unterstützung zu finden!

    Viele Grüße von Julia

    von ConAction

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