Kokain sucht : gibt es ein typisches Verhaltensmuster ?

  • Hallo,
    Anfang April war der Moment, an dem meine Welt zusammenbrach und gleichzeitig ein erster Schritt Richtung Hoffnung. Seitdem bin ich auf der Suche nach einer Profilinghilfe.
    Beim Ansehen der Serie Dr. Death vielen mir auffallend viele Parallelen zu meiner Beziehung auf, zum Teil sogar identische Sätze.
    Ich ging sofort in die Recherche, um herauszufinden, ob diese Übereinstimmung Zufall war oder ob ein gewisses Verhalten und Sätze typisch sind für einen Kokainsüchtigen. Zu oft hatte ich im Laufe der Jahre ein seltsames Gefühl.
    Leider fand ich dazu nichts Passendes.
    Nun die Frage …
    Gibt es eine Art Struktur in den Phasen? Erkennungsmerkmale, an denen man festmachen kann, wo derjenige sich befindet.
    Nase putzen und extremer Taschentuchverbrauch durch laufende Nase kommt immer vor oder nach der Einnahme... (Natürlich ohne Erklärung)
    ....starkes schnarchen kommt immer vor oder nach der Einnahme ...


    ...extrem Müdigkeit, Antriebslosigkeit kommt immer so und so lang nach dem K.
    wieviel Tage / Stunden liegen im Schnitt zwischen den Einnahmen?
    Wann weiß ich, dass mein Partner etwas genommen hat? … bitte nicht die Pupillen nennen, es geht mir hier um das Profiling! Gibt es klare Anzeichen?
    Ich bin bedauerlicherweise zu unerfahren in diesen Dingen und möchte eher vertrauen.
    Nach ausführlicher Prüfung seiner Konten habe ich alle Bargeldabhebungen mit einer bestimmten Summe notiert und in Gramm umgerechnet. Die Summe, die ich errechnet habe, ist eine komplett andere als er mir nannte. Er wirkt so ehrlich, dass Lügen und Wahrheit für mich nicht zu unterscheiden sind.
    Deswegen möchte ich wissen, ob die Wahrheit durch das nonverbale Verhalten erkannt werden kann. Reaktionen und Verhaltensmuster lügen nicht.
    Oder gibt es körperliche Merkmale, die Hinweise für etwas sein können?
    Auch eine Buchempfehlung wäre hilfreich. Erfolgreicher Mann nimmt Kokain -entwicklung der Beziehung.
    Eine Biografie aus der Sicht der Ehefrau. Gibt es so etwas?

  • Hallo ratlose,

    ich habe tagelang mit mir gerungen, die auf deinen Text zu antworten.
    Auf der einen Seite verstehe ich deine Suche nach Informationen, auf der anderen weiß ich dann doch wieder nicht, was du suchst.

    Wenn man entdeckt, dass der (Ehe -) Partner süchtig ist, bricht wirklich eine Welt zusammen.
    Dass dies aber der erste Schritt in Richtung Hoffnung ist, solltest du vielleicht noch mal genauer beschreiben.
    Ich vermute mal, du meinst damit, nun ist es raus und man kann nach Lösungen suchen, oder?

    Eine Suchterkrankung des Partners anhand einer Serie aufzudecken, ist mir auch wirklich neu.
    Natürlich werden in solchen Produktionen gewisse Verhaltensmuster von Süchtigen gezeigt, aber ich glaube kaum, dass man dies überhaupt für den Einzelfall darstellen kann.
    Da den Menschen einfach zu verschieden, der Suchtverlauf, das persönliche Verhalten, die psychische Verfassung usw. auch.
    Es dürfte zig Biografien von Partnern geben, die einen Kokainsüchtigen begleitet haben, aber ich glaube eben, jede Geschichte beschreibt einen eigenen Weg!

    Es gibt logischerweise gewisse Hinweise, die du zum Teil ja auch schon genannt hast (laufende Nase, Pupillen usw.), aber der Profi weiß auch oft Lösungen um dies zu verschleiern.
    Warum sollte man Pupillen nicht nennen? Vermutlich eins der sichersten Merkmale, allerdings nicht aus der Ferne und eigentlich nur mit Lichtstrahl, weil es ja um die Veränderung der Pupille geht.

    Schnarchen würde ich nicht als Merkmal sehen, da gibt es viel zu viele andere Einflüsse, welche hier eine Rolle spielen.
    Wenn man Kokain nasal konsumiert, wird natürlich die Nase (meist die Nasenscheidewand) irgendwann reagieren.
    Ob irgendwelche Auffälligkeiten vor oder nach der Einnahme auftauchen, kann man auch so nicht beantworten, weil dies absolut vom Konsum abhängt.
    Damit meine ich die Häufigkeit, die Qualität und den genauen Vorgang des Konsums.
    Entzündungen können auch in der Nase auftreten, wenn viele Geldscheine verwenden und es dürfte klar sein, wie Bakterien und Viren verseucht die Scheine sind.

    Was also willst du wirklich erreichen?
    Dein Mann wird unweigerlich lügen, du wirst dahingehend also nie eine 100 %ige Sicherheit haben, ob er ehrlich ist oder nicht.
    Das ist ja auch ein Kriterium für eine Suchterkrankung, also was man alles für die Vertuschung der eigenen Sucht unternimmt.
    Eines weiß ich aber ganz sicher, er wird Wege und Mittel finden, um seinen Konsum zu verdecken oder zumindest etwas zu verschleiern.
    Natürlich kann man einen Lügner an bestimmten Merkmalen erkennen, aber auch hier gibt es keine absolute Sicherheit und Süchtige werden mit der Zeit die besten Schauspieler der Welt!

    Um das ganze abzukürzen, doch überprüfen oder überführen wirst du sowieso nichts erreichen.
    Wenn es deinem Mann irgendwann zu viel wird, wird er sich einfach abwenden, weil die Sucht ihm das vorgibt!
    Entweder er will sein Suchproblem angehen oder nicht - dies ist für den Moment das einzige Kriterium für eine weitere gemeinsame Zukunft!
    Das „erfolgreicher Mann“ wirst du jedenfalls bald streichen können, langfristig hat nur das Kokain Erfolg und leider sehen das Konsumenten oft auch erst ein, wenn sie komplett auf dem Boden gelandet sind.

    In meinen Augen, hat er eine der gefährlichsten Drogen für sich gefunden, aber die passt eben zu „erfolgreichen“ Menschen.
    Die Frage sollte aber dann sein, ist es Erfolg, wenn man so viel Druck im Job und Leben hat, dass man dies nur mit Aufputschmittel schafft?
    Du versuchst seinen Konsum zu kontrollieren, so kommt es jedenfalls bei mir an.
    Es kommt aber nicht darauf an wie viel Gramm er konsumiert, zum einen ist der Wirkgehalt oft sehr unterschiedlich, zum anderen der steigende Konsum natürlich ganz normal.
    Er will ja immer wieder die gleiche Wirkung erzielen, also wird er im Grunde die Menge steigern müssen.
    Je nachdem wie schwer er abhängig ist, werden die Konsumsintervalle sicherlich nicht in Tagen, sondern eher in Stunden ablaufen.
    Man kann aber auch, in sehr kurzer Zeit, mehrere Gramm vernichten, bis man umfällt …
    In der Regel bleibt es aber auch nicht beim Kokain, weil niemand dauerhaft aufgepusht sein kann und irgendwann andere Mittel braucht, um zur Ruhe zu kommen.
    Das können dann zum Beispiel Medikamente, andere Drogen (zum Beispiel Cannabis oder im Heroin) und auch Alkohol (in großen Mengen) sein.

    Generell kann man bei Kokain sagen, da erst sehr spät körperliche Probleme auftauchen, sehen Süchtige ihre Sucht lange nicht ein.
    Einfach könnte man sagen, das größte Problem bei dieser Droge ist die psychische Abhängigkeit!
    Bei Drogen wie Heroin zum Beispiel, wird man schon nach kurzer Zeit Entzugserscheinungen haben, wenn man nicht konsumiert.
    Bei Koks ist dem in der Regel nicht so.
    Um es auf den Punkt zu bringen, ohne therapeutische Unterstützung (und am besten eine langfristige stationäre) schaffen es die wenigsten!
    Bis es aber dazu kommt, ist es leider aber ein sehr weiter Weg …

    Mich würde vielmehr interessieren, wie er reagiert hat, als seine Sucht aufgeflogen ist?
    Was wurde verabredet, was soll passieren, wie schauen eure Konsequenzen aus?
    Wie berichtet er über seinen Konsum, scheinbar gab es ja Gespräche, wenn du den Grammpreis kennst :winking_face_with_tongue:

    Für dich als Partnerin stellen sich aber ganz andere Fragen!
    Wie weit bist du bereit, diesen wahnsinnig schweren Weg mitzugehen?
    Es geht hier um Monate, wenn nicht sogar Jahre ...
    Wie weit ist das Vertrauen gebrochen, macht es überhaupt noch Sinn?
    Was sagt euer Umfeld dazu?
    Hier beginnt schon oft der erste Fehler, weil man meint, alles verheimlichen zu müssen.

    Lg Franz

  • Hallo Franz,

    ich habe mir deinen Post durchgelesen und kann dir nur vollinhaltlich zustimmen. Ich selber war in einer Situation, wo ich die Sucht meines Partners nicht gesehen habe. Als ich meinen Partner das erste Mal beim Konsum erwischt habe, meinte er nur, dass er ab und an mal koksen würde. Leider stellte sich im Nachhinein heraus, das dem nicht so war.

    Man kann gar nicht so schnell schauen, ist man selber in einer Abhängigkeit gefangen, einer Co-Abhängigkeit. Alles dreht sich nur mehr um den Partner und dessen unerklärliche Stimmungsschwankungen. War es an dem einen Tag noch ein "ich liebe dich" kam am anderen Tag ein herabwürdigendes Verhalten. Ich hab es selber nicht mehr gesehen, weil ich zu tief drinnen steckte. Ich wollte nur helfen. Dachte, er hätte eine schlechte Phase weil es noch andere Probleme gab - auch finanzieller Natur. Über das Helfen hätte ich mich beinahe selber verloren. Das schlimme ist, dass sobald du diesen Menschen mit seiner Veränderung konfrontierst wird er grausam. Zumindest ist es mir so ergangen. Die Folge war, dass ich komplett am Zahnfleisch dahergekommen bin und er mir das sehr übel genommen hat. Sätze wie "mit dir kann man keinen Spaß haben!" usw waren an der Tagesordnung. Ich wurde nicht nur für mein Aussehen kritisiert.

    Ich habe ständig Ausreden für sein Verhalten gefunden. Hab mir eingeredet es sei nur eine Phase. Er hat dann seinen Job verloren. War nur mehr unterwegs um Party zu machen. Hatte eigenartige Freunde die ich nicht wollte, weil sie leider auch für das Thema Kokskonsum bekannt waren. Dann nahm alles seinen Lauf und ehe ich es mir versehen habe, stand eine Frau vor mir. Das Ende des Liedes ist nun, dass vier Kinder und ich wahnsinnig darunter gelitten haben.

    Ich glaube, egal wie ein Fall gelagert ist - ohne fremde Hilfe und ohne die Einsicht des Betroffenen ist man machtlos. Das einzige was gilt ist, sehr gut auf sich selbst zu achten und nicht in die Falle der Co Abhängigkeit zu tappen.

    Ich wünsche Allen die in einer solchen oder ähnlichen Situation sind viel Kraft und kann nur raten sich Unterstützung zu suchen.

    LG

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