Cannabisabhängiger Partner und Verzweiflung meinerseits

  • Halli Hallo,

    mein Partner konsumiert sehr viel Cannabis und steckt eindeutig in einer Abhängigkeit. Seine Lebenssituation sieht richtig schlecht aus. Er selber spricht von einem schleichenden Suizid und äußert einen starken Suchtdruck, wenn er nicht konsumiert. Da er psychisch labil ist und unter anderem kifft um sich seinen Problemen nicht stellen zu müssen, ist sein Konsum außer Hand und er zockt fast den ganzen Tag/Nacht Konsole. Er kifft direkt nach dem aufstehen und dann vor allem im halben bis stündlich Takt und vertausch auch den Tag und die Nacht. Da er arbeitsunfähig ist, fehlt ihm komplett die Perspektive im Leben und dazu lebt er von wenig Geld. Das Geld geht zur 75% für Gras drauf und hat ganz wenig Geld für Lebensmittel oder sonstiges. Schon alleine die letzten 2 Tage hat er 50 Euro verkifft und hat für den restlichen Monat nur noch knapp 80€. Zeitweise war er wieder motiviert zu Arbeiten und hat einen Antrag bei der Arbeitsagentur für eine Umschulung gestellt, diese forderten ihn schriftlich dazu auf eine Drogenberatungsstelle aufzusuchen und einen Entzug zu bestätigen. Somit hat sich die Sache mit dem Arbeiten schon wieder erledigt und er ist noch mehr in diesem negativen Lebensstil hinein gerutscht Sein Zustand ist wirklich furchtbar und so wie er behauptet, es sei ein schleichender Suizid, bestätige ich den Zustand. Er hat keine Lebensfreude oder sonstige Motivation in seinem Leben. Sein Körper und meiner Meinung nach der Verstand, baut immer weiter ab. Ich bin froh vor einem Jahr rechtzeitig ausgezogen zu sein, kurz danach hat er nach einer langen abstinenten Zeit, wieder mit dem Kiffen begonnen. Da wir uns deshalb nur am Wochenende sehen, kifft er von Montag bis Donnerstag durchgehend, macht aber von Freitag bis Sonntag meinetwegen eine Pause. Da bin ich ihm wirklich Dankbar. Die wöchentlich wiederholende Pause hat allerdings zu Folge, dass er jedes Wochenende aufs neue darauf reagiert. Jeden Samstag hat er die selben Symptome und leidet körperlich sowie psychisch darunter. Ich beobachtete dies schon seit so vielen Monate, ihm selber wurde dies erst vor kurzem bewusst. Er benötigt einen Entzug in der Klinik und anschließend Psychotherapie. Anders wird es nicht in den Griff bekommen, weil er schon zu sehr in diesem Lifestyle feststeckt. Er möchte keine professionelle Hilfe, weil er dazu noch nicht bereit ist. Zu letzt hat er allerdings geäußert er möchte aufhören und wir hatten zusammen einen Plan erstellt. Wir notierten eine Menge an Ziele und Gründe, weshalb er das Kiffen sein lassen möchte, wir analysierten die Situationen und Auslöser wann er den Drang hat zu kiffen und wir notierten auch alternative Handlungen falls er den Suchtdruck spürt. Er gab den Inhalt und ich verfasste dies auf ein Blatt. Während er bei mir ist, kann er leichter auf das Kiffen verzichten, doch sobald er bei sich ist, beginnt der Wahnsinn von vorne. Diese Erfahrung musste er diese Woche erneut machen. Tag 4 des Entzug ging er nach Hause und er wurde direkt am nächsten Tag getriggert und redet sich ein nicht mehr ohne diesem Zeug leben zu können. Er ist erst im April in ein ambulantes betreutes Wohnen für psychisch Kranke Menschen gezogen und hat eine WG mit einem Kerl, der anscheinend alle halbe Stunde vor seiner Balkontür Zigarillos raucht, was meinen Partner immer wieder aufs neue triggert. Dazu wohnt sein Dealer unter ihm und die beiden Freunden sich an. Der Cousin meines Partners wohnt in der Nähe und ist Abhängig von Cannabis sowie chemischen Drogen. Neben mir hat er noch einen Betreuer der nicht kifft. Ansonsten ist sein komplettes soziale Umfeld mit rauchen, kiffen oder schlimmere Drogen beschäftigt. Ich bin mittlerweile wieder psychisch labil und bring ihm emotionale Schwierigkeiten. Ich hab selber psychische Probleme die ich bearbeiten sollte aber ich kann mit seiner Situation überhaupt nicht umgehen und ich kann mich nicht abgrenzen. Ich kann mich nicht mal mehr an meine Probleme erinnern, sondern meine Gedanken kreisen nur noch um ihn. Mittlerweile hasse ich ihn, ich kann sein bekifftes Wesen nicht leiden und verachte ihn teilweise sehr. Ich sehe ihn als mein Untergang. Meine Tage sind gefüllt von Heulattacken und Emotionale Zusammenbrüche, weil ich sein Leid nicht ertrage. Zum einen sehe ich ihn mittlerweile als Versager und Asozialer Fall, zum anderen tut er mir so leid und hab starke Schuldgefühle Ich hab schon so oft versucht ihn zu verlassen und trotzdem geht die Beziehung weiter. Ich stecke in einer Emotionalen Abhängigkeit und komme nicht davon los. Ich bin bei einer psychologischen Beratungsstelle und steh auf der Warteliste eines Therapeuten. Dazu hab ich schon einige Sucht Beratungsstellen Online Kontaktiert. Die Situation sieht für mich Ausweglos und Hoffnungslos aus. Es ist ein Aushalten und Abwarten. Aber wie lange soll ich auf meinen Partner denn warten? Und wann erkenne ich, dass er sich nicht lohnt zu warten? Es ist so schmerzhaft den Menschen den man liebt so leiden zu sehen. Gleichzeitig hab ich eine starke Wut. Ich hab teilweise die Gedanken und beneide ihn, weil er alles verdrängen kann und teilweise sein Rausch so feiern kann, während ich täglich mit der Realität konfrontiert werde. Ich sehne mich auch nach einem Weg, wie ich aus der Realität flüchten kann und besitze doch noch so viel Achtung vor mir selbst, dass ich so einen Weg nicht einschlagen möchte. Und die größte Belastung ist, dass ich niemand von meiner Situation erzählen kann, sondern wir nach außen hin auf ein tolles Paar machen. Das ist so krank und macht mich fertig.

    So jetzt hab ich sehr viel negatives geschrieben und schäme mich sehr dafür. Ich weiß hinter seiner Krankheit steckt ein toller Mensch und er ist mehr als nur ein Kiffer.

    Entschuldigt mich für meine Grammatik- und Rechtschreibfehler. Ich bin emotional sehr aufgewühlt und habe unter Tränen diesen Text verfasst. Danke fürs durchlesen.

    Liebe Grüße

    Zickelina

  • Servus Zickelina

    Es tut mir leid, dass du in so einer schlimmen Situation steckst.

    Da rauszukommen, ist natürlich nicht einfach, noch dazu, wenn irgendwie noch Liebe damit verbunden ist.

    Andere Menschen unterstützen, geht aber natürlich nur, wenn man selbst absolut stabil ist.

    Darüber selbst psychische Probleme hast, welche letztlich ja auch mit dieser Situation zu tun haben, wirst du früher oder später passende Entscheidungen treffen müssen!

    Es ist immer wieder schlimm zu lesen, wenn Süchtige ihr Leid mehr oder weniger anderen übertragen.

    Genau das tut ein Freund nämlich, er kommt zu dir und konsumiert nicht, weil du das erwartest.
    Solange aber nicht er für sich der Grund selbst ist, dass er eben auf den Konsum verzichten will, einen Entzug machen möchte, solange wird sich an dieser Situation nichts ändern.

    Er möchte keine professionelle Hilfe, weil er dazu noch nicht bereit ist.

    Genau das ist die gängige Aussage der meisten Süchtigen!
    Da fragt man sich natürlich, wann die Zeit gekommen ist, wo er den bereit wäre …
    Vermutlich wird diese Situation erst eintreten, wenn wirklich komplett am Boden ist oder aus finanziellen Gründen zum Entzug gezwungen wird.
    Wie krass seine Sucht ist, zeigte auch ganz deutlich, wenn auf Essen verzichtet und sich seine Sucht leisten zu können.

    Aber wie lange soll ich auf meinen Partner denn warten?

    Meiner Meinung gar nicht!
    Natürlich lässt man einen Partner, den man lange geliebt hat oder immer noch liebt, ungern allein mit so einer schrecklichen Suchterkrankung.
    Wenn du aber darauf wartest, dass er von heut auf morgen clean wird, dann wirst du vermutlich noch ewig warten müssen.
    Du beschreibst es doch, es geht seit Jahren so und nichts hat sich geändert!

    Und wann erkenne ich, dass er sich nicht lohnt zu warten?

    Ich denke, dieser Moment ist längst eingetreten, er hätte doch jahrelang was an seiner Suchterkrankung ändern können.
    Solange er aber professionelle Hilfe ablehnt, wird kaum Besserung zu erwarten sein.

    Keine Ahnung, was er genau darüber denkt, aber wenn jemand so viele Jahre konsumiert und auch (nach deiner Beschreibung) extrem psychisch angeschlagen ist, wird es ohne externe Hilfe nicht funktionieren.
    Eines sollte dir aber wirklich klar sein, du als Partnerin, kannst diese Hilfe auf keinem Fall leisten.
    Zudem wäre es doch längst Zeit, dass du dich wirklich um dich kümmerst und zum Beispiel deine anstehende Therapie ohne so eine Belastung bestreitest.

    So jetzt hab ich sehr viel negatives geschrieben und schäme mich sehr dafür. Ich weiß hinter seiner Krankheit steckt ein toller Mensch und er ist mehr als nur ein Kiffer.

    Ich sehe absolut keinen Grund, warum du dich schämen solltest!
    Du hast doch dies ist Suchterkrankung deines Freundes nicht heraufbeschworen, das war doch selbst!
    Natürlich steckt eine Suchterkrankung dahinter, es geht also um eine Krankheit und nicht um irgendwelche Charakterschwächen o. ä.
    Trotzdem, kann nur jeder Süchtige selbst eine Änderung herbeiführen und die beginnt in der Regel, dass man sich externe Hilfe sucht.
    Auch hier muss er selbst tätig werden, es wird wenig bringen, wenn du solche Aufgaben übernehmen ist.

    Ich kann dir nur raten, kümmere dich jetzt wirklich um dich selbst und wenn es dir wieder besser geht, kannst du die ganze Situation noch mal genauer ansehen.
    In der Zeit, wo du Therapie machst, hätte er auch die Möglichkeit, zumindest mal den ein oder anderen Anfang zu starten.
    Tut er Letzteres nicht, sollte doch klar sein, dass es für dich dann keine gesunde Zukunft geben kann.

    Im Grunde sehe ich wirklich nur eine Möglichkeit, du machst jetzt umgehend klare Ansagen (mach sofort einen Entzug und eine anschließende Entwöhnungstherapie), werde aktiv oder eine Trennung ist unumgänglich!

    Ich hoffe, du erkennst schnell, dass du jetzt an der Reihe bist und du dich um dich selbst kümmern musst!

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