Als bester Freund zu weit gegangen?

  • Hallo zusammen!

    Vor knapp 4 Jahren habe ich meine beste Freundin kennengelernt. Wir haben uns damals auf Anhieb gut verstanden, haben viel unternommen und dabei viel Spaß gehabt. Ziemlich früh erzählte sie mit auch das sie Drogensüchtig ist. Sie hat mir von ihrer Vergangenheit erzählt, wie es dazu kam, die Ausmaße und was sie gemacht hat um da wieder raus zu kommen. Sie hatte eine Therapie gemacht um neu anzufangen und um auch für ihre beiden Kinder da sein zu können da sie alleinerziehend war.

    Sie hat die Therapie vor 7 jahren erfolgreich beendet, ihr Leben geregelt, ihren Kindern ein liebevolles zu Hause gegeben, sich einen Job geangelt den sie über alles liebt. Das habe ich sehr bewundert wie sie das alles meistert und hatte allergrößten Respekt davor. Sie sprach auch immer davon nie wieder was anzupacken.

    Dann kam aber im Herbst 21 der Knackpunkt. Als sie vor 7 Jahren in Therapie war, hat sie dort einen Mann kennengelernt der ebenfalls zur Therapie war wegen Drogenproblemen. Eine Beziehung kam damals nicht zustande. Im Herbst 21 meldete sich der Mann wieder und sie kamen schnell zusammen.

    Der Partner hat neben der Drogensucht noch ein Problem mit Depressionen. Nach 6 Monate Beziehung meldete er sich abrupt nicht mehr. Das hat sie so belastet das sie zu einer pflanzlichen Droge gegriffen hat, durch der sie fast an Leberversagen gestorben wäre.

    Die Beziehung normalisierte sich wieder. Ab Dezember 22 griff ihr Partner dann zu Cannabis und konsumierte wieder fast regelmäßig. Auch beim Alkohol kennt der Partner oft kein Maß.

    Ich habe die Beziehung kritisch gesehen, da auch die Einstellung meiner besten Freundin Drogen gegenüber nicht mehr so ablehnend war sondern den Konsum und den Rausch zunehmend positiv sah.

    Vor ein paar Monaten erzählte sie mir das sie gemeinsam mit einem Freund aus früheren Zeiten gekokst hat. Es gab einen Auslöser, den sie mir nicht nennt, das sie dazu veranlasst hat dies zu tun. Sie hat das Erlebnis positiv beschrieben und das hat mich schockiert zurück gelassen und mich sehr belastet.

    Nach längerer Überlegung habe ich mich dazu entschieden mich als Angehöriger bei der örtlichen Drogenberatung beraten zu lassen. Ich wollte wissen ob meine Sorgen berechtigt sind. Meine beste Freundin hat (natürlich) alles herunter gespielt und es als alles nicht so schlimm abgetan.

    Die Beratung teilte natürlich meine Sorgen und fand das alles genauso alarmierent. Man hat mir Tips gegeben wie ich mit meiner besten Freundin über das Thema noch mal reden kann bzw soll.

    Bei dem Gespräch mit meiner besten Freundin, hat sie natürlich alle meine Argumente relativiert, sie war sogar davon genervt das ich das Thema und meine Sorgen noch mal angesprochen habe. Sie schloss in diesem Gespräch auch nicht aus erneut zu konsumieren und ihre Suchtgruppe zu verlassen zu der sie über Jahre hinweg hingeht.

    Ich habe deswegen zusätzlich ihren Gruppenleiter der Suchtgruppe kontaktiert und ihm gesagt das sie Rückfällig geworden ist. Der Herr ist aus allen Wolken gefallen und konnte es nicht glauben. Wir haben uns daraufhin mit der Drogenberatung zusammen gesetzt und uns beraten wie wir weiter vorgehen könnten.

    Wir haben nach ein paar Tips uns dazu entschieden das ich ihr sage das ich mich habe beraten lassen, meine Sorgen berechtigt sind und sie in großer Gefahr ist und auch ihr Gruppenleiter der Suchtgruppe informiert ist. Besser direkt die Wahrheit sagen als wenn stückchenweise ans Licht kommt wen ich eingeweiht habe.

    Ich habe das Gespräch mit ihr geführt und seitdem ist sie sehr sauer auf mich. Sie findet das es mir nicht zustand ihren Gruppenleiter zu informieren. Sie meldet sich nun nicht mehr bei mir, das belastet mich sehr und habe Angst das sie nun die Freundschaft aufgibt.

    Das Suchtgruppen treffen findet nächste Woche statt und ob sie dort erscheinen wird ist noch fraglich.

    Sie hat dabei nachwievor die Wahl in ihrer Gruppe darüber zu reden oder nicht. Der Gruppenleiter wird sie dazu nicht zwingen und alles ist im anonymen bzw in Bereichen mit Schweigepflicht abgelaufen. Ihre Familie weiß von alle dem nichts was alles passiert ist seitdem ihr Partner da ist.

    Für diese Aktion habe ich viel Zuspruch von der Drogenberatung, von ihren Gruppenleiter und meiner Partnerin bekommen. Aber es fühlt sich aufgrund ihrer Reaktion nicht gut an.

    Bin ich zu weit gegangen um sie vor schweren Fehlern zu bewahren?

  • Bin ich zu weit gegangen um sie vor schweren Fehlern zu bewahren?

    Zum Teil ja, wie ich finde und eines sticht für mich heraus - niemand kann einen Süchtigen wovor bewahren, nur der Betroffene selbst!

    Es ist toll, wenn sich Menschen helfen, aber es sollte dir klar sein, die Hilfe muss gewünscht sein.

    Natürlich kannst du ihr deine Meinung über ihre Beziehung, Einstellung zu Drogen und den Konsum mitteilen.

    Aber hier geht es schon etwas über das Ziel hinaus, grade was die Suchtgruppe angeht.

    Die Suchtberatung ist ok und verständlich, aber hier schreibst du von "Angehöriger" und vielleicht wird ihr das alles einfach zu viel.

    Wenn man rückfällig wird, dürften die Wenigsten glücklich drüber sein, da kann es schon auch mal gewaltig nerven, wenn man das immer wieder vorgehalten bekommt :face_with_tongue:

    Bitte nicht falsch verstehen, viele haben niemanden und wären über so eine Freundschaft froh.

    Genauso sind deine Befürchtungen nicht unbegründet, dennoch wie "Sie" ihre Entscheidungen treffen müssen und mir kommt es so vor, als wenn da etwas viel an Druck deinerseits vorhanden ist.

    Sie findet das es mir nicht zustand ihren Gruppenleiter zu informieren.

    Das sehe ich genauso, alles andere war ja ok, aber das ging meiner Meinung absolut zu weit!

    Der Herr ist aus allen Wolken gefallen

    Der kann sich das von dir anhören, aber jegliche Reaktionen hätte er dir gegenüber unterlassen müssen!

    Das ist in meinen Augen absolut unprofessionell ...

    Im Grund hätte er dir nicht mal sagen dürfen, ob deine Freundin dieser Gruppe angehört - auch wenn es offensichtlich ist.

    ihre Suchtgruppe zu verlassen

    Ganz ehrlich, das verstehe ich sogar, auch wenn es für sie vermutlich nicht der richtige Schritt wäre.

    Das über Jahre aufgebaute Vertrauen ist beschädigt, ich würde zu dieser Gruppe (vor allem dem Leiter) vielleicht auch nicht mehr wollen.

    Das Schlimme daran, meist wendet man sich dann ganz von solchen Hilfen ab, weil man sich eben verraten fühlt.

    Sie meldet sich nun nicht mehr bei mir, das belastet mich sehr und habe Angst das sie nun die Freundschaft aufgibt.

    Das könnte natürlich passieren, aber dir bleibt wohl nichts, als ihr Zeit zu geben.

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