• Hallo, heute möchte ich euch meine Geschichte erzählen, wie ich in eine Langjährige Kratomabhängigkeit gekommen bin und wie ich aktuell versuche, aus dieser wieder rauszukommen.

    Mit 17 hatte ich ein traumatisches Erlebnis, das mich stark belastete. Damals griff ich zu Alkohol, um damit umzugehen – natürlich ohne Erfolg. Wie hätte es auch anders sein sollen? Ich war jung und dachte nicht wirklich über die Konsequenzen nach. Während meines Studiums verschrieb mir mein damaliger Hausarzt Tilidin. Ich fing an, es missbräuchlich zu nehmen, indem ich die Retardwirkung umging, und konnte dadurch meinen Alkoholkonsum reduzieren. Irgendwann setzte ich Tilidin von einem Tag auf den anderen ab – 300 mg täglich einfach so. Ich fühlte mich danach ziemlich fertig, aber das war vor allem psychisch.

    2017 entdeckte ich Kratom. Anfangs war es eine Alternative, die mir half, auf alles andere zu verzichten. Ich nahm es immer häufiger und legte einmal im Jahr eine einmonatige Pause ein, um meine Toleranz zurückzusetzen. In diesen Pausen war ich etwa vier Tage lang stark depressiv verstimmt, hatte aber glücklicherweise keine körperlichen Symptome. Meine letzte Pause machte ich im Frühjahr 2019. Danach nahm ich Kratom mehrfach täglich, spielte meine Abhängigkeit vor mir selbst herunter und redete sie mir schön. Körperliche Nebenwirkungen hatte ich nie.

    Dann, am 12. Mai 2025, bekam ich plötzlich Schmerzen im Bauch, die sich gegen Ende der Woche im Blinddarmbereich konzentrierten. Am 23. Mai ging ich in die Notfallpraxis. Ein Blinddarmproblem wurde ausgeschlossen – stattdessen hatte ich eine starke Verstopfung, die mir sofort klar machte: Das war die Folge meines langjährigen Kratommissbrauchs. In dem Moment wurde mir bewusst, dass ich aufhören musste, ich konnte es nicht mehr gutreden. Ich hatte eine echte Abhängigkeit entwickelt, die mein Leben noch stärker als ohnehin schon beeinträchtigte. Die Schmerzen einer Verstopfung wünsche ich keinem. Letzendlich wurde sie duch "Laxoberal", welches mein Hausarzt empfahl, gelößt.

    An diesem Tag hörte ich mit Kratom auf. Ich war vollkommen ehrlich zu meiner Frau, die schon von meiner Abhängigkeit wusste und zu meiner Mutter. Am folgenden Montag sprach ich auch offen mit meinem Hausarzt. Es war unangenehm, mich so verletzlich zu zeigen, aber gleichzeitig unglaublich befreiend.

    Meine Frau, die Psychologie studiert hat, ist eine enorme Unterstützung. Wir haben 2024 im Februar geheiratet. Ohne sie hätte ich den kalten Entzug wahrscheinlich nicht anfangen können und die bisherigen Tage durchhalten können. Dank ihr werde ich das jedoch auch noch weiter schaffen. Ich war bei 30 g Kratom pro Tag, früher sogar bei 80 g. Ich habe mich für den kalten Entzug entschieden und dokumentiere alles in der „I Am Sober“-App. Viele berichten von starken Entzugserscheinungen mit schweren körperlichen Entzugserscheinungen wie dem Restless-Legs-Syndrom, wovon ich glücklicherwiese verschont geblieben bin. Sonst hätte ich einen stationären Entzug durchführen müssen, in häuslicher Umgebung mit der Verfügbarkeit wäre das für mich unmöglich. Meine Entzugserscheinungen sind eine depressive Verstimmung, gestörtes Wärme- und Kälteempfinden, Stimmungsschwankungen, starker psyhcischer Suchtdruck und Schlafprobleme (mit starker Auswirkung auf meine Konstitution). Das Gefühl der "Mettalischen Kälte" habe ich auch. aktuell schlafe ich nur etwa vier Stunden pro Nacht. Zum Glück sind meine Lebensumstände heute stabil, sodass ich das einigermaßen abfedern kann. Mein Hausarzt hat mir heute Hoggar Night empfohlen und ich freue mich darauf, wieder besser schlafen zu können.

    Nun zu den bisherigen tagen:

    Tag 1:Nach dem Besuch in der Notfallarztpraxis nahm ich kein Kratom mehr. Zuvor hatte ich jedoch noch meine "Vormittagsdosis" Kratom konsumiert. An diesem Tag hatte ich keine nennenswerten Entzugserscheinungen, außer den Schmerzen durch die Verstopfung. Das verordnete Mittel half leider nicht.

    Tag 2:Die ersten Tage des Entzugs waren wirklich hart. Ich fühlte mich wie in einem Nebel – emotional ausgelaugt und von einer tiefen, schweren Stimmung geplagt, die mich immer wieder runterzog. Mein Körper war unruhig und erschöpft zugleich, ich hatte ständig das Gefühl, weder richtig warm noch kalt zu sein, Schweiß und Gänsehaut gleichzeitig, und meine Stimmung schwankte wie auf einer Achterbahn. Besonders die Nächte waren schlimm: Ich lag stundenlang wach, starrte an die Decke und schlief vielleicht vier Stunden, wenn überhaupt. Es war, als würde mein Kopf keine Ruhe finden, während mein Körper vor Erschöpfung fast zusammenbrach, und sich irgendwie fremd anfühlte. Trotzdem war es machbar, vor allem, weil meine Frau an meiner Seite war und ich meine stabilen Lebensumstände als Anker hatte. Ich begann, den Tag in der „I Am Sober“-App zu dokumentieren, was mir half, den Fokus zu behalten und die Fortschritte zu sehen, auch wenn sie klein waren.

    Tag 3:Am dritten Tag fühlte sich alles noch intensiver an. Die depressive Verstimmung war wie ein schwerer Mantel, der auf mir lag, und ich hatte Momente, in denen ich mich fragte, ob ich das wirklich durchziehen kann. Mein Körper fühlte sich weiterhin fremd an – ich schwitzte immer wieder ohne Grund, und die Temperaturschwankungen wurden noch unangenehmer. Schlaf war kaum besser, im Gegenteil; ich wachte ständig auf und fühlte mich wie gerädert. Tagsüber machte ich kleine Spaziergänge, um mich abzulenken, so wie es mein Schlafentzogener Körper konnte. Die App half mir, den Tag zu strukturieren – ich schrieb auf, wie ich mich fühlte, und das gab mir das Gefühl, Kontrolle zu haben, auch wenn es nur ein kleiner Schritt war. Ich habe an diesem Tag das Medikament von meinem Hausarzt erhlaten und konnte de Verstopfung endlich lösen.

    Tag 4:Tag vier war richtig schlimm, vor allem wegen der noch kürzeren Nacht. Ich glaube, ich habe kaum drei Stunden geschlafen, was mich völlig fertig machte. Die Erschöpfung zog mich runter und die depressive Stimmung fühlte sich fast überwältigend an. Die Gänsehaut und das Schwitzen gleichzeitig waren immer noch da, und ich fühlte mich wie in einem ständigen Wechselbad. In meiner Verzweiflung bat ich meine Mutter mir Melatonin und Baldrian für die kommende Nacht zu holen, aber der Erfolg war nur mäßig – ich schlief etwas besser, aber immer noch nicht gut. Meine Frau blieb meine größte Stütze; sie schlug vor, mich mit kleinen Dingen abzulenken, wie einem warmen Bad oder einer kurzen Meditation. In der „I Am Sober“-App notierte ich mir, dass ich trotz der harten Momente nicht aufgegeben habe, was mir half, nicht völlig den Mut zu verlieren.

    Tag 5:Am fünften Tag bekam ich vom Hausarzt Hoggar Night und hoffte, dass ich in der kommenden Nacht endlich besser schlafen kann. Die Nacht davor war zwar etwas besser als die auf Tag 4, aber immer noch nicht gut – vielleicht vier, maximal fünf Stunden Schlaf, immer wieder unterbrochen. Ich war den ganzen Tag über erschöpft, aber dennoch war es der bisher „beste“ Tag, auch wenn es immer noch schwer war / ist. Die körperlichen Symptome, abgesehen von der Gänsehaut und dem Schwitzen, ließen langsam nach und die emotionale Achterbahn wurde etwas schwächer, dafür stellte sich ein Gefühl der gleichgültigkeit ein. Ich hatte / habe immer noch Momente, in denen ich plötzlich wütend oder traurig wurde / werde, ohne genau zu wissen, warum. Der Schlafmangel machte mich gereizt, aber ich versuchte, mich auf kleine Dinge zu konzentrieren. In der App notierte ich mir, dass ich trotz allem durchhalte. Das Betrachten, meiner bisherigen "Erfolge" gab mir einen kleinen Schub Stolz. Ich spürte zum ersten Mal so etwas wie Hoffnung, dass es besser werden könnte.


    Liebe Grüße und ganz viel Kraft :red_heart:

  • Meine Tipps für den Kratom-Entzug

    Den Entzug durchzustehen ist kein Spaziergang, aber mit der richtigen Vorbereitung und Strategien kann es leichter werden. Hier sind meine Tipps, die mir geholfen haben und vielleicht auch anderen helfen können:

    1. Rosenwurz für die Stimmung:
      Beginne etwa einen Monat vor dem Entzug, Rosenwurz (Rhodiola rosea) zu nehmen. Es wirkt stimmungsstabilisierend und kann die emotionalen Achterbahnen während des Entzugs abmildern. Beachte aber, dass es etwa einen Monat dauert, bis die Wirkung richtig einsetzt. Geduld ist hier wichtig!
    2. Baldrian für Entspannung:
      Starte drei Wochen vor dem Entzug mit Baldrian. Es hat eine beruhigende Wirkung, die dir helfen kann, entspannter in den Prozess zu gehen. Allerdings entfaltet Baldrian seine volle Wirkung erst nach zwei bis drei Wochen, also plane rechtzeitig.
    3. Zwing dich zu lächeln:
      Auch wenn es sich komisch anfühlt – zwing dich, zu lächeln. Es klingt banal, aber dein Körper kann dadurch getäuscht werden und produziert Glückshormone, selbst wenn dir alles grau und trist vorkommt. Es ist ein kleiner Trick, der dir helfen kann, die Stimmung etwas zu heben.
    4. Hobbys und Bewegung:
      Auch wenn du dich schlapp fühlst, versuche, deine Hobbys weiterzumachen oder neue auszuprobieren. Gehe spazieren (ohne dich zu überanstrengen), male, schreibe oder tue etwas Kreatives. Diese Aktivitäten lenken dich ab und geben dir ein Gefühl von Normalität. Schon ein kurzer Spaziergang kann Wunder wirken. Den ganzen Tag am Handy zu vebringen ist nicht so förderlich.
    5. Gute Musik hören:
      Höre Musik, die dich inspiriert und aufbaut – am besten ohne Bezug zu Drogen oder negativen Themen. Mitsingen kann noch mehr helfen, weil es dich aktiv einbindet und deine Stimmung hebt. Eine Playlist mit Lieblingsliedern kann ein echter Rettungsanker sein.
    6. Ablenkung bei Suchtdruck:
      Wenn der Drang nach Kratom kommt, lenke dich aktiv ab. Mach etwas anderes – egal ob es ein Gespräch, ein Spiel oder eine kleine Aufgabe ist. Versuche, an etwas Positives zu denken, und tauche interaktiv in diesen Gedanken ein, z. B. indem du dir vorstellst, wie du ein Ziel erreichst oder etwas Schönes erlebst, wie den letzten Urlaub. Das hilft, den Fokus vom Verlangen wegzulenken und sorgt lanfristig, den Suchtdruck zu reduzieren.
    7. Geführte Meditation zum Einschlafen:
      Schlafprobleme sind im Entzug normal, aber eine geführte Meditation von YouTube kann helfen. Es gibt viele kostenlose Videos, die speziell für Entspannung und Schlaf gemacht sind. Sie lenken deinen Geist ab und helfen dir, ruhiger einzuschlafen. Ob Hoggar Night wirkt, weis ich morgen.


    1 und 2 habe ich leider erst während meines Entzuges angefangen.

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