Ich kann nicht mehr nervlich ! - es geht um meinen Vater !

  • Seit meiner Kindheit begleitet mich die besondere, sehr schwierige Persönlichkeit meines Vaters. Er ist ein Mensch, der sich nicht ändern will und auch nicht ändern wird. Schon früh habe ich verstanden, dass er in vielen Bereichen sehr speziell ist – meine Mutter hat mir das bereits als Kind vermittelt, und mit zunehmendem Alter habe ich ihre Aussagen in meinen eigenen Erfahrungen bestätigt gefunden.

    Ein prägendes Beispiel aus meiner Kindheit ist, dass er selbst nach der Scheidung von meiner Mutter die Kosten für Ausflüge oder Einkäufe, die eigentlich für uns bestimmt waren, wieder zurückforderte. Selbst Unternehmungen, die mit mir zu tun hatten, stellte er meiner Mutter in Rechnung. Irgendwann gab er sogar das Sorgerecht auf. Wenn ich ihn heute darauf anspreche, weicht er aus und behauptet, meine Mutter hätte mich „gegen ihn aufgehetzt“. Er stellt die Dinge so dar, als wüsste er von vielem nichts oder als hätte meine Mutter ihn „ausgenommen wie eine Weihnachtsgans“. Doch ich kenne ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass viele seiner Behauptungen schlicht erfunden oder gelogen sind.

    Lügen und Manipulation begleiten ihn bis heute. Er hat mich als Erwachsener oft in Situationen gebracht, in denen er vorgab, kein Geld zu haben. Mehrmals habe ich ihn dann eingeladen oder unterstützt – nur um kurz darauf zu erfahren, dass er sehr wohl Geld hatte und einkaufen gegangen war. Auch in meiner Kindheit hat er mich belogen: er erzählte mir beispielsweise, er hätte eine seltene Schlafkrankheit, was sich später als reine Erfindung herausstellte. Er wollte mich damit lediglich ruhigstellen.

    Die Scheidung meiner Eltern habe ich als Elfjähriger schwer verkraftet. Ich gab ihm damals die Schuld daran und brach den Kontakt ab. Beeinflusst durch die damaligen Talkshows stellte ich mir vor, dass er um mich kämpfen würde. Doch das tat er nie. Als ich ihn nach langer Zeit doch noch einmal besuchte, begegnete mir vor allem sein Hass auf meine Mutter. Er bombardierte mich mit Fragen über sie und ihren neuen Lebenspartner. An einem anderen Tag, als wir gemeinsam spazieren gingen, schubste er mich ohne erkennbaren Grund in ein Gebüsch voller Dornen. Dieses Erlebnis brannte sich tief in mein Gedächtnis ein.

    Von meinem 11. bis zu meinem 31. Lebensjahr hatte ich dann keinen Kontakt mehr zu ihm. Er schrieb zwar Briefe und versuchte anzurufen, doch ich reagierte nicht. Zu groß war meine Angst vor ihm. Erst Jahre später – ausgelöst durch Träume, in denen mir bewusst wurde, dass ich ihm ständig aus dem Weg ging – fasste ich den Entschluss, den Kontakt wieder aufzunehmen. 2016 schrieb ich ihm einen Brief, und wir sahen uns wieder.

    Doch auch nach dieser Wiederannäherung zeigte sich schnell, dass er derselbe geblieben war. Zum Geburtstag schenkte ich ihm beispielsweise einen günstigen USB-Plattenspieler, weil er oft erwähnte, dass er gerne wieder seine alten Schallplatten hören würde. Anstatt sich zu freuen, forderte er mich auf, das Gerät umzutauschen, weil für ihn „echte“ Plattenspieler erst bei 5.000 Euro beginnen würden. Ebenso kritisiert er bis heute mein Hobby – Fotografie und Videografie – und stellt es als wertlos dar, da für ihn einzig Musik und Essen zählen.

    Sein Verhalten zeigt in vielen Bereichen Züge einer Kaufsucht. Er bestellt wahllos Dinge, die er nie benutzt. In seinem Keller habe ich einmal originalverpackte Automagazine mit Modellautos gesehen, die er auf Vorrat kaufte. Seine Begründung: „Das braucht man irgendwann.“ Dieses Muster zieht sich auch durch seinen Umgang mit Lebensmitteln. Sein Kühlschrank ist immer überfüllt, seine Schränke und der Keller vollgestopft mit Konserven, Fleisch und Wein. Man könnte meinen, er könne allein davon sechs Monate überleben. Trotzdem jammert er ständig, er habe kein Geld, während gleichzeitig neue Weinlieferungen und Pakete bei ihm eintreffen.

    Seine Essgewohnheiten sind extrem. Fleisch ist für ihn alles – morgens, mittags, abends, zwischendurch. Salami gehört genauso dazu wie Braten oder Steak. Gemüse oder andere Lebensmittel spielen kaum eine Rolle. Selbst in Gesellschaft furzt oder rülpst er ohne Rücksicht und lacht nur, wenn man ihn darauf hinweist. Kritik an seiner Ernährung oder an seinen Bestellungen nimmt er extrem persönlich und reagiert oft beleidigt. Selbst wenn ich ihn darauf hinweise, dass er als Diabetiker, Herzpatient und Gichtkranker seine Gesundheit ruiniert, wehrt er ab und vergleicht sich mit Spitzensportlern, die ja angeblich auch viel Fleisch essen.

    Ein weiteres Muster ist seine Opferrolle. Für ihn sind immer die anderen schuld: die Nachbarn, die Verwandtschaft, meine Mutter, die Politik. Nie übernimmt er selbst Verantwortung. Selbst nach mehr als 25 Jahren scheitert er daran, die Scheidung loszulassen. Immer wieder behauptet er, meine Mutter hätte ihn ruiniert, obwohl er damals eine Abfindung bekam und das Geld nachweislich für Luxusartikel und Musikzubehör ausgegeben hat.

    Sein Jammern ist endlos. Er klagt über Geld, über Schmerzen, über Einsamkeit – doch wenn man Hilfe anbietet, blockt er ab. Ich habe mehrfach versucht, mit ihm zu reden oder Lösungen vorzuschlagen, doch seine Antwort lautet meist: „Interessiert doch eh keinen.“ Gleichzeitig verschiebt er Treffen ständig mit Ausreden: mal hat er kein Geld, mal keine Lust, mal tun ihm alle Knochen weh. Wenn er etwas nicht will, findet er garantiert einen Vorwand.

    Dazu kommt, dass er mir immer wieder Schuldgefühle einredet. Er behauptet, ich sei mitverantwortlich für seine finanziellen Probleme – obwohl er mir nie etwas schenkt oder mich unterstützt. Alles Geld fließt in seinen eigenen Konsum: Fleisch, Wein, unnötige Bestellungen. Selbst an Weihnachten bekomme ich Geschenke, die eher abwertend wirken, wie einen Schinken mit Preisschild vom Discounter.

    Ein besonders frustrierender Punkt sind die sogenannten Gewinnspiele, an denen er seit Jahren teilnimmt. Er erhält immer wieder wertlose Pseudogutscheine und Pakete mit überteuertem Krimskrams. Obwohl selbst große Medien wie die ARD darüber berichten, dass es sich um Betrug handelt, klammert er sich an die Hoffnung, dass er irgendwann doch noch einen großen Gewinn macht. Für ihn ist das „die letzte Chance“. Diese Illusion hält ihn in einem Kreislauf von Bestellungen, Zahlungen und neuen Schulden gefangen.

    Auch im zwischenmenschlichen Bereich ist er schwierig. Er ruft mich nie von sich aus an, legt während Gesprächen manchmal einfach auf, beschwert sich dann aber bei Verwandten, er könne mich nicht erreichen. So entstehen Spannungen innerhalb der Familie, weil er mich indirekt schlecht darstellt. Besuche meinerseits nimmt er zwar an, aber selbst zu mir kommt er fast nie. In fast zwei Jahren hat er es nur ein einziges Mal geschafft, mich in meiner Wohnung zu besuchen.

    All diese Erlebnisse führen dazu, dass ich ihn zunehmend als verbitterten, egoistischen und toxischen Menschen sehe. Er ist voller Hass auf andere, klammert sich an seine Süchte, verschiebt die Schuld für sein Leben konsequent auf das Umfeld und verweigert jede ernsthafte Veränderung. Gespräche mit meiner Tante bestätigen mir diesen Eindruck.

    Der Vergleich zu meiner Mutter macht diese Unterschiede noch deutlicher. Sie raucht zwar und hat damit auch ihre eigene Sucht, doch sie ist ehrlich, liebevoll und gibt mir oft etwas ab. Sie verbringt Zeit mit mir, geht mit mir auf Reisen, beteiligt sich am Leben. Mein Vater dagegen verschließt sich, konsumiert, belügt und beschuldigt – und lässt mich am Ende immer mit Frust und Wut zurück.

    Ich selbst kenne die Erfahrung einer Sucht – früher kaufte ich viele Spiele und Filme und aß zu viel Süßes. Doch ich habe mich davon befreien können. Vielleicht kann ich mich deshalb in seine Situation hineinversetzen. Der Unterschied ist aber: ich habe Verantwortung übernommen und etwas verändert. Er dagegen bleibt in seinem Kreislauf aus Jammern, Konsumieren und Schuldzuweisungen gefangen.

    Unterm Strich sehe ich meinen Vater heute als einen Menschen, der sehr verbittert ist, voller Hass auf andere steckt, sich selbst im Mittelpunkt sieht und toxische Verhaltensweisen zeigt. Ich habe lange versucht, einen normalen Umgang mit ihm zu finden, doch am Ende muss ich meine Distanz wahren, um selbst nicht ständig verletzt oder heruntergezogen zu werden.

    Letzten Monat wollte mein Vater mich, als ich bei ihm war, zum Essen einladen. Er sagte, er habe noch 20 Euro übrig. Ich erklärte ihm jedoch, dass ich bereits gegessen hatte. Daraufhin bot er an, mich am Wochenende zu besuchen. Als ich bei ihm war, sah ich, dass seine Küche voller Lebensmittel war – es hätte locker für eine Familie gereicht. Einen Tag später rief ich ihn an und fragte, ob er denn am nächsten Morgen vorbeikäme. Seine Antwort war, dass er nicht kommen könne, da er das Geld ausgegeben habe und ja „von etwas leben müsse“. Wieder einmal jammerte er über Geld, über Schulden und über Probleme. Doch am Monatsende stellte ich fest, dass er erneut drei Bestellungen aufgegeben hatte, und gestern kamen gleich zwei weitere von unterschiedlichen Weinunternehmen, die er alle auf Raten zahlt. Ich finde es sehr schade, dass er es nicht schafft, seinen eigenen Sohn einmal zu besuchen. Selbst wenn man knapp bei Kasse ist, könnte man sich doch etwas Geld zur Seite legen oder einfach so vorbeikommen – ohne großes Drumherum.

    Durch unser letztes Gespräch, war er auch sehr verhasst, das ich weggefahren bin und mir an dem Wochenende einen schönen Tag gemacht hatte, als ich ihm davon erzählt hatte. Auch das hängt er mir immer mit viel hass vor "das ich mit meiner Mutter / oder allein" vereise... und er nirgends hin kommt. Im Mai dieses Jahr bin ich für 2 Tage für 2 nach essen gefahren, er wollte nicht mit, also bin ich allein gefahren.

    Ich musste mir das einfach von der Seele schreiben. Sein Verhalten wirkt süchtig und toxisch – und ich will mich damit nicht länger belasten.

  • Natürlich würde es mich interessieren, in welcher Form ich meinem Vater helfen oder ihn aufmuntern könnte. Doch leider lässt er sich keine Hilfe geben. Mein Angebot, seine Schallplatten und CDs auszusortieren und zu verkaufen, um damit ein Stück seiner Schulden abzubauen, hat er strikt abgelehnt. Dabei stehen sie nur im Schrank, verstauben und werden von ihm ohnehin nicht mehr gehört. Gleichzeitig frage ich mich aber auch: Was würde es bringen, wenn ich das Geld beschaffe und er es am Ende doch wieder für Bestellungen ausgibt? Ich habe die Befürchtung, dass es genau so kommen würde.

    Dazu kommt, dass er bis heute nicht versteht, dass Dinge wie Digest Readers Betrug sind, und trotzdem steckt er weiter Geld hinein. Mir gegenüber zeigt er kein echtes Interesse. Stattdessen bezeichnet er mich als „nervig“, während er mich gleichzeitig mit seinen Problemen volljammert. Oft habe ich das Gefühl, dass er schnell beleidigt, gereizt und nur am Meckern ist. Nur nicht er ist schuld, sondern all die anderen.

    Ehrlich gesagt habe ich von ihm nie das bekommen, was man sich unter einem „Vater“ vorstellt. Die Rollen waren vertauscht: Ich war derjenige, der ihn gefragt hat, ob wir etwas unternehmen möchten, während von ihm kaum etwas zurückkam. Wirklich wach wird er nur dann, wenn ich ein gemeinsames Restaurantessen vorschlage, das er dann mit mir wo hinfahren möchte und auch nur wenn ich bezahle.

    Wir waren zum Beispiel einmal im Freilichtmuseum, wo er rund 50 Euro für Mettwurst ausgab. Später bereute er den Einkauf so sehr, dass er mir die Schuld daran gab. Ähnlich war es, als wir auf einem Trödelmarkt waren: Er spendierte mir eine Bratwurst für drei Euro, doch im Nachhinein jammerte er über das ausgegebene Geld und meinte, es sei ein Fehler gewesen.

    Von mehreren unabhängigen Personen (vier an der Zahl) habe ich mittlerweile den Rat bekommen, ihn nur noch als „Erzeuger“ zu sehen und den Kontakt abzubrechen.

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