Thoughts and more ...

  • Besser ich gehe

    Husten wie ein Raucher
    Lachen wie ein Spassvogel
    Irgendwo im Schatten meines Verstandes
    Suche ich die Kraft
    Jede Stunde
    Ich wundere mich, wie einfach sie zu finden ist

    Trinken wie ein Seemann
    Weinen wie ein Klageweib
    Irgendwie und irgendwo leben
    Betteln wie ein Bettler
    Verlieren wie ein Gewinner
    Ich wundere mich, wie einfach es zu tragen ist

    Es ist besser ich gehe jetzt,
    Raus aus dieser Stadt
    Besser ich verlasse euch
    Bevor ich mich unterkriegen lasse
    Ich gehe hin wo der Wind bläst,
    Dahin wo der Fluss fließt,
    Dahin wo die Sonne scheint,
    Die durch die Wolken bricht

  • Trance

    Es könnte sein das ich bald oder ein wenig später komme
    Aber da ist etwas kaltes was mich umgibt
    Ich denke ich sollte von diesem Gefühl befreit werden
    Bevor du versucht Kontakt aufzunehmen

    Ich gehe hinunter zur Station im Herzen der Stadt
    Verlasse diesen Platz um etwas neues zu sehen
    Draußen im Grünen wo die Natur noch rein zu sein scheint
    Ich könnte eine Sache finden die mir hilft aus meiner Trance zu kommen

    Jetzt reite ich Wolken, erklimme den Berg
    Grabe Löcher und fühle meine Knochen
    Rieche Gras, lege mich hin und schaue,
    Jetzt kannst du mich finden
    Irgendwo ...

  • Bessere Zeiten

    Du stehst vor der Tür
    Aber ich bin im Besitz der Schlüssel
    Egal was du tust
    Du bist von mir abhängig
    Und wenn es nur für die Unterhaltung ist,
    Sprich bitte mit jemand anderes
    Ich sage dir
    Bessere Zeiten,
    kommen nicht von alleine

    Eine Menge Völker werden verrückt
    Über den Punkt, den du verweigerst
    Aber singe dein Lied nur weiter,
    Du weißt, es bringt mich nicht zum weinen
    Am Ende macht es nichts
    Was in deinem Kopf vorgeht
    Ich denke an
    Bessere Zeiten
    Sie kommen nicht von alleine

    Ich kenne die bessere Antwort
    Aber ich traue mich nicht den Mund zu öffnen.
    Wenn die Fröhlichen umhergehen
    Beginnt das herum drehen
    Wenn die säge sich
    Hoch und runter bewegt.
    Ich glaube an
    Bessere Zeiten
    Sie könnten von alleine kommen

  • Kaleidoskop

    Nichts ist im Weg
    Nichts ist im so Weg wie das
    Was hier existiert

    Ich kann mich nicht mehr erinnern
    Ich kann mich an nichts mehr erinnern
    Ich brauche die Tage nicht zu zählen

    Es muss diese Ruhe sein
    Es muss dieses Licht sein
    Was mich wünschen lässt
    Dass ich für immer hier bleibe

    Denn ich werde in Eis aufbewart
    Für den Rest meines Lebens -
    Das kühl meinen Verstand und macht mich glücklich

    Nichts nur die Sonne
    Nichts nur die Sonne draußen
    Macht mein Kaleidoskop real

  • Lachen

    Lachen,
    Ich kann nicht vergessen,
    wie du lachst,
    Wenn jemand mich anlacht,
    kann ich es nicht vergessen,
    wie du lachst

    Ich weine
    Wie ein Kind
    Ich muss weinen
    Wenn ich daran denke
    Sterbe ich
    Wie ein alter Mann
    Sterbe ich
    Wenn ich daran denke
    Wie du lachst

    Ich kann es nicht vergessen
    Wie du lachst

  • Ich bin wie Tau

    Du kannst mich nicht sehen,
    ich bin ein Spiegel,
    wenn du dich abwendest,
    breche ich in Stücke

    Aber wenn du sprichst,
    Und wenn du lachst
    Wenn du mit egoistischer Liebe hasst

    Erinnere ich mich,
    Ich erinnere mich an alles

    Ich bin das,
    Was vom Tag bleibt,
    Ich bin wie Tau

    Wenn du glühst,
    Will ich dich reflektieren,
    Ich will es wachsen lassen,
    Was dich so schön macht,
    du bist so schön.

  • Dummheit

    Ich schaue in ihre Augen
    Ich realisiere
    Das ist es nicht, was ich mir wünsche
    Nur ein großes Pack aus Lügen

    Ich schaue in ihr Gesicht
    Nie gesehen solch’ Anmut
    Früher oder später
    Muss sie ersetzt werden

    Tue ich schon wieder etwas dummes?

  • Im Inneren des Innersten

    Im Inneren des Innersten,
    Tief im Inneren des Innersten,
    Sei einfach im Inneren des Innersten

    Nur ein Nichts,
    Aber ein Teil der Unendlichkeit,
    Im Inneren des Innersten,
    Alles ist ein Teil von mir

    Ein Moment, wertvoll wie ein Leben,
    Ohne eine Erinnerung,
    Im Inneren des Innersten,
    Ist das Leben Ewigkeit

    Frag’ nicht,
    Denk’ nicht,
    Fürchte nicht,
    Wunder dich nicht,
    Sei einfach
    Im Inneren des Innersten

    Tief im Inneren des Innersten
    Tiefer und tiefer
    Im Inneren des Innersten
    Tief unten im Inneren,
    Erfüllt Leere mein Inneres

  • Der Geigenkasten

    Aus einem leeren Geigenkasten
    Zieht er sein Instrument
    Und der Kasten verschwindet

    Under spielt ohne Bogen
    Ein Lied ohne Worte
    Und er trägt einen Zylinder
    Doch drunter kein Kopf
    Und kein Hals und kein Leib
    Keine Arme noch Beine
    Das hat er alles verloren im Krieg

    Und so bleibt noch sein Lied
    Nur das ist noch da
    Denn auch einen Zylinder
    Konnte er nie haben

  • I. »… klicken Sie auf Ok«
    Dies ist die Geschichte von Björn. Björn ist ein 18 Jahre alter junger Mann, der viel Zeit an seinem Computer verbringt. Er ist sein bester Freund doch zugleich auch sein größter Feind. Er macht nicht viele Sachen am Computer – besser, nicht viel anderes als den ganzen Tag zu spielen. Oft schon sitzt er Tage lang vor einem Spiel, dass er sich neu gekauft hat und hörte nicht eher auf, bevor er es nicht durchgespielt hat und das auf nur allen erdenklichen Schwierigkeitsstufen, die ihm das Spiel bot.
    Wenn er mal nicht spielte, dann machte er seine Hausaufgaben mit AtuoWort. Doch das kam sehr selten vor.
    Seit er seinen neuen High-End Computer hatte, lief leider nicht mehr alles so wie es sollte. Es fing schon damit an, dass er nicht wusste, wo er den Powerknopf an diesem neuen zum Verrücktwerden modernen Tower finden konnte. Es dauerte eine Weile, bis er verstand, wie man das Ding zum laufen bekommt – per Sprache. Schnell musste er feststellen, dass die Begriffe, die den Computer entweder an- oder ausschaltete nicht sonderlich glücklich gewählt waren. So wurde der Computer mit »Still gestanden!« gestartet und mit »Weggetreten!« ausgeschaltet. Wieso es sich ausgerechnet um diese zwei offensichtlich militärischen Begriffe handelt, begründete die Bedienungsanleitung wie folgt:
    »… Bei der Wahl der Befehle wurde darauf geachtet, dass es sich bei den Begriffen zum Ein- bzw. Ausschalten des Computers nicht um alltägliche Redewendungen wie z.B. ‚Geh an du Ding!’ und ‚Nu’ geh’ doch endlich aus!’ handelt. Somit ist gewährleistet, dass der Computer nicht unerwünscht an bzw. aus geht. …«
    Bei dieser nicht ganz so cleveren Begründung, blieb es auch nicht aus, dass die Beschwerdeabteilung der Firma mod:earn GmbH, die diesen Computer exklusiv vertrieben, ausschließlich Beschwerden vom Militär des jeweiligen Landes, wo die Computer vertrieben wurden, zu bearbeiten hatte. Es war offensichtlich, dass sich der Computer oder das Laptop während einer Gefechtsübung unkontrolliert ein- bzw. ausschaltete.

    Björn hatte nun verstanden, wie er seine Kraftmaschine ein- und ausschalten konnte und somit konnte er auch schon anfangen, all das zu installieren, womit er seinen alten Rechner schon voll gestopft hatte. Glücklicherweise hatte er all seine gespeicherten Daten auf mehreren DVDs untergebracht, sodass er nur noch Kopieren und Einfügen musste. So wechselten in Windeseile mehrere Gigabyte Daten das Medium. »Kopiervorgang abgeschlossen« sagte eine ruhige, freundliche Frauenstimme. Björn war verwundert eine Stimme zu hören die offensichtlich aus seinem Computer zu kommen schien, er hatte doch gar keine Boxen angeschlossen doch die Erklärung folgte prompt: »Diese Ansage wurde Ihnen vom freundlichen mod:earn-Dienst spea:kup präsentiert. Diesen Dienst können Sie unter Dienste -> mod:earn -> spea:kup deaktivieren. Ihre Dienstlautsprecher befinden sich auf der Vorderseite Ihres CD-Laufwerks, direkt neben dem Eject-Knopf, sollten Sie nicht, wie erkannt, die Kopfhörer auf dem Kopf haben« sagte die Stimme und verstummte erneut.
    Eifrig untersuchte Björn das neue mod:earn v:oice auf weitere neue Features. Er entdeckte viele neue Features, nur konnte er die Funktion zum deaktivieren des spea:kup Dienstes nicht finden.
    »Verdammt noch mal! Wo ist denn die scheiß Hilfe wenn man sie braucht? Man oh man!« fluchte Björn
    »Herzlichen Glückwunsch,« erwachte die Frauenstimme erneut, »Sie haben die Hilfe zu mod:earn v:oice soeben erfolgreich gefunden und aufgerufen! Weiterhin erreichen Sie die Hilfe, indem sie einfach nur laut und deutlich ‚man oh man!’ in Richtung des Computers sagen. In der Hilfe haben Sie die Möglichkeit, Begriffe rund um mod:earn v:oice nachzuschlagen oder einfach nur weiter Erklärungen zu den gesuchten Begriffen oder Diensten zu erhalten.« sagte die Frauenstimme freundlich.
    Endlich! dachte Björn, Endlich kann ich auch meine neue Tastatur mal zum Einsatz bringen! Er tippte in das vorgegebene Suchfeld ‚spea:kup’ ein und siehe da, innerhalb von Millisekunden bekam er auch ein Ergebnis. Viele kleine Verknüpfungen hatte er zur Auswahl. Viele zum Umgang mit spea:kup, einige zur Konfiguration des Dienstes und ein paar sehr wenige zum aktivieren bzw. deaktivieren des Dienstes. Er klickte eine Verknüpfung mit dem Namen ‚spea:kup einfach und schnell deaktivieren’ an. Das Geräusch einer kleinen Glocke ertönte kurz und dann passierte kurze Zeit erstmal gar nichts. Nach kurzer Wartezeit meldete sich die Frauenstimme wieder:
    »Den Dienst spea:kup deaktivieren Sie, indem sie unter Dienste -> mod:earn -> spea:kup gehen und dort das Kontrollkästchen ‚deaktivieren’ anklicken. Alternativ können Sie den Dienst auch direkt ansteuern. Hierzu folgen Sie folgenden Schritten:
    1. beenden Sie alle laufenden Prozesse
    2. starten Sie mod:earn v:oice im Erfahrene-Benutzer-Modus
    3. klicken Sie mit der rechten Maustaste auf einen beliebigen Punkt auf Ihrem Arbeitsbereich
    4. wählen Sie nun Eigenschaften und klicken Sie dies an
    5. bestätigen Sie die folgenden Abfragen mit Ok
    6. klicken Sie im vorgesehenen Kontrollkästchen in die Mitte um einen Haken in das Feld zu setzen
    7. klicken Sie auf Übernehmen
    8. starten Sie mod:earn v:oice im Otto-Normalbenutzer-Modus und schon ist es geschafft.
    Weitere Informationen erhalten Sie auch im Internet auf unserer Serviceseite unter http://www.mod:earn.com/dienste/spea:kup/activate.php oder per Telefon unter 0187/77 73 20 93, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 30 Tage im Monat …«
    Er hatte genug gehört und brach die Ansage genervt ab. Das war wieder typisch mod:earn: ein Betriebssystem, dass nur halbfertig war und nur sehr umständlich zu bedienen war. Aber was sollte er machen? Eine ältere Version von v:oice lief auf seinem High-End Computer nicht, mal davon abgesehen davon, dass diese auch nicht komfortabler zu bedienen waren und eine Alternative gab es auch nicht. Er tat wie ihm die freundliche Frauenstimme empfohlen hatte und begab sich in den ‚Erfahrene-Benutzer-Modus’ und suchte dort nach dem Eintrag für das Deaktivieren des Dienstes. Schließlich hatte er ja bereits vergeblich versucht den Dienst im ‚Otto-Normalbenutzer-Modus’ zu deaktivieren. Als auch dies nicht funktionierte kehrte er notgedrungen in den Otto-Normalbenutzer-Modus zurück und startete seinen Browser um in einem Supportforum Hilfe zu suchen.
    Endlich, 34 Foreneinträge und 12 Downloads später hatte er es geschafft und den Dienst endlich deaktiviert.
    Nun installierte er seine Spiele, die er bisher nur angespielt hatte und die Spiele, die sein alter Computer nicht wirklich flüssig zum Laufen brachte. Jetzt war wieder zocken angesagt! Er musste sich etwas abreagieren und womit ging das besser als mit seinem Ballerspiel ‚Codename:Sp00n’? Installiert war es bereits und die Internetverbindung hatte v:oice auch schon erkannt – es konnte also direkt losgehen.

  • II. »Schwere Schutzverletzung …«

    Es machte ihm wieder so richtig Spaß. Er ballerte um sich und tötete alles was ihm ins Fadenkreuz lief. So gut wie heute war er schon lange nicht mehr. Fast hatte er den Level mit seinen Kumpanen geschafft. Es musste nur noch das Dokument gefunden werden um in den nächsten Level zu kommen. Doch das gestaltete sich schwieriger als zunächst angenommen. Das Ding war einfach nicht zu finden. Wo konnte es sein? Die ganze Karte hatte er nach dem blöden Dokument schon abgesucht und jeden Raum mindestens drei Mal durchsucht, doch gefunden hatte er nichts. Verärgert darüber meckerte er in das Mikrofon seines Headsets, dass er auf dem Kopf hatte: »Das kann doch wohl nicht wahr sein! Ich finde sie sonst immer und zwar schnell. Seit dem neusten Update ist das blöde scheiß Spiel unspielbar geworden!«
    Verbunden war er über die im Spiel inbegriffene Voice-Software mit Death-Mosh, Morbus und KillahF, die mit ihm eben genau dieses unauffindbare Dokument suchten. Er zählte die drei zu seinen engsten Freunden. Er kannte nur jeweils ihre Pseudonyme, die Richtigen Namen haben sie sich nie gesagt. Björn war unter s!lverskull bei seinen Freunden bekannt.
    »Ah,« sagte KillahF »ich glaube ich habe das blöde Ding gefunden. Ich habe ja gleich gesagt, dass es im ersten Stock ist und nicht, wie du meintest, im vierten. Aber mir hört ja nie jemand zu!«
    »Ach, weißt du,« sagte Björn, »wenn du dich mal klarer ausdrücken würdest, dann würden wir jetzt nicht hier rumhängen und das Mistding suchen! Aber umso besser wenn du es jetzt gefunden hast. Dann Bring es schnell zu Vitorius und dann ab nach Root-City Mutanten schnetzeln!«
    »Tja, ich würde es ja gerne aufnehmen, aber ich kann nicht«
    »Und wieso bitteschön nicht? Das kann doch um Himmelswillen nicht so schwer sein! Drück einfach ‚e’ und dann hast du es! Man also manchmal stellst du dich echt so was von saublöde an, das gibt’s nicht!« lamentierte Björn weiter.
    »Alter, für wie blöde hältst du mich denn? Außerdem habe ich mir das auf ‚g’ gelegt und da passiert bei mir gar nichts, wenn ich ‚e’ drücke. So dämliche Anfänger wie du spielen noch mit der Standartkonf…« weiter kam KillahF nicht, denn da fiel ihm Morbus ins Wort:
    »Man, wenn du nicht gleich aus den Puschen kommst, dann komme ich vorbei und hole es mir persönlich! Ich habe nicht ewig Zeit und will heute noch in Root-City Mutanten abknallen! Nimm das Ding und dann ab zu Vitorius.«
    Jetzt endlich meldete sich auch Death-Mosh zu Wort: »Ich will ja nix sagen, aber ich stehe hier gerade bei KillahF und ich kann nur bestätigen, das sich das scheiß Dokument nicht aufheben lässt. Es geht einfach nicht! Aber das ist wieder typisch Inferno Entertainment, dass sie wieder alles kaputt machen mit ihren dämlichen Updates immer!«
    Nach etwa fünf Minuten hatte sich alle bei diesem widerspenstigen Dokument eingefunden und diskutierten nun eifrig, wieso es sich nicht aufheben lies.
    »Verdammt! Mir reicht’s jetzt, ich hole einen Game-Master und lasse das beheben! Ich lasse mir doch nicht meine Punkte auf der Bestenliste nicht wegen diesem scheiß Dokument versauen!« sagte Björn entschlossen.
    »Na dann mach du mal, wir versuchen hier weiter nach Root-City zu kommen. Das kann es doch nicht sein!« bekam er Antwort von Morbus.

    Was Björn zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnte ist, dass ihm sein v:oice den geplanten weiteren Abend in Root-City kaputt machen würde. Gerade als er sich in den Support-Chat einklinken wollte um einen Game-Master anzusprechen lies die Frauenstimme wieder von sich hören: »Schwere Schutzverletzung in Sektor 0E0035146A561658. Die Anwendung wird auf Grund dieses Fehlers beendet. Bitte starten Sie die Anwendung neu und versuchen es erneut. Diese Schutzverletzung wurde Ihnen präsentiert von …« es erklang die Melodie einer bekannten Bierbrauerei mit dem dazugehörigen Werbeslogan.
    »Man oh man, womit habe ich das nur verdient?« fragte Björn sich laut und der Aufruf der Hilfedatei war die Antwort die er bekam.
    »Willkommen im Hilfesystem von …« weiter kam die Frauenstimme nicht, denn Björn hatte völlig entnervt seiner Mutter geantwortet, die ihn zum Essen gerufen hatte. Und da das neue System auch auf »Ich komme gleich« regiert, war es nun sein E-Mailprogramm, das ihm weitere Nerven raubte.
    »Sie haben Ihr mod:earn e:xpress noch nicht konfiguriert. Bitte vervollständigen Sie Ihre Angaben und klicken dann auf Ok. Erst dann ist e:xpress in der Lage Ihnen Ihre E-Mails vom angegebenen Server zu importieren.« teilte ihm die Frauenstimme mit ruhiger Stimme mit. Genervt klickte er auf den kleinen roten Knubbel oben rechts in der Ecke, der ein Programm schloss, wenn man darauf klickte und überlegte, wie er sein Problem mit dem Chat lösen konnte.
    Es lies ihm selbst beim Essen keine Ruhe. Immer wieder überlegte er, was da wohl verkehrt gelaufen sein könnte.
    »Wie war dein Tag mein Schatz?« riss seine Mutter ihn aus den Gedanken.
    »Was? Mein Tag? Ach, es ging so. Ich habe viel Stress mit meinem neuen Rechner aber sonst war er ganz okay. Schule war wie immer und na ja, eigentlich der Rest auch.« gab Björn kurz Auskunft in der Hoffnung, dass ihn seine Mutter jetzt in ruhe ließe mit ihren Fragen. Er hatte wirklich wichtigeres zu tun als mit seiner Mutter über seinen Tag zu sprechen. Er hatte beschlossen, heute schneller satt zu sein als sonst, damit er sich seinem Problem mit dem Chat wieder widmen konnte.

    Nachdem er wieder oben auf seinem Zimmer war, war das Erste was er sah der geschmacklose Bildschirmschoner von v:oice. Irgendwelche undefinierbaren Dinger flimmerten da über seinen 21’’ Monitor. Farbenfroh bis zum geht nicht mehr war es auch, denn die Farben wechselten im Zehntelsekundentakt.
    Er bewegte die Maus, um das Trauerspiel auf dem Monitor nicht weiter sehen zu müssen. Na dann wollen wir mal dachte er. Er startete ‚Codename:Sp00n’ und versuchte sich erneut in den Chat einzuklinken.
    »Schwere Schutzverletzung in Sektor 0E0035146A561658. Die Anwendung wird auf Grund dieses Fehlers beendet. Bitte starten Sie die Anwendung neu und versuchen es erneut. Diese Schutzverletzung wurde Ihnen präsentiert von …« und wieder ertönte die Musik der Bierbrauerei mit dem Slogan.
    »Verdammt! Was soll das denn? Kannst du nicht ein Mal so funktionieren wie ich es gerne hätte? So schwer kann es doch nicht sein oder?« fluchte er und war erstaunt, das er eine Antwort bekam.
    »Bitte wenden Sie sich an den Hersteller der Software, die die Schutzverletzung verursacht hat. Sie können auch über unser Serviceportal direkten Kontakt zum Hersteller der Software herstellen. Sagen Sie hierzu einfach laut und deutlich in Richtung Ihres Computers ‚Kann mir denn hier gar niemand helfen?’« empfahl ihm die Frauenstimme aus dem Computer.
    »Kann mir denn hier gar niemand helfen?« sagte Björn in den Raum hinein und kam sich dabei furchtbar dämlich vor. Sein Browser öffnete sich und binnen Millisekunden war die Seite des v:oice Serviceportals aufgebaut und einsatzbereit.
    Er war doch sehr erstaunt, dass diese Seite ihm sogar eine Antwort auf seine Frage liefern konnte. Er musste nicht mal Kontakt mit dem Hersteller der Software aufnehmen, denn das Problem hatte, wie sollte es auch anders sein, v:oice verursacht. Es hing mit dem Deaktivieren des Dienstes spea:kup zusammen. Er konnte es kaum fassen was er da zu lesen bekam. Da schrieb mod:earn doch tatsächlich, dass es nur zu geringfügigen Einschränkungen kommen würden, wenn spea:kup deaktiviert ist. Dies schließe allerdings Produkte von Inferno Entertainment völlig aus, da alle Features über spea:kup geplant waren und es Testweise irgendwie genutzt werden sollte, in jedem Spiel von Inferno Entertainment. Er fragte sich ernsthaft, wie ein älteres v:oice es ermöglichen konnte, dass das Spiel ohne Probleme läuft, denn das spea:kup Feature wurde erst in der neusten Version hinzugefügt. Aber auch hierzu hatte das Serviceportal eine plausible Erklärung: »… auf Versionen vor v:oice 32.03 bETA ist es möglich Spiele von Inferno Entertainment spielen zu können, da dort ein spea:kup Feature simuliert wird. Dies ist mit v:oice 32.03 bETA nicht mehr möglich, da es das Feature besitzt und nur aktiviert sein muss. …«
    Das klang für ihn alles wie als hätte sich die ganze mod:earn GmbH gegen ihn verschworen. Nicht nur die mod:earn GmbH sondern auch Inferno Entertainment. Für ihn stand es definitiv fest: die beiden Firmen haben sich gegen ihn verschworen um ihm das Leben schwer zu machen. Dabei wollte er doch nur ein wenig ‚Codename:Sp00n’ spielen.
    Mittlerweile war es später Abend geworden und er hatte noch nichts für die Schule getan. Sollte er das an diesem heutigen Tag denn? So viel war schon schief gelaufen und er hatte keinen Kopf für irgendwelche komplizierten Graphenberechnungen. Mathe war eh nie sein Ding gewesen und die Schutzverletzung schmerzte noch enorm. Etwas lustlos nahm er seine Mathehausaufgaben hervor und begann. Zwei Gleichungen später landete das Papier in einer Ecke und er widmete sich der Aktivierung von spea:kup. Er fragte, bevor er irgendwas machte, erstmal wieder im Supportforum nach, wie denn spea:kup wieder aktiviert werden kann und tat so, wie ihm der User geraten hatte. Es dauerte wesentlich weniger lang als das Deaktivieren. Aber es funktionierte diesmal auf Anhieb – was für ein Wunder, wenn man nicht den stupiden Empfehlungen von v:oice folgte.
    Er beeilte sich ‚Codename:Sp00n’ zu starten. Kaum gestartet versuchte er sich in das Spiel von Death-Mosh, Morbus und KillahF einzuloggen, doch das gab es mittlerweile nicht mehr. Die drei hatten es nach etwa einer halben Stunde aufgegeben zu versuchen, das Dokument in ihren Besitz zu bringen und sind stattdessen ‚Vampirs Lust’ zocken gegangen. Ein Spiel, das vor allem Morbus voll zusagte. Es war noch ein wenig blutrünstiger als ‚Codename:Sp00n’ und was es so toll machte war: es ging um Vampire, die versuchten mit finsteren Methoden die Weltherrschaft an sich zu reißen. Das Übliche eben.
    Björn beschloss, es für heute gut sein zu lassen und ins Bett zu gehen.
    »Weggetreten!« befahl er seinem Computer und dieser tat wie ihm geheißen – er schaltete sich aus.

  • III. »Connection to the server has been terminated«

    Endlich! Es war Schulschluss und Björn konnte sich wieder so richtig seinem neuen Computer widmen. Er startete seinen mod:earn mes:sie Instantmessanger und schaute, ob Morbus, KillahF oder Death-Mosh schon online waren. Niemand der drei war online und das ärgerte ihn ein wenig. Hatten sie doch noch eine offene Partie ‚Codename:Sp00n’. Er musste nicht lange warten, da ertönte wieder die Frauenstimme: »Der User Morbus hat sich soeben im mes:sie Netzwerk angemeldet. Sein derzeitiger Status ist: ‚Nicht verfügbar’«
    Schaploing war aus den Dienstlautsprechern am CD-Laufwerk zu hören und auf dem Bildschirm erschien ein Nachrichtenfenster von Morbus:
    »Sag mal, wo warst du denn gestern Abend noch? Wir haben auf dich gewartet, aber du warst wie vom Erboden verschluckt.«
    »Ich hatte eine Schutzverletzung in meinem v:oice. Ich konnte nicht in den scheiß Chat um einen Game-Master anzuquatschen. Habe dann ein wenig probiert und musste dann leider lesen, dass es nicht funktionierte, weil ich mein spea:kup Feature deaktiviert hatte – was im übrigen auch noch mal sicher eine Stunde gedauert hat, bis ich eine Antwort hatte, wie ich ihn deaktiviere – und jetzt musste er wieder aktiviert werden. Es ist echt zum kotzen!« Björn steckte in diese Nachricht all seinen Hass auf mod:earn und Inferno Entertainment.
    »Na, das klingt ja nach viel Ärger. Ich dachte dein neuer High-End Rechner macht solche Mucken nicht mehr. Ich meine das neue v:oice hat doch echt nur gute Seiten. Wieso wolltest du denn spea:kup eigentlich deaktivieren? Nee, wieso hast du’s deaktiviert?« fragte Morbus, der es nicht verstehen konnte, solch ein Feature einfach auszuschalten.
    »Weil ich es nicht haben kann, wenn der Rechner alle Nase lang irgendwelche Sachen von sich gibt wie ‚Herzlichen Glückwunsch, Sie haben erfolgreich das-und-das gemacht. Das erreichen Sie wenn Sie laut und deutlich das-und-das in Richtung Ihres Computers sagen.’ Das Brauch ich nicht und es ist einfach auch nur für totale v:oice Anfänger! Ich nutze v:oice jetzt schon seit fünf Jahren und bin bisher auch ohne solche Features zurecht gekommen.« erklärte Björn Morbus.
    »Ach komm, also ich fänd’s end cool wenn mein Rechner mit mir Quatschen würde.«
    »Ich brauch es halt nicht – aber irgendwie ja doch, sonst lässt sich C:S nicht mehr Spielen – also doch, aber eben ohne Chat und da ich den, wie du weißt, sehr intensiv auch nutze, kommt es für mich nicht in Frage, das Feature auszuschalten und den Chat nicht mehr zu nutzen.
    Was war denn gestern? Habt ihr es noch bis Root-City geschafft?« erkundigte sich Björn
    »Nein, haben wir nicht. Wir haben dieses dämliche Dokument nicht aufnehmen können und so haben wir nach etwa einer halben Stunde lieber ’ne Runde ‚Vampirs Lust’ gezockt. Du weißt, wie ich es liebe, unschuldige kleine Würmchen auszusaugen und die Weltherrschaft zum greifen nahe zu haben …« Morbus geriet ins Schwärmen, wurde von Björn aber abrupt unterbrochen:
    »Ich werde jetzt mal ’ne Runde ‚Golgaron’ zocken gehen. Da du ja immer noch der Meinung bist, dass es dir zu langweilig ist, weil nichts passiert, werde ich wohl alleine zocken gehen.«
    »So sieht es wohl aus mein lieber s!lverskull. Ich werde jetzt nämlich ‚Age of Fools’ zocken gehen, denn das habe ich gerade wieder Up-To-Date gebracht. Wahnsinn, was die in Version 1.7 verändert und dazu gemacht haben. ×ÙÞÙÅ飥±≠«
    »Was in drei Teufels Namen soll denn bitte ×ÙÞÙÅ飥±≠ sein? Kannst du mir das mal erklären?« Björn war doch sehr verwundert über die Ausdrucksweise von Morbus.
    Da Problem erklärte sich aber prompt, als er im Nachrichtenfenster von mes:sie zu lesen bekam, dass die Nachricht auf Grund eines Fehlers nicht übermittelt werden konnte und das eingehende Nachrichten nur noch bedingt bis gar nicht mehr dargestellt werden konnten.
    »Ihre Verbindung zum derzeitigen Internetprovider wurde auf Grund einer kleinen Störung im System unterbrochen. Bitte haben Sie etwas Geduld. Der v:oice i:link versucht die Verbindung wieder herzustellen.« bestätigte nun auch die Stimme aus dem Computer. Das sollte es für diesen Abend auch wieder gewesen sein mit dem Spielen im Internet. Er begnugte sich mit dem Singleplayer Modus seines Spiels. Es machte zwar keine Spaß, aber er konnte ja eh nichts dagegen tun.
    »Internetverbindungsaufbau erfolgreich« ertönte die nette Frauenstimme wieder. »Wir freuen uns Ihnen mitteilen zu können, dass die Internetverbindung wieder hergestellt werden konnte,« fügte sie hinzu.
    »Zu spät, jetzt will ich auch nicht mehr« zischte Björn und schmiss noch seine Internettauschbörse x:trade an und ging dann schlafen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!