Hallo ihr Lieben,
nach langem Überlegen möchte ich nun doch einmal über ein Thema schreiben, was mich seit längerem sehr beschäftigt.
Ich habe seit ca. 1 Jahr eine ambulante Therapeutin. Wir verstanden und gleich sehr gut, es stimmte einfach alles. Während der Therapie konnte ich mich sehr gut auf sie einlassen und ich bin so ehrlich zu ihr, wie zu meinem Tagebuch, was natürlich von Vorteil für die Therapie ist.
Anfangs kam es ab und zu mal vor, dass sie mir etwas von sich erzählten (ihrem Sohn, Wochenende, usw.) und anders herum ja sowieso.
Dann kam die extreme Zeit der Magersucht bei mir und sie setzte sich wirklich sehr für mich ein, sprach mit meinem Papa, Lehrern, Ärzten usw. - tat aber immer nur das, was ich wollte. Doch die Zwangseinweisung durch meine Hausärztin aus medizinischer Sicht blieb nicht aus. Während ich in der Klinik war rief sie an, schrieb sie und kam vorbei. Mein 18. Geburtstag, ich bekam eine Wochenendbeurlaubung und durfte nach Hause, wurde zur Überraschung, denn mein Papa hat sie eingeladen und sie kam als Überraschungsgast.
Wir schauten uns Kindervideos an, stießen an, redeten - natürlich privat, denn es war ja keine therapeutische Sitzung.
Auch seitdem ich ich aus der Klinik draußen bin bin ich wieder bei ihr in Therapie, ich mag sie sehr und habe volles Vertrauen und das ist positiv für die Therapie, denn ich strenge mich wirklich sehr an, schon weil ich sie nicht enttäuschen will.
Wir reden immer eigentlich auch über privates, lachen viel, ich werde nach der Therapie ein Praktikum bei ihr machen, wir schreiben Mails und morgen gehen wir sogar zusammen ins Restaurant (sie hat mir dazu einen Gutschein zum Geburtstag geschenkt), also sie läd mich auf einen gemütlichen Abend ein.
Doch so sehr ich das alles genieße, denn sie ist einfach wie eine Freundin für mich, ein ganz wichtiger Bezugspunkt, frage ich mich, ob das "normal" ist und ob das sich irgendwie negativ auswirken könnte?!
Natürlich kennt auch sie Grenzen und gewisse Dinge würden wir nie tun und sie trennt auch die Therapiesitzungen von dem "Privaten" aber ich weiß nicht, ob ich mich da zu sehr hineinsteiger, ob das "normal" ist, das Therapeuten so sind und ich mir "mehr " erhoffe und dann am Ende darunter leide, dass es nicht so ist.
Andererseits, wenn sie mir von ehemaligen Mädels berichtet, die bei ihr in Therapie waren, so kommen die auch immernoch und sie gehen zusammen Kaffee trinken oder Ähnliches.
Nachher auch sicher okay, aber während der Therapie, kann ich das schlecht einschätzen und ehrlich gesagt, bin ich auch viel zu froh, dass es so ist, als das ich es ändern würde wollen....
Alles liebe,
Brina
Zwischenmenschliches mit Therapeutin
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Mhm schon ne verzwickte Situation. Also an deiner Stelle würde ich es auf jeden Fall mal offen ansprechen. Denn es muss ja auch für sie ne schwierige Situation sein, wenn sie so zwischen Thera-Patienten-Verhältnis und freundschaftl. Verhältnis trennen muss.
Danach ist es ja wieder was anderes, aber während der Therapie, das find ich schon etwas eigenartig, etwas nah. Also mir wäre das dann glaub ich auch zu nah. Weil...naja ich erzähls dir mal welche Erfahrung ich so im Hinterkopf hab. Also ich war im Winter zum zweiten Mal in der selben Klinik. Und da hab ich mich vor allem mit zwei Schwestern total gut verstanden. Haben viel geredet, die waren für mich da etc. Naja aber irgendwie war es zum Ende hin dann schwierig für mich. Weil ich dann gemerkt hab, die mögen mich wirklich. Und dann hatte ich manchmal Mühe zu zeigen wie es mir wirklich geht. Weil ich ja nicht wollte, dass die sich Sorgen machen. Also für mich war es da schon schwierig das so zu trennen. Und nun steh ich halt auch an nem Punkt wo ich so bissel privaten Kontakt immernoch zu einer Schwester hab. Aber für mich ist da ne ganz klare Entscheidung gefallen. Also ich könnte nicht beides, den privaten Kontakt haben und nochmal in die Klinik gehen.
Aber letztlich ist das etwas, was du wirklich mal mit deiner Thera klären solltest, wie sie das sieht und wie ihr miteinander umgehen könnt...Wichtig ist da denk ich, dass man vor allem mal ehrlich drüber spricht...LG, Ragazza
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Danke für deine Antwort Ragazza!
Du hast schon recht, ich kenne diese Gedanken auch, dass ich nicht möchte, dass sie sich Sorgen macht, dass sie enttäuscht ist oder Ähnliches.
Aber ich glaube, wenn ich mit ihr darüber reden würde hätte ich Angst, dass es nicht mehr so sein würde, denn ich habe viel darüber nachgedacht und im Prinzip habe ich damit kein Problem.
Es ist eigentlich auch förderlich für die Therapie, dass wir uns "außerhalb" so gut verstehen, da ich dadurch wirklich immer ehrlich bin und auch sehr ehrgeizig.
Nur bin ich oftmals auf die Nase gefallen, wenn ich mich dann wirlich zu sehr darauf eingelassen habe und am Ende erkennen musste, dass ich lieber mehr wollen würde, als überhaupt drin ist.
Ich glaube mir fällt es einfach sehr schwer da die Grenze zu achten, weil ich einfach nicht so recht weiß wo bei einer Therapeutin die Grenze ist/ sein sollte... Aber scheinbar ist die zwischen ihr und mir doch ein Stückchen verschoben?! -
Ja da ist ganz sicher ne Grenze verschoben. Die Grenze verschiebt sich in dem Moment wo man eben außerhalb der Therapie Kontakt pflegt, wo es privat wird. Naja und da müsstet ihr find ich schon mal drüber reden.
Also mit dieser Schwester...meine jetzige Thera hat mir eben auch geraten das zu klären wo da nun die Grenzen sind - ob freundschaftlich oder ob sie mich als Ex-Patientin sieht. Alles andere bringt nur durcheinander. Und bei dir ist es ja immernoch deine Therapeutin und das find ich schon ziemlich heikel.
Kann deine Angst aber schon verstehen, dass sich was ändern könnte wenn man es anspricht...geht mir ja auch so...aber ist wahrscheinlich trotzdem der bessere Weg *seufz* -
Ja, du hast wohl Recht. Solange ich in Therapie bin sollte das wohl eigentlich lieber nicht sein.
Sie ist eigentlich sehr professionell und ich weiß auch nicht, meine beste Freundin ist ja auch bei ihr in Therapie und da ist sie wirklich überhaupt nicht so privat, da ist die Grenze klar.
Ich muss gleich zu ihr, hab einen Termin, allerdings bei ihr zu Hause wegen diverser Messungen bezüglich des Essens usw. ... Werde das aber sicher nicht heute absprechen, denn morgen gehen wir zusammen essen, eben noch von meinem Geburtstagsgeschenk. Vielleicht sollte ich das da mal vorsichtig mit einbringen? Ich meine da sind wir ja privat und nicht wegen der Therapie...
Doch ich wette, wenn ich da mit ihr bin und mich unterhalte etc. dann möchte ich lieber wieder gar nicht. Ach man, ist wirklich nicht einfach, vor allem hatte ich solche Probleme schon öfters, 1 mal mit meiner Tanztrainerin und momentan auch noch nebenbei mit meiner Mathe- und Psychologielehrerin, mit der ich mich ebenfalls privat sehr gut verstehe...War bei ihr zu Hause, telefonieren, mailen, schreiben usw.,...Und eben meine Therapeutin.
Hab ich ne Anziehung dafür? Kann das sein? Kommt mir langsam so vor *seufAuch* -
Oh man. Heute wurde die Krone noch aufgesetzt! Wie ich schrieb wollten wir morgen essen gehen, weil es ja noch Teil meines Geburtstagsgeschenkes ist.
Ja und heute, als ich da war, fragt sie mich, ob ich nicht Lust hätte vorher mit ihr zum Yoga zu gehen. Sie hätte da auch noch nen Gutschein, den ich nehmen kann, dann ist das auch für mich kostenlos und danach gehen wir dann gleich weiter zum essen...
Ich hab eingewilligt, ich wollte schon immer mal Yoga probieren und das wird mit ihr auch garantiert lustig, aber im Nachhinein ist es doch eigentlich das, wo die Grenze mehr und mehr verwischt oder?
lg
Brina -
Liebe Brina,
also ganz ehrlich, ich denke da passiert was, da sollte wirklich ne Grenze definiert werden.
Ein Gespräch is da unumgänglich, weil sonst könnte beides kaputt gehen und das scheint ja nicht in deinem Sinne zu sein.
Ich meine, man kann sehr wohl freundschaftlich miteinander umgehen, nur private Tätigkeiten gehen meines Erachtens dann schon zu weit. Wenn das Essen morgen einen therapeutischen Hintergrund hätte, warum nicht, gleiches auch mit dem 'Yoga - aber da wird Leistung erbracht, mittels Gutschein.
Das darf nicht sein und gehört geklärt, sprich mit der gleich Morgen und dann sollte umgehend eine Entscheidung fallen.
Die kann ja nur sein, privates Treffen und Beendigung der Thera oder eben umgekehrt!LG Franz
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Lieber Franz,
ich denke nicht, dass eine Entscheidung gleich so hart - für die eine oder andere Seite, ausfallen muss.
Und ehrlich gesagt würde ich das nicht wollen.
Natürlich kann das so kein Dauerzustand sein, aber innerhalb der Therapie, sprich wenn ich Termine bei ihr habe, dann trennt sie das zu 100%, da gibt es keine Ausschweifungen oder Ähnliches, darum habe ich bisher noch nichts gesagt und ich bin auch mit der Therapie und den Fortschritten, die ich mache, sehr zufrieden.
Darum weiß ich nicht so recht, ob ich die Situation nicht doch so lassen kann....
Alles liebe,
Brina -
ich stell einfach mal eine frage in den raum:
was will die therapeutin damit bezwecken?
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Ähm ganz ehrlich? Ich glaube nicht, dass sie dies tut, weil sie damit etwas bezwecken will... Therapeuten sind ja auch nur Menschen, wie du und ich und da sie das ja nicht mit jedem x- beliebigen ihrer Patienten macht könnte Sympathie eine Rolle spielen?!
Und ich finde das menschlich, ehrlich gesagt! -
natürlich ehrlich sein
du findest es menschlich von ihr - vielleicht ist es ja gerade das, was sie bezwecken will, um dir auch mal eine andere seite des lebens zu zeigen.
wär ich in deiner situation, ich würde genau das gleiche machen und denken wie du, aber ich geh nicht zum therapeuten und da wird mich auch nie jemand hinbringen.
nur muss ich sagen, dass ich noch nie davon gehört/gelesen habe, dass es zwischen therapeutin und therapierten zum einen ein recht enges persönliches verhältnis geben kann und zum anderen trotzdem noch bei den sitzungen die distanz gewahrt wird. aber das muss nichts heißen, dass ich davon sowas in der form noch nie gelesen/gehört habe ;).
aber eine gesunde skepsis ist immer angebracht im leben, nicht nur bei sowas.
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Ja, da gebe ich dir vollkommen recht, Skepsis sollte auch da sein/ bleiben. Darum bin ich schon so, dass ich mich da nicht einfach "hineinstürze"
Naja, ich höre es höchstens von ihr, da sie das auch bei anderen ehemaligen Patienten so hat, dass sie mit denen noch Kontakt hat und mit ihnen privat etwas unternimmt.
Ich bin zwar noch in Therapie bei ihr und werde es wohl auch noch eine Weile bleiben, aber ich sehe da keinen therapeutischen Hintergrund, ehrlich gesagt. Man könnte das vermuten, wenn man sie nicht kennt, wenn man sie allerdings kennt, weiß man, das es nicht so ist -
Nee nee, du verstehst da was falsch, ich lege das nicht dir zu Herzen, es geht in Richtung deiner Therapeutin - die handelt nich nach den Grundsätzen einer Therapeuten und wahrt den nötigen Abstand.
Weißt, ich sehe da zum Beispiel das Problem "Ende der Therapie"!
Wie soll das denn aus sehen, wenn so eine vermischte Patienten/Freundschaftsbezieung angefangen hat.Ich weiß nun mal selber wie schwer es ist, wenn man Rat ehrlich vermitteln soll und da auch tiefe Freundschaft herrscht. Man ist ganz sicher nicht mehr so entscheidungsfrei, also nochmal, nicht du gehst in die falsche Richtung, deine Therapeutin tut das.
Natürlich heißt das nich Abbruch jeglicher Aktionen, aber was da passiert, dass halte ich für sehr gefährlich - wohlgemerkt meine persönliche Einschätzung.Bin mal ganz gespannt was deine Therapeutin dazu sagt!
LG Franz
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hm..also, das meiste wurde hier ja schon gesagt und ich bin auch therapie anfängerin, könnte aber persönlich so keine vernünftige behandlung durchziehen, weil ich mir dauernd gedanken machen würde - ein solides vertrauensverhältnis ist sicherlich grundvorausetzung..immerhin öffne ich mich da im idealfall recht weit..aber wenn wir dabei auch noch "freunde" wären und ich mir ständig nen kopf machen würde, wies ihr dabei geht..oder was z b ist, wo ich jetzt so gute fortschritte mach und aus i welchen gründen machen wir nichts mehr privat zusammen ....das würde mich zurückwerfen, erst recht, wenn der fall dann wirklich eintreten sollte! aber vielleicht kann man die privaten treffen ja auch einfach eingrenzen?? drüber reden würde ich mit ihr auf jedem fall!
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Ja, naja, ich probiere hier auch nicht die "Schuldfrage" zu klären, denn ich denke wir beide sind uns darüber bewusst, dass sie meine Therapeutin ist und dennoch haben wir beide uns darauf eingelassen.
Allerdings möchte ich nicht wirklich, dass sich etwas ändert. Natürlich kann so etwas therapiebeeinflussend sein, aber wenn ich das Gefühl habe, dass es eher positiv ist? Wäre es dann nicht unsinnig es dennoch zu beenden?
Was die Frage mit dem Therapieende angeht - genau an dieser Stelle könnte dann das Private wirklich weiter gehen, denn da hat man dann keine Punkte mehr, wo man drauf achten muss. Das ist es ja, was sie mit manchen wenigen ehemaligen Mädels hat, die mal bei ihr waren, mit denen geht sie auch manchmal noch einen Kaffee trinken geht oder sich einfach mal so unterhält....
Mh ich weiß nicht, aber ich glaube, ich schaffe das nicht, das heute anzusprechen.... -
Guten Morgen Brina*,
ohne lang drum rum zu reden zitiere ich mal die Bundespsychotherapeutenkammer:
Zum Abstinenzgebot steht:
"Für Psychotherapeuten gilt das sog. "Abstinenzgebot". Danach dürfen Psychotherapeuten die therapeutische Vertrauensbeziehung nicht zur Befriedigung eigener Interessen, Wünsche und Bedürfnisse nutzen."... weiter kann man lesen:
"Ein professionell arbeitender Psychotherapeut kommt dem Wunsch nach einem privaten Kontakt nicht nach. Er schreibt keine privaten Briefe an den Patienten, er verabredet sich nicht mit ihm zum Essen, er nimmt keine Geschenke an. Insbesondere ist jeder sexuelle Kontakt unzulässig."Das Abstinenzgebot gilt auch noch nach Beendigung der Therapie über ein Jahr und ist Bestandteil der Berufsordnung für Psychotherapeuten.
Hier noch schnell der link: 356757.html
LG Kitsune
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Freundschaft ist was schönes, auf ganz merkwürdige Weise entsteht die manchmal auch, keine Frage
Jetzt aber kannst es klar lesen, was ich bisher nicht so deutlich raus gelassen hab.
Und wenn ich ehrlich bin, ich warte ja schon ne Zeit auf die klare Ansage;)Brina, es ist ja nich der Umgang mit jungen Menschen, aber es gibt nun mal Leitsätze, die sollen in keinem Fall überschritten werden und wenn sich da Therapeuten nich dran halten, ja wer denn dann?
Es gibt doch keinen sensibleren Bereich als Psychotherapie!Im Grunde würd es mich auch mal interessieren was wäre, wenn es ein Mann is. Würden da auch alle ruhig sein und es als ganz normal ansehen? Würde dein Vater den auch zum Geburtstag einladen?
Ich denk mal eher nicht!Meiner Meinung muss da sofort eine Trennung in die Situation, welche auch immer, aufschieben wird für dich irgendwelchen Schmerz bedeuten!
LG Franz
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Mhh... ja...klar, bewusst ist einem das schon, aber wahr haben will man es wohl nicht immer... Ihr habt ja recht und dennoch fällt es mir sehr schwer...Naja, mal schauen, wahrscheinlich war das auch der Grund, warum ich mich nur hier getraut habe etwas darüber zu schreiben, denn man ist ja anonym und somit meine Therapeutin auch und ich denke, wenn man sich bewusst ist, dass etwas nicht ganz richtig läuft, dann würde ich nie im "realen" Leben jemanden um Rat fragen, weil ich Angst hätte, dass sie deswegen eins drauf bekommt....
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