Warum ich immernoch bin

  • Hi,

    ich werd mal ne Art Tagebuch hier einrichten. Im Kindesalter von 8-9 Jahren wollte ich schon sterben. Damals bin ich mit nem Blinddarmdurchbruch gerade rechtzeitig ins Krankenhaus gekommen. Meiner Mutter hätte ich danken müssen dafür, hab ich aber nicht, sie hat den Arzt gerufen, obwohl ich kaum Fieber hatte und mein Vater meinte, das ist nur ne Grippe.

    Mit 25 hatte ich ein Kreuzbeingeschwür, wollte aber nicht operiert werden. Ich wollte mich also gar nicht umbringen, sondern ich wollte nicht gerettet werden, das ist wohl ein Unterschied, dachte ich. In der Pubertät dachte ich oft, wie soll ich "es" bloß tun?

    2001 haben sie mir die Galle raus operiert und 2005 das Knie nach nem Unfall. Fürchterliche Schmerzen und erzwungene Untätigkeit brachten mich von der Heilung weg zur Verzweiflung hin.

    Seit wir keinen Schulsport mehr haben, hab ich auch tierisch viel zugenommen, bin doppelt so breit wie erlaubt und die Leute zeigen mit dem Finger auf mich und tuscheln. Immer wieder versuchte ich abzunehmen, hab es immer nur 5 Monate geschafft, dann holte mich die Sucht zurück, und zwar nach Salzgebäck und Schokolade.

    Seit 2 Jahren bin ich "nur" noch schokoladensüchtig. Es reicht aus, um weder ab- noch zuzunehmen. Das ist mir nicht genug, weil ich unbedingt abnehmen muss, um später ein künstliches Kniegelenk zu bekommen und nicht im Rollstuhl zu enden. Jetzt im Frühling hab ich schlimme Arthroseschmerzen wenn es wärmer wird.

    Das war auch früher immer die Zeit wo ich die meisten Suizidgedanken hatte. Was mich hier gehalten hat, ist zum einen mein Mann und dann sind noch 2 Bücher fertig zu schreiben, eins existiert schon. Bin also auch eine Büchermaus :).

    Aber ungebremst in ne schlimme Depri zu schlittern bleibt mir ja dank meiner Medikamente erspart, ich hab die wegen der Bipolaren Störung verschrieben gekriegt. Nerven tut mich die Pseudofröhlichkeit der heutigen Spieß- und Spaßgesellschaft. Wie sie anfangen zu lachen wenn ich rennen muss um den Bus zu kriegen, wie sie in der Öffentlichkeit knutschen oder Hand in Hand über die Straße kriechen, so dass man bremsen muss, einfach zum :kotz:.

    Mir sind schlimme Dinge passiert im Leben, darüber berichte ich ein andermal. Erst mal Baum aufmachen und weiter gucken.

  • Guten Tag Pillenmaus,

    ich finde es gut, dass du hier einen Ort einrichtest, in dem du dein Inneres einen Platz zur verwirklichung gibst. Schreiben kann Balsam für die Seele sein. Kann helfen Dinge zu verarbeiten..
    Der Titel des Themas, braucht eigentlich wenig erklärung, denn "DU BIST" und wirst sein. Nimm dein bisheriges Leben als Grundmauer, ach wenn es nicht immer einfach war.

    Viel KRaft auf deinem Weg
    Zyna

  • Huhuu Pillenmaus =)

    erst mal schön, dass du da bist und dir hier Hilfe suchst =) Kannst du deine Geschichte noch etwas erweitern und erläutern, was dir weiterhin Kraft gibt, weiterzumachen?

  • Hallo Paindrop,

    als Kind und Jugendliche wurde ich in der Schule gemobbt, als man das Wort Mobbing in Deutschland noch nicht kannte. Sie hänselten mich und der Lehrer demütigte mich vor der ganzen Klasse, indem er z. B. sagte: "Streck die Brust raus und zieh den Bauch ein", alle Jungs hatten dann wieder Wasser auf ihre Mühlen und johlten und ich wurde rot und wollte versinken, auf der Stelle sterben, weglaufen und zum Direx und petzen, aber ich traute mich nicht.

    Die Eltern waren sehr streng; sie ließen mich in den Ferien nicht mal einen Abend unbeaufsichtigt. Heute heißt es: "...denn sie war 15, und in dem Ort war eine Kaserne...", aber sie selbst durften mich halbnackt fotografieren, am hellichten Tag, auf dem Campingplatz. Die Erwachsenen demütigten und die Kinder hänselten mich - als Teenager wollte ich darum sehr oft sterben.

    Was mir Kraft gibt, sind meine 2 Bücher, die ich noch zuende schreiben will. Aber wenn es mir schlecht geht, setze ich mich vor den Bildschirm und schreibe, so viel ich kann. Ich schreib nicht nur mein Leben nieder, sondern ich schreib es so, wie ich es gern gelebt hätte. Das wird ein Kriminalroman, ich gebe auf jeden Fall Bescheid, wenn es gedruckt und verkäuflich ist.

    Und mein Mann kann ohne mich wahrscheinlich nicht leben. Ohne mich wäre er in seiner Dachkammer verreckt und könnte sich nur mit Schwierigkeiten beim Marathon anmelden. Das wars fürs Erste, ich geh mal wieder zum TV, es kommt "Fringe" auf Pro7.:5:

  • Es ist auch wieder so scheußlich-schönes Wetter. Die äußere Stimmung stimmt mit der inneren nicht überein, deshalb haben so viele Menschen Depressionen im Frühling.

    Vor 4 Jahren wurde ich am Knie operiert, und der Chirurg sagte, ich hätte einen Knorpelschaden, der Knorpel sei sehr abgenutzt. Eigentlich hat er selber schuld, weil er mich viel zu spät operiert hat (8 Wochen nach dem Unfall!). Das hat er nicht gesagt, sondern: "Sie müssen bestimmt 50 kg abnehmen. Das schaffen Sie nicht allein, probieren Sie es mal mit weight watchers." "Und was ist wenn ich es nicht schaffe, abzunehmen?" fragte ich. "Dann sitzen Sie in ein paar Jahren im Rollstuhl." Und weil ich das nicht wollte, schrieb ich Abschiedsbriefe und schreibe jetzt sehr viel in meinem Roman.

    Ich habe es probiert mit WW. Es klappte nicht. Da hab ich nen Suizidversuch unternehmen wollen und bin im letzten Moment davon zurück getreten, weil ich dachte, so akut ist es noch nicht, und wenn es mir in der Firma schlecht geht, kann ich ja auch kündigen. Natürlich habe ich nach nem künstlichen Kniegelenk gefragt. "Dafür sind Sie viel zu dick", hieß es nur.:52:

    Das ist also der aktuelle Grund für meine Gedanken und Pläne. Denn das operierte Bein tut fast immer scheußlich weh, wenn es wärmer wird, und Treppen steigen kann ich fast überhaupt nicht. In 2 Jahren habe ich bloß 12 kg abgenommen und will unbedingt damit weiter machen. Deshalb habe ich die Schokolade gestrichen, aber einmal in der Woche muss es doch sein. Wenn ich mich viel bewege, dann geht das. Es muss nicht immer in Sport ausarten, spazieren reicht.

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    Auch wenns nervt: Es ist immernoch der selbe Grund, aus dem ich oft Schluss machen will.
    Meine Leidensgeschichte ist folgende:

    Es begann mit harmlosen 10 kg Übergewicht. Ich nahm ab und 15 kg zu. Dann nahm ich wieder 10 kg ab und 15 kg zu, dann nahm ich 15 kg ab und 20 kg zu… ich schaffte in den Abnehm-Phasen höchstens 15 kg, das Übergewicht läpperte sich immer höher, und nun habe ich mich quasi verdoppelt (von Normalgewicht x 2).

    Ursache war eine Eßstörung und eine Sucht nach Salzgebäck, wenn die mich überkam, dann war mein Denkvermögen quasi ausgeschaltet. Der Verstand ebenfalls. Seit 2 Jahren biete ich der Sucht die Stirn, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Nun ist es kein Salzgebäck mehr, dafür Eis und Schokolade.

    Worunter ich nun (bedingt durch das morbide Übergewicht) inzwischen leide, vermindert meine Lebensqualität:

    Im Flieger muss ich immer um eine Gurtverlängerung bitten
    Der Klapptisch im Flugzeug geht nicht runter, im Zug kann ich nicht im Speisewagen sitzen

    Ich kann mich nur mit Hilfsmitteln waschen, fahre zum Duschen nach Hause, weil ich mich im Schwimmbad schäme

    Die Knie tun weh beim Treppensteigen, bedingt durch Arthrose und mehrerer Unfallverletzungen am rechten Knie

    Die Leute lachen mich aus, wenn ich renne

    Schwimmen ist ein Spießrutenlauf, genau wie das Einkaufen oder in die Stadt fahren

    Im Karussell geht der Bügel nicht mehr runter, so dass ich nur noch ins Riesenrad kann

    All diese eben aufgezählten Punkte machen mir das Leben schwer. Weil ich Medikamente nehmen, die eine Gewichtsabnahme noch erschweren (Psychopharmaka, Blutdrucksenker), habe ich trotz entbehrungsreicher Ernährung seit 2 Jahren nicht mehr abnehmen können, nur das, was ich zwischendurch zunahm. Um weiter abzunehmen, müsste ich zur Sportskanone werden, mindestens 3 mal pro Woche schwimmen gehen und zudem auf die Schokolade oder das Eis am Wochenende verzichten.

    Das schaffe ich aber nicht. Ich kann versuchen, damit anzufangen, aber ich weiß nicht, ob ich das durchhalte. Deshalb mache ich mir Gedanken darüber, ob ich überhaupt eine Zukunft haben will. Ich bin verzweifelt und weiß nicht mehr weiter. So wie jetzt will ich nicht mehr leben. Wenn es keine Möglichkeit gibt, meinen Körper so weit zu verändern, dass das Leben wieder Spaß macht, dann muss ich es beenden. So sieht es aus. Ich gebe mir eine Galgenfrist von ca. einem Jahr. Wenn sich in dieser Zeit nichts tut, und ich lese diesen Post und geh auf die Waage, dann wars das. Mir reicht es, schon lange. Weiter jammern und leiden will ich nicht.

  • Hallo Pillenmaus,
    das nervt überhaupt nicht, was du schreibst.
    Und gerade beruhigt es mich, dass ich nicht allein bin, mit Gewichtsproblemen. Das kann nicht nur nerven, nein, das nervt unendlich und tatsächlich.
    Dass es bis hin zum Gedanken an Selbsttötung reicht, das find ich schon etwas beängstigend.
    Ach was schreib ich da für einen Schrott, wenn du so sehr darunter leidest, dann mal ne Frage:
    Gibt es für dich evtl. die Möglichkeit mit so einem Magenband, oder wie das heisst.
    Ich meine so eine Magenverkleinerung?
    Hab da wirklich keine Ahnung wie die Voraussetzungen konkret sind.
    Aber das könnten wir doch herausfinden, oder?
    Liebe Grüße
    Nebula

  • Zitat

    Gibt es für dich evtl. die Möglichkeit mit so einem Magenband, oder wie das heisst.
    Ich meine so eine Magenverkleinerung?
    Hab da wirklich keine Ahnung wie die Voraussetzungen konkret sind.
    Aber das könnten wir doch herausfinden, oder?



    Ja, ich könnte einen Besprechungstermin im Krankenhaus vereinbaren und mich dann untersuchen lassen. Dann wird entschieden, ob diese Methode bei mir in Betracht kommt. :confused_face:

    Weil es aber nicht an der Menge liegt, die ich verdrücke (im Gegenteil, ich bin sogar schnell satt, weil ich langsam esse und mein Mund ziemlich klein ist), sondern an der Art, was ich esse, befürchte ich, eine nur wenig reduzierte Nahrungsaufnahme in Form von Eis, Schokolade und Alkohol würde das Essen weiterhin zum Genuss machen und die Pfunde hartnäckig auf den Rippen liegen lassen.

    Dann wird der Arzt/ die Ärztin sagen, ich muss eine Verhaltenstherapie machen oder ähnliches. Ich hätte noch die Idee mit ner Kur durch ne Klinik in Bad Oeynhausen. Da müsste ich nen Untersuchungstermin vereinbaren und dann den Kurantrag ausfüllen. Wenn ich das mit Sport (ich steh leider allein da) nicht schaffe, muss ich diese Dinge ausprobieren.:61:

    Wenn alle Stricke reißen, stehe ich wirklich vor so ner mistigen Entscheidung. Ich will das gar nicht tun. Ich bin bloß unheimlich verzweifelt. :50:

  • Also eine Kur fände ich persönlich noch am Idealsten.
    Da sind doch so Ernährungsexperten, die könnten dir einen Plan zusammenstellen, und sich oder vielleicht auch dich, überzeugen, wie gut oder wie schlecht du abnehmen kannst.
    Vor 2 Jahren war ich auf Reha, und da wurden wirklich solche Probleme sehr ernst genommen.
    Mir wäre es schon wichtig, dass du diese Möglichkeit nicht vom Tisch wirfst, denn deine Alternative stimmt mich traurig.
    Bitte, lass dir das doch mal durch den Kopf gehen.
    Grüße Nebula

    Und keine Sorge, es triggert mich überhaupt nicht

  • Hey Pillenmaus,

    Bad Oyenhausen ist klasse, da war ne Freundin von mir.

    Was steht dem entgegen es zu versuchen?

    So wies jetzt ists, kanns nicht bleiben, oder?
    Da kanns doch eigentlich nur besser werden :smiling_face:

    Pass auf dich auf
    LG Julchen

  • Hast du es mal mit einer Langzeiternährungberatung und einem persönlichen Trainer versucht? In Einzelfällen übernimmt die Krankenkasse auch die Therapie, weil sie sich dann Operationskosten sparen können.
    Ich persönlich halte von Magenverkleinerungen auch nicht so viel, weil sie nicht ohne Risiko sind und keinen 100%igen Erfolg versprechen. Diäten sind allerdings auch keine Lösung. Hast du mal deine Krankenkasse gefragt, was für Möglichkeiten du hast und was sie übernehmen würden?

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