Sadomasochismus:
Sadismus/Masochismus
Krafft-Ebbing hat als Erster die sexuelle Perversion vollständig beschrieben und sie nach Sacher Masoch benannt.
Sexuelle Perversion, bei der die Befriedigung an das Leiden oder an die Demütigung, die das Subjekt erduldet geknüpft ist.
Die Psychoanalyse erweiterte den Begriff über die sexuelle Perversion hinaus, indem sie zahlreiche verhüllte Varianten im menschlichen Charakter erkannte.
Der Sadomasochismus bildet ein Gegensatzpaar, das nur gemeinsam auftreten kann, aber erst im Abnormalen auffällt. Das gilt gleichermaßen für zwischenmenschliche Beziehungen, als auch unserer Beziehung zu uns selbst. Ja, ich glaube man muss sagen, dass dem extern personifizierbaren Sadisten, ein intraspychischer, immanenter Sadist innerhalb der seelischen Struktur des Masochisten gegenübersteht, und zwar derart, dass diese Beiden miteinander kooperieren.
Auf diesen kleinen Mann im Ohr des Masochisten will ich hier besonders hinweisen.
Freud unterschied zunächst 3 Formen des Masochismus: erogener, femininer und moralischer Masochismus. Wobei er den moralischen Sadismus an ein Strafbedürfnis; Schuldgefühl; Über-Ich; Mißerfolgsneurose; e cetera gekoppelt sieht.
Mit dem Über-Ich findet sich auch das zuvor genannte kleine Männchen wieder.
Freud sieht im Gewissen, unserer Neigung zur Selbstbeobachtung, unserer Idealbildung und den verinnerlichten Formen, der elterlichen Forderungen und Verbote, Funktionen unseres Über-Ichs. Eine vollständige Übersetzung in unsere Alltagssprache würde aber Bände füllen.
Mit Freuds Theorie von einem Todestrieb, bzw. primärer Masochismus kam später noch die Unterscheidung von primären und sekundären Masochismus. Während er zuvor lediglich von einem sekundären Masochismus ausging, das heißt einen nach innen gerichteten Sadismus.
Ich selbst bin ein Gegner dieser Todestrieb-Hypothese und kenne demnach auch keinen primären Masochismus.
Im Rahmen der Theorie der Bisexualität ist der feminine Masochismus eine jedem Menschen immanente Möglichkeit. Sodass dieser, eher als eine Charakterbeschreibung zu betrachten ist, denn eine Personenbeschreibung.
Selbst der erogene Masochismus erscheint mir sekundär, das heißt an die Rückwirkung von psychischen Instanzen gebunden.
Insgesamt gibt es keine klare Begriffsbestimmung mehr zum Sadomasochismus, weil wie so oft, unser Blickwinkel nebst Hypothesen gewachsen sind, verwässert dieser zwangsläufig.
Wichtig erscheint es mir aber unser Augenmerk auf unsere inneren Sadisten zu richten, sie zu erkennen und zu entwurzeln.
Ich bin unzähligen Menschen begegnet, die unter versteckten und verdrängten Schuldgefühlen schwer zu leiden haben. Und zwar wie ich meine, mehr noch an der Verdrängung, als an den Schuldgefühlen selbst.
Unsere Abwehr von Schuldgefühlen kostet uns manchmal soviel Kraft, dass wir zum Opfer dieser Abwehrlethargie werden und zu keinem gesunden Egoismus mehr fähig sind. Weil unsere Angst vor Schuldgefühl längst größer geworden ist, als sie vor dem ursprünglichen Schuldgefühl einmal zu sein brauchte.
Es ist ein schwerer Weg, sich an die alten Schuldgefühle heran zutasten, ihnen Raum zu geben, sie zu zulassen und zu verarbeiten. Ja, es ist Trauerarbeit: die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Näpfchen. Aber das ist ungleich leichter, als unter den alten Spinnenweben dahin zu siechen.