Hallo zusammen,
also bei mir hat sich ja in einigen Punkten schon etwas in Bewegung gesetzt. Habe aber ein Problem, das ich irgendwie nicht in den Griff bekomme. Und zwar, wenn ich angegriffen werde und mich einfach verteidige, bekomme ich sofort ein schlechtes GEwissen und beziehe alles auf mich und ich mache mir Vorwürfe, dass es meine Schuld ist. Dabei will ich mich doch einfach mal durchsetzen können, ohne dass ich dann Herzrasen und Panikattacken bekomme... kennt das jemand von euch? Hat jemand Tipps, wie man sich besser "durchboxen" kann, wenn ungerechtfertigte Kritik fällt?
LG Pain :wink:
Wieso kann ich mich nicht wehren?
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Hallo Pain,
klar kenne ich das auch. Nur das mit der "gerechtfertigten" oder "ungerechtfertigten" Kritik - das bereitet mir Probleme.
Denn als erstes zweifle ich an mir selber. Kann somit nicht unterscheiden, was ist denn nun überhaupt gerechtfertigt.
Meine Therapeutin durchleutet dies dann mit mir.
Denn mit dieser ständigen Verunsicherung lebt es sich nicht besonders gut.
Wir arbeiten das mit Hilfe einer Realitätsüberprüfung durch.
Ist nicht einfach und sowieso immer viel zu spät.
Doch dadurch bekomm ich ganz laaaaaaaaangsam ein Gespür für verschiedene Arten von Kritik. Annehmen und dann noch dankbar sein, wie das viele schon super beherrschen, das kann ich noch nicht.
Fühl mich eher zu schnell angegriffen.
Und natürlich auch schuldig.
Hab also auch noch eine Menge zu lernen.
Ich hoffe, ich hab dich auch richtig verstanden?
Liebe Grüße
Nebula -
Hi Pain, ich bin so unsicher, wenn ich kritisiert werde, daß ich davon ausgehe, daß alle anderen das auch so sehen und ich im Unrecht bin. Ich weiß aber, so sagt es mir mein Gefühl, ich bin im Recht. Ich versuchte es in letzter Zeit, dank E-Mail, immer schriftlich. Die Menschen meldeten sich dann nicht mehr. Ich kann überhaupt nicht gut für mein Recht eintreten. Meistens suche ich mir dann einen 3. und wenn der mir dann sagt, ich sei im Recht, erst dann trau ich mir was zu sagen. Ich neige dann dazu über den Menschen, der mich angegriffen hat schlecht zu reden und mir bei anderen auch die Meinung einzuholen, daß der doch spinnt oder so. Ich hoffe, ich bringe das richtig rüber. Am liebsten möchte ich aber denjenigen anbrüllen, weil ich bin doch im Recht. Wie man das im ruhigen löst, weiß ich auch nicht. Und wenn der andere denkt, er ist auch im Recht, dann muss man das vielleicht auch einfach sein lassen. Das gibt nur Kampf. Und wenn mich jemand angreift, denke ich sofort, was hab ich wieder falsch gemacht, danach kommt das versuchen mich zu wehren, hab ich mich gewehrt, kommen die Schuldgefühle, also laß ich es mit dem Wehren und hab dann früher über denjenigen getratscht. Wenn dann jemand auf meiner Seite war, gings mir wieder einigermaßen gut. Man bin ich falsch gewesen.
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Jeder von uns kennt in der einen oder anderen Art das Problem, sich selber in Frage zu stellen. Wenn man sich gegen Vorwürfe, Anschuldigungen o.ä. wehrt, geht man immer das Risiko ein, den anderen zu verletzen. Aber wenn du einmal ehrlich zu dir selber bist, hat der andere dich genauso verletzt. Es ist eine ganz natürliche Reaktion sich wehren zu wollen und du bist auch voll im Recht, verbal 'zurück zu schlagen', wenn jemand austeilt. Meine erste Therapeutin nannte das 'gesunde und gerechtfertigte Aggressionen'. Es macht einen wütend, wenn man ungerechtfertigt kritisiert wird und das ist auch gut so. Denn Wut ist ein Schutzmechanismus unserer Seele, mit dem sie dafür sorgt, dass wir uns nicht alles bieten lassen und nicht klein beigeben.
Ich habe auch lange gebraucht, bis ich gelernt habe, auch auszuteilen und nicht nur einzustecken. Natürlich kommen dann immer wieder die Gedanken 'Das war jetzt echt scheiße von mir und ich habe die andere Person wirklich verletzt. Dabei hatte sie ja Recht und ich bin doch eine Niete!'. Aber genau in dem Moment sage ich zu mir selber: "STOP! Nein, das stimmt nicht! Ich bin keine Niete und ich habe mich gerechtfertigt gewehrt!".
Ich gebe mir somit das, was ich von außen in dem Moment bräuchte aber nicht bekommen: Ich bestätige mir selber, dass ich es richtig gemacht habe und das ich richtig bin, so wie ich bin. Sich selber in Frage zu stellen ist ein Problem von mangelndem Selbstbewusstsein. Mir hilft es da manchmal, mir eine reale Person als Vorbild zu nehmen und dann die Ist-mir-scheiß-egal-was-du-jetzt-gerade-denkst-Haltung nachzuahmen. Nach und nach lernt man dann, dass es wirklich nicht wichtig ist.
Wenn ich an dem Punkt angekommen bin, kann ich dann auch immer objektiv über die Kritik nachdenken und für mich persönlich einen guten Ratschlag daraus ziehen. Dann habe ich die negative Kritik in etwas positives umgewandelt und der schlechte Geschmack von der Kritik ist auch verschwunden.War das halbwegs verständlich? Sonst versuch ich's auch noch mal oder etwas detaillierter in Bezug auf die Techniken.
Ach ja, und Pain, du bist in Ordnung, so wie du bist - egal, was andere sagen.
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Nun, wenn es ungerechtfertigte Kritik ist, solltest Du möglichst ruhig und sachlich hinterfragen wie der andere darauf kommt, bzw. begründen, warum der andere in deinen Augen Unrecht hat.
Das mit dem Recht und Unrecht ist so eine Sache, da das mitunter, sehr oft eigentlich, subjektive Eindrücke jedes einzelnen sind. Kritik ist ja nicht unbedingt was schlechtes. Schlimm finde ich Leute, die statt zu sagen, was ihnen nicht passt einfach abhauen oder hintenrum über einen herziehen
Offene Kritik, über die man dann auch reden kann ist mir da wesentlich lieber. Aber oft scheitert es ja schon am Ton und der Art und Weise, so dass es gleich als Angriff/Anklage rüberkommt. Anstatt dann ins gleiche Fahrwasser zu verfallen, sollte man den anderen darauf hinweisen, dass das auch in einem anderen Ton geht.
Das geht nicht immer und manchmal sollte man auch einfach mal zurückschießen, wenn's total daneben ist.
Mhmmm, dat is nu alles sehr theoretisch und kommt natürlich immer auf die Situation drauf an. Manchmal ist es wohl auch besser, die 'Vorwürfe' zu überdenken, sich seine Stärken bewußt machen und überlegen, was evtl. dran sein könnte.
Vielleicht magst mal ein Beispiel erzählen?
Grundsätzlich sollte man sich, um gewaltfreie Kommunikation bemühen, damit kann man sein Gegenüber schon mal in die Schranken weisen. Ansonsten sollte man sich auch nicht jeden Schuh anziehen, der einem vor die Füße gestellt wird.
LG,
Kassi -
Hallo ihr lieben,
vielen Dank für eure Beiträge, habe mich sehr über euer Feedback gefreut
Ich kann inzwischen unterscheiden, was eine gerechtfertigte und was eine ungerechtfertigte Kritik bedeutet. Habe sehr sehr lange gebraucht, um nicht jeden Scheiß komplett an mich ranzulassen. Es passiert mir halt sehr oft, dass ich einfach nicht sachlich bleiben kann und laut werde und ich schieße dann zurück und sage Dinge, die mir dann leid tun.
Eigentlich müsst ihr jetzt denken, Pain, du kannst dich doch wehren, ja im ersten Moment scheint es so, doch sofort nachdem ich es ausgesprochen habe, falle ich ins böse Tal der Grübelei und Selbstvorwürfe und dann entschuldige ich mich tausendmal, auch wenn ich recht hatte, fühle mich sonst einfach scheiße.
Was mir schon mal geholfen hat, keinen Streit anzufangen, war das Formular von Kassi, wo man die Situation, die zum Streit geführt hat, analysiert.
Ich sehe bei anderen immer wieder, dass sie stur auf ihre Meinung bestehen und einen starken Eindruck machen während ich innerlich zusammenklappe vor lauter Angst -
Hi meine Große!
Zitat von PainIch sehe bei anderen immer wieder, dass sie stur auf ihre Meinung bestehen......
Geht es um unterschiedliche Meinungen oder um ungerechtfertigte Kritik?
Wahrscheinlich beides, *denk*
Wo letzteres herkommt weißt Du schon, gell?:)
Ich kenne das von früher auch, bei mir kam da eine Mischung von Ohnmacht, Wut und auch oft Sprachlosigkeit bei rum. Nicht zuletzt ein Gefühl, als würde einem der Boden unter den Füßen weggezogen.
Wichtig ist seine eigene zu Meinung haben und dazu auch zu stehen. Versuche immer wieder Deinen Standpunkt klarzumachen, im laufe der Jahre wurde das bei mir besser, das kann man echt trainieren und ein konstruktiver Streit ist auch vollkommen in Ordnung. Da hatte ich lange Schwierigkeiten mit, grundsätzlich diskutiere und streiteich für mein Leben gerne, hihi, aber durch meine Mom und ihr übertriebenes Harmoniebedürfnis, war ich da lange Zeit leicht paralysiert. Glaubt mir heute auch kein Mensch mehr;)
Grundsätzlich kann ja jeder seine eigene Meinung und die eigene Sicht auf die Dinge haben und behalten; wenn ein gemeinsamer Konsens nicht möglich ist, sollte man es irgendwann einfach mal so stehenlassen.
Das mit dem Lospoltern und verbalem Rundumschlag kenne ich von mir selber auch sehr gut.
Wobei mir das meist nur bei Leuten passiert, die mir besonders nahe stehen; klar für die bietet man ja auch die breiteste Angriffsfläche.......
Solltest Du dabei übers Ziel hinausschießen, kannst Du Dich für die 'Art & Weise' entschuldigen, aber zu Deinen Inhalten solltest Du stehen. Es gibt keinen Grund sich für seine Sicht der Dinge zu entschuldigen.
Im Gegenteil, ich persönlich finde nix schlimmer als wie ein meinungsloses, kantenloses Neutrumbällchen durch die Welt zu kullern
Was Dir da auch sehr helfen wird ist Deine geplante LZT.
Nur Mut, Du packst das schon.......
und wie Wurmel schon sagt,
Du bist okay, so wie Du bist,
ein bissel nachfeilen, hie und da,
begleitet einen ohnehin das ganze Leben lang
und das ist auch gut so............
*drück Dich*
Ganz lieben Gruß,
Kassi -
kuckkuck
also wenn jemand eine andere Meinung hat, das respektiere ich, aber sobald jemand etwas lauter mir gegenüber wird oder im pampigen Ton mit mir spricht oder dieses du machst ja "IMMER" dies und jenes, da bin ich sofort von null auf 180 und werde böse und ich kontere sofort ohne Rücksicht auf Verlustenun ich beruhige mich dann auch sehr schnell wieder, aber es raubt mir einfach Energie und was ich bezwecken will ist einfach, gelassener zu werden und mich in einem vernünftigen angebrachten Ton zu wehren und nachher ein reines GEwissen zu haben und mich nicht die ganze Zeit verrückt mache, dass ich alles kaputt gemacht hätte oder ich alles schuld wäre etc.
Und danke für den Satzhab den schon fleißig geübt. Hier kleiner Beweis: Ich bin okay, wie ich bin
und ich werde alles daransetzen, weiter zu lernen und zu verarbeiten und zu verstehen
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Halloooo
mir hat mal ein Therapeut einen Satz gesagt, den ich anwenden soll, gedanklich oder auch in echt, wenn mich jemand kritisiert.
"Danke für Deine Kritik, ich werde darüber nachdenken, aber ich bin nicht auf dieser Welt, um Dir zu gefallen."
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danke für den Tipp liebe Tine
ich werde das einfach mal in meinen Alltag mit einfließen lassen
danke fürs lesen
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so auch hier hat sich was getan
Bin natürlich immer noch impulsiv *g*, jedoch habe ich gelernt, einen gesünderen Abstand zu gewissen Dingen zu bekommen. Ich sage nach wie vor meine Meinung und kann mich besser durchsetzen, da ich aufgehört habe, mich für JEDEN SCHEIß zu rechtfertigen. Und das allerwichtigste, ich stehe zu meiner Meinung.
Unter Alk war das gar nicht möglich. Aber ohne Alk ist es möglich, da man einen besseren Draht zu sich selber hat. -
Hallo pain,
na das sind ja schöne Neuigkeiten, die du da bringst
Freut mich total, dass sich so viel bei dir in ne positive Richtung getan hat.Wie hast du das denn geschafft, dass du dich nun nicht mehr für alles rechtfertigst, zu deiner Meinung stehst und so weiter? Außer offensichtlich den Alk links liegen zu lassen - was ja schon ne top Maßnahme ist
Schön, dass du nun einen besseren Draht zu dir selbst hast
Liebe Grüße,
sunlight -
hey sunlight,
vielen Dank für deinen Beitrag. Wie habe ich das geschafft - puuuhhh. Langer Weg... Ich kann mich noch gut an die Situation erinnern, in der mir das erste mal richtig bewusst wurde, dass ich mich für jeden ach so kleinen Scheiß rechtfertige. Die Einsicht ist die erste Voraussetzung dafür, das Problem aktiv anzugehen.
Bis heute gibt es natürlich noch Momente, in denen ich mich wieder gerechtfertigt habe. Da ist mir mein Mann eine große Hilfe, denn er macht mich darauf aufmerksam, wenn ich mich für etwas rechtfertige, dass andere gar nichts angeht. Aber im großen und ganzen hat mir am meisten geholfen, dass ich immer wieder Gespräche und Situationen bewusst wahrnehme und dann Schritt für Schritt daran arbeite, in dem ich quasi Selbstgespräche führe, nur ohne zu reden.
Bisher habe ich viele Gedankenmuster geändert und dadurch das der Alk wegbleibt, wird einiges viel schneller sonnenklar... Da geht einem buchstäblich ein Licht an. Ich denke einen Gedanken, der mich nicht loslässt, zu Ende. Das hätte ich nicht gedacht, dass ich je mal einen wahren Fortschritt in diesem Bezug mache.
Das Resultat ist , dass ich aktiv auf Menschen zugehen kann und diese ansprechen kann, wenn diese etwas gemacht haben, was z. B. verletztend war etc. Ich merke, wie man langsam mehr respektiert wird. Es ist hart und manchmal würde ich gerne das was ich gesagt habe, rückgängig machen und mich bei meinem Gegenüber sofort entschuldigen, egal ob er oder wer anders was gemacht hat. Das habe ich früher immer um des Frieden willens getan.
Nun heute zwinge ich mich, zu meinem Wort zu stehen und belasse es dabei und unterbreche wenn nötig die Situation, anstatt rumzuschreien oder agressiv zu werden und solange Psychoterror abzuziehen, bis es meinem Gegenüber reicht. Ich bin dankbar, dass ich das erkannt habe. Dadurch habe ich auch erkannt, dass ich mit diesem Verhalten das weiterführe, was meine Mutter früher mit mir abgezogen hat. Und daher ist dieses Bewusstmachen der Situation das A und O, um meine Verhaltensweisen selbst analysieren zu können, um diese zu ändern. -
Hallo paindrop,
find das eine ganz großartige Entwicklung, die du da gemacht hast
wirklich klasse.
Kannst stolz auf dich sein, denn da stecken dein Wille und deine Kraft dahinter.Tjaja.. die Macht der Gedanken - ein tolles Beispiel, wie viel man durch sie beeinflussen und zum Positiven drehen kann
Liebe Grüße,
sunlight
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