Du oder Sie, wie sprech ich meine Mutter an

  • ...diese Überschrift klingt wahrscheinlich total doof,
    aber sie ist seit Jahren eine wichtige Frage,
    auf die ich selbst keine Antwort finde.

    Ich hatte nie die Ehre meine Mutter,
    weder noch meinen Vater oder sonst jemanden
    aus meiner Familie kennen zu lernen.
    Mein Vater war anscheinend ein feiger junger,
    irischer Soldat der sich zurück versetzten lassen
    hat, nach dem er erfahren hat, dass
    ich auf dem Weg war.
    Meine Mutter aus einer streng katholischen
    Familie,
    in der ein uneheliches Kind eine Schande war.

    Ich nehme es ihr nicht übel, das erst mal vor weg.
    Sie hätte es sich schließlich noch leichter machen
    können und mich einfach nicht bekommen müssen,
    dann hätte sie sich bestimmt viel Ärger erspart.


    Ich denke seit langem, dass die frühe Trennung
    vielleicht ein Grund für meine heutige Verfassung ist.
    Meine Ängste, andere Menschen zu verlieren,
    mein Klammern und nicht los lassen wollen,
    aus Angst, der andere könnte nicht wieder kommen.

    Aber auch andere Probleme stammen meiner Meinung nach
    von dem Verlassen werden ab.
    Mein Selbsthass mit SVV, mich kann man nicht mögen,
    selbst meine Mutter mochte mich nicht haben...
    irgendwo im Kopf weiß ich das es quatsch ist,
    aber da ist es trotzdem.


    ..Seit langer Zeit überlege ich,
    ihr einen Brief zu schreiben.
    Ich möchte ihr klar machen, dass ich ihr keine Vorwürfe mache,
    das ich einfach nur gern wissen wollen würde,
    wer sie ist, wie meine Geschwister sind,
    wer und wie mein Vater war, einfach woher ich komme.

    Aber ich weiß einfach nicht wie.
    Ich hätte Angst etwas mit diesem Brief falsch zu machen.
    Ihr weh zu tun oder sie an irgendwas zu erinnern,
    an das sie nicht erinnert werden möchte.

    Es klingt bestimmt total doof,
    aber ich wüsste nicht einmal wie ich sie anschreiben sollte.
    Sie ist zwar irgendwie meine Mutter,
    aber Du klingt so vertraut aber Sie zu fremd.


    Manchmal frage ich mich, was ich im
    letzten Leben falsch gemacht habe,
    dass ich heute als ein Mensch leben muss,
    der nicht einmal weiß,
    wer er seine eigene Mutter ansprechen soll.

  • Nein, Narina, das klingt absolut nicht doof und deine Unsicherheit ist nur verständlich. Einem vollkommen fremden Menschen gegenüber treten zu müssen, der dann auch noch die eigene Mutter ist, muss sehr schwer sein.
    Ich finde deine Idee, ihr zu schreiben, sehr gut. Vielleicht wollte sie dich auch immer kennen lernen, hat aber nie die richtigen Worte gefunden oder sich getraut. Ich glaube nicht, dass du dir da Sorgen machen musst, nicht die richtigen Worte zu finden. Es kommt weniger auf das an, was du schreibst, sondern das, was du 'hineinfühlst'. Wenn man eine Brief schreibt, schreibt man sehr viel zwischen den Zeilen, meistens unbewusst. Es ist das, was dazwischen steht, was den Brief ausmacht und das kommt von ganz alleine.
    Ich würde einfach das schreiben, was mir gerade in den Sinn kommt. Du brauchst den Brief hinterher nicht abzuschicken, wenn du es nicht möchtest. Du kannst ihn auch erst einmal in eine Box legen und später wieder hinausnehmen oder einen zweiten schreiben. Das ist das Schöne am Schreiben, es ist nicht endgültig, bis man es abgeschickt hat. :smiling_face:
    Ich würde sie übrigens duzen. Das schafft eine persönlichere Atmosphäre und, zumindest für mich, fühlt sich besser an.

  • Hi, ich würde sie auch ruhig dutzen. Fang doch den Brief an mit Hallo grüß Dich, ich bins, und ich wollte mich bei Dir melden, weil ich so einige Fragen habe, die ich gern von Dir beantwortet haben möchte. Ich möchte Dich nicht an alte Zeiten errinnern und dir weh tun, doch würde ich mich freuen, wenn du mir einiges erklären könntest. Ich bin dir auch nicht böse, möchte vieles nur besser verstehen. Und nimm es mir nicht übel, daß ich dich dutze, aber wir sind doch Mutter und Tochter und es ist doch viel vertrauter, als wenn ich Sie zu Dir sage. Mir ist es ein Bedürfnis, Dich zu dutzen.
    Und dann könntest du mit Deinem Brief loslegen. Schreib ihn unbedingt ohne Vorwürfe und erzähl erst ein wenig von Dir, eh du mit dem Fragen beginnst. Wechsel Dich ein wenig ab und sprich von Deinen Gefühlen. Geh davon aus, daß es ihr auch nicht leicht gefallen ist, Dich nicht groß zu ziehen. Zeige Neugier auf Sie und Deine Geschwister, aber überfall sie nicht. Ich denke, daß ist dann gut so und zum Schluß schreibe ihr,daß es DeinWunsch ist sie zu treffen. Frag sie nicht, ob ihr das Recht wäre, sondern erzähl immer nur von Dir, was du Dir wünschst. Dann fühlt sie sich nicht so bedrängt. Und wie gesagt, Vorwürfe würden nichts bringen, dann bekommst du keine Antworten denk ich mal und es würde Gefahr laufen, daß es Streit gibt. Schimpf auch nicht auf Deinen Vater, denn es ist alles nun mal passiert und jeder wird seine Gründe gehabt haben, so gehandelt zu haben. Und wenn sie dann auf Deinen Brief reagiert, was ich Dir von Herzen wünsche, dann regelt sich vielleicht vieles von selbst.

  • Ich weiß nicht ob ich ihr wirklich
    schreiben soll.
    Ich glaube die Angst,
    schon wieder abgelehnt zu werden
    ist einfach zu groß.

    Ich mag nicht schon wieder
    das Gefühl bekommen,
    dass ich unnütz und
    vor allem unwillkommen bin.

    ..andererseits würd ich natürlich schon gern
    wissen wollen,
    wer sie ist, wer ich bin.

  • Frag dich einmal selber, was für dich persönlich besser ist (musst das auch nicht beantworten, nur mal drüber nachdenken :smiling_face: :frowning_face:
    Weiter mit den Fragen zu leben oder eine endgültige Antwort bekommen, auch wenn es vielleicht schmerzen mag.

    Die Angst wird immer da sein, aber Ängste sind dazu da, überwunden zu werden. :smiling_face: Wie gesagt, eine endgültige Entscheidung wird's erst, wenn du den Brief abgeschickt hast. Vielleicht hilft es dir auch schon, wenn du ihn einfach nur schreibst und deine Emotionen einmal nieder schreiben kannst.

  • Leider kann Dir diese Entscheidung niemand abnehmen. Aber eines kann ich Dir ganz sicher sagen. Irgendwann besteht keine Möglichkeit mehr noch was zu erfahren und dann könntest es evtl bereuen. Falls jetzt eine negative Antwort kommen sollte, was ich eigentlich nicht glaube, kannst Du anfangen das abzuhaken und brauchst Dich nicht mit der Frage herumquälen: Was wäre wenn....

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