• Hallo Zusammen,

    habe lange überlegt, ob ich dieses Thread erstellen soll. Wusste auch nicht genau in welche Forumsspalte ich es hätte stecken sollen...habe mich jetzt für`s Offtopic entschieden, da ich finde das es in die ein oder andere Spalte gesteckt werden könnte.

    Warum ich dieses Thread eröffne:

    dadurch das ich mich in den letzten Monaten mit diesem Thema auseinandersetzen musste, habe ich festgestellt das wenig Hilfe zu diesem Thema angeboten wird und das Thema Sucht und Haft häufig miteinander verbunden sind.

    Zumal Angehörige oft unter Ungewissheit und Trauer leiden aber auch die Betroffenen selbst manchmal gar nicht wissen was einen in Haft erwartet.

    Gerade auch zur Weihnachtszeit fühlt man sich alleine.

    Als ich selbst nicht Betroffen war, habe ich mir nie Gedanken über ein Leben in Haft gemacht und bin im nachhinein doch erschrocken darüber, weil es jegliche Vorstellungskraft meinerseits sprengte.

    Ich habe keine Ahnung ob dieses Thema wirklich bei Euch ankommt und bin echt gespannt...

    Aber eins ist sicher, es beinhaltet unter anderem auch Themen wie EINSAMKEIT, HILFLOSIGKEIT, Sucht, RECHT, GEWISSEN, RATLOSIGKEIT und benötigt für Betroffene Gesprächsbedarf...

    In vielen anderen Foren die sich mit diesem Thema befassen, bekommt man leider nicht die Hilfe (gerade die der persönlichen Hilfe) wie es hier bei Sucht und Selbsthilfe der Fall ist.

    Bin wirklich gespannt ob dieses Thread genutzt wird.

    Lieben Gruss,
    eure
    HexeLakritze.

  • Hallo Hexe,

    ich hab mit dem Thema - zum Glück - noch keine Erfahrung machen müssen. Weder als Betroffene, noch als Angehörige.

    Ich denke auch, dass es falsch wäre, wenn ich sagen würde "Ich kann verstehen, wie du dich fühlst oder wie das ist". Denn es sprengt wahrscheinlich auch meine Vorstellungskraft.
    Was ich mir aber schon vorstellen und gut nachfühlen kann, ist die schwierige Zeit, in der man so lange von seinem Partner getrennt ist, mit sehr beschränkten Kontaktmöglichkeiten.

    Besonders in der Weihnachtszeit kann ich gut verstehen, dass man sich da einsam fühlt. Und das sowohl als Betroffener im Knast, als auch als Angehöriger draußen.

    Ich denke es fordert sehr viel Kraft und Zusammenhalt eine solche Zeit gemeinsam zu überstehen.

    Dafür wünsche ich dir ganz viel Kraft!
    Und ich find es wirklich gut, dass du darüber schreibst - denn logischer Weise beschäftigt dich das Thema ja sehr und ich könnte mir auch vorstellen, dass sowas schnell mal ein "Tabu-Thema" ist in der Gesellschaft.

    Um so besser, dass du hier redest :winking_face:
    Und ich denk schon, dass da noch Antworten kommen werden.


    Liebe Grüße,
    sunlight

  • Finde das Thema an sich sehr gut und spannend, jedoch betrifft es mich überhaupt nicht. Werde aber gerne mitlesen.

  • ich geh einmal in der Woche in den Häfn und weise mich aus und besuche 2 Freunde. Mittlerweile kennt man mich, man kannte mich aber zum teil von vorher noch.
    Richtige Knasterfahrung hab ich nicht, bis auf einmal Gewahrsam und eine kurze U-Haft, damals wurden aber gleich 20 Abhängige eingekastelt.

    Für mich ist das schon normal geworden in den Knast reingehen, also als Besucherin. Ich melde mich an und warte meine Zeit, rauch eine und dann komm ich meine halbe stunde drann die ich meine 2 besuchen darf. Seit einem Jahr mach ich das nun. Gestern war ich erst drinnen so einmal noch vor weihnachten. Die Stimmung ist grad sehr gedrückt.
    Früher hab ich es gehasst reingehen, diese blöde scheibe mit dem loch noch extre mit draht und gitter zu.. die gitter an den fenstern.. ich hab mich so eingeengt gefühlt, das ich nach ner zeit kaum mehr atmen konnt.. mittlerweile ist das für mich einfach gewohnheit und ich merks kaum mehr.

    Ich muss eines dazu sagen, dass dieser Knastgewahrsam und alles drum drann einfach NIE die Lösung sein wird und ich frage mich wie lange es verdammt nochmal noch dauern muss, bis es entgültig gecheckt wird und was verändert wird.. aber diesbezüglich hab ich noch keinen gesehen der sich wirklich gedanken macht..

    somit bleibt der häfn für mich ein ort.. wo die meisten reingehen und mit viel mehr wut, hass und weniger achtung vor sich selbst rauskommen...

  • Hallo Hexe :smiling_face:

    habe zu dem Thema auch keine persönliche Erfahrung vorzuweisen. Ich kannte nur mal jemanden, der wegen Betruges inhaftiert war. Ich stelle es mir ganz schlimm vor, wenn man Geburtstag hat oder jetzt ganz schlimm in der Weihnachtszeit, wenn man nicht mit lieben Menschen einfach zusammen sitzen kann und zusammen was isst und plaudert. Ich denke, dass zieht ganz schön runter. Das ist wirklich ein ernstes und schwieriges Thema. WEnn man plötzlich persönlich mit drinhängt bekommt man denke ich ein ganz anderes Bild vom Knast, als dass man sich vorher im Kopf ausgemalt hatte

  • Wenn ich das nun richtig versteh, dann geht es eher um Angehörige, oder?
    Ist natürlich auch logisch, weil in der Regel wird kaum ein Knacki nen PC mit I-Net auf der Zelle haben :winking_face:

    Daher mein erster Vorschlag, verschieben zu Familie und Angehörige, ja?

    Und ja, ich kann natürlich dazu was sagen, aber da brauch ich mehr Zeit und das wird wohl erst nach dem Wochenende sein :frowning_face:

    LG Franz

  • hallo franz, nein, ich meinte eigentlich nicht nur angehörige sondern auch die mal sassen oder einen haftbefehl haben oder auch hafturlaub...
    dieses thread soll sich auch nicht auf meine geschichte alleine beziehen sondern ist für alle gedacht die zu dem thema etwas zu sagen haben :21:

    aber WOW, hier hat sich ja schon was getan...bin mächtig stolz auf euch :1:!!!!

  • Hi,

    ich persönlich habe da ne Menge Glück gehabt,
    mir blieb es erspart, einzusitzen.
    Ich habe einmal nen Freund besucht & fand es schon
    recht bedrückend...
    aber, mein Gott: Ich durfte ja wieder raus!

    Einer meiner besten freunde hat den dritten Aufenthalt hinter sich.
    Drei Jahre und nochmal Fünf Jahre in Asien.
    Dann nochmal vier Jahre in Österreich.

    Beim ersten Mal hatten wir viel Kontakt.
    Ab dem zweiten Mal meinte er:
    "Nix für ungut - ich melde mich, wenn ich draußen bin..."
    Er empfand es als leichter, nicht mitzuverfolgen, wie sich das Leben
    seines Clans draußen entwickelt.

    LG.Ganesha

  • also, ich habe geglaubt, das ich mich irgendwann daran gewöhne, aber weit gefehlt, ich bin jedesmal erneut total nervös.
    ich versuche mal einen besuchsablauf zu beschreiben:

    mitten in einem wohnviertel,
    ewige parkplatzsuche,
    dann zu dem wartehäuschen was draussen auf einer strasse ist (bei diesem wetter schweine kalt)
    dann drücke ich das knöpfchen der sprechanlage und gebe den beamten die besuchernummer durch.
    mit anderen angehörigen warte ich in der überdachung was einem bushäuschen gleicht immer so ca. 15-20 minuten
    dann werde ich aufgerufen, laufe die strasse entlang bis zu pforte (ca.:200m)
    spiegelglas, warten bis aufgedrückt wird
    dann wird aufgedrückt
    meine papiere werden gegen ein schlüssel für`s schliessfach ausgetauscht
    besucherschein unterschrieben,
    kleingeld auf den tisch gelegt
    dann durch das kontrolltor
    jacke ausziehen, stiefel und ich werde von einer beamtin durchsucht
    um mich herum eine beamtin die mich abtastet, und mindestens drei männliche beamte
    in dieser zeit läuft meine mitgebrachte wäsche über ein band und wird durchleuchtet und von einem beamten nochmal durchsucht,in einen blauen müllsack gepackt, namenszettelchen drauf
    dann darf ich durch einen engen raum in den warte raum in dem die türe per drücker auf und zu gemacht wird.
    dieser raum ist furchtbar,
    ich selbst komme nicht mehr raus, die türen werden von den beamten geregelt.
    10-15 minuten später kommt ein beamter, kontrolliert meinen besuchsschein und ich darf den sack mit der wäsche mitnehmen und er führt mich durch eine verschlossene türe,
    die hinter mir wieder zu geschlossen wird,
    wieder in einen raum in dem 2 süssigkeiten automaten und zwei tabakautomaten stehen, für mein mitgebrachtes hartgeld (12 euro passend) darf ich dann geschenke ziehen
    dann gehts weiter, treppe hoch nächste türe
    aufgeschlossen
    tischnummer wird mir zugeteilt, hinter mir abgeschlossen.
    ich muss mich an diesen tisch setzen, um mich herum andere angehörige mit strafgefangen sitzen um mich herum.
    hintern glaskasten die beamten, variert immer von 2 - 5
    dann geht irgendwann eine andere tür auf die durch einen beamten aufgeschlossen wird, die gefangenen dürfen sich zu ihren angehörigen an den tischen setzen, mit dem gesicht zu den beamten im glaskasten, hände auf den tisch
    dann läuft die uhr...
    wie lange weisst du vorher nicht, immer zwischen 30 minuten und 2 stunden bis ein beamter zum tisch kommt und sagt feierabend,
    dann schnell verabschieden und durch alle türen wieder raus, die die aufgemacht wird, wird hinter dir wieder zugeschlossen und dann auch erst die nächste türe wieder auf, bis du unten angekommen bist und auf der strasse stehst.
    so sieht es bei mir aus, alle 14 tage...

  • Wie ihr dürft euch sehen ohne Trennwand dazwischen ???

    Ich bin grad richtig erstaunt..

    Das ist bei uns nicht möglich. Bei uns darfst du keinerlei Sachen mitbringen. Doch einen Erlagschein darfst du mitnehmen und Geld einzahlen das wars. Es ist ein Zimmer, wo auch die Tür verriegelt wird und du eingesperrt bist. 5 Leute haben Platz zum besuchen. Getrennt sind Häftlinge und Angehörige/Freunde durch eine meterhohe Plexiglasscheibe die bis an die Decke geht, dann ist ein Loch ausgestanzt, dass wiedrum mit doppelschichtigen Drähten verschlossen ist und wo simple löcher durchgebohrt sind, wenn man da leise sprechen will versteht man sich nicht, das heißt es bekommt jeder mit über was man eigentlich redet, weil jeder laut reden muss. Auf der Seite der Häftlinge stehen Beamte die das ganze auf etwaige Blödheiten überprüfen. Rucksack, Jacke und Taschen müssen von den besuchern vorher in Kästen eingesperrt werden, sonst darf man den Besuchsraum gar nicht betreten. Der Warteraum bis man zugelassen wird, ist kameraüberwacht.

    Ich hab mir auch gedacht, ich gewöhne mich nie daran, aber ich hab mich tatsächlich daran gewöhnt da reinzugehen.. Für mich macht es tatsächlich keinen Unterschied ob ich da rein gehe oder woanders. Bis auf die Äußerlichkeiten, dass das halt ein Knast ist. Ich habe aber weder Respekt noch Furcht davor.

    die besuchszeit für normale strafvollzugshäftlinge beträgt hier eine halbe stunde pro woche und keine minute mehr.. bei U - Häftlingen schauts wieder anders aus..

    Mhm.. bin ich echt so kaltherzig.. oder wieso nehm ich das so locker ?

  • Future,
    das mit der trennwand ist bei uns nur bei u-haft, da darfste aber sogar mehr mit rein nehmen,
    bei den straftätern sind es:
    1 paar turnschuhe
    1 paar badelatschen
    2 paar boxershorts
    2 t-shirts
    2 trainingsanzüge (aber ober und unterteil, nur unterteil oder nur oberteil ist nicht zulässig)
    das was er mir mit rausgibt, darf ich mit rein nehmen
    z.b. er gibt 2 t-shirts mit raus, darf ich zwei im gegenzug mit rein nehmen
    kaugummi tauschen geht auch aber ihm schauen sie danach immer in den mund :grinning:

  • *aufreg*

    gestern erzählte mir mein freund, der ja zur zeit auf der ABSTINENZORIENTIERTEN ABTEILUNG (vor- therapie für süchtige) in der jva sitzt, das zwei zellengenossen sich Heroin geballert haben und ihm das zeug noch unter der nase hielten!!!
    ich hab echt geschluckt vor wut...
    ich meine drogen im knast schon klar aber auf so einer abteilung...unglaublich...da versucht jemand mit aller kraft abstinenz zu leben trotz schwieriger situation, kämpft um den einzug in eine therapie und dann sowas...
    ich meine die beiden durften dann am nächsten morgen zum urintest und sind von der abteilung geflogen, aber es ist doch trotzdem zum mäuse melken...
    irgendwas läuft doch echt in diesem system falsch und ich bin der meinung es müsste dringend etwas unternommen werden...das man da nicht gegen steuern kann ist doch schier unglaublich.
    ich meine einige medien haben sich ja schon nach dem ausbruch der beiden schwerverbrecher der jva aachen mit den themen der inhaftierung auseinander gesetzt, finde aber es sollte wirklich mehr in der öffentlichkeit present gemacht werden.

    ständiger personalmangel, haufenweise überstunden, unqualifizierte kräfte, schlechte durchsuchungen...*aufreg*

  • Hi Hexe, ich war mal in der Psychiatrie auf der Geschlossenen Abteilung. Da haben die Patienten Joints geraucht im Raucherzimmer. Da habe ich mich auch gefragt, wie das Zeug reinkam. Sie machten immer Taschenkontrollen und auch die Besucher wurden gefilzt. Komisch. Kann ich bis heute nicht begreifen. Und im Fernsehen sieht man das auch immer wieder, daß in Gefängnissen mit Drogen gedealt wird. Wie geht denn sowas? Das begreif ich nicht.

  • ja tine, das liegt daran das beamten das zeug teilweise selbst mit rein schleppen, aber auch angehörige oder häftlinge die aus dem hafturlaub zurück kommen. drinnen ist es leichter wie draussen, aber warum das nicht härter verfolgt wird ist mir auch unbegreiflich...muss doch was zu machen sein...

  • Das ist ja furchtbar, da ist es ja draußen noch leichter von dem Zeug loszukommen, als wenn dann noch in dieser Abteilung das Zeug noch rumgeht. Bekomme echt ne Gänsehaut... Ich verstehe auch nicht, warum das nicht härter bestraft wird... Komische Welt, ist echt unverständlich, ich kann deine Aufregung verstehen, ich hoffe, die zwingen ihn nicht irgendwann, zu konsumieren.

  • Hm.. habt ihr das nicht gewusst ?

    Im Gefängnis bekommt man alles, was man will.. und das oft noch viel viel leichter als draussen. Wege gibts viele, seien es bestechliche JVA Beamten, die damit ne Menge Schwarzkohle nebenbei machen, oder kreative Süchtige selbst oder Ärzte im Knast selber, die den Abhängigen alles geben was sie wollen, nur damit sie ruhig gestellt sind uns es zu keinen Schwierigkeiten kommt.

    Dieses Problem, ist nicht mit strengeren Kontrollmaßnahmen in den Griff zu bekommen. Ich würde mir mal die Frage stellen, warum es überhaupt einen Knast in der Art geben muss, wie es ihn gibt..

  • Hi,
    also ich war von 94-96 in Haft wegen eines Verstoßes gegen das BtmG. Ich kann nur sagen, dass man in Haft wirklich alles bekommt, was man will, vorausgesetzt man hat Geld. Die Drogen kommen durch die Besucher in den Knast. Trennscheiben gibt es in Deutschland nicht. Ansonsten war der Knast die härteste Zeit meines Lebens. Aber ich habe meine Lehren gezogen. Seitdem bin ich straffrei geblieben. Auf jeden Fall ist der Knast ein Ort der Gewalt. Ich kenne z.B. einen Freund, der ebenfalls in Haft war und vergewaltigt wurde. In den Knästen, in denen ich war, haben die Schließer z.B. weggeschaut, wenn eine Wasserpfeife auf dem Tisch gestanden hat. Das interessiert die gar nicht. Außerdem sind die Knastärzte oder -pfleger am Sonntag durch den Block gelaufen und haben Diazepan verteilt. Das krasseste, das ich im Knast erleben durfte, war, als sich ein Zellengenosse den Mund zugenäht hat, da er in Hungerstreik gehen wollte. Das Duschen war auch immer so eine Sache. Da gehen ungefähr 50 Mann zum Duschen und dann wird einfach zugesperrt, ohne dass ein Schließer anwesend ist. Während dieser Zeit laufen natürlich die ganzen Geschäfte und sonstige Brutallitäten. Möchte niemanden Angst machen, aber für mich war es eine Zeit des Horrors und der ständigen Angst.

  • Future, ja das system kann ich auch nicht mehr nachvollziehen gerade in der heutigen zeit, die meisten kommen schlimmer raus als vorher.
    23 stunden auf der zelle hocken wenn du keine arbeit hast und arbeit gibt es leider nur für wenige, sämtliche nützlichen kurse sind voll, der nächste auch und der danach sowieso.
    vortherapie nennen sie diese abteilung auf der er sich seit 2 wochen befindet und nix passiert. termine von zahnarzt werden nicht eingehalten, wenn er dann mal da ist, gibts keine füllungen, gegen grippe nen salbenbalsam...abgesehen von den anträgen die ständig verschwinden, bekommst nicht mal klopapier um dir die nase zu putzen wenn du vorher keinen antrag gestellt hast.
    nun gut, ist ja kein hotel da, aber könnte nicht mehr in sachen therapien gemacht werden, selbstreflexionen z.b. oder andere massnahmen?

    das was kara da schreibt hört sich echt nach horror an...
    frage mich echt oft was hinter den mauern abgeht, davon gerät leider nur sehr, sehr wenig an die öffentlichkeit.

    mein freund sagt immer es wird von seitens der jva schön geredet...innendrin sieht es aber ganz anders aus...:21:

  • Na ja, Knast soll eigentlich auch keinen Spaß machen. Der Grundgedanke dahinter ist, die Straftäter zu bestrafen und die Bevölkerung zu schützen. Es soll ihnen schließlich eine Lektion erteilt werden.

    Ob es wirklich sinnvoll ist und bessere Menschen aus den Straftätern macht, sei dahin gestellt. Da hängt es auch immer von den Delikten und den Hintergründen ab.
    Mittlerweile wird aber schon viel gemacht, damit es irgendwann einmal besser wird. Ich denke aber, dass es auch nicht zu 'schön' sein sollte, denn Knast soll etwas abschreckendes haben.
    Es sollte eigentlich auch eine Zeit sein, in der man über sein Handeln nachdenkt, sich und sein Leben reflektiert. Allerdings glaube ich, dass das ohne Anleitung nicht in die richtige Richtung geht. Mich erinnert es manchmal ein wenig an die drakonischen Hausarreststrafen, die Kinder immer noch oft verhängt bekommen. Am Ende erzielen sie auch nicht den gewünschten Effekt.

    Es ist nur die Frage, wie wir danach damit umgehen. Was passiert mit den Menschen, wenn sie aus dem Knast kommen? Die meisten fallen durch's System durch und werden rückfällig, weil sie keine Perspektiven haben.

    @ kara: Wie ist es dir nach deiner Zeit im Knast ergangen? Hast du 'einfach' zurück ins Leben draußen finden können?
    Wenn's zu persönlich ist, brauchst' nicht antworten. Ich find's nur ein sehr interessantes Thema und denke, dass wir Nicht-Straffälligen viel zu lernen haben und noch viel verstehen müssen, um wirklich etwas zu ändern.

  • Hio,

    das Thema finde ich sehr interessant, die bisherigen Beiträge kann ich auch alle nachvollziehen.
    Weihnachten im Knast ist echt übel. Grundsätzlich ist knast sch***, aber über die feiertage...


    Ich war zum Glück "nur" 1 Jahr in Haft, aber diese Zeit war schon strange.

    Ich saß übrigens in gelsenkirchen (Anteil der Drogensüchtigen: 75%), moderner bau, aber schlimme zustände. vorher saß ich einige wochen in der uraltkiste in essen - der komfort war zwar weit geringer, insgesamt war die lage aber entspannter.

    In GE hieß es vor den feiertagen, dass wir "Umschluß" machen dürften. Das bedeutet, dass man sich gezielt in eine andere zelle einschließen lassen kann, zu zweit oder mit mehreren. kartenspielen, schach, kaffetrinken oder sonstwas machen. umschluß war immer sehr willkommen. dann kam alles anders: über die gesamten feiertage war popshop! Auf deutsch: gar nix! heiligabend gab´s einen gottesdienst, das war´s. also alleine in der zelle ausharren... ich konnte mir eine kerze und ein winziges Ästchen tannengrün organisieren, habe dann für mich allein "gefeiert". an meine kinder gedacht und ein, zwei tränchen verdrückt...

    besuche waren immer ein highlight. man wusste nie genau, ob wirklich jemand zum vereinbarten termin kommt, wenn es dann so weit war - super.
    viele gefangene hatten übrigens den von den besuchern am automat gezogenen tabak bereits vorher "gesetzt", d.h. in irgendwelche geschäfte investiert...wenn dann der besuch ausfiel, gab´s richtig stress

    Auch in GE gab es eine Abteilung zur Vorbereitung auf Therapie (nach §35, Therapie statt Knast). Wie überall im Gefängnis wurde auch dort viel konsumiert. Einer meiner Arbeitskollegen in der JVA war auf dieser Abteilung. Wenn ich ihm glauben darf, dann sind die meisten dort, weil sie schneller aus der kiste raus wollen, aber nicht, um wirklich mit drogen aufzuhören. „Ich sag den grünen was sie hören wollen und dann…adios!“

    Die Drogen kommen – wie auch schon in anderen beiträgen hier beschrieben – meistens über besucher und freigänger in den bau. Öfters kam auch ein mir shore gefüllter tennisball über die mauer geflogen. 2x wurden solche bälle von den grünen abgefangen bzw. gefunden. 80g waren jeweils drin. Das geschäft ist gut organisiert und hauptsächlich in russischer hand. Wenn man bezahlen kann, kriegt man immer stoff.

    mein anwalt sagte, der knast habe mir das leben gerettet, heute sehe ich das ähnlich

    Allerdings mus ich sagen, dass ich knast nicht so schlimm fand wie ich vorher dachte. ich habe viel zeit genutzt um mich auf mich selbst zu besinnen. um nicht abgelenkt zu sein habe ich sogar in meiner einzelzelle (8qm) freiwillig auf mein tv verzichtet und das gerät jemand anderem gegeben (der es dringender brauchte)
    nur musik hätten sie mir nie wegnehmen dürfen, diese universelle sprache der liebe ist mir superwichtig. habe übrigens eine gitarre auf der hütte gehabt und bei den "popshop allstars" in der knastband gerockt. In 8 Monaten haben wir ca. 10x geprobt, besser als gar nicht, wir waren schon privilegiert!


    Aber wie in den meisten anderen kisten auch war das personal schlecht gestimmt, hoher krankenstand, viel verarsche (verschwundene anträge, schikane, monatelanges warten auf teilnahmeberechtigung für „freizeitgruppen“ etc. pp). Aus meinem Weihnachtspaket ist (vor der aushändigung an mich!!) die hälfte rausgeklaut worden, tabak und kaffe weg. Toll.

    Es wird viel gejammert, wie schlecht die zustände in deutschen gefängnissen sind. Die russen lachen uns dafür aus:“ deutsches knast ist wie hotel“

    Ausserdem möchte ich mal zu bedenken geben, dass kaum jemand unschuldig dort ist. Viele haben aber überhaupt kein unrechtsbewußtsein. Bevor über schikane etc. gejammert wird sollte man mal bedenken, warum man dort ist. Bestrafung ist in meinen augen durchaus gerechtfertigt.


    Dass man süchtigen so nicht hilft ist auch klar, aber wer –warum auch immer- seine moralischen grenzen so weit verschiebt, dass er kriminell wird, hat´s nicht anders verdient.
    Ich möchte nicht missverstanden werden, dass man einen kinderschänder nicht so hart bestraft wie einen süchtigen dealer ist eine sauerei, keine frage. Aber bevor man einbrechen geht, jemanden überfällt o.ä., hat man IMMER die wahl, es nicht zu tun.

    So, jetzt reicht´s aber mit texten…

    Liebe grüße


    feurio

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