Hallo zusammen, irgendwie hab ich es geschafft meine Anmeldedaten komplett zu vergessen (inclusive der extra für dieses Forum erstellen e-mail-adresse).
Also nicht wundern Dunric = Leyton !
Inzwischen ist ein halbes Jahr seit meiner stationären Therapie vergangen und ich möchte natürlich mein Versprechen halten.
Hier also die rückblickenden Impressionen und Erfahrungen die ich während dieses für mich abenteuerlichen Zeitraums sammeln durfte und was danach geschah.
Ich hätte es mir nicht träumen lassen aber der Sommer in der Klinik am Kronsberg war der schönste den ich seit ca. 10 Jahren erleben durfte.
Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit in der ich eigentlich nur wieder nach Hause wollte, passierte etwas mit dem ich nicht gerechnet hatte.
Ich begann mich an das neue Leben, welches ich dort führte, zu gewöhnen und noch mehr als das: ich war verliebt in dieses neue "Glücklich Sein" ohne THC.
Die geregelten Mahlzeiten und das leckere Essen haben mich zunehmen lassen, eine Veränderung die wie Balsam für mein von Depressionen geplagtes Gehirn war.
Ich ging jeden Tag ausgiebig spazieren, und habe mich sehr schnell in die wunderschöne Gegend dort verliebt...ein weiteres Antidepressivum und eine super Methode um wieder fitter und leistungsfähiger zu werden.
Ausserdem haben diese Spaziergänge mir immer dabei geholfen meinen Kopf aufzuräumen, wenn mich etwas arg beschäftigt oder evtl. sogar gequält hat und anfangs gab es da eine menge Dinge, die ich für mich wieder sortieren musste.
Mit der Zeit lernte man immer mehr eigentlich ganz nette Leute kennen und dieses ständige unter Menschen sein (obwohl man sich jederzeit zurückziehen konnte, sei es durch Spaziergänge oder einem Nickerchen auf dem Zimmer) tat mir ebenfalls unglaublich gut.
Bereits nach einem Monat war ich quasi ein neuer Mensch, entdeckte immer mehr Seiten an mir, die ich längst verloren glaubte und erlebte täglich die Bestätigung, dass es sehr wohl auch ohne Kiffen geht und sogar besser als mit.
Die Therapeuten egal ob nun Psycho-,Sport- oder Ernährungs-Therapeuten taten ihr übriges. Ich war dort weil ich dort sein wollte und nahm so viel mit, wie ich nur konnte.
Alle!!! wirklich alle Fragen die mich vorher so gequält hatten, konnte ich dort für mich beantworten.
Es war eine wunderschöne Zeit und schweren Herzens trat ich nach 2 1/2 Monaten wieder die Heimreise an.
Zu Hause angekommen wurde mir von allen Seiten bescheinigt dass ich unglaublich gut und gesund aussehe ( ich war vorher extrem dünn, blass, ging mit krummem Rücken durchs Leben...), ich wog soviel wie noch nie zuvor in meinem Leben, war braungebrannt und hatte mein Lächeln wieder zurückgewonnen.
Dennoch bin ich wieder schwach geworden, zurück im heimischen Umfeld, ohne die mir so ans Herz gewachsene wunderschöne Landschaft dort, ohne ständige soziale Kontakte und ohne die Struktur welche meine Tage dort hatten, verfiel ich hier sehr schnell wieder in alte Muster.
Ich bin inzwischen wieder extrem untergewichtig, blass und schlapp und kiffe wieder fast täglich, oft auch wieder von morgens bis Abends.
Das liegt aber nicht daran, dass die Therapie nicht gut genug war, denn sie war sehr gut, die beste die ich mir hätte wünschen können.
Es liegt an mir und meiner Überheblichkeit..."mal wieder einen kiffen geht bestimmt" dachte ich mir und das war mein Fehler (einer den ich nun schon mehrmals begangen habe).
Aber dennoch ist etwas übrig geblieben: Ich habe so viele Antworten gefunden und WEISS jetzt das es möglich ist mein Leben endgültig von der Schattenseite auf die Sonnenseite zu drehen.
Diese Erfahrung so wie all die schönen Erinnerungen kann mir niemand mehr nehmen.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und kann sich an alles gewöhnen. Auch wenn sich Veränderungen am Anfang oft schlecht oder sogar falsch anfühlen, ist das ein normaler Prozess.
Man muss nichts weiter tun als "Durchzuhalten" auch wenn der Autopilot in unserem Gehirn nicht grade ein Freund von Veränderungen ist.
Eigentlich ist dies ja eine bemitleidenswerte Geschichte, aber ich habe sogar jetzt noch mehr Hoffnung und Optimismus als vor der Therapie.
Ich weiss, dass es geht und dieses bodenlose Loch, in welches viele Leute während des Entzugs fallen, ist nicht bodenlos.
Diese Erkenntnis hilft mir auch heute noch, denn Sucht kommt von Suchen und ich weiss jetzt was ich suche.
Ich hätte hier zu gern eine Erfolgsgeschichte gepostet aber mein Weg raus aus diesem Loch ist wohl leider noch nicht vorbei.
Aber ich weiss wohin mein Weg geht:
-regelmässiger Sport (natürliches Antidepressivum)
-gesunde und vor allem regelmässige Ernährung
-mit dem blöden Zigaretten rauchen aufhören
-soziale Netzwerke ausbauen bzw. überhaupt erst mal welche schaffen
-Zeit in meine Hobbies investieren (ich liebe es zu fotografieren....) (auch ein tolles Antidepressivum)
-Struktur in meinen Alltag bringen
-Zukunftsperspektiven schaffen
- und natürlich einfach das Leben wieder pur und unverraucht geniessen (kleine Glücksmomente, die es massig gibt, wenn man mal nicht grade super-depressiv ist)
Mein Autopilot hat also noch so einige Umstellungen vor sich, alles auf einmal werde ich nicht schaffen und auch auf keinen Fall versuchen, ein Fehler den viele machen und daran scheitern.
Also Schande auf mein Haupt...ich hab Mist gebaut aber dank der Therapie hab ich nun alle Werkzeuge in der Hand um auch hier zu Hause (fern vom Kronsberg, der golden am Horizont schimmert) mein Leben endlich mal auf die Reihe zu bringen. ohne THC versteht sich.
Falls ich meine Accountdaten nicht wieder verlege , werde ich immer mal wieder Bericht erstatten und diese Geschichte doch noch zu einer Erfolgsgeschichte machen.
Bis Denne
Leyton aka Dunric :wink: