Hallo Strider,
danke für deine Hinweise.
Ich lese hier auch folgende Variante: die Eltern-Kind Interaktion spitzte sich gerade auf die Erwartung zu, dass der Sohn, möglichst normal zu funktionieren habe, wie (angeblich) alle anderen.
Einhaltung der Schulordnung, Einhaltung
unserer Gesetze, Einhaltung der WG-Hausordnung, Erscheinen am Arbeitsplatz – hier setze ich normales Funktionieren voraus.
Auch beim Gesprächston zu Hause tue ich dies. Ich mag es nicht,
„blöde Votze“ und „alte Hure“ von meinem Sohn genannt zu werden. Das kenne ich nicht, und beides ist faktisch auch nicht
korrekt. Auch mit Polizei vor der Tür habe ich - spießigerweise - ein Problem.
Normales Funktionieren in puncto
Schulabschluss/Ausbildung/Studium etc.:
Wunsch und Aufgabe von Eltern ist es,
das Kind zur geistigen und wirtschaftlichen Selbstständigkeit zu
führen. Sprich, für sich selbst sorgen zu können. Dazu müssen
Weichen gestellt werden, dies beginnt bei uns leider schon recht
früh. Soll ich da zu meinem Kind sagen: „Verkack doch! Ist doch
Schnurz?“ Tolle Fürsorge!
Natürlich möchte ich, dass mein Kind
sich – seinem Potenzial entsprechend – möglichst viele Chancen
offenhält. Wo ist da mein Fehler? Er hatte keine Karrierevorgaben.
Eine Arbeit, die Spaß macht und ihm ein unabhängiges Leben ermöglicht war mein
Wunsch. Von mir aus auch Studium. Wir hätten alles unterstützt.
Was macht denn ein Sohn (im Wertesystem der betreffenden Eltern) für Dinge, der einen Funken Loyalität gegenüber seinen Eltern hat?
Ich verstehe die Frage ehrlich gesagt
nicht. Aber ich lese hier zwei Kritikpunkte deinerseits heraus.
Dir
gefällt das „Wertesystem der Eltern“ nicht, richtig?
Ok. Wertesystem der Eltern. Ich kann
nur nach den Werten erziehen, die ich selbst in meiner Erziehung
übermittelt bekam. Das waren bei mir Liebe, Freiheit, Vertrauen,
Kreativität, Zuverlässigkeit sowas in der Art. In der Regel wollen Eltern diese Werte
weitergeben plus selbst dazuerlernte. Das ist in der Natur der
Elternschaft begründet.
MEIN bzw. UNSER Wertesystem sieht
ferner unter anderem vor:
nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu
geraten, das Geld, das ich ausgebe, auch selbst zu verdienen, noch
dazu hier und da für andere Menschen da zu sein.
In allem oben Erwähnten stimmt mein
Sohn nicht mit meinem Wertesystem überein.
Er stimmt dahingehend aber sehr Wohl
mit meinem Wertesystem überein, als dass er gern shoppen geht, gern
Urlaubsreisen hätte, sich gern was gönnt (iPhone, PS, Bluerays,
Games etc.) Nur – er will dafür nicht arbeiten. Und das geht
nicht, dass andere zahlen sollen, weil man selbst zu faul ist. Sieht dein Wertesystem das so vor?
Ja wenn er nicht funktionieren will,
dann darf er doch in den Wald ziehen. (Der aber auch irgendwem
gehört.) Aber leider hat er ja Ansprüche. Für die ich bis Anfang des Jahres zahlte. Nun nicht mehr. Und nun spricht er auch nicht mehr mit mir.
Sich seine eigenen Ansprüche mit 23
erfüllen zu können, war Ziel meiner Erziehung. Nicht zu schmarotzen und mit einem Bein im nächsten Polizeitwagen zu hocken. Ist das ein Fehler?
Und das mit der Loyalität hat dir glaub auch nicht gefallen. Das ist so eine Muttermacke, dass man sich als Mutter einbildet, eine besondere Beziehung zu seinem Kind zu haben bzw. dass das Kind einen liebt und irgendwie zu einem halten würde. Hat man keinen Rechtsanspruch drauf. Das stimmt natürlich.
Ich finde, dass Eltern, Kind und beide gemeinsam das mal reflektieren sollten. Zum Beispiel auch, was Eltern gegenüber ihren Kindern machen, die einen Funken sinnvoller Unterweisung und Fürsorge für ihre Kinder besitzen.
Willst du mir diesen "Funken sinnvoller Unterweisung und Fürsorge" absprechen? Ich bitte dich!
Ich selbst gebe mir durchaus Schuld, wie du vielleicht gelesen hast. Ich würde mit ihm gemeinsam reflektieren. Er blockt mich ab.
Ist dem Sohn eine eigene Einschätzung darüber erlaubt, was wertvolle Privilegien sind? Überhaupt, was Wert hat, und was nicht? Oder an wem hat er sich da zu orientieren? Womöglich lediglich immer an dem, was "alle anderen" machen?
Meinem Sohn ist eine eigene Einschätzung darüber erlaubt, was wertvolle Privilegien sind.
"Weed loves you!" Das ist das einzige, was meinen Sohn interessiert. Ein eeeeechtes Privileg!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Findste nicht?!
Und wenn ihm das nicht gelingt, oder er den Sinn nicht erkennen kann, wird es ihm mit Enttäuschung und Wut quittiert?
Bei meinem Sohn gelang bisher gar nichts. Sein Lebenslauf besteht aus Abbrüchen und Rauswürfen, die er verursacht hat, weil er sich nirgends einordnen mag. (Ja, na klar. Warum denn EINORDNEN. So eine Beschneidung der persönlichen Freiheit, gell?!)
Wenn du das eine beruhigende Perspektive findest... Na klar. Ich akzeptiere es. Aber glücklich macht es mich leider nicht.
Aber du hast recht, mit welchem Anspruch verlange ich Glück. Oder Loyalität? Hm? Ich bin doch nur die dumme Hure von Mutter.
Ich meine nur, dass man die "Fehlfunktion" eines Individuums evtl. auch je nach (mir hier unbekannter) Gesamtlage im Kontext des sozialen Gefüges interpretieren muss.
Ja, das soziale Gefüge ist von Fehlfunktion geprägt. Aber vielleicht wird Cannabis ja bald auch bei uns legalisiert!
BTW: Wie viele Kinder hast du? Und was ist deine Position zum Thema Sucht?
Und nochmal zur Schuld. Ich habe Schuldgefühle. Ich will sie hier nicht noch verstärken. Ich suche eigentlich Menschen bzw. andere ELTERN, die das gleiche Problem haben wie ich.
Viele Grüße, Thrs