Beiträge von Rabert

    Meine Frau nimmt seit ca. 20 Jahren Citalopram in geringen Mengen (5 - 10mg, zeitweise auch nur alle 2 Tage). Alle paar Jahre setzt sie es auch mal ganz ab (in Absprache mit ihrer Neurologin), wenn es ihr recht gut geht. Sie hat dann immer ca. 2 Wochen mit Stimmungsschwankungen zu kämpfen, dann ist das aber auch vorbei. Wenn sie dann wieder anfängt, dauert das auch ca. 2 Wochen bis sich der Körper dran gewöhnt hat und die Wirkung auch einsetzt.

    Wie Franz schon schrieb, wenn die Nachwirkungen nach vier bis sechs Wochen noch nicht abgeklungen sind, sollte das vom Psychiater genauer untersucht werden. Es ist in der Tat sehr gut möglich, dass du einfach das Medikament in geringer Dosierung für deine Depression brauchst. Wenn dir die Nebenwirkungen zu stark sind, frag ihn nach Alternativen. Es gibt mindestens vier oder fünf andere Medikamente, die Escitalopram ersetzen können. Gerade bei Antidepressiva ist das viel Herumprobierei bis man das richtige Medikament und die richtige Dosierung gefunden hat, womit der Patient dann auch die geringsten Nebenwirkungen hat und am bestem mit klar kommt.

    Die nette Dame hat uns so einiges erklärt und unter anderem meinte sie das bei der Spielsucht eher die stationäre Behandlung vorgeschlagen wird. Ambulant wurde sie weniger erfolgreich finden.

    ...

    Wie läuft das mit dem Arbeitgeber? Wir würden nicht wollen das er es erfährt.

    Ambulant funktioniert bei Spielsucht nicht gut, weil die Angebote so niedrigschwellig sind. Es gibt praktisch keine Hürden vor dem Spielautomaten. Da muss man schon sehr, sehr stark und gefestigt sein, wenn man da erfolgreich Rückfälle vermeiden will. Wer einer Sucht überhaupt verfallen konnte, ist das jedoch in der Regel eher nicht.

    Stationäre Therapie wird jedoch fast immer dazu führen, dass der Arbeitgeber vom Problem erfährt. Man kann natürlich irgendeine (andere) Krankheit vorschieben, aber es könnte schwierig werden, bei der gewählten Story über Wochen oder Monate konsistent zu bleiben.

    Ist es nicht möglich, den Arbeitgeber einzubinden? Wenn ich entscheiden müsste zwischen einem hohen Risiko mit der Therapie zu scheitern und damit in letzter Konsequenz meine ganze Existenz zu riskieren und den Folgen, dass mein Arbeitgeber von meiner Krankheit erfährt (und nichts anderes ist die Spielsucht), würde ich das Gespräch mit dem Arbeitgeber wählen.

    Findet ihr es sinvoll mal alles niederzuschrieben, auszudrucken und dann mitzunehemen?

    Ja, würde ich machen. Aber bei Psychiatern kann es gut sein, dass das nicht auf große Gegenliebe stößt. Die wollen bei der Schilderung der Geschichte gerne auch Gestik, Mimik, Versprecher, Unterbrechungen, Gedankenpausen, Wortwahl, etc. mitbekommen und daraus irgendwelche psychiatrischen Schlüsse ziehen.

    Aber ich habe einen Artikel im Ärzteblatt gelesen, der besagt, dass Kiffen die Dopamin-Synthese hemmt.

    Wenn das so ist, wäre eine derart ausgelöste Depression eine exogene, und wird in der Tat von Cannabis verursacht. Müsste man mal weiter nachforschen, ob es da klinische Studien drüber gibt. Wenn dadurch die Dopamin-Synthese nicht nur zeitweise, sondern dauerhaft und irreversibel geschädigt wird, dann kann das natürlich nicht mehr geheilt, sondern nur noch medikamentös eingehegt werden.

    Oder hab ich mein Gehirn komplett zerstört?

    Sehr unwahrscheinlich. Aber du wirst wohl Hilfe brauchen, um von den Drogen vollständig und endgültig wegzukommen, und auch um die Depression wieder in den Griff zu bekommen. Nimm die Hilfe einer Suchtberatungsstelle oder eines Arztes in Anspruch, wenn du es ernst meinst mit dem Aufhören. Denn genauso wie es sehr unwahrscheinlich ist, dass dein Gehirn komplett zerstört ist, ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass du ohne Hilfe aus Sucht und Depression wieder herausfindest.

    Ja, super, dass du herausgefunden hast! Aber - das alles ist noch sehr frisch. Pass auf dich auf!

    Ich bin mir auch nicht sicher, ob das bei dir tatsächlich ein Fall von Co-Abhängigkeit ist/war, oder vielmehr eine sogenannte toxische Beziehung. Aber das ist eine akademische Diskussion - letzendlich ist es wichtig, dass das für dich nun zu Ende ist! :thumbs_up:

    Es gibt ein ganzes Arsenal von Medikamenten dagegen. Es ist nur nicht so ganz einfach rauszufinden, welches dieser Medikamente für den jeweiligen Patienten das Richtige ist, und welche Dosierung benötigt wird. Da gibt es immer noch keine Alternative zu Versuch und Irrtum.

    Von alleine vergeht eine endogene Depression in der Regel nicht. Während man diese nur mit Medikamenten einhegen kann, kann man eine exogene Depression nicht selten auch heilen.

    Ich suche einfach nach Gründen, warum ich depressiv wurde, da mein Psychologe auch nicht wirklich eine Idee hat.

    Es gibt neben exogenen Depressionen (da gibt es in der Tat einen Auslöser in der Außenwelt) auch endogene Depressionen. Dafür gibt es keine Gründe oder Auslöser, warum man die hat. Die kommen einfach. Manchmal kann man da elektrochemische Fehlfunktionen im Gehirn diagnostizieren und auch substituieren, manchmal gibt es auch genetische Vorbelastungen, aber sehr oft lässt sich für eine endogene Depression kein Grund, kein Auslöser finden. So wie es unsinnig wäre für den Krebs in mir einen Auslöser, einen Grund zu suchen, so ist es unsinnig bei einer endogenen Depression einen Grund zu suchen, wenn es keine offensichtliche physiologische Ursache dafür gibt.

    Nobody is perfect, jeder macht Fehler. Also mach dich nicht verrückt, ganz im Gegenteil: Dass du daran heute noch denkst und Gewissensbisse hast, ist ein Zeichen, dass du Mensch geblieben bist. Also ein gutes Zeichen.

    Das Leben ist ein ständiger Lernprozess. Aus Fehlern lernt man. Wichtig ist, dass man im Alter zurückblicken kann und sieht, dass man aus seinen Fehlern gelernt und seine Lebensführung entsprechend geändert hat.

    Ich kenne ihn nicht. Aber wenn er freundlich bittet, würde ich ihn an deiner Stelle wohl nochmal treffen. Aber nicht bei dir oder ihm zu Hause, sondern in einem Café oder an einem anderen öffentlichen Platz mit viel Publikum. Sag ihm, dass du für ihn da bist - nach einer erfolgreichen Therapie; und dass er dich auch erst dann wiedersehen wird. Das könnte ihm helfen und ein Anker sein, wenn es schwer wird.

    Mach das aber auch nur dann, wenn du selbst damit klar kommst. Du hast schon genug gelitten, du brauchst dir nicht länger selbst weh zu tun.

    War diese sex Suche wirklich nur um das Casino zu finden oder war er dort? Das macht mich wirklich wahnsinnig.

    Mach dich nicht verrückt. Das ist jetzt Vergangenheit. Wichtig ist die Zukunft.

    Er ist bis jetzt mit seinen Strategien halbwegs durchgekommen, und er weiß, dass das nicht mehr funktioniert. Es wird nun eine von zwei Sachen passieren: Er kriegt tatsächlich die Kurve, arbeitet an sich und entsagt der Sucht und bekämpft sie für den Rest seines Lebens. Oder er findet neue Strategien, um sich seiner Sucht weiterhin ergeben zu können.

    Ihm (und auch dir!) muss klar sein, dass die Entscheidung für die zweite Alternative das sofortige Ende der Beziehung bedeutet. Denn wenn er es jetzt noch nicht verstanden hat, wird er es nie verstehen, wenn er die Änderung jetzt nach dem Outing nicht durchziehen kann, wird er es wohl nie können, oder erst dann, wenn es schon längst zu spät für eure Beziehung ist. Du solltest den dann mit Sicherheit eintretenden Absturz ganz nach unten nicht mitmachen, denn jede Fortführung der Beziehung wird dann früher oder später zu einem Martyrium für dich (und dein Kind) werden.

    Dein Freund steht jetzt an einer zentralen Wegegabelung seines Lebens. Letztendlich entscheidet er, ob er nun den Weg zum Besseren oder den zum Schlechteren wählen wird, sicher ist nur, er wird einen Weg wählen. Sei wachsam und auf der Hut, denn du kannst nicht einfach so erkennen welchen Weg er wählt und Süchtige sind sehr gute Schauspieler. Aber wenn du dir sicher bist, dass er es ernst meint mit seiner Therapie und das diese erfolgreich ist, atme auf und freue dich auf ein schönes gemeinsames Leben.

    Auch du stehst an einer Weggabelung. Denn du musst dich entscheiden, ob die kommenden Monate und vielleicht Jahre der Zweifel und Unsicherheit wirklich durchstehen willst und kannst, oder ob du vielleicht doch lieber das Ende mit Schrecken und eine Zukunft ohne Sucht-Umfeld für dich und dein Kind wählst.

    Er hat mir jetzt sämtliche Zugriffe auf sein Konto gegeben und wir sprachen mit seinen Eltern. ... Wir haben nächste Woche ein Termin bei der Caritas und bisher verwalte alles ich.

    Das ist doch ein guter Anfang. Sorgt noch dafür, dass er selbst zusätzlich auch keinen Zugriff mehr auf sein Konto hat. Wenn er Geld braucht, kann er das bei dir abholen. Sorgt dafür, dass er in allen Spielhallen, Spielcasinos und Lottoannahmestellen in eurer Region gesperrt ist. Wie das geht, weiß die Caritas.

    Glücklicherweise hast du das noch relativ frühzeitig herausgefunden, denn Schulden von knapp 20.000 € sind für einen langjährigen Spielsüchtigen noch relativ wenig. Nicht selten ist es wesentlich mehr, und vor allem, wenn man sich das Geld nicht mehr von einer Bank beschaffen konnte, auch wesentlich teurer es zurückzuzahlen. Frag ihn deshalb auch, ob er noch an anderen Stellen Schulden hat.

    Der Weg zur Caritas ist genau das Richtige. Dort kann er die Hilfe finden, die ihn aus der Sucht herausführen kann - wenn er das wirklich will. Zu deinem Schutz müsst ihr Regeln aufstellen, an die er sich zwingend halten muss. Es muss ihm und dir klar sein, dass die Beziehung beendet ist, wenn er eine dieser Regeln bricht. Aber da wird euch die Caritas (oder diejenigen, an die die euch verweisen werden) sicherlich noch ausführlich beraten.

    Das Vertrauen ist erst mal hin, auch weil du ja wohl schon ein gebranntes Kind diesbezüglich bist. Aber er kann es wieder zurückgewinnen, wenn er es sich erarbeitet - und wenn du ihm die Chance dazu geben kannst und willst. Es muss ihm jedoch klar sein, dass der kleinste neue Vertrauensbruch das Ende euer Beziehung ist. Ohne Diskussion, ohne wenn und aber.

    Dir ist sicherlich bewusst, dass Spielsucht ziemlich schwierig zu durchbrechen ist, denn es gibt praktisch keine Hürden, die zu überwinden wären um dieser Sucht zu folgen. Wenn euch eure Beziehung wichtig ist, müsst ihr euch einig sein, dass ihr den Kampf aufnehmt und ihn gemeinsam durchsteht. Diese Gemeinsamkeit ist sein größtes Pfund im Kampf gegen die Sucht. Wenn er dies durch einen neuen Vertrauensmißbrauch auf's Spiel zu setzen bereit ist, musst du dich vor ihm schützen, um nicht selbst in Gefahr zu geraten, in einen finanziellen und emotionalen Abgrund zu stürzen.

    hoffe dennoch das falls die Therapie gemacht wird zu einem Normal agierenden und denkenden Menschen wieder wird.

    Das ist durchaus möglich. Dafür gibt es in der Tat genug Beispiele, auch in diesem Forum. Leider gibt es aber auch genug Beispiele, dass dieses Ziel nicht erreicht wird. Ich denke, es könnte für ihn hilfreich sein zu wissen, dass er einen Platz hat zu dem er zurück kommen kann, wenn er die Therapie erfolgreich hinter sich gebracht hat. Er muss aber verinnerlichen, dass dies nur der Fall ist, wenn die Therapie in der Tat erfolgreich ist. Diese Bedingung muss ihm von Anfang an klar sein - und dir selbst auch.

    vielleicht ist das egoistisch

    Nein, ist es nicht. Das ist ganz gesunder Selbsterhaltungstrieb.

    Denn aktuell ist er nicht er selbst und handelt so auch nicht.

    Er ist aktuell das, was Drogenmissbrauch aus einem Menschen macht. Er ist genau er selbst, genau das Ergebnis, was aus jahrelangem unkontrollierten Drogenkonsum zwangsläufig fast immer entstehen wird. Er mag früher anders gewesen sein, aber das war früher. Heute ist er der Mensch, der dir gegenüber steht.