Beiträge von mirala

    Hallo Kraftlos 189, das was deine Ansprechpartnerin bei der Suchtberatung sagt, ist glaube ich der Schlüssel, zum Beenden. Ich habe erst in einem Buch gelesen, dass wir alle verschiedene "Kindmodi" haben und einer davon ist der impulsive Kindmodus. Häufig haben Leute, die nicht gelernt haben, ihre Impulse zu kontrollieren, Drogenprobleme, Geldprobleme, Probleme mit geregelter Arbeit etc. Weil sie ihren kurzfristigen Impulsen folgen und aus verschiedenen Gründen nicht sagen können: "ich arbeite etwas/an mir, um später die Früchte zu ernten". Das hat mir dabei geholfen, dieses destruktive "Mitleid" mit dem "armen" Partner loszulossen, nämlich zu erkennen dass der andere ja gar nicht so richtig leidet. Er findet vielleicht die Trennung von mir schon blöd und unangenehm, aber sein restliches Leben fühlt sich für ihn lange nicht so schlimm an, wie es sich für uns anfühlt, da diese kurzfristige Befriedigung sein persönliches Wohlfühl-Programm ist. Oft hatten meine süchtigen Partner gar nicht so einen langfristigen Plan oder Ziele für ihr Leben. Mit der Zeit ist mir aufgefallen, dass diese Pläne eigentlich immer nur meine waren und der Partner gesagt hat, er will das auch, um mich nicht zu verlieren. Sein Handeln war dann aber wieder total kurzfristig auf Bedürfnisbefriedigung ausgelegt. Und zwar nicht nur, was den Drogenkonsum angeht, sondern auch in anderen Lebensbereichen. Das fand ich sehr auffällig.

    Leider lande ich trotzdem immer wieder in (allderings recht kurzen) Beziehungen mit Menschen mit Suchtproblemen.

    Der einzige Weg raus ist wahrscheinlich das radikale Beschäftigen mit sich selbst und die totale innere Abkehr von den Problemen anderer Menschen.

    LIebe Annatati, erstmal tut es mir sehr leid, dass du in so einer Situation bist. Jemanden zu lieben, der so große Probleme hat, zerreißt einen fast. Ich war nie lange mit meinen Partnern zusammen, habe aber oft mit dem Thema Sucht bei meinen Partnern gekämpft. Erst kürzlich habe ich mich von meinem Freund getrennt, der cannabisabhängig ist. Wir waren nur ein halbes Jahr zusammen, aber "soo verliebt" und es hat mir das Herz gebrochen, das zu beenden. Ich liebe ihn noch immer und träume noch immer davon, dass wir vielleicht "irgendwann" wieder zusammen sein können. Ein Teil von mir weiß aber, dass ich ihn mit dem ganzen Chaos (Geldprobleme, Launenhaftigkeit, Führerscheinentzug, Unzuverlässigkeit, Unselbständigkeit...) nicht aushalten kann.

    Wir hatten das Thema auch mal richtig gut im Griff, als ich dem konsequent Grenzen gesetzt habe und gesagt hatte, Familiengründung kommt für mich so nicht in Frage und außerdem möchte ich nicht, dass wir Zeit verbringen, wenn er bekifft ist. Da muss er dann irgendwo alleine hingehen oder mit anderen Leuten zusammen sein. Das Thema hatte sich fast schlagartig erledigt und er schien uns beiden bewiesen zu haben, dass er nicht abhängig ist und es nur so eine Angewohnheit ist, die er auch wieder abstellen kann.

    Dann war er im Urlaub bei seinen Kumpels und hat natürlich viel gekifft. Von da ab ist sehr vieles schief gelaufen.

    Ich denke jeder, der Sucht in Beziehungen erlebt, kennt dieses Auf und Ab: Bei den Aufs hat man so viel Hoffnung, dass alles bald gut wird und die Abs ziehen einen tiefer in den Keller, als man für möglich hielt. Für mich war es das, was mich letztlich zur Trennung trotz Liebe getrieben hat: Dass mein Gefühlsleben so abhängig ist von meinem Partner ist und seinem Verhalten. Und seines wiederum abhängig ist von seinem Cannabiskonsum. (Am Ende also ich auch indirekt abhängig bin von Cannabis.)

    Leider hilft die Beschäftigung mit dem Partner nur wenig. Die Wurzel liegt in einem selbst und wir müssen uns vor allem fragen, warum wir uns einen Partner suchen, der suchtkrank ist/wird.

    Obwohl ich ihn immer noch liebe, hat mir die Trennung zu meinem Partner einiges gezeigt:

    - Tief in mir drin fühle ich mich schuldig und glaube, eine Art von Schuld abtragen zu müssen, um Liebe und Zuwendung zu bekommen. - Ich leide unter einer permanenten Angst, abgelehnt zu werden (auch wenn das in meinem Umfeld niemand von mir denken würde!) und kann mir bei einem suchtkranken Partner sicher sein, dass er mich nie verlässt (weil er mich braucht). - Das "Verlassen" findet mit einem suchtkranken Partner sehr viel subtiler statt, er bricht ständig weg oder aus und ist dann nicht für uns da, aber wir laufen nicht Gefahr, als Person "so wie wir sind" verlassen zu werden und müssen mit einem suchtkranken Partner diese Angst vor Abgelehnt werden nicht anschauen. - Ein gesunder Partner könnte sich ja bewusst gegen uns entscheiden und diese Gefahr ist uns zu groß.

    Seit der Trennung von meinem Freund ist es eine tagtägliche Herausforderung für mich, mich meinen tieferliegenden EInsamkeits- und Verlassenheitsängsten zu stellen. Ich wusste nicht, dass ich mich in mir drin SO leer, einsam und alleine fühle.

    Ich weiß nicht, wie Trennung trotz Liebe nach sieben Jahren Beziehung ist, da ich nie so eine lange Beziehung hatte. Aber ich habe keine Beziehung mit starker Abhängigkeit beobachtet, die sich in eine normal-liebevolll-gegenseitig-zugewandte Beziehung verwandelt hat. Entweder hat sich der nicht-abhängige Partner getrennt, oder es blieb bei einer lebenslangen Asymmetrie, in der der eine immer mehr braucht und der andere immer mehr gibt.

    Weil du so speziell über "Kopf" und "Herz" sprichst und das auch erstmal mein Kampf war: Inzwischen stellt sich für mich heraus, dass mein "Kopf" weitaus mehr war, als mein Denken oder mein Gehirn. Eher so etwas wie mein Höheres Selbst, eine Art Schutzengel oder einfach nur meine eigene innere Weisheit/Intuition, die eben nicht meinen Ängsten ausgeliefert ist, sondern dazu da ist, mich zu schützen und mir gut zu tun. Völlig und 100 % unabhängig von irgendwelchen anderen Leuten. Schuld und Scham und "Liebe" zu anderen Menschen sind für diesen Teil in mir quasi nicht-existent. Es geht ihm einzig und allein darum, für mich da zu sein und für mich zu sorgen.

    Ich vermute mal, dass das was du "Kopf" nennst, auch in dir viel mehr ist, als dein Denken, sondern sehr wohl ein Gefühlsanteil in dir, aber eben der, der NUR FÜR DICH da sein WILL und dir verbietet, dich selbst für jemand anderen zu opfern. Dem schenkst du vermutlich auf Grund deiner tiefer sitzenden Schuldgefühle nicht so viel Beachtung, wie deinem Herzen.

    Dein großes Herz, das auch für anderen da sein will und sich gerne herschenken will, bleibt in der Verbindung zu deinem Partner. Und das ist eben auch ein Teil von dir, den du nicht einfach abschneiden kannst. Aber vielleicht hilft genaues Hinsehen und Beobachten.

    Vielleicht kannst du mal beide Teile von dir vor dich hinsetzen und hören, was sie dir zu sagen haben...

    Gut, dass du eine Therapie machst. Ich habe zusätzlich zu Therapie jetzt angefangen in eine CoDa-Gruppe (Co-Abhängige Deutschland) zu gehen. Vielleicht gibt es so etwas auch bei dir in der Nähe.

    Alles Liebe!