Beiträge von Kurios

    Ich wollte mich mal wieder melden.

    Die Therapie tut mir ganz gut. Die Gedanken an Gras sind aber dennoch noch sehr präsent. Kein akutes Verlangen, Aber ständig diese Grübelei wie ich nach der Behandlung weiter mache ist anstrengend. Ich komme so schwer auf eine gerade Linie.

    Immerhin wurde mir heute mitgeteilt, dass ich nach der Tagesklinik noch weiter in klinische Behandlung komme. Ob stationär oder ambulant ist noch nicht fest. Ich habe darum gebeten in eine psychosomatische Klinik zu gehen. Ich war bereits ambulant im Entzug - fühle mich dann aber oft mehr getriggert und bin aktuell ganz froh nicht alles so sucht bezogen durchzunehmen. Fühle mich im aktuellen Setting wesentlich wohler.

    Es fühlt sich gut, dass ich noch mehr Zeit bekomme. Das nimmt mir die Angst vor dem Alltag mit Job.

    Meine Frau unterstützt mich.

    Allerdings erhalte ich von meiner Mutter keine große Unterstützung. Sie dramatisiert, dass ich ja wieder anfangen müsste zu arbeiten und am Ende noch in Hartz IV abrutsche und mein derzeitiger Arbeitgeber das bestimmt nicht gut findet.

    Ich gehe den Konflikten in der Regel aus dem Weg und habe dazu nichts gesagt. Gedacht habe ich mir nur: "Klar, hol ich mir paar Gramm vom Dealer und schon bin ich nächste Woche wieder am arbeiten".

    Ich stehe da jetzt allerdings erst mal drüber und glaube noch daran, dass es besser werden kann und dass ein Leben ohne Gras auch noch für mich wieder vorstellbar werden kann.


    Viele Grüße

    Kurios

    Hallo,

    Vielen Dank für eure Antworten.

    Zitat

    Ich kann dir nur ganz dringend raten dich mehr mit dir selbst zu beschäftigen. Für mich sind die Signale deutlich - du fängst gerade wirklich an zu leben und merkst es nicht. Wegen deinem ganzen Denken bist du schon beim nächsten Psychologen und denkst an Ritalin. Im innersten weißt du bereits, dass es hier keine Substanz gibt, die dir helfen wird.

    Ist es nicht so?

    Nicht ganz. Aktuell fühlt es sich so an, als würde mir Gras helfen.

    Ich war ja in meiner insgesamt 13 Jährigen Kifferzeit, dazwischen 3,5 Jahre clean. Die Probleme vor dem Konsum und während der Abstinenzphase treten natürlich aktuell wieder hervor. Da ich die Akutphase von den Panikattacken und der Derealisation nach 4 Wochen hinter mir gelassen habe, stehen diese wieder im Vordergrund. Das intensive Träumen, die innere Anspannung, Langeweile im Alltag und der Anker der mich hält. In meiner Abstinenzphase war mein Anker täglicher Sex (der natürlich in einer langjährigen Partnerschaft nicht einseitig abverlangt werden kann).

    Alltag ist für mich schwer auszuhalten - ich weis nicht warum. In unserer Gesellschaft gilt dieser Alltag ja als normal und Haus, Familie und Kinder - da kommt ein schlechtes Gewissen, da ich anscheinend damit nicht zufrieden bin. Wenn man mich allerdings fragt, was ich statt dessen möchte, hätte ich auch keine Antwort.

    Und wie schaut es mit der Derealisation aus, wenn du achtsamkeit praktizierst?

    Wie sieht es mit Meditation aus, kannst du davon berichten?

    Wie sieht es während der Meditation mit Derealisation aus?

    Bezüglich Achtsamkeit muss ich noch vieles Lernen. Ich erhoffe mir viel aus der aktuellen Therapie zu lernen. Habe dort bereits auch erste Erkenntnisse sammeln können. Paradoxerweise will ich es fremden Leuten oder meinen Vorgesetzten immer recht machen und sage so gut wie "Nein". Während ich im privaten Bereich eher die Tendenz habe zu oft "Nein" zu sagen. Ich nehme das gerne auf, fühle mich aktuell aber wie ein Depp, da ich das Gefühl habe, dass ich zu blöd bin für ein normales Leben.

    Während den Übungen bin ich teils entspannt, aber ein Erfolg stellt sich aktuell noch nicht ein. Da die Therapie was neues ist, empfinde ich diese als spannend und mache sehr motiviert mit - aber danach bin ich oft noch unruhiger als davor. Zwischendrin ertappe ich mich allerdings immer wieder, dass ich gedanklich abschweife oder mein Körper sich wieder verselbstständigt. Ich möchte dem ganzen aber eine Chance geben.

    Meditation ist es ähnlich. Ich kann mich allerdings dafür nicht so sehr begeistern. Ich habe eher das Verlangen mich mit Dingen zu beschäftigen, worauf ich mich dann bei vorhandenen Interesse fokussieren kann. Ich habe, als ich das Kiffen eingestellt habe angefangen Acrylbilder zu machen. Dies macht mir sehr Spaß und ich kann dabei gut abschalten. Danach habe ich allerdings oft ein schlechtes Gewissen, dass ich mich dadurch zu sehr aus dem Alltag heraushalte. Auch fühle ich keinen längeren Effekt, obwohl es ja dennoch eine schöne Auszeit ist.

    Die Derealisation setzt aktuell nur noch sporadisch und dann nur über ein paar wenige Stunden ein. Ich versuche mich nicht darauf zu konzentrieren und lenke mich ab. Ich hatte sie eigentlich 2 Monate gar nicht und erst letzte Woche in der Klinik 2 mal. Dabei hatte ich nur kurzzeitig ein Angstgefühl, nachdem mich ein Mitpatient erstaunt gefragt hat, ob ich immer so große Pupillen hätte. Da ich aktuell keine Medikamente nehme, konnte ich das auch nicht erklären und habe das Gesprächsthema gewechselt. Es hat mir nur etwas Angst gemacht, dass man es mir anscheinend ansieht. Den Gedanken aber durch Ablenkung schnell verloren.

    Wie sehr wolltest du es? Hast du vergessen, wie sehr das eigentlich dein größter Wunsch war? Warum fragst du jetzt ständig wie es dir geht? Was ist schlechter/ besser?

    Ich wollte es. Unbedingt wollte ich es, als es mir richtig schlecht ging. Ich war nach meinen ersten Panik-Attacken teilweise nicht mehr im Stande alleine vor die Tür zu gehen. Die Ärzte haben mich zumeist abgestempelt und mir klar gemacht, dass mit Cannabis-Konsum keine Therapie möglich ist. Da ich mich als Versager fühlte, meine Verpflichtungen wie arbeiten nicht mehr erledigen konnte, musste ich etwas tun. Ich wollte Hilfe und dafür war ich bereit alles zu tun. Dazu gab es mir ein Ziel worauf ich mich konzentrieren konnte und das schlechte Gewissen ablegen zu können, dass ich nicht arbeiten gehe. So habe ich aufgehört zu kiffen und wenn ich etwas tue, dann eben auch richtig. So kam ein Rückfall für mich auch nicht in Frage. Mein Ziel war Anfangs nur für die Therapie aufzuhören und nach der Therapie nur noch am Wochenende zu kiffen. Da aber alle sagen, dass ein kontrollierter Konsum nicht mehr möglich ist, war ich zwischenzeitlich auf dem Weg dies zu akzeptieren. Ich hatte mir auch mehr Erfolg von der Abstinenz erhofft, aber stehe immer noch an dem Punkt, als ich vor 8 Jahren wieder angefangen habe.

    Ich hoffe, dass sich noch einiges in mir während meiner Therapie, die noch mindestens 4-6 Wochen läuft ändert. Dass ich in dieser Zeit abstinent bleibe ist für mich selbstverständlich.


    Vielen Dank für euren Input.

    Hallo,

    Ich habe bereits in der Vergangenheit, gerade in den letzten Wochen hier einige Beiträge gelesen. Ich hoffe es ist ok, wenn ich das Forum nutze um meine Gedanken loswerden zu können. Selbstverständlich bin ich auch an anderen Meinungen interessiert :winking_face:

    Da ich neu hier bin, möchte ich mich kurz vorstellen.

    Ich bin 33 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder und finanziell alles in Ordnung. Beruflich war ich auch im Prinzip auch immer erfolgreich.

    Mit 16 Jahren habe ich das erste mal gekifft und mit 18 täglich.

    Zwischen 18-22 Bong bereits die ersten Töpfe am Morgen - c.a. 1 - 1,5 gramm am Tag.

    Dazwischen 3,5 Jahre clean - in dieser Zeit Depressionen bekommen und dann wieder angefangen zu kiffen - da AD's nicht merklich geholfen haben, mit dem Gras ging es mir dann eigentlich recht schnell wieder gut.

    Also dann wieder täglich Joints am Abend - auch wieder c.a. 1-1,5 Gramm täglich.

    Im Grunde war ich mit meinem Leben zufrieden. Es gab Tage, da hat mich die Kifferei gestört - da ich mir bewusst war, dass ich abhängig war, aber es gab auch sehr viele Tage wo ich damit zufrieden war. Es war mein Anker. Als ich dann Vater wurde, kamen allerdings viele Sorgen mehr dazu. Ich bin bis auf das Gras eigentlich sehr spießig und neige zum Perfektionismus, gerade was meine Arbeit angeht, worüber ich mich sehr stark definiert habe. Das Bild vom kiffenden Vater war mir immer mehr ein Dorn im Auge, aber ich habe dennoch weiter gekifft. Ich habe ja auch immer funktioniert - es war auch nicht der Fall das ich dadurch meine Familie vernachlässigt hätte. Habe und rede es mir vielleicht auch etwas schöner. Meine Frau hat nie gekifft, mochte es auch nicht wirklich, aber hat es toleriert. Wenn ich anfangen würde zu saufen, hätte sie ein Problem. Alkohol trinke ich allerdings nie / Ich mag ihn auch nicht - somit ist das auch nie ein Thema geworden.

    Vom Typ her, wirke ich es sehr offen und freundlich - ich verstehe mich mit so gut wie jedem. Innerlich bin ich allerdings ein sehr unsicherer Mensch und habe bereits mein Leben lang mit Ängsten zu kämpfen.

    Vor 2 Jahren, bin ich in meine alte Firma gewechselt - überwiegend aufgrund des Geldes, obwohl ich damals bereits vor meinem Chef Angst hatte. Er hat definitiv eine ausprägte narzistische Persönlichkeitsstörung. 6 Jahre davor habe ich wegen ihm die Stelle gewechselt, der neue Job wurde mir dann nach ein paar Jahren zu langweilig, ich habe mich persönlich weiterentwickelt und habe ganz vergessen, wie sehr ich eigentlich unter diesen Menschen litt.

    Ich habe mich nichts desto trotz die letzten 2 Jahre extrem in den Job reingesteigert, doch dann kamen die Probleme. Ich konnte nicht mehr von der Arbeit abschalten - es gab viele Probleme, wie dass ich keine Urlaubsvertretung hatte und die Kommunikation zum Chef, den alle in der Firma umgangen - Kurz gesagt ich war vom Job ausgebrannt - nicht mehr ich selbst. Aber ich dachte ich muss irgendwie funktionieren und das geht schon. Ich darf nicht versagen :14:

    Doch Anfangs September hat sich das alles gerächt und mein Leben wurde auf den Kopf gestellt. Ich hatte mitten in der Nacht meine erste Panik-Attacke - war ein Tag krank und habe mich dann noch einen weiteren Tag trotz starker Derealisation in die Arbeit geschleppt wo ich mehrmals Tränenausbrüche hatte. Natürlich konnten meine Arbeitskollegen sehen, dass ich nervlich am Ende war und haben mir dringend geraten ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

    Ich war daraufhin am nächsten Tag beim Arzt und saß da nun heulend und wurde erst einmal 3 Wochen krank geschrieben - was kurz darauf zu den nächsten Panik-Attacken führte. Allein ein Anruf in der Arbeit war mir nicht mehr möglich und meine Frau hat mich krank gemeldet. Mein Zustand wurde immer schlechter und die Panik-Attacken kamen immer öfter - ich spürte nur noch Angst - hatte Angst vor der nächsten Panik-Attacke und habe geglaubt, dass ich verrückt werde. Das Kiffen hat nur noch in sehr hohen Mengen geholfen, beziehungsweise ich habe nur noch eine Wirkung verspürt bei der 3fachen Menge die ich gewohnt war. Das machte mir natürlich noch mehr Angst - dazu nach jeder Panikattacke die Derealisation.

    Es war sehr schwierig ärztliche Hilfe zu bekommen - ich habe meinen Konsum gleich offen gestanden und wurde bei 80% der Ärzte recht schnell abgestempelt - Medikamente gab man mir auch nicht.

    Da mir das Kiffen eh nicht mehr geholfen hat und ich dringend Hilfe gebraucht habe, habe ich meinen Konsum reduziert und innerhalb von 2 Wochen gänzlich eingestellt und am 13.10.19 meinen letzten Joint geraucht. Es tat mir gut ein Ziel zu haben. Es war schrecklich, da ich zu nichts mehr zu gebrauchen war, aber so konnte ich mich auf eine Aufgabe konzentrieren, die mich von der Angst vor der Angst auch irgendwie abgelenkt hat. Am 5ten Tag nachdem ich nichts mehr konsumiert habe, habe ich mich für eine Tagesklinik anmelden lassen und bin übergangsweise in den ambulanten Entzug gegangen. Dazu habe ich nach 20 Absagen bei Therapeuten doch noch eine Therapeutin gefunden, die mir allerdings leider nicht sehr viel hilft. Der Abstand zur Arbeit hat mir allerdings geholfen, dass ich mittlerweile keine Panikattacken habe. Der Entzug war typisch, bis auf das ich keine Einschlafprobleme hatte. - Leider kamen in dieser Zeit meine alten Probleme wieder zum Vorschein - Depression, Durchschlafschwierigkeiten, starke innere Unruhe, Konzentrationsschwierigkeiten, Träume die sich anfühlen wie Fieberträume (Leide bereits seit Kleinkind-Alter unter schweren Alpträumen). Das paradoxe ist, dass ich jetzt, auch nach über 3 Monaten clean, schlechter funktioniere als wie mit Gras. Ich bin vergesslicher, verplanter, unordentlicher, habe weniger Selbstdisziplin und bin unkonzentrierter und müder als wie mit Gras. Positiv ist allerdings, dass ich mehr esse (bei meinen Gewicht schadet es überhaupt nicht). Mittlerweile bin ich auch in der Tagesklinik angekommen und es besteht der Verdacht, dass ich ADHS habe. Dies wurde schon im ambulanten Entzug angesprochen und man sagt ich habe mich mit Cannabis quasi selbstbehandelt. Ich habe mittlerweile auch ein paar Bedarfsmedikamente eingenommen, wo mir bis dato aber nichts wirklich helfen konnte. Überwiegend Neuroleptika als OFF-Label. Entweder fühle ich mich damit wie ein Zombie oder ich schlafe zwar wieder mal 8 Stunden am Stück, aber danach noch ein paar Stunden mehr und bin für den ganzen Tag zu nichts zu gebrauchen.

    Ich bin noch skeptisch ob ich, falls die Ärzte mir Ritalin anbieten zustimmen sollte - da ich ja eh bereits schlecht schlafe und mein Gewicht nicht unbedingt weniger werden sollte.

    Meine Ängste habe ich aktuell wieder relativ gut in Griff - die innere Anspannung allerdings überhaupt nicht.

    Während der Tagesklinik halte ich mich selbstverständlich auch an die Regeln, dass ich nicht kiffe. Ich will der ganzen Sache ja auch eine vernünftige Chance geben.

    Nur fühlt es sich innerlich so an, dass ich am Ende wieder auf das Gras zurückkommen werde. Ich sehne mich, was das Kiffen angeht wieder nach meinen alten Leben. Bezüglich der Arbeit habe ich bereits Weichen gestellt und kann in meiner Firma bei meiner Rückkehr in einer anderen Abteilung arbeiten. Ich habe sogar mittlerweile Arztkontakte bekommen, die mir bei ADHS Cannabis verschreiben würden.

    Mittlerweile verschwimmen die Gedanken, ich merke oft nicht mehr ob da die Sucht aus mir spricht, ob es nur ein Wunsch nach Selbstbehandlung ist - ob und welche Medikamente ich nehmen soll (Das Wort Absetzsyndrom, stand bis jetzt in jedem Beipackzettel und irgendwie ist das doch auch nur ein schönes Wort für Entzug?).

    Hin und hergerissen, ob es wirklich ok ist, wenn ich doch wieder kiffe? Bin ich dann ein schlechter Vater? Funktioniere ich wirklich wieder besser? Fühle ich mich dann wirklich wohl? Welche Alternativen habe ich? :wall:


    Jetzt habe ich doch ganz schön viel geschrieben - aber bereits das tut schon mal gut.