Beiträge von SineVerbis

    Trigger möglich.

    Ich war 10 bei der ersten Konfrontation. Meine Eltern wollten es uns altersgerecht erklären und uns vorbereiten. Aber ich hatte es schon vorher durch Zufall erfahren. Tage vorher, vielleicht waren es auch 1 oder 2 Wochen, ich weiß es nicht genau. Tage alleine mit meinen Gedanken.

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    Anfangs war es nicht so spür- oder sichtbar. Da wir allerdings nur in den Ferien bei den Großeltern waren, waren die Unterschiede, die wir mitbekamen, sprunghaft und massiv. Im Sommer noch fast gar nichts, Weihnachten schon jeden zweiten Tag die mobilen Pflegekräfte, Ostern jeden Tag, dazu der immer sichtbarere körperliche Verfall. Pfingsten saß sie im Rollstuhl, den Sommer erlebte sie nicht mehr. Ostern 2004 sah ich sie das letzte Mal, die letzte Phase weiß ich nur durch Telephonate.

    Bei mir zeigten sich erste Paradoxa. Ich liebte meine Oma, von den Großeltern war sie für mich immer die wichtigste Bezugsperson. Die einzige Person, deren Berührungen ich ertragen konnte.

    Und doch entwickelte ich einen Ekel vor ihr, Berührungen oder gar Küsse wurden mir unmöglich bzw. verlangten viel Überwindung und hinterließen dann ein unschönes Gefühl... der Ekel war wohl teils bedingt durch meine Emetophobie, teils durch Ekel vor der Krankheit selbst- ich wusste, sie ist nicht ansteckend, aber trotzdem war da irgendwas-, teils verstehe ich die Ursache des Ekels bis heute nicht. Aber auch er steigerte sich, Dinge, die meine Oma berührt hatte, waren mir zuwider, vom Essen ganz zu schweigen...:ab::11:

    Gleichzeitig liebte ich es, den Pflegekräften zu helfen, besonders zu einer baute ich eine gewisse Beziehung auf, sie ließ mich viel helfen, z.B. beim Infusionen legen, erklärte mir viel, lenkte mich aber auch mit Alltagsthemen ab.

    Das letzte Bild, das ich vor Augen habe, ist, wie sie schlafend oder scheinbar schlafend im Bett liegt, noch schmaler als normal schon. Wir wollen uns verabschieden, müssen nach Hause. Irgendetwas ist anders, ich spüre, dass es ein Abschied für immer ist. Der Ekel ist verschwunden, der letzte Kuss, die letzte Umarmung sind leicht. Ich weiß nicht, ob sie es mitbekommen hat.

    Irgendwann zwischen Pfingsten und Sommer wieder ein Telephonat, das ich zufällig mitbekomme. Diesmal muss ich nicht tagelang warten, meine Eltern sagen es uns am Nachmittag. Ich bin froh, dass sie erlöst ist, aber ich darf nicht froh sein, ich muss trauern. Ich weiß nicht einmal mehr das genaue Datum... :ab:

    Wir bekommen schulfrei für die Beerdigung. Am Tag vorher gehen wir noch aufs Fischerfest, sollen fröhlich sein, am nächsten Tag wieder traurig, aber nicht zu sehr, ich muss ja für Mama da sein... Und dann, von jetzt auf gleich, lachen beim Kuchen alle, die doch gerade noch tieftraurig waren...Was denn jetzt? Niemand erklärt es mir. Und ich frage nicht nach. Es käme keine Antwort.

    Wieder zurück, geht das Leben normal weiter, Oma wird kaum mehr erwähnt, die Photos verschwinden. Weihnachten benötigen wir einen Platz weniger, Opa betrinkt sich Silvester.

    Ich lerne, "damit klar zu kommen". Nach außen hin. Aber seitdem fürchte ich diese Krankheit.

    Einkaufen ist nur noch gruselig.

    Bei uns hat jetzt der familieninterne Schwarzmarkt begonnen... Keiner hat gehamstert, lediglich die übliche Vorratsmenge noch einmal aufgefüllt... Familienchat: "Wo find ich x?" " Hab ich genug, hol dir was. Y haben wir auch noch" "Und ich hab z, suche G"... Die Kleine wird aufgeklärt, dass in Bayern Bier in zweierlei Maßen durchaus zu Grundnahrungsmitteln gehört und versteckt ihre Lieblingskekse mit Photo vom Versteck...:keks:

    Einen 100% geeigneten Zeitpunkt gibt es nicht, höchstens mehr oder weniger geeignete... Setz dich nicht zu sehr unter Druck damit- leicht gesagt, schwer getan, ich weiß :winking_face: Was ich damit sagen will, ist, zwing dich da jetzt nicht auf Haudraufkommraus zu irgendwas, sondern geh das Ganze in dem Tempo an, mit dem du dich wohlfühlst und auch auf die für dich angenehme Weise (angenehme Umgebung z.B., wenn du dich entschieden hast).

    ich dachte zur Abwechslung mal an mehr Offenheit 🙈

    Und damit hast du schon mal zwei erste, durchaus nicht leichte und keineswegs unwichtige Schritte getan durch deine Anmeldung hier im Forum einerseits und deine Beitragserstellung andererseits :fr:

    Jeder keimenden Hoffnung mal wieder beraubt... Schlafplatzverlust, wieder von Ämtern und anderen Offiziellen verarscht und im Stich gelassen... unkontrollierte Panik- und Flashbackattacken, überflüssig und störend in der Welt...

    Egal, wenn's so weitergeht mach ich's eh nicht mehr lange... fragt sich nur, ob, wann und wie ich's verkürze oder ob ich der Natur ihren Lauf lasse... Rippen kann man immerhin schon problemlos zählen... mal wieder und vor allem mal wieder ohne mein Zutun... aber was soll's...

    ...vergisst ganz schnell mal wieder alle Nahrungsmittel, die nicht Nudeln heißen...:nauseated_face:

    ...findet's ganz toll, dass die beim Amt "vergessen" haben mitzuteilen, dass das Geld nach der (befristeten!) Streichung neu beantragt werden muss

    ...friert und holt sich hoffentlich nichts weg

    ...hat Hunger auf eine Riesentafel weiße Schokolade

    ...muss aber noch drei oder vier Tage drauf warten:62:

    ...freut sich trotzdem, dass das im April drin ist

    ...wurde gerade versuchsweise von einer Spinne gefangen genommen (die allen Ernstes die Schlafsacköffnung versucht zuzuweben...):58:

    ...fragt sich, was im Kopf dieser Spinne vorgegangen ist :g:

    vor allem vielleicht gegen das schlechte Gewissen

    Ja, das ist tatsächlich mit der größte Aspekt, den ich damit zu bezwecken versuche... Es bringt einfach nichts, wenn man sich neben allem anderen noch wegen etwas Vorwürfe macht, das bereits passiert ist. Die Energie kann man besser für den Kampf gegen neue Vorfälle verwenden.

    Was deinen Freund angeht... früher oder später wird und sollte er es wissen, denke ich. Es ist, und das gilt, denke ich, allgemein, für die meisten dann auch einfacher, im Falle, dass..., angemessen zu reagieren, statt blöde Sprüche zu klopfen.

    Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich selbst im privaten Umfeld immer recht offen damit umgegangen bin (Verstecken wäre ohnehin auffälliger gewesen als alles andere).

    Letzten Endes liegt diese, durchaus alles andere als einfache, Entscheidung bei dir... Aber vielleicht hast du ja auch wen, der bereits Bescheid weiß und dich bei einem möglichen Gespräch unterstützen kann? Und Verstecken müssen setzt ja auch nicht selten unter starken Druck...

    Liebe Grüße :smiling_face:

    Hi,

    wie sieht denn dein Rückfall aus? War es eine einmalige Aktion oder geht es wieder in Richtung Regelmäßigkeit?

    Mir hilft es, wenn ich da unterscheide...

    einmalige Aktionen sind "Ausrutscher"; gedankliche Einstellung dazu: erlaubt und völlig ok, kann vorkommen, ist aber noch kein Rückfall.

    Das Ziel ist, dass aus einem Ausrutscher kein Rückfall, also regelmäßiges SvV, wird. Meiner Erfahrung nach hilft da die Akteptanz eines Ausrutschers als "ist kacke, aber nichts Schimpfliches" ungemein.

    Was einen Rückfall in die Regelmäßigkeit angeht... schwierig, da kämpfe ich gerade auch mit, auch wenn ich jetzt etwas über eine Woche nichts mehr gemacht habe...

    Aber ich denke, auch hier ist es hilfreich, das als einen "Okay, das ist jetzt so"-Zustand hinzunehmen und von da aus dann schrittweise dagegen zu arbeiten. Quasi nicht als Feind, sondern eher "Argumentation als neutrale Person gegenüber jemand anderem Neutralem".

    Es ist schwer, funktioniert nicht immer und du darfst nicht zu viel erwarten a la "es wird jetzt nie wieder vorkommen". Aber oft kann ein distanzierter Blick dich helfen.

    So, viele Worte, nix dahinter, aber vielleicht konnte ich dir ja doch etwas helfen...

    Die Unis in mehreren Bundesländern verschieben ebenfalls die Startzeiten.

    Arzt lässt sich leider nicht verhindern, nächsten Monat muss ich hin wegen Zeckenimpfung (ich hatte allein dieses Jahr schon mehrere) und Blutwerte checken... bin wenig begeistert, aber muss sein.

    Der Vorstand von unserem Verein ist auch gut... Die überlegen tatsächlich noch, ob sie das internationale Trainingslager mit dem neuen italienischen Maestro im Mai stattfinden lassen oder verschieben... ich werde da definitiv nicht hingehen und die zwei Wochen danach wohl auch nicht ins Training gehen, wenn die Situation unverändert oder schlimmer bleibt.

    Ich bin entspannt, mein Immunsystem ist gut und zur Not kann ich in der Natur weit weg von Menschen überleben, aber unnötige Risiken müssen dann doch nicht sein...

    Ja, es geht um einen Sportverein mit zwangsweise Körperkontakt. Da es sich nur um zwei Kinder handelt, läuft das Training normal weiter, inklusiver der zwei Betroffenen, da der Vorstand ein Risiko bei den Beiden für relativ gering hält (nach Schülerauskunft bestand kein persönlicher Kontakt zu den Erkrankten).

    Seit etwa einer Woche ist Corona auch bei uns im Ort, jetzt habe ich gerade erfahren, dass eine Schule mit 2 Fällen vorübergehend schließt... Mit unserem Kindertraining wird das jetzt so kurzfristig organisatorisch lustig, da wir Jugendliche von dieser Schule haben (auch wenn die gestern noch gesund waren).

    Training entfallen lassen? Schüler der Schule ausschließen für 2 Wochen? Als Co-Trainer habe ich wenig Entscheidungsgewalt, habe lediglich die betroffenen Schüler angeschrieben und gebeten, mit Eltern und Ärzten Rücksprache zu halten sowie den Haupttrainer informiert.

    Bin mal gespannt und hoffe, wenigstens halbwegs nach meinen Möglichkeiten richtig reagiert zu haben...

    Sorry, Suchenachzen, aber deine Antworten helfen mir nicht nur nicht weiter, sondern wirken eher als Verstärker...

    Und, da stimme ich Franz zu, es gibt durchaus für manche Dinge Gründe... und für manche Dinge gab es eben mal Gründe, aber irgendwie aind mir die verloren gegangen und werden mit jedem Tag weniger greifbar...

    Also, Desinfektionsmittel gibts hier jedenfalls noch...

    Ich selbst habe so jetzt keine Panik in dem Sinne davor, bin halt aufmerksam und achte auf Hygiene, ähnlich wie bei der Schweinegrippe, wo meine Familie nicht geimpft werden durfte, und vertraue auf mein Immunsystem...

    brav an allem vorbeigefahren ohne zu wissen, warum...

    aber vielleicht ja auch deswegen, weil ich keine der Fragen wirklich beantworten kann... ich weiß nicht, woher das kommt, die letzten Tage waren eigentlich ok, beim Training bin ich wieder auf meinem alten Stand und habe mit dem Trainer überlegt, ob ich jetzt dann nicht langsam die nächste Gürtelprüfung für nächstes Jahr in Angriff nehmen sollte...und nach dem Kochen kam dann der Vollcrash...

    Brauchst dich nicht entschuldigen. Kannst du ja nichts für, dass ich nicht in der Lage bin, das zu beschreiben...