Hallo zusammen, ich bin 51 Jahre alt und stehe mitten im Leben. Bin berufstätig und eigentlich läuft alles zufriedenstellend wenn da nicht die Sucht wäre.
Den ersten Kontakt mit Tramadol hatte ich vor 25 Jahren als mit ein Arzt aufgrund einer heftigen Mandelentzündung Tramadol zur Schmerzstillung verschrieb. Sofort fand ich das Medikament richtig toll. Es tat zwar immer noch höllisch weh aber im Tramalrausch war mir das sehr egal. Da habe ich dann Ibuprofen geschluckt gegen die Schmerzen, damit ich mir das "gute Zeug" für bessere Tage aufheben konnte.
In den nächsten 10 Jahren missbrauchte ich Tramal geschätzt 10 Mal. Es fehlte einfach die Verfügbarkeit. Wenn sich die Gelegenheit bot, fragte ich immer mal nach dem Zeug und ob jemand vielleicht auch mal was bekommen hatte. Da waren die Schwiegereltern mit auskuriertem Rückenleiden. Die Hatte eine Flasche im Badezimmerschrank. Wenn wir dort zu besuch waren gönnte ich mir ein paar Tropfen. Ich wollte ja nicht, dass die Haltbarkeit abläuft.
Irgendwann lernte ich jemanden kennen der an das Zeug rankommt. Ich fragte ihn ob er mir etwas besorgen könnte und er sagte ja. Da war meine Sucht besiegelt. Ich schaffte es einige Jahre lang zunächst nur von Zeit zu Zeit etwas zu nehmen. Vielleicht einmal im Monat. Ich wusste ja, dass man abhängig werden kann.
Dann in den nächsten Jahren Jahren fing ich an mir alle !4 Tage ein schönes Wochenende zu machen. Das führte natürlich dazu, dass die Tage nach dem Wochenende immer etwas blöd waren und somit nahm ich es ab ca. 2016 jedes Wochenende. In der Woche war ich clean, aber am Wochenende nahm ich etwas und sagte mir, andere trinken Bier und ich nehme Tramadol. Habe nicht geahnt wie blöd das war.
Als 2018 anhaltende Darmschmerzen dazukamen hörte ich einfach nicht mehr auf Tramadol zu nehmen. Normalerweise hätte ich immer absolute Panik vor einer Abhängigkeit gehabt aber wenn man Tramadol geschluckt hat, ist der Schrecken einen potentiellen Abhängigkeit nicht so groß..
Die Schmerzen gingen nach einigen Monaten, der Missbrauch blieb und die Dosen stiegen. Somit bin ich im laufe der letzten zwei Jahre dann zunächst bei 500mg am Tag, über 600, 700 und zum Schluss ab August 2021 bei 1250mg am Tag angelangt. Ich versuchte dann immer unter der Woche mit 800 mg auszukommen um am Wochenende mit 1200mg einen Rausch zu erreichen.
In den Monaten ab Sommer 2021 sah man mir dann wirklich an, dass etwas nicht stimmt. Ich redete mich dann immer raus warum meine Augenringe fast schwarz waren oder warum ich so schwitzte.
Im Dezember wurde mir klar, dass die Versorgung bei dieser Menge bald zusammenbrechen würde also fing ich Ende Dezember an abzudosieren. Das war lange relativ leicht pro Woche ca. 100mg weniger zu nehmen. Mein Vorrat ging zur Neige als ich am 30.03. nach Spanien geflogen bin mit meiner Freundin zusammen. Zu dem Zeitpunkt nahm ich noch 180mg und dachte das sei wenig.
In den nächsten 3 Tagen dosierte ich noch runter auf 100mg. Da war dann am Samstag mein Vorrat fast aufgebraucht. Samstag Abend nahm ich meine letzte Dosis und dachte die restlichen 100mg kann ich leicht kalt entziehen.
Was für ein Irrtum, dass dies eine Kleinigkeit werden würde. Die nächsten Tage waren natürlich nicht so toll. Tagsüber war es durchaus auszuhalten aber die ersten 2-3 Nächste waren echt Mist. Unglaubliche Unruhe und mein Körper zuckte immer mal wieder unkontrolliert, so dass an Schlaf nicht zu denken war. Morgens gegen 5 Uhr fiel ich dann in einen unruhigen und wenig erholsamen 3-4 Stunden Schlaf.
Nachdem ich 5 Tage lang clean war und das Gefühl hatte es würde aufwärts gehen (wobei die Nächte nach wie vor kurz waren) flogen wir am Freitag zurück und ich nahm die letzten 150mg um einen schönen Rückflug zu haben und so weiter.
Und zack, schon wieder scheiße gebaut. Ich hatte echt mit mir gerungen das Zeug einfach wegzuschmeißen aber nein, ich dachte den letzten Rest nimmst du nun noch.
Der Freitag war dann natürlich wunderschön und zum ersten Mal konnte ich wieder wundervoll schlafen. Leider kam die Retourkutsche gleich in der darauffolgenden Nacht also auf heute. Das war die mieseste Nacht überhaupt bis jetzt und mir tut der ganze Körper weh. Morgen muss ich wieder zur Arbeit und weiß nicht so recht wie ich die kommenden Nächte und Tage überstehen soll. Ich hoffe soo sehr, dass ich in möglichst wenigen Tagen endlich wieder etwas besser schlafen kann, bzw. dieses dolle kribbeln und zucken in den Armen und Beinen langsam besser wird.
Hätte nie gedacht, dass es am Ende so heftig wird. Hätte ich das Forum nur früher gefunden, dann hätte ich am Ende langsamer abdosiert.
Vielen Dank, dass ich den ganzen Kram hier runter schreiben konnte.
Viele Grüße Tanis