Beiträge von Tannenzapfen

    Danke auch dir für die lieben Worte , Herbstwind. Es hat mich sehr glücklich gemacht das zu lesen. Magst du eventuell erklären inwiefern dir die Tipps von der Suchtberatung nicht geholfen haben? Ich versuche grade einen Weg zu finden, zwischen Liebe und mich selbst nicht mehr zu verlieren. Ich denke das große Problem ist dieser Zwiespalt zwischen Liebe und Wut und Scham. Da kommen so viele gegensätzliche Gefühle auf einmal zusammen. Ich bin wütend auf meine Mutter, dass sie mir meine „alte Mama“ genommen hat. Ich vermisse sie. Und gleichzeitig versuche ich mich daran zu erinnern, dass Sucht eben auch eine Krankheit ist.

    Hallo Franz, ich danke dir vielmals für die Antwort. Ich habe noch nicht ganz den Durchblick wie das hier mit der Zitat-Funktion klappt aber ich hoffe ich mache es richtig. Ich versuche mich kurz zu halten, aber es folgt wahrscheinlich dennoch ein langer text.

    Danke für den Hinweis mit der SHG für Angehörige, mir fehlte tatsächlich die richtige Bezeichnung um nach soetwas googeln zu können - manchmal hat man einfach ein Brett vorm Kopf.

    Meine Mutter hatte damals keine Therapie gemacht. Ich war damals 18 Jahre alt und so naiv zu glauben sie könne einfach so aufhören.

    Vor 5 Jahren hat sie ihren Führerschein verloren, laut ihrer Aussage wegen Cannabis (was ich bis heute stark anzweifle). Sie hat daraufhin nie wieder einen Versuch unternommen ihren Führerschein neu zu machen (nach einer Nachgewiesenen Abstinenz von einem Jahr und MPU hätte sie den Führerschein zurück bekommen). Sie hat mir daraufhin ihr Auto überlassen. Bis zum heutigen Tage ist es so, dass ich das Auto wie mein eigenes benutzen darf, aber im Gegenzug für sie einige Fahrten übernehmen muss. Das wäre also eine Möglichkeit für mich „Druck aufzubauen“. Ich suche mir grade ein eigenes Auto. Davon weiß sie aber noch nichts, genauso wie sie nicht weiß, dass ich um ihre Abhängigkeit weiß. Aber dazu schreibe ich gleich noch was.


    Was die Familie angeht gibt es leider niemanden den ich mit „ins Boot“ holen könnte. Einzig eine Freundin die ihr sehr nahe steht und der ich genug vertrauen würde ihr das anzuvertrauen gibt es. Ansonsten hat sie nach Jahren der Abkapselung nur flüchtige Bekannte und den einen Freund, der ihr den Stoff wahrscheinlich beschafft.

    Dass ich die Konsequenzen die ich ankündige durchziehen muss ist mir inzwischen sehr bewusst. Wahrscheinlich habe ich deshalb so lange nicht gehandelt: weil ich Angst hatte vor den Konsequenzen die ich daraus ziehen muss. Da du danach gefragt hattest würde ich gerne mehr von der verstrickten Konstellation erzählen:

    Ich wohne mit meinem Partner zur Miete bei meiner Mutter. Wir haben eine Wohnung in ihrem Haus. Ich habe mein Leben lang gestrauchelt eine Ausbildung abzuschließen und gepaart mit meiner Unwissenheit bin ich in dieser Situation gelandet. Kurz gesagt: meine Mutter ist meine Vermieterin und mein Arbeitgeber. Also, uff, mittlerweile bin ich mir bewusst in welche Abhängigkeit ich mich da manövriert habe. Die Konsequenzen die ich also daraus ziehen würde wären zu aller erst die, dass ich mich aus diesem Abhängigkeitsgeflecht entziehe. Der Freund der vermutlich das Speed beschafft wohnt auch in dem Haus. Er verdankt meiner Mutter viel und es sieht so aus als habe sie systematisch die Leute von sich abhängig gemacht.

    Nun ist das Gespräch von dem ich letztes Jahr erzählte (was ich zufällig mit angehört hatte, wo es um das Speed ging) schon über ein Jahr her und ich bin mittlerweile am zweifeln ob ich mir nicht doch alles nur einbilde. Ich habe gehört was ich gehört habe, aber bedeutet das dann auch, dass es heute immer noch so ist? Dass es nicht nur eine einmalige Sache war? Irgendwas in mir sagt mir, dass ich noch einen letzten eindeutigen Beweis bräuchte bevor ich sie damit konfrontiere. Ich habe Angst, dass ich ohne diesen „Beweis“ doch wieder einknicke und ihr glaube wenn sie es abstreitet. Was ich aber ganz sicher sagen kann ist, dass sie sich anders verhält. Vor ein paar Wochen hatte sie eine Operation, danach war sie zwei Wochen lang wie ausgewechselt. Einfach ganz die alte. Und dann, von einem Tag auf den anderen war „die andere“ wieder da.


    Hallo Tannenzapfen,

    Das kann ich gut nachempfinden. Es fühlt sich vermutlich wie Verrat an. Das ist es aber nicht! Es kann ein allererster Schritt sein, das Ganze (Familiengeheimnis) an die Oberfläche zu bringen und zu bearbeiten. Wäre ich an Deiner Stelle, würde ich mich nach Gruppen für Erwachsene Kinder aus Suchtfamilien umsehen. Suche danach mal online. Es gibt auch einige gute Bücher dazu. Das kann helfen, weil man sich dort wiederfindet, in dem was man fühlt und denkt und dann evtl. weitere Schritte für sich unternimmt.

    Die meisten Angehörigen denken ja, dem Süchtigen muss geholfen werden und sehen überhaupt nicht, dass sie selber dringendst Hilfe brauchen.Sobald ihnen das hier gesagt bzw. geschrieben wird, sind sie meist ganz schnell wieder weg. Leider! Der Weg daraus, fängt aber immer bei einem selbst an.

    neuerweg1

    Danke für die lieben Worte! Es fühlte sich wirklich wie Verrat an, daher habe ich nach meinem Posting kalte Füße bekommen und mich nicht mehr getraut hier ins Forum zu schauen. Danke für die Tipps, danach werde ich auf jeden Fall suchen. Die Stichworte sind sehr hilfreich. Ich bin auch inzwischen endlich soweit mich um einen Therapieplatz zu bemühen, in der Hoffnung dort alles etwas aufarbeiten zu können.

    Hallo ihr Lieben, ich habe mich nach meinem Post vor inzwischen über einem Jahr so mies gefühlt, dass ich das Forum nicht mehr angerührt habe. Ich habe mich wie eine Verräterin gefühlt. Erst heute bin ich an den Punkt gekommen wo ich das Forum gesucht habe und wieder auf meinen eigenen Beitrag gestoßen bin. Ich wollte mich erst mal für all die Lieben und aufbauenden Worte bedanken - mit so einer lieben Reaktion hatte ich damals nicht gerechnet. Geändert hat sich an meiner Situation bisher leider recht wenig, außer, dass ich mich jetzt bereit fühle ohne Angst darüber zu sprechen und zu hören / lesen was ihr dazu zu sagen habt.

    Dass ich gehört habe wie sie mit einem Freund gesprochen hat ob er ihr wieder was mit gebracht hat.


    Zum zweiten: das ist mir auf jeden Fall bewusst. Sie muss es selbst wollen. Aber ich denke es macht einen unterschied ob sie denkt ich weiß es nicht und ich ihr vieles abnehme oder ob ich beginne Grenzen zu setzen und mit ihr darüber zu sprechen.


    Sie hat es abgestritten. Hat erst behauptet das Zeug wäre nicht ihres. Nach ein paar Nachfragen gab sie es dann zu und verharmloste es, sagte sie würde es nur ab und zu nehmen. Ein paar Gespräche später gestand mir dass sie glaubt ohne das Zeug überhaupt nichts mehr schafft. Ich wusste damals noch nicht viel über Drogen oder Abhängigkeit. Sie wollte „für mich“ aufhören und mir war damals noch nicht klar, dass sie es aber in erster Linie für sich machen sollte.

    Hallo ihr Lieben, diesen Beitrag zu erstellen kostet mich eine Menge Mut. Aber vielleicht ist/war ja jemand in einer ähnlichen Situation und kann mir weiter helfen.

    Meine Mutter hat vor inzwischen 10 Jahren Amphetamine konsumiert. Ich hatte sie einige male darauf angesprochen und war bis vor ein paar Monaten der Ansicht sie hätte aufgehört. Sie hat sich in den letzten Jahren charakterlich sehr verändert und ich hatte die Befürchtung, dass sie immer noch konsumiert, was sich vor ein paar Monaten durch einen dummen Zufall bestätigt hatte. Ich gehe auf die 30 zu und lebe mit ihr in einem Gebäude, da ich bei unserem Betrieb, der sich am Haus befindet aushelfe. Es kam schleichend, aber mir ist bewusst geworden wie sehr sie sich in den letzten Jahren verändert hat. Sie ist laut und aggressiv geworden und hat kaum noch Mitgefühl für die Menschen in ihrem Umfeld. Seit ich raus gefunden habe, dass diese Veränderung wahrscheinlich mit dem Konsum zusammen hängt ist die Situation kaum noch tragbar für mich. Ich möchte weiter helfen aber ich möchte auch Grenzen setzen und umziehen. Mein Selbstwertgefühl hat in den letzten Jahren sehr unter ihrem Verhalten gelitten. Die Sache ist die: Sie weiß noch nicht, dass ich es weiß. Und ich weiß, dass ich sie darauf ansprechen muss, damit wir die Chance bekommen, dass sich an der Situation etwas ändern kann. Von alleine wird sie nicht daran denken damit aufzuhören, dafür steckt sie zu tief drin. Aber aus irgendeinem Grund habe ich panische Angst, sie darauf anzusprechen und ich weiß auch nicht so recht wie ich das Gespräch beginnen soll. Während ich diesen Beitrag hier verfasse läuft mir schon der Angstschweiß.

    Seit ich es weiß beobachte ich ihr Verhalten sehr genau und ich fürchte es wird sich kaum eine Situation ergeben wo sie richtig nüchtern ist um sie darauf anzusprechen. Hat vielleicht jemand einen Tipp für mich oder kann aus eigener Erfahrung sprechen?