nicht reagieren können

  • Hi , habt ihr das schon mal erlebt, daß ihr einfach dagesessen habt und nicht mehr reagieren könnt, obwohl ihr das so gar nicht wollt.

    Unsere Tochter ist ja krank und hat Bettruhe. Ich habe mich jetzt 2 Tage intensiv um den kleinen gekümmert, was ich ja auch wollte. Gestern abend so gegen 19.00 Uhr kam Steffi in die Küche und machte sich Tee. Sie sagte zur mir, der kleine hat ja noch nichts gegessen und muss ins Bett. Ich konnte mich nicht mehr bewegen und dissoziierte. Ich konnte sie nicht mal mehr ansehen. Ich bildete mir ein, ich reagierte, das war aber nur in Gedanken. Ich sagte nur noch, dann mach du ihm was zu essen und bring ihn ins Bett.
    Sie machte das auch anstandslos. Später sagte sie zu ihrem Vater, ich wäre so komisch gewesen. Sonst würde ich doch das alles immer machen mit dem Kleinen. Als er dann endlich im Bett war und sie mit ihrem Vater aufräumte und es ruhig wurde, kam ich so langsam wieder zu mir. Das ist das 1. Mal, das jemand das wahrgenommen hatte, also Steffi hats gemerkt. Sonst merkt es immer keiner. Ist mir richtig peinlich. Heute früh gehts wieder und es macht wieder Spaß mit dem Kleinen. Wir wollen nachher Strümpfe kaufen, hat Mama vergessen, genug einzupacken. Da freu ich mich schon drauf. Möchte mal wissen, was mich da wieder geritten hat. Vielleicht war ich überfordert und hab es nicht gemerkt. Dann sag ich mir aber, ich bin 43, da kann man doch noch nicht überfordert sein und dann nur mit solche Pillepalle, wie den Haushalt und Familie. Das ärgert mich ungemein, weil ich ja das so haben möchte, daß ich mich kümmern kann. Ich fühle mich manchmal wie ein Pflegefall. Ich war gedanklich da, konnte mich aber beim besten Willen nicht rühren und starrte nur auf den Fernseher und beachtete meine Tochter einfach nicht, was aber nicht mit Absicht war. :21::58:

  • Hey Tine,
    ich kann mir sehr gut vorstellen das dir das peinlich ist und das du dich wie ein Pflegefall füllst. Doch glaub einer betroffenen die um einiges Jünger ist als du das du dich dafür nicht schämen brauchst. Weisst du als ich mein Patenkind die eine Woche zu Besuch hatte....dachte ich auch ich schaff das alles nicht mehr. Doch irgendwie geht es dann doch immer.
    Aber nun wieder zu Dir :smiling_face: Weiss Deine Familie von deinen Dissoziativen zuständen , also ich meine hast du mit Ihnen mal darüber geredet das du wenn dir alles zuviel wirst in so einen Apathischen zustand geräts den du noch nicht richtig steuern kannst?
    Ich denke das wäre da sehr hilfreich, denn deine Familie kann dich nur unterstützen wenn sie wissen was dein Verhalten wirklich ist und das du das auf keinen Fall mit Absicht machst.
    Ich denke halt einfach das dass reden und versuchen zu erklären in unserem näheren Umfeld das a und o ist. Auch wenn es uns extrem schwer fällt. Eben weil wir das Gefühl der Scham in uns haben.

    Fühl dich mal geknuddelt!!!

    LG
    Saliniome

  • Danke fürs Knuddeln, das tut echt gut, auch wenns mir richtig echt viel lieber wäre. Die Zustände sind wirklich doof. Von meiner Familie weiß es nur mein Mann. Und hier hab ich es erzählt und natürlich mein Therapeut. Ich denke mir mal, ich hatte gestern auch vielleicht einfach keine Kraft und Lust mehr, mich um den Kleinen zu kümmern. Sind ja noch mehr da, die das machen können. Ich habe in meiner Dissoziation sowas wie Bockigkeit gespürt, wie ein kleines Kind. Nein, ich will nicht mehr, laßt mich in Ruhe. Kann das sein, was meinst du, das man wie ein bockiges Kind reagiert und innerlich verschwindet? Mein Mann hat versucht es Steffi zu erklären und hat es mit Kopfschmerzen meinerseits entschuldigt. Wie kann man denn etwas erklären, was man selbst nicht richtig begreift. Jedenfalls scheine ich dann bockig und beleidigt rüberzukommen bei den anderen. War mir auch noch nicht bewußt.

  • Oh ja, Bockig, trotzig wie ein kleines Kind zu sein, da kann ich ein Lied von singen.
    Weisst du das kann wirklich gut möglich sein, weil wir unsere Kindheit ja leider nicht leben durften! Aus diesem Grund holen wir das nun als erwachsene nach. Wie sagte meine Therapeutin damals zu mir....als ich als Punk zu ihr in die Stunde kam.....na Angelina wenn wollen wir heute provozieren :D. Damals hab ich das nicht verstanden....doch heute weiss ich das ich mich nicht so gekleidet und gestylt habe weil ich es schön fand.....sondern um meinen Eltern zu zeigen das ich nun das mache was ich will.
    Ich weiss das Beispiel passt nun nicht sonderlich zu deinem Thema....doch damit kann ich das nachholen unserer Kindheit und Jugend am besten erklären.
    Wie lange ist den der kleine noch bei euch? Wenn er noch länger da ist könntet ihr ja vielleicht Zeiten abmachen wo du Zeit für dich ganz alleine hast und keine verantwortung für den kleinen hast. Weisst wie ich meine? Also z.B. wenn er nun noch eine Woche da ist, das ihr euch zusammen setzt.....und sagt ok ich brauche auch mal wieder Zeit für und aus diesem Grund gehört die Zeit von 14-16 und von 20-21 Uhr mir ganz alleine.....das wären dann Zeiten in denen du wieder Kraft tanken kannst :smiling_face:

    LG
    Saliniome

  • Ich glaube, daß mit dem bockig sein, haut hin. Der Kleine ist jetzt erstmal für ein paar Wochen bei uns. Die Mutti fährt in 2 Wochen, wenn das hier alles geklappt hat mit der Wohnung und Arbeitsamt nochmal nach Bielefeld und meldet sich dort ab und zieht dann zu uns. Der Kleine bleibt gleich bei uns hier unten, dann hat er nicht so den Streß mit hin und herfahren. Sind ja jedesmal fast 3 h eine Tour zu fahren. Und dann kann sie auch in Ruhe alles einpacken.
    Ich habe vorhin versucht Steffi zu erklären, was da gestern mit mir los war. Wir haben uns jetzt geeinigt, daß ich bescheid gebe, wenn wieder so ein Gefühl kommt. Und sie kümmert sich jetzt abends um den Kleinen, macht ihn Bettfertig. Er ist ja ein ganz lieber. Wenn man ihn hinlegt, bleibt er auch liegen. Er steht nicht wieder auf oder ruft. Hat er noch nie gemacht. Also da waren meine Kinder ganz anders. Aber da war ich ja auch noch jünger.
    Gut, daß ich ihr das erklärt habe. Ich habe ihr auch gesagt, daß ich dann schnell einen Haß auf alles bekomme, weil ich eben nicht mehr mit mir klar komme und deshalb muss ich es ihr sagen. Jetzt sind sie zum Beispiel zum Einkaufen alle drei und ich mußte nicht mit. Knann jetzt hier ein wenig schreiben und stöbern. Und ich werde auch mich etwas nach dem Mittagessen hinlegen. Da schläft der Kleine ja auch. Ist trotzdem eine gute Erfahrung, die ich da gestern gemacht habe. Anstatt zu sagen, ich will jetzt nicht mehr und ich kann jetzt nicht mehr, erstarre ich lieber, halte aus und warte was da kommt. Diese Zustände kenne ich vom Prügel kriegen. Da konnte ich auch nicht mehr reagieren. Ich kann einfach nicht sagen, es ist jetzt genug, sicher aus Angst, "Prügel" zu bekommen.

  • Hey Tine,
    ich finde es super das du mit deiner Tochter darüber gesprochen hast und das ihr sozusagen einen Deal gefunden habt, wie es besser klappen könnte :smiling_face: Kannst stolz auf dich sein.
    Was die Angst vor den Prügel zubekommen angeht, kann ich dir nur das achtseitskams Training empfehlen, das beudeutet....das du dir in dem Moment der Angst laut sagt was für ein Datum und welches Jahr wir haben, so das dir bewusst wird das du heute nicht mehr das Kind bist das sich nicht wehren kann, sondern das du nun eine Erwachsene Frau bist die sich wehren kann und darf und sogar auch muss. Denn nichts tun zu können, diese Zeit hattest du wirklich lange genug in Deinem Leben.
    Ich hoffe meine Beiträge helfen dir ein bisschen?!

    Liebe Grüsse

  • Hallo Tine,

    finde es auch richtig und gut das du offen warst zu deiner Tochter und nun auch sehr gut für dich gesorgt hast.

    Ich weiß ja nicht wie es bei dir ist, wenn du in diesen Zustand rutscht.

    Ich hab in der Therapie die Erfahrung gemacht, das mir direkte Ansprachen, leichte Berührungen (vertrauten Personen) gut tun und ich mich dann langsam wieder lösen kann und wieder zurück finde.

    Ich muss aber auch sagen, seitdem ich weiß das es ein Schutz für mich ist und ich die Gewissheit habe ich komm wieder, macht es mir nicht mehr so schrecklich Angst und es wurde immer seltener das ich diesen Schutz überhaupt noch brauche.

    Passiert schon noch, aber eben nur in extrem Situationen.

    Wie ist des bei dir?
    Saliniomes Rat, dir das Datum und Zeit zu sagen finde ich eine gute Sache. Könnte mir gut vorstellen das dir das was helfen kann.

    Liebe Grüße

    Bluemchen

  • Huhu Tinchen
    seit wann sind Familie und Haushalt denn Pille Palle??? Das is mir jetzt aber neu. Mensch Tine, überleg mal was Du in den letzten Wochen alles geleistet hast, vor allem seelisch. Denk mal drüber nach wieviel Du gelernt hast und was Du alles an Verhalten zum positiven Geändert hast. Für Dich sind das vielleicht kleine Schritte....aber für mich hier als Aussenstehende machst Du in den letzten Woche Rießenschritte!!! Vielleicht hat sich dein Körper ne kurze Auszeit genommen weil Du nicht wahrgenommen hast das er die jetzt brauch? Find ich jetzt nicht schlimm und peinlich muss es mit Sicherheit auch nicht sein. Ganz liebe Grüße, Carmen

  • Hallo Blümchen, wenn ich viel Streß habe, dann passiert mir das, wenn mein häusliches Gleichgewicht durcheinander gerät, passiert mir das, wenn ich denke, ich schaffe etwas nicht. Inzwischen sage ich dann morgens schon meinem Mann, ich glaube ich schaffe das Pensum heute nicht und er versucht mich zu beruhigen und das hilft mir schon. Dann geh ich alles langsam an und dann kann ich besser in der Realität bleiben. Im Moment ist es so, daß weil die beiden hier sind, ist doch vieles anders in meinem Ablauf. Das bringt mich schon durcheinander. Ich brauche meinen gewohnten Ablauf, auch, wenn der noch so langweilig und unsinnig erscheint. hat sicherlich was mit Zwängen zu tun. Und wenn ich mich zu irgend etwas zwingen will, was ich eigentlich nicht tun will, dann schützt sich mein Körper auch. Das macht es in der Therapie so schwierig, soll ja nun einige Aufgaben machen, wie z.b. rausgehen auch mit Symptomen. Wenn diese aber zu stark sind, fängt mein Körper an zu diss und es geht gar nichts mehr. Das ist sehr hinderlich. Ich schaffe es manchmal nicht in den Keller zu gehen und die Waschmaschine anzumachen, wenn ich gerade etwas anderes zu tun habe. Dann drehich fast ab. Ich muß das Waschmaschine anmachen mit einplanen, sonst geht es gegen meinen Plan. Ich weiß nicht, ob ich mich gerade lächerlich mache, aber so ist es. Und wenn ich nicht jeden Tag sauge, dann komm ich auch in diese Zustände, wenn ich es mal nicht schaffe.


    Saliniome

    Du hilfst mir wirklich sehr damit, alle helft ihr mir, meine Verrücktheiten etwas zu verstehen. Mich macht das manchmal so fertig alles, daß ich nicht so funktioniere, wie es soll

    und Carry, Dir auch danke schön für Deine Worte, daß du Dir Zeit genommen hast für mich, obwohl es Dir doch auchnicht gerade gut geht. Danke

  • Zitat

    Ich weiß nicht, ob ich mich gerade lächerlich mache

    Nein das tust sicherlich nicht. Dein Beispiel mit der Waschmaschine zeigt eigentlich sehr deutlich was da in dir vorgeht und kann dich sehr gut verstehen, das das wirklich ein heftiger innerlicher Kampf ist den du da mitmachst.

    Außerdem finde ich nach wie vor Klasse wie offen du drüber reden kannst und auch wie du dich dabei im Blick hast.

    Ich hab keine Zwänge, aber meine Alltagsliste hab ich normaler auch und bin sehr , sehr enttäuscht von mir wenn ich es nicht geregelt bekomme bis hin das sich in meinem Kopf festsetzt, das ich eh nix kann.
    Es ist sehr schwierig und kann verstehen das deine Seele da Schutz dann braucht.

    Finde es gut wenn du bei deinen Lieben ein Stop setzen kannst und auch das sie dich da nun auch stückweit entlasten. Vielleicht wird so dieser Schutz so immer seltener gebraucht...

    Wünsch dir dennoch eine sehr schöne Zeit mit dem Kleinen. Finde Kinder bringen immer etwas Unbeschwertheit mit ins Haus. Hoffe du kannst davon was aufnehmen.

    Gute Nacht und liebe Grüße

    Bluemchen

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