Ich will Streetworker werden!

  • HEy zusammen, ich möchte mich langsam aus dem spießigen Büroleben verabschieden und will Streetworker werden.

    Weiß jemand, was man dafür für Voraussetzungen erfüllen muss, muss ich studieren, muss ich vorher mein Abi nachholen? Kennt sich jemand aus?

    Bin sehr dankbar für jeden Hinweis!

    Vielen lieben Dank

    LG Pain

  • Also...
    Ich hatte auch mal den Plan. :winking_face:
    Soweit ich mich damals informiert habe, ist es so, dass man doch Sozialpädagogik studieren sollte. Ob nun an einer Uni oder FH ist glaub ich egal...

    ah, das habe ich grad gefunden :
    "Um diese Tätigkeit ausüben zu können, ist üblicherweise ein Studium im Bereich

    Sozialarbeit bzw. Sozialpädagogik erforderlich. Auch mit einer Weiterbildung im Bereich Sozialarbeit bieten sich Zugangsmöglichkeiten.

    Darüber hinaus wird die staatliche Anerkennung vorausgesetzt."

    http://www.jumpforward.de/berufe/9090/Streetworker-in-(FH).html

    Kannst doch nochmal schauen, steht alles übersichtlich, was du dafür brauchst.

  • lieben Dank lady :smiling_face:

    ich lese mir das alles durch. Habe grad durch "Zufall" auf einer Internetseite eine Stellenausschreibung als Streetworker gefunden.

    Ich hab mich einfach mal auf gut Glück beworben. Ich weiß, dass es auch Ausnahmen gibt, wenn man persönliche Erfahrungen hat, dass man ohne Studium dort arbeiten kann. Drückt mir die Daumen.

    ich werde die schon überzeugen!!

  • hier in Ö gibt es sogesehen keine Ausbildung als Streetworker alleine sondern es geht Hand in Hand mit der Ausbildung als Sozialarbeiterin. Diese ist auf einer FH berufsbegleitend zu absolvieren. Vorraussetzungen sind neben Berufstätigkeit und Erfahrung das Abitur. Hier ist das Auswahlverfahren ganz besonders hart.

    Ich find das toll, das du dich beworben hast. Sei allerdings nicht zu enttäuscht, ich weiß nicht wie das ist, aber hier ohne Ausbildung in dem Bereich wo reinkommen ist ein Ding der Fast Unmöglichkeit.

    Alles liebe Future

  • huhuu Future :smiling_face:

    ja, das habe ich auch gelesen mit dem Studium. Es gibt aber Ausnahmen, wenn man ne mittlere Reife hat, mindestens eine abgeschlossene Berufsausbildung und mindestens drei Jahre Berufserfahrung. Dann kann man auch ohne Abi studieren, da muss man so einen Eignungstest machen so was in der Art.

    Ich hab zwei abgeschlossene Ausbildungen und sechs Jahre Berufserfahrung in der gleichen Firma.

    Ich habe in meine Bewerbung über meine persönliche Situation geschrieben. Und ich bin damals ja ziemlich verwahrlost als mein Vater so krank war und ich keinen Ausweg mehr wusste und den ganzen Tag gesoffen habe und nicht mehr raus konnte.

    Ich habe denen halt geschrieben, dass ich aus einer zerrütteten Familie mit Alkoholproblemen komme, seelischer Missbrauch, selber alkoholkrank, Therapie gemacht habe, wieder ins Leben zurück gefunden habe, immer arbeiten gehe, meine Wohnung halten kann, ein Auto habe und jetzt anderen helfen will, es auch zu schaffen. Dass es mein herzenswunsch ist, diesen Beruf auszuüben, um den Menschen zumindest die richtige Richtung zu zeigen und ihnen klar zu machen, dass sie nicht ihrem Schicksal ausgeliefert sind.

    WEnn ich dafür noch studieren muss???? Ich glaub das Leben hat mir genug mitgegeben. Ich kämpfe jedenfalls dafür, dass ich diese Stelle bekomme! Ich will diese Stelle haben!!!

    Liebe Grüße Pain

  • Ich glaube nicht das man so "einfach" da reinkommt was ich aber auch für richtig halte. Die Personen die den Job machen sollten sich wirklich 100% auskennen. Erfahrungswerte sind da bestimmt von Vorteil, aber mit Sicherheit kein Einstellungsgrund. Das Studium finde ich persönlich völlig angebracht.

    Das nächste: für diesen Beruf musst Du eine unheimlich dicke Haut haben, Dir werden ganz üble Fälle über den Weg laufen, kleine Kinder, Schwangere usw usw. Wenn Dich das zu sehr mitnimmt gehst Du daran kaputt. Ich schätze mal (weis ich aber nicht) das man erst recht noch schwerer reinkommt gerade wenn man selbst betroffen war. Wie gesagt, nur Vermutung meinerseits.
    Versteh mich nicht falsch, das ist ein toller Job und Du beweist ja hier auch immer wieder das Du super auf andere Menschen eingehen kannst. Aber ich persönlich glaube das Du daran zerbrechen würdest all das Leid täglich zu sehn und in vielen Fällen gar nichts tun zu können. Da kommst daher und erfährst das die Frau von gestern mit der Du Dich über Ausstieg unterhalten hast, ne Überdosis hat. Nur ein Beispiel. In dieser Szene ist es ein kommen und gehen.
    Wenn Du aber unbedingt in so eine Richtung was tun möchtest schau nach Alternativen. Was wäre mit Obdachlosenbetreuung? Frauenhäuser? Freizeitgestaltung für Kinder die übel dran sind...usw usw, da gibts so viele Möglichkeiten.

    Aber ich wünsch Dir alles gute!

  • huhuu Carry,

    ich danke dir für deinen Beitrag. ich finde, dass du auf jeden Fall recht hast. Nun, ich bin ein Mensch der dran zerbricht, wenn er den ganzen Tag im Büro sitzt und nicht die chance hat, wenigstens jemandem helfen zu können. Mein Verlobter hat bei seiner damaligen Jugendbetreuerin beim Jugendamt angerufen und sie legt ein gutes Wort für mich ein.

    Ich würde auch das Studium angehen, wenn es nicht anders geht. Aber ich werde es so versuchen, ich würd sozusagen Probearbeiten und dann kann jeder schauen, was draus wird ohne Verpflichtungen. Ich halte euch auf dem Laufenden.

    Aber Carry, das mit der Obdachlosenbetreuung und Frauenhaus finde ich ganz super Alternativen, ich bleib da dran :smiling_face: ich berichte wenn ich was neues weiß

    vielen dank für jeden, der einfach mitliest

    LG Pain

  • Ich denke, dass man selbst betroffen ist, ist vorallem für die Aufnahme an unsere Fachhochschule in unserer Stadt kein Nachteil. Sie wollen keine Leute die nur "glatt" sind. Es aber so zu erwähnen, halte ich auch nicht unbedingt für einen Vorteil, weil schnell Vorurteile draus werden. Damit steckt man dich in eine Schublade, der eine sagt vielleicht, ah sehr gut dann kennt sie sich aus und die nächste sagt: ne ne das ist zu hart stell dir vor gefahr der retraumatisierung - letzteres hab ich öfters erlebt. Natürlich bleibt auch wirklich die Überlegung, kann ich wirklich damit umgehen, ohne daraus einen Schaden zu ziehen ? Kann ich mich abgrenzen ? Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich weiß, das ich mich heute schon vor dem Tag fürchte, an dem ich mal im Rahmen meiner Sanitäterarbeit in eine Wohnung komme wo jemand mit Überdosis liegt. Ich wüsste nicht wie ich reagiere, obwohl ich wohl weiß, das ich nerven aus stahl haben kann - würde es mich hier nicht verwundert wenn sie einfach zereissen würden, wobei einem da bewusst sein muss, das man es sich einfach in manchen Momenten - auch im Streetwork - nicht leisten kann. Das ist einfach so. Da gibts kein Halt und Stop und jetzt nicht. Da muss man durch. Und in wie weit kommt man mit Ablehnung zu recht ? ist ein ganz großes Kapitel im Streetwork, meines Erachtens.

    LG Future

  • Ja, das stimmt, ich sag mal so, es muss in die richtigen Hände gelangen, weil Menschen sehr schnell Vorurteile entwickeln. Das muss bei dem jenigen ankommen, der ähnliches erlebt hat und noch was zu sagen hat, das wäre echt klasse.

    Meine Stärke ist es, dass ich mich bei Menschen, die mir nicht nahe stehen, sehr gut abgrenzen kann. Habe schon öfters Menschen draußen geholfen. Das einzige, was mich zerreißen würde ist, wenn ich jemanden, der mir nahe steht, so vorfinden würde, aber das würde jeder, der Gefühle hat, denke ich zumindest. Ich will nichts verallgemeinern.

    Ich bin dafür gemacht, anderen zu helfen, die wirklich Hilfe brauchen.

  • Hiii,
    das Problem ist das Du mit der Zeit aber sehr wohl ein Verhältniss aufbaust zu den Menschen, das ist ja auch genau so geplant um Vertrauen zu bekommen. Ergo sind es dann keine fremden mehr. Ich hatte genau dieses Problem in der Altenpflege. Anfangs sind es fremde aber schon nach der kürzesten Zeit nicht mehr. Und Du bekommst einen sehr intimen Einblick in deren Leben. Anfangs kam ich damit relativ gut klar wenn Sie verstarben, klar nahm es mich mit und ich denke heute noch an einige dieser Menschen. Aber mit der Zeit wurde es richtig schlimm. Ich hatte jedes mal das Gefühl jemanden aus der Familie zu verlieren. Auf der anderen Seite finde ich aber auch das man sich im falschen Beruf aufhält wenn man nicht solche Gefühle hat. Nur die Gradwanderung ist sooooooo schwer.
    Versuch, schau Dir das ganze an und sei vor allem ehrlich zu Dir. Es ist mit Sicherheit ein genialer Beruf. LG, Carmen

  • ich will es einfach probieren, sonst sag ich mir später immer, ach hätt ich damals doch... wenn es zu belastend wird, kann ich in meinem Beruf weiterarbeiten

  • Ja, ich denke das ist genau der richtige Weg, es gibt nix schlimmeres wie sich immer zu fragen was wäre wenn.......halt uns auf dem laufenden.

  • das werd ich machen. Bis zum 14.2. läuft die Bewerbung, danach wird ausgewählt, bin einfach gespannt, wie gesagt, ich hab nix zu verlieren :smiling_face: und ich freue mich einfach, wenn ich die Chance bekommen dürfte, um den Menschen etwas zurückzugeben, ich habe ja selbst auch Hilfe bekommen und bin nicht auf der Straße gelandet und bin einfach dankbar dafür, dass ich jetzt in die richtige Richtung gehen darf :smiling_face:

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