• Hallo zusammen,

    es fällt mir überhaupt nicht leicht das nun hier her zu schreiben... aber ich bin ziemlich ratlos.

    Ich hab seit etwa 6-7 Jahren eine Essstörung, die mal mehr mal weniger stark durchschlägt.
    Letztes Jahr im Sommer war ich für 8 Wochen in einer Klinik, wo die Essstörung mitbehandelt werden sollte. Als ich dort ankam, war ich aber noch der festen Überzeugung, dass ich gar keine Essstörung habe. Nach wenigen Wochen dort folgte dann doch die Einsicht, dass ich wohl eine ES habe, weil ich bemerkt hatte, dass ich genauso denke, fühle und handle wie die anderen, die zu ihrer ES stehen.

    Seit dem weiß ich von der ES, aber irgendwie fehlen mir die Motivation oder Gründe mich von ihr zu lösen. Kann diese Diagnose aber auch nur sehr schwer akzeptieren und annehmen. Häufig gibt es noch die Tage wo ich denke - spinnen die? Ich hab doch keine ES! Aber irgendwo weiß ich es eben doch. Und zwar nicht, weil man es mir eingeredet hat, sondern weil ich es selbst erlebt und eingesehen habe..

    Ich weiß ich hab ne ES, aber irgendwie kann ich prima mit ihr leben. Sie hindert mich nicht am Leben, hab irgendwie das Gefühl ich hab auch keine Nachteile mit ihr oder durch sie.
    Das ganze soll nun überhaupt nicht verherrlichend klingen oder so - ich weiß schon auch, dass es enorm gefährlich werden kann, wenn man nicht gegen ankämpft und ich denke auch keineswegs bei anderen so, dass sie ja ruhig mit ihrer Essstörung weiterleben können.
    Nur bei mir ist das irgendwie anders. Da seh ich das nicht so eng.

    Meine ambulante Therapeutin hat mir auch schon Infoblätter mitgegeben, wo einiges über Folgeerscheinungen drauf stand. Aber irgendwie berührt mich das nicht. Es prallt an mir ab.
    Denk ich da zu positiv oder zu naif, wenn ich glaube, die Folgeerscheinungen werden bei mir schon nicht kommen? So viele Jahre ist es nun gut gegangen und die Essstörung hat mir nie ein Problem bereitet, wieso sollte es dann jetzt auf einmal gefährllich werden.


    Nun steht in 1,5 Wochen wieder ein Klinikaufenthalt an, wo ich weiß, dass ich um das Thema nicht drum herum kommen werde.
    Meine Thera wollte heute deswegen mit mir Gründe finden, wieso ich der ES endlich den Rücken kehren sollte. Irgendwelche Motivationsfaktoren.
    Aber wir sind nicht wirklich zu was gekommen.

    In dieser einen Sache frag ich mich - warum nicht den leichteren Weg nehmen? Ich seh irgendwie keine Vorteile von dem schwierigen Weg mit dem Kampf gegen die Essstörung, nur, dass ich mich dann noch unwohler fühle.

    Ist auch nicht so, dass ich sagen würde - ich will unter allen Umständen an der ES festhalten.. weiß schon auch, dass es ne Krankheit ist, aber irgendwie... es fällt mir so schwer da umzudenken...


    Kennt vielleicht jemand diese Situation?
    Was hat euch dazu gebracht gegen die ES anzukämpfen?

    Bin dankbar für jede Antwort und jeden Tipp..


    Liebe Grüße
    von einer etwas ratlosen und verwirrten sunlight

  • huhhhu sun :smiling_face:

    ist doch verständlich, dass du den leichteren Weg gehst, denn dir geht es ja gut! Geht ja auch vielen Süchtigen so, dass sie solange der Körper noch mitspielt und die Gesundheit stabil ist, nicht aufhören wollen, warum auch, sie bekommen ja alles trotzdem auf die Reihe.

    Das geht dann solange, bis der Tag X kommt, an dem man mit sich selbst hart ins Gericht geht und dieser Tag ist meist Auslöser für den Gedanken, scheiße, was mach ich eigentlich da? Warum habe ich nicht schon früher aufgehört etc.

    Ich bin selbts kein Moralapostel. Ich kann dich einfach super gut verstehen. Ich rate nur, so lange du noch aufhören KANNST von alleine, dann tu es. Wenn es zu spät ist und dein Magen kaputt ist, ist die Einsicht zu spät.

    Ich wünsche dir, dass du erkennst, welcher Weg für DEIN Leben der beste ist

    LG von Pain

  • was mich am meisten erschreckt hat und umdenken hat lassen war.. alleine der fakt der kraft.. keine kraft mehr zu haben.. sich selbst erschrecken, das man nicht mal mehr in der lage ist seinen eigenen hund führen zu können, geschweige denn irgendetwas körperliches zu tun.. dieser gedanke hilft mir heut noch am meisten.. ohne frage, sehe ich nie ob ich nun passe od nicht und dann denk ich mir, huch zu dünn oder ne zu fett.. ich hab nur manche tage wo ich klar sehe.. aber ich merke es an meiner kraft.. und vor lauter Angst diese missen zu müssen pass ich sehr genau auf mich auf wenn ich mal merke, da kommt mal wieder misses wahn daher..

  • Liebe Sun,
    ich könnt mir vorstellen, dass du während deines Klinikaufenthaltes noch viel erkennen wirst.
    Und dann auch viel besser mit deiner Krankheit umgehen kannst.
    Es braucht eben Zeit.
    Hab Geduld mit dir, es wird sich regeln.
    (Ist mir auch lange so ergangen, hab erst in der Klinik kapiert)
    Liebe Grüße
    Nebula

  • Danke für eure lieben Antworten.

    Und sorry, dass ich erst so spät antworte. Hab lange überlegt und mich erst gar nicht mehr wohl damit gefühlt, dass ich das nun alles geschrieben hatte.
    Nur andererseits kann ich es nicht immer vor mir her schieben und so tun als wär nichts.

    @ paindrop:

    Zitat

    ist doch verständlich, dass du den leichteren Weg gehst, denn dir geht es ja gut!


    Genau das ist es... ich krieg dann zwar von rechts und links immer mal wieder paar Worte gesagt, dass es eben nicht gut so ist, aber ich für mich ist da irgendwie kein Bedarf es so zu ändern. Und ich weiß ja auch, dass ich mit dem Verändern dann schwer zu kämpfen habe und mich hinterher auch nicht anders fühle als vorher. Außer noch öfter unzufrieden..


    @ future:
    Ja, das kann ich gut verstehen, dass dir der Aspekt der Kraft total wichtig ist. Ist er mir auch. Nur ich fühl mich eben überhaupt nicht schwach. Ich fühl mich von der Kraft her überhaupt nicht anders als vor vielen Jahren.
    Vielleicht würd ich da auch noch dreimal überlegen, ob ich so weitermachen will, wenn ich merken würde, ich hab keine Kraft mehr. Denn die ist mir auch enorm wichtig.

    Zitat

    pass ich sehr genau auf mich auf wenn ich mal merke, da kommt mal wieder misses wahn daher..


    Wie passt du denn dann auf dich auf? Also auf was achtest du besonders? Und da reicht dann bei dir der Hintergedanke "Ich tu es für meine Kraft"?


    @ nebu:
    ja.. mir Zeit geben, das ist so ein Ding. Ich selbst hab da eigentlich gar nicht sooo sehr den zeitlichen Stress irgendwie. Nur beispielsweise meine Therapeutin versteht da gar keinen Spaß und gibt mir eben nicht so viel Zeit. Und die in der Klinik auch nicht. :krank1:


    Ist irgendwie alles bissel blöde..
    Und das Komische ist, je nachdem wenn ich nach bestimmten Vorgaben essen muss unter dem Druck, dass sonst die Therapie vorbei ist, dann ging´s einigermaßen auch mit dem Zunehmen. Also hat funktioniert - toll fand ich´s nicht. Aber wo ich jetzt noch höher soll, echt ich ess und ess und es tu sich einfach nichts.
    Da denk ich dann auch, mein Körper will einfach nicht über das Gewicht hinaus. Wenn´s ihm so nicht gut gehen würde, würde er es doch dankend annehmen und es speichern.


    Ach ich weiß auch nicht mehr..
    Und ich weiß auch nicht so ganz, warum ich mich gegen das Thema so stäube. Ich will in der Klinik an allem arbeiten, kein Ding, aber damit könnt man mich echt in Ruhe lassen. Muss denn auch immer alles gleichzeitig angegangen werden?? :hmpf:


    Liebe Grüße,
    sunlight

  • Liebe Suni

    Zu deiner Frage. Ob alleine der Gedanke an die Kraft reicht. Also neee früher sowieso nie. Momentan ist es bei mir so, mir geht es echt gut und ich habe ein ganz normales essverhalten - ohne schlechtes gewissen, aber in punkto spiegel schaun hab ich grad etwas probleme. Ich bin momentan in einer phase: grmpf ich bin zu dick, da und dort und dort. Obwohl ich mittlerweile das absolute wissen in meinem Kopf verankert habe, das ich normal bin.. Ich bin sportlich und schlank und eher dünn als dick.. Ich weiß das aber ich sehe es nicht aber ich argumentiere immer sofort dagegen indem ich es mir sehr fest sage, du bist ganz normal, du hast ein normales gewicht und du bist so wie viele es gerne wären und immerhin gefallen mir keine frauen die dünn sind wie ein strich und wo nix drann ist - so würde ich selbst nicht sein wollen, ich möchte immer nur das kleine bisschen eben noch weg. dabei ist halt bei mir die gefahr, das ich es so übersehe und irgendwann da bin wo ich gar nicht sein will oder bin ich mal wirklich im "kiloverlieren" drinnen die kontrolle verliere und nicht mehr aufhören kann..
    mir hilft -mittlerweile- aber zum teil allein der gedanke an die kraft und vorallem was ich ohne kraft nicht mehr tun könnte, also die negativen konsequenzen.. aber auch vorallem das ich wenn ich nicht genug esse und wieder misses wahn das essen einfach vergisst, ich total gereizt werde, gereizt und aggressiv in meinen äußerungen, ich bin fahrig und total schnell weinerlich irgendwann.. klar weil meinen körper total viel substanz durch das "hungern" entzogen wird, das sind die situation an denen mein arzt es alleine schon merkt und dann sagt: na is mal wieder der suppen kasper bei dir eingezogen ? ja ich kann mit den späßen umgehen :winking_face: also nichts dabei denken.. und das bringt mich sehr schnell auf den boden, weil ich so einfach nicht sein möchte.. ich hab auch genauso momente wo ich mich sehe und mir denke, oh ich bin dünn oder oh ich hab doch eine gute figur oder oh mehr nicht mehr.. aber diese phasen wechseln mit den phasen wo ich mich nur dick sehe und fühle ab.. aber im großen und ganzen halten sie sich die waage und sind somit heute nicht mehr als beeinträchtigung anzusehen wohlwissend das ich immer vorsichtig sein muss und das auch wieder eine phase kommen könnte wo ich rasch hinunterpurzle.. viel geholfen hat mir in akuten phasen der verschlechterung der sport.. habe ich sport gemacht konnte ich essen ohne schlechtes gewissen zu haben was mich oft stunden gequält hat, weil ich das gefühl hatte ich hab was getan und gleiche es somit aus und nehme nicht zu.. mein problem liegt auch sicher heute noch, das ich manchmal panische Angst habe zuzunehmen.. aber auch das bekommt man in den griff.. wobei ich immer auf der hut bin... gesundheitsfördernd war für mich am sport auch das bewusste wahrnehmen des körpers.. oder mich am boden legen und ne linie um mich rumzeichnen..

    lg future

  • Hallo! Ich kenne das gut mit dem Wahn und auch das ich manchmal denke, mir geht es doch gut, ich schaff doch alles! Dann gibt es wieder die Kehrwende und ich falle in ein Tief, habe keine Kraft mehr, bin wütend auf mich und habe die; ist ja alles egal Haltung drauf! Wie kann ich das nur mildern oder verändern? Weiß einer Rat?
    Ich habe keine Lust mehr zu kotzen!
    Gruß Elefant

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!