Beziehungsstress wegen Zeitmangel?

  • Hallo,

    kennt das einer u. kann mir einen Ratschlag geben oder von eigener Erfahrung erzaehlen?
    Ich habe momentan ziemlich viel Stress bei der Arbeit u. auch zu Hause weil ich in zwei Wochen eine Klausur schreibe (Fernstudium). Ich stehe jeden morgen um 5 auf, um vor der Arbeit noch zu lernen. Dann arbeite ich von 8-17 Uhr, habe dann noch ein bisschen Freizeit mit meiner Familie (Mann u. Tochter) zwischen 21 u. 22 Uhr bin ich dann ziemlich erschoepft und muss ins Bett.
    Seit ein paar Tagen ist mein Mann sauer, das ich gar keine Zeit mehr fuer ihn habe. Er sagt zwar, er will mich nicht vom lernen/arbeiten abhalten, hat aber das Gefuehl, ich wuerde meine Zeit absichtlich so verplanen, damit fuer ihn nie etwas uebrig bleibt. Staendig ist irgendwas, irgend eine Ausnahme (Arbeit, Depression) das mich daran hindert, mit ihm zusammen zu sein od. mit ihm etwas zu unternehmen. Er glaubt, ich langweile mich mit ihm und suche mir Ersatzaktivitaeten um nicht mit ihm zusammen sein zu muessen.
    Das stimmt nun absolut nicht, und ich habe ihm das auch schon sehr oft gesagt, er scheint auch nicht daran zu zweifeln so lange ich viel Freizeit habe und wir Dinge unternehmen (was wir eigentlich relativ oft tun und auch sehr geniessen). Aber jedes Mal, wenn sich eine neue Stressphase ansagt, geht das Theater wieder von vorne los, dieses Anklagen, dieses "Du vernachlaessigst mich, Du liebst mich nicht mehr, Du hast einen Anderen (!!!!)". Es ist so, als ob in diesen Momenten alles Schoene u. Gute, was wir gemeinsam erlebt haben (und es gibt davon gluecklicherweise eine Menge!) wie ausgeloescht, bei ihm nicht mehr praesent ist. Das tut verdammt weh!
    Wie kann ich ihm nur begreiflich machen, das ich ihn liebe, und sehr gerne mit ihm zusammen bin, aber das es einfach Momente gibt im Leben, in denen die Prioritaeten sich zeitweilig verschieben?
    Ich fuehle mich erpresst durch seine Liebe u. sein Beduerfnis nach mir, habe das Gefuehl, es ihm nie recht machen zu koennen, das zehrt total an meinen Nerven u. laesst meine Leistungen zurueckgehen, gerade jetzt wo ich jedes Gramm an Kraft bitter noetig habe. Ich meine, jeder Mensch hat seine Grenzen, ich kann doch nicht 24 Stunden Angestellte, Studentin, Ehefrau und Mama sein, wie kann er das nur von mir erwarten? Es geht so weit, das ich Gewissensbisse habe, wenn ich zur Arbeit gehe, mich schuldig fuehle, wenn ich mich zum Lernen hinsetze, weil ich ihm ja Zeit mit mir wegnehme...
    Langsam bin ich echt am Ende meiner Kraefte u. weiss nicht mehr, was ich tun soll.
    Hat jemand einen Ratschlag fuer mich? Ich will gerne beruflich u. im Studium erfolgreich sein, aber keinesfalls moechte ich, das meine Familie daran kaputt geht. Andererseits bin ich nicht bereit, fuer meine Familie auf bestimmte Dinge zu verzichten. Ich fuehle mich einfach ungerecht behandelt, ich meine, was ich tue ist ja auch im Interesse der Familie (Arbeit f. Einkommen u. Studium f. zukuenftige bessere Stelle u. besseres Einkommen). Ich wuerde mir wuenschen, das er mich in diesen anstrengenden Zeiten unterstuezt u. mir den Ruecken freihaelt statt den ganzen Tag mit langem Gesicht 'rumzulungern. Ausserdem sehe ich mein Lebensziel nicht darin, meinen Mann zufrieden zu stellen, er muss selbst schon sehen, was ihn gluecklich macht, natuerlich mit mir zusammen, keine Frage, aber bin ich dafuer verantwortlich, das er mit seiner Situation zufrieden ist? Es ist aber verdammt schwer, ihm das zu vermitteln, dann meint er wieder, ich will mich von ihm abschotten.

    Puh, jetzt habe ich wieder 'mal einen Roman geschrieben. Wuerde mich sehr freuen, Eure Meinungen zu hoeren!

    Gruss,

    Esther

  • Hmmm... ich stehe eher an der Stelle deines Mannes. Mein Freund und ich führen eine Fernbeziehung, was soweit auch bisher ganz gut funktioniert hat, aber seit Silvester haben wir kaum noch Zeit füreinander. Erst hatte er Klausuren, jetzt hat er das neue Semester und da ist ja alles sooooooooooooooooo stressig. Nur selten reicht es noch für ein Telefonat oder zum chatten.
    Ich weiß ja das er viel zu tun hat und ich glaube ihm das auch, aber trotzdem nervt es mich und mein immer wiederkehrender quälender Gedanke "Er betrügt mich, er hat ne andere, blablabla". Ich WEISS einfach das es Blödsinn ist. Trotzdem kann ich diese Gedanken einfach nicht abschalten...
    Na ja, aber ich sag es ihm nicht, ganz im Gegenteil, ich verheimliche meine Bedenken immer vor ihm, ich freue mich dafür umso mehr, wenn wir denn mal Zeit zusammen haben, selbst wenn es nur am Telefon ist.
    Hmmm... ich weiß nicht, was ich dir in Bezug auf deinen Mann raten soll. Denn wie gesagt, auch wenn es irrational und verrückt klingt (und wohl auch ist), ich kann einfach verstehen, wie es ihm geht. Mir geht es dann meist selbst so, dass das schöne dann einfach verschwindet. Selbst wenn wir vor einer Woche noch super glücklich zusammen waren, hatte er dann wieder eine Woche weniger Zeit dann ist das glückliche weg und es zählen nur noch diese negativen Gedanken.
    Es ist dumm... aber ich weiß momentan nicht, was ich dir dazu raten kann, sry....

    LG Sternenfängerin

  • Hallo Sternenfaengerin,

    danke fuer Deine Antwort, ist ja schon mal beruhigend zu sehen, das es Anderen auch so geht, egal wie rum!
    Warum kommt es bei Dir zu diesen negativen Gedanken, wie komms Du ueberhaupt darauf, zu denken, das er Dich betruegt? Du betruegst ihn doch auch nicht, wenn Du mal keine Zeit fuer ihn hast, oder?
    Ich verstehe das einfach nicht.
    :confused_face:

  • Stimmt, dass klingt und ist wirklich seltsam. Ich kanns ja auch nicht erklären.
    Und ich WEISS ja auch, dass es Unsinn ist was ich denke und das er mich NICHT betrügt... Aber was solls ich kanns nunmal nicht ändern... ich vertraue ihm ja schon... Ach, totaler wirrwarr...

    LG Sternenfängerin

    P.S. Einen Tipp kann ich dir doch geben: Rede mit deinem Mann. Immer und immer wieder, solange bis er es endlich kapiert. Sag ihm wie du dich fühlst und das du sein verhalten anstrengend und nicht nachvollziehbar findest.
    Distanzier dich deutlich von seinen Anschuldigungen ohne zu sehr in die Offensive zu gehen... Denn wenn man sich zu sehr über die Anschuldigungen fremd zu gehen aufregt heißt es gleich wieder "Getroffene Hunde bellen" (na oder so ähnlich jedenfalls), auf jeden Fall legen Männer dass dann gerne so aus, dass man sich ertappt fühlt und deswegen so aufregt.
    Deshalb lieber in Ruhe auf die Anschuldigungen eingehen... Oder sie im Notfall ignorieren... Irgendwann wirds ja echt anstrengend und langweilig...

  • Liebe Sternenfaengerin,

    Das werde ich mal versuchen, ganz lieben Dank! Ich finde es toll, das Du fuer mich Verstaendnis hast, obwohl Du ja in den "anderen Schuhen" steckst. Wenn mein Mann schon so weit waere wie Du, haettten wir schon einen grossen Schritt in die richtige Richtung getan.

    Lieben Gruss,

    Esther

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