Bilanz: 10 Jahre THC

    • 2 abgebrochene Studien
    • 1 abgebrochene Umschulung
    • 2 abgebrochene Partnerschaften
    • 5 psychotische Episoden
    • 22 Monate stationärer Aufenthalt in der Psychiatrie
    • Angewiesen sein auf tägliche Medikamenteneinnahme
    • ca. 8000 Euro für den Konsum
    • ca. 300.000 Euro für das Gesundheitssystem

    Auf meine Biographie möchte ich hier nicht eingehen, nur soviel, ich bin 29 Jahre alt und das jüngste von vier Geschwistern. Ich bin berentet, besuche eine Selbsthilfegruppe, treibe Sport und setze mich in letzter Zeit viel mit dem Thema "Abhängigkeit" auseinander, aufgrund oben aufgeführter Bilanz. Ich kiffe seit 4 Jahren nicht mehr täglich und bin seit ca. einem halben Jahr clean.

  • Zitat

    Ich kiffe seit 4 Jahren nicht mehr täglich und bin seit ca. einem halben Jahr clean

    Wie jetzt, clean oder weiterhin Konsum?

  • Hallo alive,

    ich habe vor Dezember 2005 mit dem täglichen Kiffen aufgehört und seitdem bis jetzt vielleicht 5 mal inhaliert. Der letzte Konsum liegt ein halbes Jahr zurück, ein Absturz mit Alkohol, Barbituraten und Speed. Ich bin polytoxikoman. Mein Problem ist nicht, dass ich regelmäßig konsumiere, sondern in einem Abstand von einem dreiviertel Jahr (naja, vielleicht doch regelmäßig...) den totalen Absturz provoziere. Soweit zu Deiner Frage.

  • Hey Begoslav,

    Herzlich Willkommen hier... 
    Super das du deinen Konsum schon eingeschränkt hast!...
    Aber was ist dein Ziel? Bist ja schon nen halbes Jahr Clean, willste den Konsum nun komplett aufgeben?

    lg exiz  :wink:...

  • Mein Ziel ist es, einen vernünftigen Tagesablauf und Hobbys zu entwickeln, dass ich gar nicht mehr an den Konsum denken muss, da ich für die nächsten eineinhalb Jahre berentet bin, fällt Arbeit als Ablenkung weg. Ich trainiere zur Zeit Kampfsport, das gibt mir einigermaßen Kraft und lenkt meinen Focus weg vom Konsum und Verlangen. Trotz dessen ich in den letzten Jahren sehr wenig gekifft habe, ist mein Verlangen nach wie vor sehr hoch und meine Gedanken kreisen ab und dann um den Konsum, wobei sich jedoch immer mein Gewissen meldet :angry_face:

    Auslöser, die mich zum Konsum bringen, sind:

    • Depressionen (zweifelhafte Selbstmedikation)
    • Schicksal, z.B. Partnerschaft beendet, Arbeitsplatzverlust, etc...
    • immer noch Neugier auf den Rausch
    • Angefixt sein: Das gesellige Zusammensein mit Konsumenten
    • ...


    Die Liste ist bei weitem nicht vollständig, insbesondere der Punkt Depressionen müsste weiter ausgeführt werden, da ich spezielle Symptome zu bekämpfen versuche, was natürlich meist nach hinten losgeht. Die Auslöser zum Konsum kann ich schwer benennen, es ist meist ein komplexes Zusammenspiel von sozialem Umfeld, Gefühlslage und Erfahrungen.

    PS: exiz, Dein Avatar ist einfach großartig! :smiling_face:

  • hey begoslav,

    auch DIr ein herzlich Willkommen von einem Neuling.

    Wirklich ein interessanter Ansatz, ... dem bin ich auch schon gefolgt, nur habe ich nicht die Kosten berechnet. Allerdings erscheinen mir 8000,- ein wenig wenig :grinning_squinting_face: ... solltest Du nicht selbst angebaut haben.
    Einen (vielleicht großteil) Teil Deiner Erfahrungen kenne ich aber um es kurz zu machen, ich bekomme jetzt Lyrica. Ich habe eigentlich noch nie gute Erfahrungen mit Tabletten gemacht (vielleicht auch weil meine Mutter so ein Pillenfreak war) aber mein neuer Psychiater hat mir das sehr gut erklärt.
    Auf jeden Fall wirkt Lyrica (schon jetzt, nach so kurzer Zeit) für mein Empfinden wie Thc ... nur besser, ich bin ruhiger, konzentrierter ... etc (kannst Du, wenn Du willst in meinen Therapietagebuch nachlesen).

    Ich kann mir zum ersten Mal vorstellen eine Pille für den Rest meines Lebens einwerfen zu müssen, denn ich habe an Tag 2 schon den Eindruck, besser mit meiner Umwelt klar zu kommen.
    Auch spüre ich so etwas wie "Antrieb" in mir aufkeimen, eine Unruhe, die mich dazu drängt etwas zu tun, ... putzen, Katzen bürsten, Auto waschen, Papierkram - iiieh ... mir geht´s bei diesen ausgesprochen befremdlichen Gedanken irritierend gut ... wie krank:19:
    Was bekommst Du denn für ein Medikament?
    hey ... nicht high ... alles wird gut ... komm in meine Psychose :19:

    Wolkenbedeckte Grüße ... aber wir wissen ja, dass die Sonne trotzdem da ist

    ahorn

  • Moin...

    Meine medikamentöse Therapie liest sich wie folgt:

    • Morgens: 200mg Amisulprid, 100mg Sertralin
    • Abends: 200mg Amisulprid, 50mg Seroquel prolong


    Ja, die Kosten habe ich überschlagen und die minimale Summe genommen, ich bin insgesamt auch schon auf einen fünfstelligen Betrag gekommen..

  • Erstmal Hallo und Willkommen hier im Forum :smiling_face:


    Ja mal ein ganz anderer Ansatz :grinning_squinting_face: ... aber ich denke nicht, dass Medikamente eine Dauerlösung sein können ...

    Ziel ist es doch zu reflektieren, und erkennen, warum da dieses Verlangen ist, und das kann nur durch Therapie erfolgen, meine Meinung ...

    Selbstversuche können nutzbringend sein, ich finde sie aber langwierig, und zeitraubend...anstrengend.

    Durch Gespräche mit dem Thera kann man seine Gedanken besprechen, und eventuell auch auf Irrglaube, und den Hinweis auf einen anderen Weg gelenkt werden.


    Egal wie :grinning_squinting_face: ... ich freu mich mehr von dir zu lesen

    LG Julchen

  • Bin da auch ganz Julchens Meinung, Medikamente sollten da nur zur Ausschleichung hilfreich sein, Medi`s dienen diesbezüglich zur Erreichung von Etappenzielen, das Entscheidene sollte das Hauptziel sein, ein unabhängiges Leben zu führen.
    Selbstreflexion halte ich da für sehr Wichtig.
    Leider ist es oft so, das Ärzte schnell mit Medikamenten bereit stehen, doch um sein Langzeitziel erreichen zu können, halte ich die Suchtberatung und Therapie für hilfreiche Werkzeuge.

  • Ich bin bereits in einer Therapie...

    Die Medikamente brauche ich, da die Paranoia als Residualsymptom immer noch besteht, sie hat sich also chronifiziert. Lasse ich die Medikamente weg, werde ich paranoid.

  • Da ich mich jetzt etwas länger nicht gemeldet habe, wollte ich mal ein kurzes "Update" meiner Situation geben.

    Mein Jieper/Verlangen zu konsumieren geht gerade gegen null, was ich als Riesenfortschritt sehe. Anfang des Jahres, obwohl ich vor langer Zeit das letzte Mal geraucht habe, war der Suchtdruck enorm stark, ich habe mich schon prophylaktisch in einem Kaufrausch mit Pfeife, Bong und Blättchen ausgestattet und konnte in meinem Kopf keine Ruhe finden. Ein paar mal habe ich versucht etwas zu besorgen, dann kam jedoch immer die Stimme der Vernunft/Gesundheit und ich habe den jeweiligen Deal platzen lassen. Meine Konsumutensilien werde ich jetzt wohl wieder verkaufen oder verschenken.

    Das jetzt einsetzende Sonnenwetter heisse ich willkommen, mein Botenstoffhaushalt wohl ebenfalls. Meine Medikation ist nach zehn Jahren ausprobieren jetzt, meinem Gefühl nach, richtig eingestellt, es war ein langer Kampf das richtige Mittel und die richtige Dosis zu finden. Jedem, der die Entscheidung trifft, Psychopharmaka zu nehmen, kann ich nur empfehlen das jeweilige Mittel, trotz aller Nebenwirkungen, mindestens 2 Monate auszuprobieren. Das ist hart, jedoch ist nach meiner Erfahrung das Spektrum der Nebenwirkungen in den ersten Wochen sehr breit und flacht langsam ab. Ausserdem hilft das Tagebuchschreiben ungemein, die Symptome und Nebenwirkungen der Stärke nach zeitlich zu ordnen und in Zeiten in denen es einem über den Kopf wächst, blättert man einfach in seinen Aufzeichnungen und sieht, dass es einem schon einmal besser oder schlechter ging.

    Meine Therapie schreitet voran und hat auch schon erste Erfolge erzielt. Ich besuche inzwischen regelmäßig eine Selbsthilfegruppe, was eine Stütze darstellt. Mein Sport- und Bewegungsprogramm hat unter der Frühjahrsmüdigkeit etwas gelitten, jedoch bin ich jetzt wieder regelmäßig dabei. Alles in allem fühle ich mich in meiner Haut recht wohl, ein Gefühl, das sich in den vorhergehenden zehn Jahren nie so richtig einstellen wollte.

    Genießt die Sonne!

  • Ich möchte mich begoslav anschließen, ganz besonders was das "Tagebuch" angeht.

    Zitat

    Ausserdem hilft das Tagebuchschreiben ungemein, die Symptome und Nebenwirkungen der Stärke nach zeitlich zu ordnen und in Zeiten in denen es einem über den Kopf wächst, blättert man einfach in seinen Aufzeichnungen und sieht, dass es einem schon einmal besser oder schlechter ging.

    Euch allen alles Gute und lasst die Sonne rein ...
    ahorn

  • Hallo Begoslav,

    ein interessantes Video haste auf deiner Blog-Seite. Hab ich mir respektvoll und nachdenklich angesehen. Von dem Mann kann man sich echt ne Scheibe abschneiden! Ansonsten warst/bist du recht experimentierfreundig, was. Erinnert mich irgendwie an mich.

    Ich finde krass bei dir, dass du deine Sucht auf so genaue Zahlen runter rechnest. Ich hätte doch Angst davor, so genaue Zahlen zu wissen. Trotzdem denke ich auch, dass es helfen kann und du scheinst das ja zu beweisen.

    Ja, du scheinst einen guten Weg eingeschlagen zu haben und ich drück dir die Daumen, dass der immer weiter geht. Ich bin hier nicht so sehr aktiv. (Kann auch mal so, mal so sein.)
    Trotzdem auch verspätet willkommen von mir!

    LG
    bender

    P.S.
    Ja, Tagebuch bekam mir auch immer gut und wird Patienten in manchen Kliniken auch sehr ans Herz gelegt. Warum ist mein letzter TB-Eintrag nur so lange her.
    Ich hatte mal einen Doc drüber ausgequetscht, warum er denn so viel von TBs hält und wieso das Schreiben in der Therapie damals Pflicht war.
    Er meinte, wie hier auch schon gesagt - dass man noch mal zurück blicken kann und mitunter ein negativ verzerrtes Bild der Vergangenheit haben kann, das dann wieder gerade gerückt werden kann. UND er meinte noch, dass es besser ist, manche Dinge aufzuschreiben, die einen bewegen, belasten, berühren, bedrücken und die man sonst nicht sagen kann. Das hilft sie abzulegen und zu verarbeiten. Wenn sie im Kopf kreisen, nützt einem das ja herzlich wenig ...

  • Seit ein paar Monaten habe ich mein Tagebuch nicht mehr gepflegt, also hier ein kleines Update meiner Situation. Ich bin in eine leichte Depression geraten und habe gekifft, gedacht als Selbstmedikation ging es aber als Selbstläufer weiter; 10 Euro mehr auf die Bilanz... Nach einer Woche Dauerbreite habe ich festgestellt, dass mich das Zeug bettlägerig und lethargisch macht. Diese Erkenntnis markierte mein Konsumende. Warum ich erst immer wieder konsumieren muss, um etwas negatives an meinem Umgang mit Drogen festzustellen, macht mich nachdenklich.

    Jetzt habe ich meinem wichtigstem Menschen versprochen, nicht mehr zu Kiffen. Die alltägliche depressive Einöde macht es mir schwer, zu verzichten. Ich bin Rentner, rausgefallen aus dem Arbeitsmarkt und meine Aufgabe ist es, mir den Tag zu strukturieren anstatt mir eine Struktur aufdrücken zu lassen. Das erfordert viel von meiner wenigen Selbstdisziplin. Die Medikation, auf die ich angewiesen bin, da ich sonst der Realität entrücke, macht mich müde und träge. Wenn man Neuroleptika und Cannabis mit dem Duschen vergleicht ist Gras eine Warm- und Neuroleptika eine Kaltdusche. Es gibt wenig angenehmes an diesem Psychopharmakon, ausser, dass es dämpft und einem den Wahn nimmt.

    Hoffentlich komme ich aus dieser Depression so leicht wieder heraus, wie sie angefangen hat :confused_face:

  • Hi du!!
    Wollt dir mal ein bischen Kraft und Zuversicht rüberschieben,denke das kannst du grad gut gebrauchen.
    Toll ist es doch aber das du wieder aufgestanden bist und weiterhin nach vorne schauen willst!!!
    Denke dann hast du auch ne Chance das es wieder besser werden kann.
    Drück dir ganz fest die Daumen und bleib hart.
    G.l.g. von Hexy :71:

  • Hallo zusammen,

    habe mal ein bisschen quergelesen - bin jetzt auch seit 12 Jahren auf Thc & Alk - jetzt am "Tag 6" clean und hoffentlich schaffe ich es diesmal. Es ist immer das eine Verlangen, sich nur noch einmal dem Rausch hinzugeben und mein Leben ist sowieso schon ein Chaos - manchmal kann man da nur von heute auf morgen denken. Mitlerweile habe ich Respekt vor Thc und Co., weil sie das Leben negativ und mit aller Macht beeinflussen. Oft habe ich Selbstzweifel...

    Man darf nicht aufhören zu kämpfen, manchmal ist alles so aussichtslos...

    Euch allen G24h - nur für heute

    Mickey

  • Rückfall

    Die letzten 4 Tage habe ich konsumiert, über das Wochenende Gras, gestern dann eine stark halluzinogene Droge. Es ist komisch, alle paar Monate kiffe ich und es ist immer das gleiche Vorspiel: Die Gedanken kreisen für ein paar Wochen rund um den Konsum, dann halte ich es nicht mehr aus und besorge mir etwas. Ich kann jetzt denken: "Och, alle paar Wochen mal ist doch nicht schlimm" aber ich schaffe es immer nur mit Mühe und Not nicht wieder in den Dauerkonsum abzugleiten und das High, welches mir meist auch immer etwas Paranoia bringt, ist nie so gut wie in meinen Erwartungen angenommen. Mein Suchtgedächtnis spielt mir da wahrscheinlich einen Streich, es gaukelt mir vor, wie toll es doch wäre zu rauchen und das über Wochen und wenn es schließlich seine Botenstoffe zugespielt bekommt sagt es "Ätsch, ist doch nicht so toll, aber das wusstest Du ja schon vorher..". Außerdem ist meine Freundin ziemlich sauer über meine regelmäßigen Rückfälle.

    Ich will auf jegliche Droge verzichten und ich selbst sein.

    Alkohol z.B. benutze ich meistens, um meine Hemmungen abzubauen, ich genieße das Getränk nicht, ich schütte mir soviel rein, bis der von mir gewünschte Pegel erreicht ist. Cannabis nimmt mir die Langeweile und gaukelt mir vor, Dinge besser zu verstehen und kreativer zu sein. Benzos schaffen eine heile Welt und nehmen mir meine ständige Anspannung. Andere Sachen nehme ich nach dem Motto: Hauptsache es knallt. Keine dieser Drogen konsumiere ich regelmäßig, aber ich muss mich dauernd zusammenreißen nichts zu nehmen und das ist ein ziemlicher Stress. Es vergeht kaum ein Tag an dem ich nicht ans Konsumieren denke, ich war schon mal über ein dreiviertel Jahr clean, aber ich musste während dieser Zeit TÄGLICH mehrmals daran denken, etwas zu nehmen. Wann hört diese Denke denn mal auf?

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