Nach dem Morphinentzug

  • Wie einige von Euch wissen, habe ich im Januar mal wieder einen Morphin-Entzug hinter mich gebracht. Eigentlich dachte ich, ok, Entzug vorbei, bin ja nur abhängig, aber nicht süchtig.
    Tja, falsch gedacht. Seit dem Entzug suche ich dauernd nach Suchtverlagerubg, stopfe wirklich süchtig Süßigkeiten in mich hinein, und habe auch wieder angefangen, mich selbst zu verletzen, was, wie die behandelnde Psychaterin meinte, auch eine Art der Suchtverlagerung sei.
    Wenn ich jetzt versuche, die Süßigkeiten zu reduzieren, schneide ich mich öfter.
    Umgekehrt ist das aber nicht der Fall.
    Eigentlich ist es kein Wunder, daß mein Körper irgendwann mal mit Sucht auf die Opiatbehandlung reagiert, werde ich doch schon seit 36 Jahren immer wieder mit Opiaten behandelt, die letzten zehn Jahre konstant mit Morphin.
    Am Liebsten würde ich mich wieder auf Morphin setzen lassen, schon wegen den Schmerzen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß ich weiterhin Ausweich-Süchte suchen werde.
    Bin ziemlich ratlos, deenn in medizinischen Kreisen gelte ich zwar für Opiatabhängig, aber eben nicht als süchtig.

  • Hm, tja, hört sich tatsächlich nach ner Suchtverlagerung an. Aber mal ganz ehrlich Dunge....ist es wirklich so schlimm das Du Opiatsüchtig bist? Das ist nur eine Bezeichnung damits nen Namen hat. Tatsache ist aber das Du starke Schmerzen hast die man anderwertig nicht in den Griff bekommt. Es kann doch nicht sein das Du lieber mit Schmerzen lebst? Da gibts noch so nen großen Unterschied zu anderen. Du missbrauchst die Medis nicht, du brauchst Sie! Du nimmst Sie nicht aus Spaß. Definitiv geht es Dir besser damit. Ohne hast Du Schmerzen ohne Ende und wirst alles einschränken was mit Schmerzen verbunden ist, hey, aber Du bist Morphium frei. Oder Du nimmst es wieder, hast immernoch Schmerzen aber aushaltbar und kannst demzufolge auch wieder mehr tun. Also ICH würde diesen Weg vorziehen. Ich kenn den Gedankengang, bei mir ist es ja eigentlich genauso mit Tramal. Keine und ich bin absolut Clean hab aber Schmerzen die nicht wieder weggehn. Oder Tramal, fast schmerzfrei aber süchtig. Was für eine Lebensqualität erhoffst Du Dir? Hättest Du Krebs müsstest Du auch Dauerhaft Medis nehmen und kein Mensch würde Dich als Junkie bezeichnen. Für Menschen wie Dich wurden diese Medis erschaffen, damit ein Leben ertragbar ist/wird. Was sagt denn Dein Arzt dazu? LG, Carry

  • hallo dunge!
    ich hab mal ne ganz blöde frage: was ist der unterschied zwischen Abhängigkeit und sucht? ich dachte immer, das wäre dasselbe!
    sorry, falls das blöd kommt!:21:
    zu deiner eigenen frage - sorry, kann dir leider gar keinen rat geben damit.
    ich wünsche dir aber viel kraft fürs finden und akzeptieren der richtigen lösung!
    lg
    doris day

  • Nun, Doris Day, wie Carry das schon sagte, eigentlich istes nur eine Definitionssache.
    Von Abhängigkeit spricht man, wenn man einen Stoff körperlich benötigt, von Sucht, wenn auch der psychische Suchtfaktor dazu kommt.
    Da ich Morphin "nur" als Medikament bekommen habe, und es auch nicht missbraucht habe, spricht man von Abhängigkeit.
    Nach den vielen Jahren ist jetzt wohl die psychische Komponente dazu gekommen, also bin ich jetzt süchtig.

    Carry, das ist gerade der Punkt, über den ich mir gerade absolut nicht im Klaren bin.
    Ich geniesse es gerade, geistig wieder einiges klarer zu sein, verzweifle aber fast an den Schmerzen.
    Da ich ja jetzt in der betreuten WG wohne, musste ich mir neue Ärzte suchen, und die sind noch sehr vorsichtig mit mir.
    Aber ich werde den neuen Orthopäden mal etwas belagern, denn es muss ja noch Medis geben, die nicht auf Opiatbasis beruhen, und mir trotzdem Linderung verschaffen. Wenn nicht, bin ich wirklich am überlegen, mich wieder auf Opiate setzen zu lassen.
    Vielleicht hört dann ja meine Süßigkeiten-Fressgelage und der Schneidedruck wieder auf. Beides macht mir mächtig zu schaffen

  • Kann ich gut verstehn,ging mir vor einiger Zeit ganz genauso. Endlich weg vom Trama und dann Schmerzen ohne Ende. Da konnte ich mich kaum aus dem Bett bewegen, war dafür im Kopf klar. Dann wieder Trama, Schmerzen gut aushaltbar aber eben immer bissle bedeppert. Aber mir ist es das wert. Nur im Bett liegen ist auch nicht mein Ziel. Natürlich wäre es super wenns was anderes geben würde als opis....aber überleg doch mal was da alles an Diagnosen bei Dir zusammen kommt. Wenn es geht das Du "nur" bei einer Sorte Schmerztabletten bleiben könntest wäre es bestimmt auch nicht so schlimm mit dem verballert sein. Bei mir ist das sehr extrem wenn ich Keppra und Trama nehm. Trama allein geht noch. Du fährst nicht mit dem Auto durch die Gegend. Ich will Dich hier jetzt nicht überreden....aber so hatte ich entschieden und es auch nie bereut. Auch wenns sehr schwer war diese Entscheidung zu treffen. Treffen musst Du sie aber, das geht nicht einfach so weg. LG, Carry

  • Doris

    Zitat

    Von Abhängigkeit spricht man, wenn man einen Stoff körperlich benötigt, von Sucht, wenn auch der psychische Suchtfaktor dazu kommt


    Nun, das stimmt so nicht ganz, medizinisch wird bei diesen Begriffen gar nicht unterschieden. Die Bezeichnung Sucht wurde lediglich durch den Begriff Abhängigkeitssyndrom ersetzt.
    Hier im Forum hat sich allerdings eine bissel andere Definition durchgesetzt>>>Abhängigkeit beschreibt die akute Sucht. Der Zeitraum des Konsums, bei dem die körperliche oder psychische Abhängigkeit besteht, oder in den meisten Fällen beides zum tragen kommt.
    Sobald der Entzug vorbei ist, die körperliche Komponente und der Konsum an sich wegfällt, wurde sich hier weitgehend darauf geeinigt, ab da von Sucht zu sprechen, denn süchtig wird man ein Leben lang bleiben, auch wenn man nie wieder konsumiert, ein Rückfall wird niemals komplett auszuschließen sein.

    LG,
    Kassi

  • Liebe Kassandra, da muss ich jetzt wiedersprechen.
    Gerade die Ärzte legen Wert auf den Unterschied, zumindest die, die ein psychologische/psychatrische Ausbildung oder Weiterbildung haben.
    Denn ich durfte mir erst vor zwei Wochen einen 30 minütigen Vortrag anhören, daß meine Abhängigkeit zur Sucht mutiert sei.

    Wie dem auch sei, Carry hat absolut recht, wenn sie schreibt, daß alles nur eine Benennungssache ist. Es sind Worte, mehr nicht.
    Und an den Opiaten klebe ich nicht erst seit gestern. Somit ist eigentlich egal, ob süchtig oder abhängig.

  • Hi Dunge,

    mag sein, dass das in Deinem speziellen Fall so ist, bei mir in der Suchtklinik wurde da nicht unterschieden.......Hab' grad nochmal in der Suchtfibel nachgeschaut die von dem Leiter der Salus geschrieben wurde:eyes:
    okay, ich habe jetzt auch lediglich versucht, das bisher im Forum gesagte auf einen Nenner zu bringen, bzw. die Definition, die ich mir daraus gebildet habe.

    Doris
    Das Thema wurde hier schon des öfteren diskutiert in mehreren Threads. Falls es Dich interessiert, kannst Du bei der Suchfunktion 'Sucht'& 'Abhängigkeit' eingeben und die entsprechenden Themen suchen lassen.

    LG,
    Kassi

  • Carry, ja, diese Entscheidung steht wohl vor mir.
    Wobei es einen Hacken gibt: In meinen letzten beiden Krankenhausberichten wird ausdrücklich darauf hingewiesen, mir unter keinen Umständen Opiate zu verabreichen. Die Frage ist, wie weit sich ein Schmerztherapeut oder Orthopäde, in meinem Fall ist das neuerdings ein und derselbe, sich daran hält.
    Wenn ich von meiner Schmerzstärke ausgehe, bleibt mir fast nichts Anderes übrig, als wieder um Opiate zu bitten.
    Das Schlimme an Morphin ist, daß es massiv die Persönlichkeit verändert. Und das, wo ich mich gerade wieder kennen lerne.
    Nächste Woche habe ich einen Termin beim Orthopäden, dann sehen wir weiter.
    Aber wirklich den Rest meines Lebens das Teufelszeug nehmen???

  • Ja, versteh ich schon, wirklich. Aber ist ja nicht so das Du Dich sofort auf Höchstdosis einstellen lassen sollst. Es geht darum ein Mittelmaß zu finden zwischen Schmerzen mit denen man leben kann und nicht aushaltbaren. Und was soll das bedeuten Dir soll keiner Opiate aufschreiben???? Also heutzutage gibt es diese Möglichkeit zum Glück jemandem die größten Schmerzen zu nehmen. Es wäre ja wirklich was völlig anderes wenn Du überdossieren würdest um High zu werden, das ist doch gar nicht der Fall. Rde auf jeden Fall mit Deinem Arzt, gerade wegen Deinen Bedenken. Das zeigt Ihm ja dann auch das Du Dir sehr wohl Gedanken darüber machst und Dir dessen bewusst bist. LG, Carry

  • Hi Dunge,

    ist ne blöde Kiste, die da läuft, ganz klar!
    Da dich die Schmerzen bzw ja auch die Verlagerung nun wirklich daran hindern,
    "DICH SELBST" weiter zu entdecken, wäre es eventuell wirklich sinnvoll, es mit einer Minimaldosisierung zu probieren...

    Was du vielleicht mal in Betracht ziehen könntest - brauchts halt nen guten Arzt - wäre das Herumtesten mit Placebos.
    "Des Menschen Wille ist sein Himmelreich", weißte?

    Wenn du und dein System nach ner Placebo-Kur nicht mehr unterscheiden könnt, wann jetzt Opiat wirkt und wann dein System nur meint, Opiat wirkt und deshalb schmerzfrei reagiert - jo, besser ginge es ja nicht!

    Und, was haste zu verlieren?
    Google dich mal durch - ich hab da schon einige interessante Berichte gesehen...

    GanzLiebenGruß vom ollen Gane!

  • hi dunge,

    ich glaube, ich kann nachvollziehen, was in dir vorgeht. ich nehme seit ca. 5 jahren erst 2 mal täglich 40 mg Oxycodon und seit 1 jahr 3 mal täglich 40 mg davon. leider habe ich jetzt schon wieder das gefühl, dass mir die dosierung nicht mehr ausreicht und meine schmerzen wieder stärker werden. keine ahnung, ob es überhaupt möglich ist, so viel Morphin zu nehmen, bis man gar keine schmerzen mehr hat und noch bei bewußtsein ist. die ärzte sind sehr, sehr, sehr vorsichtig bei der dosierung, was ich bei der suchtgefahr auch verstehn kann. aber es gibt keinen außer dir, der sagen kann, wie hoch die dosis sein muß, damit es dir einigermaßen gut geht. die stärke von schmerzen ist nun mal leider nicht objektiv meßbar.

    was meinst du mit persönlichkeitsveränderung durch morphium? bei mir ist es nur so, dass ich ohne wesentlich stärkere Depressionen habe, aber wenn ich gut eingestellt bin, dann merke ich nichts von euphorie oder ähnlichem. das hatte ich nur ganz zu beginn der therapie.

    wie kommst du mit deinen ärzten klar, die dir das btm rezept ausstellen? ich habe schon einmal die schmerzambulanz gewechselt, da ich ständige diskussionen mit der ärztin hatte. sie hat mir auch in langen vorträgen immer wieder Sucht unterstellt. aber wie du schon geschrieben hast, natürlich wird man im laufe der zeit süchtig. ich wollte es erst auch nicht glauben, bis mir mal die tabletten am wochenende ausgegangen sind und ich dann 3 tage entzugserscheinungen ertragen mußte. seit dem achte ich genau drauf, wann die tabletten zu ende gehen und ob dann mein arzt auch nicht gerade im urlaub ist. ich war damals am sonntag in der notaufnahme und habe alles erklärt. leider hat der notarzt mich wahrscheinlich für einen junkie gehalten und mir nichts gegeben. jetzt habe ich von meinem arzt einen "opiat-ausweis", den ich aber im notfall noch nicht getestet habe.

    also ich kann dir nur empfehlen, hör auf deinen körper und lindere deine schmerzen. ich gehe auch davon aus, dass dir außer opiaten nichts helfen wird, denn bei mir oder besser an mir hat man auch erst die gesamte palette der Schmerzmittel ausprobiert, eh man mir das Oxycodon verschrieben hat.

    ich habe im internet irgendwo gelesen, dass man mit einer art rotationsprinzip mehrerer Opiate eine ständige dosissteigerung zumindest rausschieben kann. also, dass man die gleiche wirkstoffmenge aber in unterschiedlichen opiaten in gewissen abständen immer wieder wechselt. das hab ich aber noch nicht ausprobiert.

    also, ich habe für mich entschieden, dass es mir wichtiger ist, meine schmerzen zu lindern, als unbedingt opiatfrei sein zu wollen. ich bin froh, dass es diese wirksamen Schmerzmittel gibt. ich mag gar nicht daran denken, was für schlimme schmerzen manche ertrragen müssen, nur weil manche ärzte sich scheuen, Opiate zu verschreiben.

    alles gute

  • Wie die Ärzte hier jetzt mit BTM-Rezepten umgehen, weiss ich noch nicht, weil ich erst in eine WG und somit in eine neue Stadt gezogen bin.
    Mit Persönlichkeitsveränderung meine ich nicht die Euphorie, sondern eher das GEgenteil. Das Morphin hat mich Menschenscheu, es hat meine Depressionen noch mehr verstärkt, und war mit ein Grund, warum ich dann wegen schizoiden Zügen in der Psychatrie war.

    Das Rotationsprinzip der Morphine wurde bei mir angewandt, bevor die Dosis dann erhöht werden musste. Bin somit auch schon einen Großteil der Morphine durch.

    Plazebos wirken bei mir nur eingeschränkt. Wenn es mir, ausser den Schmerzen, gut geht, helfen sie etwas. TAucht irgendwie Depression oder düstere Gedanken auf, merkt mein Körper, daß er an der Nase herum geführt wird. Ich habe im Laufe meines Lebens schon so viel probiert, um die Schmerzen zu lindern....

  • hi dunge,
    .
    oh man, das tut mir ehrlich leid. ich weiss, wie machtlos man sich den schmerzen ausgeliefert fühlen kann. an den tagen, an denen es mir super schlecht geht, kommt dann meist auch alles zusammen. ich hab extreme rückenschmerzen und wenn ich die nicht in den griff bekomme, dann werde ich Depressiv und bin nur noch in der lage vom bett aufs sofa und wieder zurück zu krabbeln. da das bei mir schon seit über 15 jahren so geht, hab ich mich über sehr lange zeiträume kaum noch bewegt und habe demzufolge kaum noch stützende muskulatur. dadurch bekomme ich bei jeder kleinsten belastung starke schmerzen, kann mich nicht mehr bewegen usw. leider hab ich keine ahnung, wie ich aus dem kreislauf raus kommen soll. zu einem orthopäden gehe ich nicht mehr, ich ertrage die abfälligkeit nicht mehr. jedesmal mußte ich mich wegen meines übergewichtes beschimpfen lassen, anhören, dass ich fett und faul bin, dass man mehr, als bei meiner op getan, nicht tun kann und dass ich ganz alleine schuld bin, dass ich schmerzen habe. natürlich weiss ich, dass auf dem sofa liegen nicht gut ist. aber keinen orthopäden hat interessiert, warum dass so ist und mich meine depris einfach sehr oft und lang fesseln und ich dann nicht in der lage bin, etwas für mich zu tun.

    sind dir solche ärzt auch schon unter gekommen? ich bin jedesmal heulend aus der praxis gelaufen, weil ich keine hilfsangebote bekommen hab. und nun gehts mir ähnlich wie dir, ich hab mich völlig isoliert, bin immer allein zu hause u, hab nur meine mietzen zum reden. ich hab auch zu oft gemerkt, dass meine bekannten genervt von meinen problemen sind, also erzähle ich nix mehr.

    ich wünsch dir trotzdem schöne ostern

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