Unkontrollierbare Aggressionen

  • Hallo alle miteinander,

    ich weiß garnicht so recht wo ich anfangen soll.
    Alles fing an als ich ungefähr 13 war. Ich ging in eine neue Schule, lernte neue Leute kennen und fühlte mich soweit eigentlich ganz gut.
    Mein Leben verlief bis dahin eigentlich perfekt. Mit der Zeit regte ich mich immer mehr über kleinigkeiten auf und entwickelte einen enormen Hass gegenüber meinen Lehrern, was dazu führte das ich später die Schule garnicht mehr besucht habe. Die Aggressionen wurden jedoch nicht weniger als ich die Schule nicht mehr besucht habe, sondern schlimmer. Bis es soweit gekommen ist das ich wegen jeder kleinigkeit völlig ausraste. Erst lies ich meine Wut nur an gegenständen aus.
    Da kam es auch nicht selten vor das mal ein Handy gegen die Wand flog oder der MP3 Player aus dem Fenster. Jedoch richtete sich meine Wut immer mehr gegen Menschen die mir wichtig sind, wie z.B. meine Mutter. Meistens reichte schon eine Bemerkung die mir nicht gepasst hat um mich völlig zum ausrasten zu bringen (so ist es Heute leider auch noch). Diese ausraster sehen meist so aus das ich meine Mutter anschreihe, sie mich zurück anschreiht und ich sie aufs übelste beleidige und bedrohe.
    Mein Kopf sagt mir "Hör auf damit, das ist deine Mutter! Das kannst du ihr nicht antuhn." aber ich habe mich einfach nicht unter Kontrolle. Meistens wird es durch diese Gedanken sogar noch schlimmer, da es mich aufregt das ich nichts dagegen machen kann. Jedoch geschlagen oder gar körperliche Gewalt angewendet hab ich noch nie. Stattdessen werden Türen eingetreten, Wertsachen zerstört oder ähnliches.

    Ich konnte mich Heute nur dazu überreden dies zu schreiben da ich meerke das diese Aggressionen immer stärker werden (Ich war heute kurz davor meiner Mutter nen Wecker gegen den Kopf zu schmeißen.). Das war für mich das Zeichen das ich ganz dringen Hilfe benötige.

    Ich weiß einfach nicht mehr was ich machen soll. Manchmal denke ich drüber nach wie gut es meiner Mutter und meinem Bruder gehen würde wenn ich nicht mehr da bin. Ich hab ein unendlich schlechtes Gewissen den beiden gegenüber, da ich ihnen die letzten 5 Jahre, im warsten Sinne des Wortes zur Hölle auf Erden gemacht habe.

    Wir haben schon zahlreiche Psychologen besucht die mich immer nur mit Medikamenten vollgestopft haben oder der Meinung waren das ich gesund bin.

    An wen kann ich mich wenden? Wie werde ich diese verdammten Aggressionen los?


    Liebe Grüße, witti91.

  • Hallo wake,

    ich finde deine Beiträge sehr gut. Sie sind gut reflektiert (zumindest kommt es so bei mir an :smiling_face: ) - du schreibst dann, wenn Du was kennst von der Materie - ich empfinde sie als hilfreich.
    Nun mache ich mir Gedanken, warum Du wohl deinen Beitrag, den ich nicht gelesen haben, nicht stehen lassen magst...........doch wohl hoffentlich nicht wegen des "Lebensquali..."-Threads? Wenn doch, das wäre es echt nicht wert!

    Hallo witti,

    leider kann ich gar nichts dazu sagen - ich habe da keine Ahnung. Ich kann also höchstens ein paar Fragen stellen, denn ich stelle es mir sehr traurig für dich vor.
    Sind denn deine Hormone mal untersucht worden?
    Und gelingt es dir denn, mit Tricks - so z.B. wenn die Aggression kommt, von 1-10 zu zählen, ganz langsam Einfluß auf den Verlauf zu bekommen?
    Beschreib doch mal deine Gefühle dabei - vielleicht kommst Du dann auf irgendeinen Knackpunkt...denn, es muss ja eine Motivation für dieses Verhalten geben - aber ich kann da nur wild spekulieren.
    und kannst Du denn danach auf deine Familie zugehen, und mit ihnen darüber reden?

    LG Wolke

  • Hi watte,

    meine Hormone habe ich noch nicht untersuchen lassen. Habe davon auch noch nie was gehört.
    Tricks helfen nur manchmal. Jedoch reicht es dann schon wenn ein Fenster allein zugeht um mich wieder völlig zum ausrasten zu bringen (In solchen Situationen muss das Fenster dann dran glauben). Fühlen tuhe ich einfach nichts außer Hass und Wut die sich gegen alles und jeden wendet. Diese Aggressionen kommen so plötzlich wie sie auch wieder verschwinden. Meistens lege ich mich nach soeinem Wutausbruch in mein Bett, denke drüber nach was gerade passiert ist und schlafe ein. Mit meiner Familie darüber zu reden geht garnicht, da wird dann meistens so schnell wie möglich das Thema gewechselt oder erst garnicht zugehört. Meine Mutter tuht dann lieber so als wäre nie was passiert.

    ~witti91

  • Hallo witti91,

    klingt ja nicht gut. Hm....früher hätte man das wohl ein cholerisches Temperament genannt. Die Hormone, insbesondere die Schilddrüse würde ich da aber schon bald untersuchen lassen.

    Und dann tät ich zweierlei - einerseits suchen, wo meine Motivation liegt - um irgendwie die Kontrolle über die Situation zu erlangen - und gleichzeitig üben, üben, üben - sei es Atemtechniken, sei es eine Verhaltenskontrolle und Alternativen üben....Irgendwie aktiv werden.

    Es erinnert mich, daß ich sehr wohl mal einen totalen Wutausbruch hatte, aber da das einerseits über 20 Jahre her ist und ich nachdem ich es realisiert habe, mein Verhalten einfach komplett geändert habe, kam es nicht mehr zum Vorschein.

    Bei mir war das damals so, daß ich im Schullandheim massiv bedrängt wurde, etwas zu machen, was ich partout nicht machen wollte. Ich war in eine Ecke des Zimmers gedrängt und eine Front von Mitschülerinnen prasselten auf mich ein: "Du musst! Du MUSST!!!" und eine ganz besonders - und sie hätte Geburtstag und darum müsse ich!
    Da habe ich plötzlich "Rot gesehen" und bin ihr an die Gurgel. Die Mitschülerinnen haben mich weggezogen, sonst wäre es schlimm ausgegangen. Ich hatte keine Kontrolle mehr über mich.
    Und als mir dann klar wurde, was da passiert ist, habe ich mich total damit auseinandergesetzt - und bin für mich zu dem Schluß gekommen, daß ich in meiner Lebensgeschichte gelernt habe: "Wenn gar nichts mehr hilft, dann wende Gewalt an"
    Und der nächste Schluß war, daß ich das nicht will. Und ich habe den Schluß für mich gedreht in:
    "Wenn gar nichts mehr geht, dann gehe"
    Es mag sein, daß das auch ein falscher Weg ist - aber ich möchte nie wieder auf diese Weise körperliche Gewalt gegen einen Menschen anwenden.

    Und jetzt, wo ich es so schreibe, fällt mir ein, daß es dann danach noch mal eine Situaltion gab, in der ich in die totale Hilflosigkeit rutschte - und ich hatte ich das alles noch nicht so ganz durchschaut - wußte aber schon, daß ich nicht gewalttätig sein mag - da habe ich aus lauter Hilflosigkeit ganz doll geschrieen. Auch nicht toll - aber besser als das Andere.

    Das danach reden halte ich aber für ganz wichtig. Nicht so tun, als ob nichts gewesen sei. Wenn Du deiner Mutter etwas an den Kopf wirfst, dann ist das eine heftige Sache - das ist beredenswert.

    LG Wolke

  • Hallo Wattewolke,

    ich hab andauernd wieder etwas editiert und verändert, war unzufrieden und irgendwie ist mir das Thema an die Nieren gegangen. Ich schämte mich und dachte dann im gleichen Moment "Wofür?". Es war früh und ich bin verwirrt, wie auch jetzt noch. Es istn kein Thema worüber ich generell groß nachdenken möchte :winking_face:
    Aber vielen Dank für, ich nehm es jetzt mal als Kompliment an. Das hat mich wirklich gefreut zu hören, dass dir meine Beiträge gefallen :smiling_face:

    Neuer Versuch:

    Das mit den Agressionen gegenüber meiner Mutter kenne ich zu gut. Zwischen meinem 14 und 17 Lebensjahr, als ich noch zu Hause wohnte, kam ich auch überhaupt nicht mit meiner Mutter klar. Totaler Kontrollverlust der sich in Beschimpfungen, Bedrohungen und Aggressionen äußerte waren an der Tagesordnung. Ich sagte ihr zB ich brächte sie um oder sie sollte verrecken, ich verachte sie und alle Arten von Schimpfwörten die mir so einfielen. Irgendwann fing ich an sie zu schubsen und habe ihr sogar mal eine gescheuert (nicht feste, aber allein die Handlung reicht wohl schon).
    Ich hatte so eine Wut und so einen Hass in mir, dass ich es verscuhte mit gegen die Wand boxen und SSV zu kompensieren. In dem Moment des "Ausasters" habe ich kaum nachgedacht und ich konnte mich nur schwer zurückhalten meiner Mutter schlimmeres anzutun. Wenn ich mich beruhigte hatte ich meist ein ziemlich schlechtes Gewissen und hab mich nicht selten entschuldigt, was natürlich nutzlos war.
    Meine Mutter und ich führten Krieg, ständige Provokationen. Wir konnten nicht mehr unter einem Dach leben und irgendwann schmissen sie mich raus. Ich war sehr froh darüber. Ich hasse sie beide, obwohl mein Vater nichts damit zu tun hatte.
    Jedes klärende Gespräch artete in geschreie aus und sogar in einer gemeinsamen Therapiesitzung musste ich nach 5Minuten raus gehen, weil ich sonst ausgerastet wäre. Ich konnte nichts dagegen machen, es kam einfach und ich war vollkommen meiner Aggressionen ausgeliefert.

    In dieser Zeit war ich auch agressiv in der Schule. Ich war eine gute Gymnasiastin, notentechnisch gesehen. Mein Verhalten war unter aller sau. Ich beleidigte Lehrer wiedersetzte mich gegen alles. Rauche, tranke nahm Drogen. Bis ich von der Schule flog und ohne Umwege auf die Hauptschule ging. Dort war ich auch schnell bekannt, den Direktor besuchte ich jeden zweiten Tag. Ich flog regelmäßig aus dem Unterricht und wurde nach Hause geschickt und bin dann auch noch fast von dieser Schule geflogen. Körperlich gegen jemanden wurde ich jedoch nie. Ich war eine Terrormaschine und alles um mich herum musste das merken!

    Tja, was soll ich sagen. In der 9 oder 10 Klasse änderte sich mein Verhalten schlagartig. Ich weiß nicht mehr was der Auslöser dafür war. Ich wurde wieder eine der Klassenbesten und behandelte Lehrer und Schüler wie eine normale Jugendliche. Die Lehrerin, die ich aufs Übelste beschimpfte, half mir mich wieder zurecfh zu finden.
    Zu Hause änderte sich jedoch nichts. Ich muss dazu sagen, dass hinter dem schlechtes Verhältnis zu meinen Eltern einiges dahinter stecke und ich, rückblickend gesehen, nicht ohne Grundf ausrastete bzw meine Aggressionen nun erklären kann oder wenigstens Vermutungen aufstelle wieso ich so war.
    Inzwischen wohne ich über zweo Jahre nicht mehr zu Hause. Das Verhältnis ist bei weitem nicht gut oder entspannt, aber wir können uns immerhin hin und wieder an einen Tisch setzten und zB Grillen. Dies sind dann zwar Ereignisse die mich sehr anstrengen aber doch auszuhalten. Seit ich nicht mehr in der gleichen Stadt wohne und klar regeln fürs Anrufen etc aufgestellt habe, ist es noch etwas besser geworden. Ich denke in ein paar Jahren ist das Verhältnis einigermaßen stabil, wenn einige Dinge geklärt sind und ich lerne zu verzeihen. Ich habe nicht viel Kontakt zu meinen Eltern aber wenn dann geht es meist ohne Streit, so ausgerastet wie früher bin ich nicht mehr und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich nochmals so einen Hass ggüber meiner Mutter empfinde. Wenn ich das so lese habe ich sogar ein schlechtes Gewissen und schäme mich irgendwie. Ich habe meine Mutter sehr zugesetzt und das sollte kein (!!) Kind mit seinen Eltern machen. Eines Tages werde ich mich wohl auch mal dafür entschuldigen. Ich würde nie wieder so aggressiv wie damals. Ich hasse Streits und Aggressionen, vor allem bei anderen.

    So nun mein Rat an dich, pack deine Sachen und zieh aus :winking_face:
    Abstand bewirkt wahre Wunder. Es wird wohl nicht von jezt auf gleich besser, aber wenn du eine Zeit lang nicht mehr bei deiner Mutter wohnst, sie nicht den ganzen Tag um dich hat, wirst du zwangsweise nicht mehr so ausrasten.
    Weiterhin solltest du zu einer Beratungsstelle gehen und dir mit deren Hilfe einen geeigneten Psychologen suchen, der mit dir an dem Problem arbeiten kann. Medikamente sind auch keine schlechte Idee, nur ohne parallele Therapie bringen sie wohl nicht wirklich etwas. Das, denke ich, ist ganz wichtig.

    Fazit dieses Post: Ich bin unzufrieden von meiner Darstellung. Doofes Thema, doofe unerkannt. Vielleicht geht es dir irgendwann auch so, wenn du darüber redest.

    Lieben Gruß,
    unerkannt.

  • Hallo witti,

    das Thema kenn ich auch sehr gut. Wobei sich meine Wut und mein Hass nicht gegen andere Menschen gerichtet hat, sondern meistens gegen mich selbst, bzw. später dann gegen Gegenstände und - wofür ich mich besonders schäme - damals gegen meine Hunde. Die haben viel abbekommen. Es reichten auch Kleinigkeiten und ich bin ausgerastet, ging auch einiges zu Bruch und so (hab dazu auch mal einen Thread gestartet, schau mal hier: https://www.suchtundselbsthilfe.de/forum/meinunge…erbare-wut.html. Aber dann habe ich Therapie gemacht und seither ist es besser. Mein Leben ist besser und deswegen gibt es auch keinen Grund mehr auszurasten. Ich fände es ganz wichtig, dass du schaust und herausfindest, woher deine Wut kommt. Was ist die Ursache? Bist du unzufrieden mit deinem Leben, mit dir selbst?
    Schau dich doch mal speziell nach Antiaggressionstraining um, vielleicht hilft dir ja Sport?

    Liebe Grüße
    gelberose

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