Probleme mit Ablehnung

  • Hallo Ihr da draussen,

    ich bin seit meiner Kindheit ess-süchtig. Später kam dann Alkokohl und Nikotin dazu.

    Hab 2001 ne Therapie gemacht, hatte damals aber noch nicht wirklich verstanden, was da so abgeht. Trotzdem bin ich bis heute trocken und rauchfrei. Erst nach einigen Jahren Selbsthilfegruppe verstand ich, worum es geht.

    Mit dem Essen klappt es mal besser, mal schlechter. Ist halt jeden Tag ein Kampf manchmal.

    Das Problem, dass ich heute schildern möchte, ist folgendes:

    Ich hatte eigentlich von Anfang an kein gutes Verhältnis zu meinen Schwiegereltern. Sie lehnten mich ab, wohl weil ich ihnen nicht gut genug war. Besonders meine Schwiegermutter sparte nicht mit offener, destruktiver Kritik an mir oder spitzen Bemerkungen, die mich verletzen sollte.

    Sie verstarb vor nicht ganz 4 Jahren nach einem schlimmen Krebsleiden. Während Ihrer Krankheit hat sie wohl gefühlt, dass sie das nicht überleben wird, deshalb hat sie plötzlich auf eine sehr positive Art den Kontakt zu mir gesucht. Bevor sie starb hatten wir das beste Verhältnis zu einander, genau das, was ich mir immer gewünscht hatte. Ich bedauere Ihren Tod und dass wir nur so eine kurze, gute Zeit hatten. Es macht mich aber auch froh, dass wir uns vor ihrem Tod versöhnt haben.

    Mein Schwiegervater dagegen kann mich bis heute nicht leiden und lässt mich das auch spüren. Weihnachten vor 2 Jahren dachte ich, wir könnten ihn doch zum Familienessen bei meinen Eltern einladen, immerhin war er ja ganz alleine. Mein Mann fand das eine gute Idee und meine Eltern stimmten auch zu.

    Der Abend lief wie folgt ab:
    Er kam viel zu spät und behauptete dann, mein Mann hätte ihm die falsche Zeit genannt. Als mein Mann ihn begrüssen wollte, wurde er auf die Seite geschoben, da mein Schwiegervater sich entschlossen hatte, erst meine Eltern zu begrüssen. Wie nett!!

    Dann kamen alle anderen dran, ich zum Schluss.....Ich stand auf, um ihm die Hand zu geben und bekam zu hören: Du musst nicht aufstehen. Nicht, dass du noch abnimmst!

    Ich war wie vor den Kopf geschlagen, sagen konnte ich nix dazu.

    Der Abend ging weiter...mein Schwiegervater zog mal wieder über Frauen im allgemeinen her und was sie besser nicht tun sollten, da sie das eh nicht können..und dann kam die Bescherung:

    Jeder bekam ein Kuvert mit Geld und...wahrscheinlich könnt ihr Euch das schon denken: Ich bekam die Hälfte von dem, was unser Sohn bekam. Das hat mir dann richtig gezeigt, wo ich für ihn stehe. Nämlich am Schluss...

    Das Kuvert habe ich noch am gleichen Abend wieder bei ihm in den Briefkasten geworfen und ihm einen Brief geschrieben, in dem ich mit ihm und allem, was er mir bis dato angetan hatte, abrechnete. Seitdem habe ich keinen Kontakt mehr zu ihm, will auch keinen mehr.

    Mein Mann hat dann auch ein paar Tage später mit ihm geredet...doch verstanden hat mein Schwiegervater gar nichts. Er räumte wohl ein, einige Dinge am Abend falsch gemacht zu haben, hatte aber für alles eine Rechtfertigung. Entschuldigt hat er sich bei mir bis heute nicht.

    Mein Problem ist seitdem: Ich schaffe es bis heute nicht, irgendwo hin zu gehen, wo er wahrscheinlich erscheinen wird, z. B. heute der Geburtstag meines Schwagers. Ich habe Angst vor einer Konfrontation oder neuen Beleidigungen oder dass ich austicke, wenn er mich erneut verbal fertig macht.

    Bin grad am Heulen, weil ich das alles nicht mehr will. Es schränkt mich ein und das belastet mich.

    Will mich aber auch nicht verrückt machen... irgendwann werde ich hoffentlich genug Kraft haben, um mich dem gewachsen zu fühlen.

    Wäre nett, wenn ihr mir schreiben würdet.
    Vielleicht kennt ihr so etwas auch oder ihr habt einen Rat für mich.

    Ganz liebe Grüsse an alle im Forum

  • Hi S-woman,

    keine schöne Situation, so zwischen den Stühlen zu stehen - es ist ja leider der Vater deines Mannes.
    Trotzdem muss man sich nicht alles bieten lassen, ich kenn dass, wenn man von den Schwiegereltern nicht angenommen wird :winking_face:

    Deine Abrechnung hat wohl noch nicht gereicht, weil es zieht sich ja weiter durch dein ganzes Leben.
    Irgendwas muss also passieren, dass dann entweder den kompletten Absprung oder eben eine Art Versöhnung herbeiführt.

    Vielleicht bringt ein Gespräch mit Anleitung was, also mit wem, der nicht zur Familie gehört?

    Steht dein Mann da voll und ganz hinter dir? Wie ist für den die Situation?

    LG Franz

  • Hi Franz,

    ja, mittlerweile steht mein Mann voll hinter mir. Hat aber ein bisschen gedauert, bis er akzeptieren konnte, dass seine Eltern so sind.

    Du hast recht, dass da wohl noch etwas passieren muss, die Frage ist: was?

    Eine Versöhnung kann ich mir nur vorstellen, wenn mein SV von sich aus auf mich zukommt. Das andere habe ich jahrelang praktiziert, d. h. ich kam dann irgendwann wieder auf meine Schwiegermutter zu, wenn sie mir zuvor weggestossen hatte.
    Genutzt hatte das aber nix.

    Heute weiss ich, dass sie wohl ein Problem mit Nähe hatte. Immer wenn ich emotional zu nah an sie ran kam, schlug sie verbal um sich, um mich wieder auf Distanz zu bringen.

    Wie also schafft man einen kompletten Absprung, wenn eine Versöhnung ausgeschlossen bleibt?

    Glg

  • Weißt du, ich versteh das voll, wenn man kein Bock mehr hat, zig mal die Hand reichen wollte.

    Daher trotzdem mein Vorschlag, einen neuen versuch und der Vernünftigere gibt doch nach - also macht einen letzten Versuch von sich aus :smiling_face:
    Wenn es nicht klappt, dann hast alles versucht und wenn es von deinem SV abgelehnt wird, dann sollte das Ende auch leichter fallen - du kannst dir sagen, ich hab mir nichts vorzuwerfen.

    Mittler könnte ein Sozialarbeiter oder Therapeut sein, es gäbe viele Möglichkeiten.

    Es geht nicht um einen unvorstellbaren Umgang, von heut auf morgen Friede-Freude-Eierkuchen. Es geht um einen Umgang, für deinen Mann (und Kids?), für dich und auch für den SV, der vermutlich extrem gefrustet ist, was aber nicht dein Verschulden ist.
    Klar sollte aber gesagt sein, es ist ein letzter Versuch, danach muss sich was bewegen oder es wird nie wieder Kontakt geben - auch von seinem Sohn nicht :winking_face:
    Umgebung muss sollte was neutrales sein, wo man sich trotzdem wohl fühlt, nicht in eurer gewohnten Umgebung.

    Ich würde mit deinem Mann sprechen, mal zusammen überlegen, der kennt doch seinen Pa am besten.

    Wenn das alles nicht möglich erscheint, dann muss man konsequent eben nen Schlussstrich ziehen.
    Aber das ist sicher auch ne Belastung für deinen Mann, der wird auch wenn er zu dir hält, immer zwischen 2 Stühlen stehen ...

    Was meinst?

    LG Franz

  • Ich werde mal mit meinem Mann darüber sprechen. Wie ich ihn kenne, wird er auf jeden Fall daran interessiert sein, dass ich wieder Kontakt zu meinem SV habe und allein schon deshalb dir Rolle des Vermittlers übernehmen wollen. Eine andere Möglichkeit wäre die Freundin meines SV, die auch schon den Wunsch geäussert hatte, mich mal kennen zu lernen. Sie ist, laut Aussagen meines Mannes, mit dem Verhalten meines SV oft auch nicht einverstanden und sagt ihm das auch ganz klar und deutlich.

    Einen Versuch ist es wert.

    Unser Sohn (17) mag Opa zwar, hat aber Verständnis für meine Ablehnung. Sein Vater hat ihm erzählt, dass ich nicht zu dem Geb. meines Schwagers wollte, weil ich nicht auf auf meinen SV treffen wollte. Sein Kommentar dazu war: Opa ist halt ein alter, sturer Mann.....Wie wahr!

    Wünsch mir viel Kraft für diesen Weg, wann auch immer ich ihn gehen werde - und auch für den anderen.

    Vielen Dank für Deine Hilfe!

  • Hallo Superwoman,

    ich glaube, der Kommentar des Sohnes ist ziemlich gut: er ist halt ein alter, sturer Mann!

    Ich wüßte da was ganz Praktisches - nichts, was am Problem etwas ändert - aber da ist es einfach fraglich, was Du ändern kannst - den Schwiegervater wahrscheinlich nicht - das kann er ja nur selber. Und ob der will? Ick weeß nich, ick weeß nich....

    Es gibt ein kleines Mittel, daß Du beim nächsten doofen Spruch versuchen könntest, falls du wolltest:
    "Aus der direkten Linie gehen" - und das ist genau so gemeint - einfach einen Schritt zur Seite gehen. Das hat mehrere Vorteile:
    - Für einen selber - es ist leichter, sich nicht angegriffen zu fühlen, wenn man aus der direkten Linie raus ist.
    - Für den Anderen - durch die Veränderung der Körperposition kommt es zu ner kleinen Irritiation - ein kleines Fragezeichen kommt auf.

    Und - mit dem Rausgehen aus der Schußlinie - wird es leichter, nicht in den Kampf zu gehen. Denn da hat er einfach "bessere Karten" - also würde ich auf den Kampf verzichten, sondern eher versuchen freundlich bestimmt zu bleiben - so ungefähr: wenn was Blödes kommt, nicht schlucken, sondern lächelnd sagen: Oh, es macht dir gerade Freude, mich dumm dastehen zu lassen - komisch? Fühlst Du dich jetzt besser?

    Keine Ahnung, ob dir das was nutzt.

    LG Wolke

  • Also mit dieser Freundin, da wäre sicher eine Möglichkeit :smiling_face:

    Wenn man bedenkt, was für Kreise das zieht, dann ist es wirklich schlimm. Du kannst nicht zum Schwager, dein Sohn und Mann haben dich nicht dabei, alles echt blöd.
    Aber ich kenn natürlich nicht die genaue Situation, red mich da jetzt auch leicht :winking_face:

    Wenn's nix wird, dann ist der Tipp von Wattewolke perfekt, sicher nicht einfach, aber du kannst ja nicht auf alles verzichten, nur weil der SV irgendwo auftauchen könnte.
    Zudem kann man so was auch therapeutisch erlernen :winking_face:

    LG Franz

  • Hallo Wattewolke,

    hörst sich gut an, was Du vorschlägst.

    Sollte sich vor dem evtl. Treff mit SV schon vorher die Gelegenheit ergeben (die nächste Feier kommt bestimmt) werde ich das gleich mal ausprobieren.

    Glg
    Andrea

    ----------Beitrag automatisch hinzugefügt um 19:59 ---------- Vorheriger Beitrag war um 19:55 ----------

    Hallo Franz,

    stimmt, WW hatte ne gute Idee. Jetzt muss ich mich nur noch beim nächsten Familientreff dazu überwinden können, auch hin zu gehen.

    Ich stehe zur Zeit auf der Warteliste bei einem guten Verhaltenstherapeuten, meiner Verlustangst wegen. Das mit SV wäre natürlich dann auch ein Thema, was ich dort bearbeiten könnte, sofern es dann noch besteht.

    Ich hoffe, ich muss nicht mehr all zu lange auf einen Platz dort warten.

    Glg
    Andrea

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