Und zwar kann ich mein Verhalten heute besser verstehen. Als ich noch kein Lithium nahm, habe ich mich in bestimmten Situationen verhalten wie ein Kleinkind. Mit ner kleinkindlich-weinerlichen Stimme quengelte ich, wenn wir viele auf engem Raum zusammen waren. Gern würde ich das Lithium absetzen, wegen der Nieren, Schilddrüse usw. Aber dazu muss ich auch verstehen, warum ich mich so verhielt, damit ich mir in der Situation selbst signalisieren kann: "Das hat mit früher nichts zu tun, und du brauchst jetzt keine Aufmerksamkeit."
Wenn ich als kleines Kind in dieser Lage war (die Erwachsenen unterhielten sich untereinander und beachteten mich nicht), fand ich das schlimm, sonst würden mich solche Situationen nicht mehr triggern. Jetzt mit dem Lithium habe ich auch den Abstand, den ich brauche, um zu kapieren, was damals gelaufen ist. "Du gehst jetzt ins Bett", "du bist jetzt nicht dran", "geh spielen oder lesen"...usw. Das war für mich oft schrecklich, weil ich gerne ein Gedicht vorgetragen hätte oder so was. Aber diese Verhaltensstörung habe ich noch mit über 40 gehabt! Oder hätte sie gehabt, würde ich das Lithium nicht nehmen.
Wer weiß, ob ich ohne das Lithium heute anders reagieren könnte? Ich glaube das finde ich nur heraus, indem ich es ausprobiere.
Ein anderes Thema sind meine Ausraster am Steuer: "Muss die Alte jetzt auch noch rüber", "Worauf wartet der Stoffel denn..." usw. Die kämen dann auch wieder, wenn ich das Lithium absetze. Deshalb muss ich mir das noch sehr gut überlegen!