ich bin gestört, aber jetzt erst verstehe ich

  • Und zwar kann ich mein Verhalten heute besser verstehen. Als ich noch kein Lithium nahm, habe ich mich in bestimmten Situationen verhalten wie ein Kleinkind. Mit ner kleinkindlich-weinerlichen Stimme quengelte ich, wenn wir viele auf engem Raum zusammen waren. Gern würde ich das Lithium absetzen, wegen der Nieren, Schilddrüse usw. Aber dazu muss ich auch verstehen, warum ich mich so verhielt, damit ich mir in der Situation selbst signalisieren kann: "Das hat mit früher nichts zu tun, und du brauchst jetzt keine Aufmerksamkeit."

    Wenn ich als kleines Kind in dieser Lage war (die Erwachsenen unterhielten sich untereinander und beachteten mich nicht), fand ich das schlimm, sonst würden mich solche Situationen nicht mehr triggern. Jetzt mit dem Lithium habe ich auch den Abstand, den ich brauche, um zu kapieren, was damals gelaufen ist. "Du gehst jetzt ins Bett", "du bist jetzt nicht dran", "geh spielen oder lesen"...usw. Das war für mich oft schrecklich, weil ich gerne ein Gedicht vorgetragen hätte oder so was. Aber diese Verhaltensstörung habe ich noch mit über 40 gehabt! Oder hätte sie gehabt, würde ich das Lithium nicht nehmen.

    Wer weiß, ob ich ohne das Lithium heute anders reagieren könnte? Ich glaube das finde ich nur heraus, indem ich es ausprobiere.

    Ein anderes Thema sind meine Ausraster am Steuer: "Muss die Alte jetzt auch noch rüber", "Worauf wartet der Stoffel denn..." usw. Die kämen dann auch wieder, wenn ich das Lithium absetze. Deshalb muss ich mir das noch sehr gut überlegen!

  • Hallo Pillenmaus,

    denkst Du wirklich, daß du nur durch das Lithium in der Lage bist, wunschgemäß zu reagieren?

    ...

    Was ist mit Reflektion, mit Neuüberdenken und neu prägen, mit sich aus alten Mustern lösen und neue Wege versuchen? Auch das sind doch alles gute Wege, die man gehen kann und die funktionieren. Sie gehen vielleicht nicht so schnell, und sie machen mehr eigene Arbeit, aber ist man selber das nicht auch wert?

    (Solche Muster wie ein kleinkindartiges Verhalten, oder Wut entwickeln, wenn Andere sich anders verhalten, als man selber das möchte, kann man doch auch anders auflösen :3:)

    Auch wenn das jetzt kritische Töne sind - wird nicht mit dem Lithium (ein Medikament? - ja hab grad mal gegoogelt - verändert ja ne ganze Menge in der Gehirnchemie - mehr Botenstoffe, mehr Serotonin) nur die Symptomatik unterdrückt, so daß die Probleme nicht zur Debatte stehen. Aber was ist denn damit gewonnen? Wird damit nicht nur vertagt? Und dann? Beim Absetzen....so viele Botenstoffe im Gehirn, so viele Rezeptoren.......

    Allerdings will ich dich nicht angreifen - wenn Du dich für diesen Weg entscheidest, dann wird er für dich schon der Richtige sein - aber wer weiß, vielleicht ist es ja dennoch ganz gut, wenn dann auch mal kritische Töne kommen :3: - die helfen ja auch manchmal, den eigenen Standpunkt klarer zu definieren und die Richtung, in die man selber gehen möchte, festzulegen.

    LG und ein schönes Wochenende
    Wolke

  • Hallo Pillenmaus,

    hm, bist du sicher, dass dein Verstehen und dein Erkennen nur am Lithium liegt? Klar hat es vielleicht bisserl ruhiger gemacht, aber ob es dir Erkenntnisse gebracht hat, das bezweifel ich ein wenig. Du hast vieles nun verstanden und ich denke nicht, dass diss Verstehen am Lithium liegt, sondern eher daran, dass du dich mit dir selbst und deiner Vergangenheit beschäftigt und auseinander gesetzt hast. Du hast dich weiter entwickelt.

    Ich würde dir raten, sprich mit deinem Arzt oder deinem Therapeuten (falls du einen hast) darüber, ob du versuchen solltest, das Lithium abzusetzen. Erläuter ihm deine Gedanken, die du dir darüber gemacht hast und welche Vor-, bzw. Nachteile du siehst und frag ihn nach seiner Ansicht.

    Liebe Grüße
    gelberose

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