Einsam in Menschenmenge

  • Hi Ihrs!

    Gestern hatten wir auf der Arbeit Sommerfest. Und es ist wieder mal wahnsinn wie ich mich dabei gefühlt habe. Es waren relativ viele Leute da und auch genug mit denen ich so n bisl was zu tun habe. Aber trotzdem haben mich den ganzen abend diese "Mach bloß nichts falsch, oder sag nichts falsches Gedanken" verfolgt. Und ich hab mich oft irgendwie total allein gefühlt. kann das nicht so recht erklären. Saßen zum beispiel recht viele an einem Tisch mit mir. Dann ist die eine los zur Musik, der andere aufs Klo, noch jemand zur Theke. Und der letzte der dann noch saß hat ganz schnell sein Bier leer gemacht und ist weg. Und ich saß dann da alleine... Bin dann schnell woanders hin. Aber irgendwie passieren mir immer solche Sachen.
    Ich komme mir bei so großen Sachen immer vollkommen fehl am Platz vor. Ich wünschte ich wäre tatsächlich nicht hingegangen. War ja die ganze Woche am überlegen.
    Ich meide am liebsten echt alles wo mehr als 2 Leute anwesend sind. Ich geh sonst regelmäßig unter. Das ist so ein scheiß Gefühl...
    Geht das irgendwem ähnlich?

    LG
    Raja

  • Hi Raja!
    Ja, das kenn ich auch sehr gut! Sobald viele Leute da sind werd ich irgendwie übersehen.
    Am schlimmsten ist es wenn ich mit vielen Leuten am Tisch sitz und die unterhalten sich über ein Thema und wenn ich dann was dazu sag werd ich irgendwie überhört. Die unterhalten sich dann weiter als hätte ich nichts gesagt, kennst du das auch?

    Liebe Grüße
    dead_virus

  • Oh ja, das kenn ich auch... Das ist furchtbar... Ich mein so unqualifiziert können meine Kommentare nun auch nicht sein, aber anscheinend doch. Auch schlimm finde ich, wenn man mit vielen an einem Tisch sitzt und die reden über ein Thema wozu ich als einziger nichts sagen kann. Gestern hatten beispielsweise 4 an meinem Tisch ewig über einen gemeinsamen Bekannten gesprochen. und ich saß daneben und wußt überhaupt nicht was ich machen soll

    LG
    Raja

  • Ich denk nicht das deine Kommentare unqualifizert sind, ich denk eher das die anderen einfach nicht mitbekommen das du was gesagt hast. So ist das aufjeden fall immer bei mir. Auch wenn ich noch nicht herausgefunden hab, warum grade ich immer überhört werd.
    Ist wirklich schlimm wenn man garnicht erst mitreden kann. Mich wundert es auch immer, das die anderen garnicht bemerken das sie über ein Thema reden wo nicht alle mitreden können. Wie machst du das in solchen Situationen? Bleibst du einfach sitzen und hofft auf nen Themawechsel (so mach ich das meistens) oder machst du was anderes?

    Liebe Grüße
    dead_virus

  • Na ja, oft ist aber so, dass ich was sage und doch gehört wurde. Dann sieht mich zum Beispiel jemand an. Aber überhört wird es trotzdem.
    Na ja, wenn ich in diese Situation mal wieder gerate mit dem Thema wo ich nicht mitreden kann, dann bleibe ich auch meistens sitzen. Aber innerlich werde ich dann total panisch. Aber richtig. Mir wird das immer unangenehmer, je länger die sich unterhalten. Das ist schon ziemlich krass bei mir. Meistens geh ich dann irgendwie auf Toilette oder so.
    Ich weiß auch nicht warum ich so reagiere, aber es ist generell so, dass ich mich in großer Gesellschaft ganz furchtbar fühle.
    Ich habe immer gehofft, dass das mit der Zeit nachlässt, aber das hat es niemals. Ich denke ich weiß auch ungefähr wo der Grund dafür liegt, aber naja...

    LG
    Raja

  • hm. das ist natürlich noch schlimmer, wenn man bewusst überhört wird! Das ist mir zum Glück noch nicht passiert, oder zumindest hab ich es nicht bemerkt.
    Bei mir ist es inzwischen so das ich richtig Panik vor großen Gesellschaften hab, deshalb vermeide ich es auch wenn es geht zu solchen Veranstaltungen zu gehn. Hab aber immer noch die Hoffnung dass das irgendwann mal besser wird.

    Liebe Grüße
    dead_virus

  • Hm kenn das auch irgendwie.
    Und doch denk ich inzwischen, dass es oft nur ein Gefühl ist. Dass die Ursache also in mir drin liegt und nicht bei den anderen. Naja, ich fühl mich auch oft überflüssig in irgendwelchen Gruppen. Und wenn ich zum Beispiel dann mit ner Freundin drüber rede, dann sagt sie mir, dass es ihr oder anderen doch auch manchmal so geht. Dass das ganz normal ist.
    Und ich versuch inzwischen halt irgendwie damit klarzukommen. WEißt du, manchmal kann man diese Situationen einfach nicht ändern. Dann kann man mal nicht mitreden oder so. Und dann kann man wirklich nur das ändern, wie man selbst zu dieser Situation steht. Und es ist oft vorgekommen, dass ich einfach abgehauen bin. Dass meine Stimmung total kippte und ich es nicht mehr ausgehalten habe.
    Inzwischen hab ich es aber auch anders erlebt. Wo ich irgendwie versuche mich abzulenken. Zum Beispiel, ist es bei mir oft so, dass ich mich dann entweder mit jemandem beschäftige, der noch einsamer wirkt als ich. Oder halt mit Kindern...
    Naja und wenn es halt gar nicht mehr geht, dann verschwinde ich mal aufs Klo, beruhige mich wieder und dann geht es wieder.
    Klar, klappt bei mir auch noch nicht immer. Aber ich denk schon, dass man es lernen kann, solche Situationen auszuhalten. Was anderes bleibt uns nicht übrig, denn solche Gefühle gehören letztlich zum Krankheitsbild. Müssen wir also damit umgehen lernen.
    Liebe Grüße, Ragazza

  • Ach ihr.
    Ich halte diese Situationen echt nicht aus. Ich versuche auch denen aus dem Weg zu gehen, wie Du dead_virus. Vielleicht mach ichs mir damit zu einfach. Aber ich habe es schon so oft versucht. Und jedes mal kippt dann irgendwann die Stimmung bei mir. Weil es auch so furchtbar anstrengend ist die ganze Zeit darauf zu achten, dass niemand merkt was hinter meiner Fassade geschieht.
    Ich würde es so gerne ändern... Aber so einfach geht das nicht.

    LG
    Raja

  • Hi Raja,

    als Teenager hatte ich dasselbe Problem, bei jeder Familienfeier, innerhalb der Schulklasse, immer, wenn mehr als 2 Menschen mein Gegenüber waren. Nicht, dass ich übermäßig schüchtern gewesen bin oder unfähig Small Talk zu machen.

    Ich habe herausgefunden, dass es an meinem Wunsch lag, die volle Aufmerksamkeit, also 100 %, von meinem Gegenüber zu bekommen. Sowas funktioniert prima im 1:1-Kontakt. Bei mehreren Leuten bilden sich sofort Gruppen, das ist nun einmal so, die Aufmerksamkeit splittet. Ich bin also absolut kein Gruppenmensch. Selbst in meiner Chorgruppe bekamen alle untereinander Kontakt und ich stand da nur rum und lächelte.

    Dann hab ich mir gesagt, dass kann doch nicht so weitergehen, du musst was tun und ich habe mir angesehen, wie andere Kontakte knüpften, so unverbindlich, an der Oberfläche (ich verabscheue oberflächliche, nichtssagende Kontakte, aber nur so hat der andere die Möglichkeit, sich auf mich einzulassen, mich kennen zu lernen).

    Ich habe auch gemerkt, dass Situationen, wo mal wieder alles an mir vorbeiläuft (die Szene am Tisch, wo einer nach dem anderen weggeht ist sowas von passend!), von meiner Ausstrahlung abhängen. Ich habe dann nämlich gar keine. Ich bin sendungsmäßig auf 0. Wenn ich genügend Energie ausstrahle, mich gut fühle und in meinem Element, dann scharen sich die Menschen um mich, ich kann lachen, plaudern, scherzen. Da wollen die anderen Kontakt zu mir.

    Es ist richtig, dass es immer nur an mir selbst liegt und nicht an den anderen. Ich muss in mir selbst etwas ändern, nämlich das, was ich nach außen hin transportiere. Vielleicht ist es so, dass du in solchen Situationen eher sendest *lasst mich in Ruhe* oder nicht präsent genug bist. Du wirst zur Fliege auf einer gemusterten Tapete. Niemand sieht dich. Du bist in deiner Beobachterrolle gefangen. Gehemmt.

    Ich muss auch über meinen Schatten springen, wenn ich in Gruppen dabeisein will. Aber es lohnt sich. Zweierbeziehungen liegen mir dennoch mehr, weil ich viel lieber intensiven Kontakt habe. An manchen Tagen genügt mir die Beobachterrolle, dann tut es auch gar nicht weh, wenn mich niemand beachtet, dann genieße ich es Zuschauer zu sein.

    Aber wenn du schreibst, du fühlst dich unwohl, dann solltest du etwas ändern. Vielleicht machst du dir auch zu viele Gedanken, wie du wohl beim anderen ankommst und so. Schmeiß die Gedanken raus und geh einfach auf die anderen los. Mal bekommst du einen Korb, mal freut sich jemand, dass du ihn angesprochen hast. Es müssen nicht immer alle Menschen Kontakt mit mir haben wollen. Die einen mögen mich, die anderen nicht so. Das ist schon okay und ist keine Abwertung oder so. Das Leben ist bunt. Mal passt es, mal nicht.

    Bei mir war es in der Kindheit so, dass meine Eltern miteinander schon viel Streit hatten und ich immer leise und möglichst unsichtbar mich verhalten habe, um ja nicht auch noch Stress zu machen. Ich bin vielleicht zu rücksichtsvoll und vorsichtig, denke zu viel, was die anderen wohl von mir erwarten oder halten und kann mich schlecht spontan frei auf sie einlassen. Ich bewundere Menschen, die das können, aber man ist ja lernfähig und es wird von Mal zu Mal besser.

    Wenn ich weiß, ich muss zu einer Familienfeier, dann motiviere ich mich selbst, d.h. ich ziehe Kleidung an, die mir hilft, Kontakt aufzunehmen (vielleicht etwas Besonderes, wo andere mich darauf ansprechen können, oder Sachen, die ich anhatte, als es mal toll geklappt hat). Ich höre Musik, die mir hilft und nehme mir vor interessiert und offen zu sein. Manchmal denkt man ja, dass dort wieder nur Menschen sind, mit denen man nichts anzufangen weiß. Aber überraschenderweise sind das oft die interessantesten Menschen, wenn man erst einmal über den Schatten gesprungen ist und ein Gespräch eröffnet hat.

    Natürlich gibt es auch Gruppen, die einen absichtlich nicht dazwischenlassen oder Mobber, die einen ausgrenzen. Na und? Schnell weg und jemand anderen gesucht - wenn alle so sind, verlasse ich halt das Zusammentreffen. Dort, wo ich willkommen bin, da will ich sein.

    Also mal keine Panik vor dem nächsten Treffen, probier einfach mal was Neues und dann schaust du, ob es geklappt hat. Wenn ja, beibehalten, wenn nein, weiter ausprobieren.

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