Borderline Alltag

  • Würde gerne mal von den Betroffenen hier wissen wie sie mit Borderline so im Alltag zurecht kommen. Weiß nicht wie viele Borderliner überhaupt schon da sind, aber na ja.

    Nun ja, ich denke ich habe einige Probleme deswegen, aber gestehe mir seltenst ein, dass diese ihre Ursache haben. Na ja, irgendwie blöd. Denk immer es liegt halt einfach so an mir. Aber nicht daran, dass ich Borderliner bin. Wobei ich jetzt nicht jeden Missstand darauf schiebe.

    Zum Beispiel bin ich ganz furchtbar schnell eingeschnappt, es ist manchmal wirklich schwierig mit mir umzugehen. Und ich handle oft so furchtbar impulsiv, was andere total umhaut oft.

    Wie geht’s euch denn damit?

    LG
    Raja

  • Hm dieses impulsive kenn ich auch. Vor allem macht es mir zu schaffen, dass schon Kleinigkeiten meine Stimmung zum Kippen bringen können. Und das ist dann natürlich auch für meine Umwelt anstrengend. Naja, wenn du so nach dem Alltag fragst...Ich denk vieles hab ich inzwischen im Griff. Also mir fiel es lange Zeit schwer, Struktur zu haben. Irgendwie meinen Tag sinnvoll zu verbringen ohne mich zu überfordern usw. Und ich denk das bring ich jetzt meistens. Insofern komm ich doch immer besser zurecht.
    Was bei mir halt immernoch schwierig ist, sind die Beziehungen. Also die Angst zurückgewiesen zu werden etc. Im zwischenmenschlichen Bereich sollte ich wohl doch noch einiges lernen...
    Ragazza

  • Ja, mit dem Zwischenmenschlichen hab ich die größten Probleme überhaupt. Ich beziehe alles immer sofort auf mich, jedes etwas harsche Wort und so. Oder auf der Arbeit alles. Deswegen macht die mich auch im Moment so fertig. Da mault jeder jeden an, das ist schon eine ganze zeit so. Aber wenn ich was abkriege fang ich jedes mal fast an zu heulen. Und ich kann auch nichts dagegen tun. Es ist einfach so. Ich kann nichts ab. Da muss mich nur einer schräg angucken und bei mir ists vorbei.
    Ich hab im Moment das Gefühl so gar nicht mehr klar zu kommen irgendwie
    Wie hast Dus denn gechafft die anderen Alltagsdinge in den Griff zu bekommen?

    Raja...

  • Hm...wie gesagt, das klappt bei mir auch nicht immer.
    Aber ich denk das ist einfach eine Frage der Übung. Denn letztlich sind viele Dinge Reaktionen, die durch Überforderung entstehen. Und dadurch muss man halt versuchen, diesen Zuständen entgegenzuwirken. Wie gesagt, geht bei mir auch nicht immer. Aber Struktur ist schon sehr wichtig. Halt wirklich eine Sache nach der anderen angehen und bissel planen und so.
    Versuch ich halt auch auf der Arbeit. Naja, hab nen ziemlich chaotischen Chef. Und dann kommt der immer mit drei Dingen gleichzeitig an. Dann kann ich dem Chaos nur entgehen, indem ich mir innerlich bissel Struktur mache.
    Naja ist eigentlich für jeden hilfreich um sich halt nicht zu sehr zu stressen.
    Und ansonsten versuch ich halt auf mich zu achten. Also mich mehr zu beobachten als ich es vorher getan hab. Gefühle nicht wegzuschieben gehört da auch dazu. Ich merk zwar, dass dadurch die Situationen manchmal kurz krasser werden, weil ich dann doch nicht ganz damit umgehen kann. Zum Beispiel hab ich jetzt manchmal fast Panikattacken, was ich vorher gar nicht kannte. Andererseits ist es aber so, dass ich dadurch, dass ich die Dinge bewusster angehe, dann auch mich meist schneller stabilisieren kann. Wie gesagt, ich bin auf dem Weg und der ist noch lang...

    Das was ich dir beschreibe ist teilweise aus der Dialektisch Behavioralen Therapie (DBT)...Borderline-Therapie halt. Kannst ja mal danach bei google suchen. Da findest ganz gute Hinweise, wie man mit solchen Sachen umgehen kann. Skills halt.
    Wenn mir mal danach ist, poste ich hier im Forum vielleicht mal bissel was davon...

    So, erstmal genug geschrieben :winking_face:

  • Ich glaube, dass ein wichtiger erster Schritt die Einsicht ist.
    Einsehen, dass man eine Krankheit hat, die einen überzogen reagieren lässt. Das schwere daran ist, sich selber eingestehen zu müssen, dass die eigenen Gefühle und Reaktionen falsch sind. Die Gefühle nicht als gegeben annehmen, sondern hinterfragen, sich etwas davon distanzieren.
    Einen realistischen Blick erarbeiten auf das, was passiert ist. Man wird komisch angeguckt und spinnt sich im Kopf dann so viel unsinniges Zeug zusammen, bis man sich total schlecht fühlt deswegen. Aber diese Reaktion ist falsch gewesen. Distanzierter Blick auf das Geschehen, ansehen, was wirklich passiert ist und wieviel der Folge-Gedanken wirklich den Tatsachen entsprechen oder nur pure Vermutungen von mir sind.
    Was ist passiert? Er hat komisch geguckt. Weiß ich, warum er das tut? Nein. Bin ich ein Hellseher? Auch nicht. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als ihn zu fragen, warum er komisch geguckt hat, oder ich nehm das so hin und warte eben ab, ob er später nochmal so komisch schaut. Warum muss eigentlich alles sich um mich drehen? Vielleicht hat er doch nur einen schlechten Tag und er guckt alle so an.
    Aber was hab ich getan? Er guckt komisch und anstatt sofort zu fragen, zieh ich mich zurück und zimmere mir selber Gründe zusammen, um mich so fertig zu machen, dass ich heule und mich unter Umständen sogar noch selber verletze. Komplett übertrieben.
    In Ordnung, jetzt bin ich schlauer. Nächstes mal, wenn er komisch guckt mache ich mir zuerst diese realistischen Gedanken und raste nicht aus, ohne wirklich zu wissen, was eigentlich los ist. Noch besser! Ich frage gleich nach!

    Ich hoffe man versteht einigermaßen was ich damit aussagen will. Nun mag man sagen "das kann ich nicht, ich kann den nicht ansprechen" etc.
    Tja, da kann man nur sagen, entweder man sieht ein, dass man eine Krankheit hat, die es zu heilen gilt, will das und nimmt in Kauf, dass es schwer wird und lange dauert, oder man leidet eben weiter. Was auch seine Reize hat, ist zumindest viel leichter.

    Ich hab nie eine Therapie deswegen gemacht. Mein Weg ist Selbst-Hinterfragung, bei jedem größeren emotionalen Ausbruch.
    Bestimmt wäre eine richtige Therapie sinnvoller und man würde mehr Wege lernen. Aber das ist nun meiner, mit dem ich mich seit Langem nun über Wasser halte.

    War jetzt etwas an der eigentlichen Frage vorbei wohl..

  • Ja mein Alltag :winking_face_with_tongue:

    Ansich relativ stabil, nehme auch Antidepressiva und die sorgen wenigestens halbwegs für emotionales Gleichgewicht.

    Beziehungen zu Männern hab ich noch nie wirklich lange auf die Reihe gekriegt, ausserdem hab ich den Hang zu Dreiecksbeziehungen bzw. kann ich mich der Harmonie einer monogamen Beziehung nicht lange stellen. Irgendwann brech ich aus.

    Freundschaften haben da schon längere Dauer da dort die Nähe nicht die gleiche ist.

    Ab und an krieg ich einen Ausklinker, in dem ich mich exzessivem Lebensrausch hingebe, in welcher Form auch immer, und diese zelebriere ich förmlich.

    Normalerweise habe ich keine Essensprobleme, nur wenn der Ausklinker kommt, dann hör ich auf zu essen, als würde ich mir dann beweisen wollen, wie stark ich doch bin....-

    Also das alles ist Alltag und gehört zu mir. Das alles erfuhr mein Freund den ich seit 5 Mon habe. Und all das versucht er zu tolerieren . Von begreifen kann man da eher nich reden, wie auch :confused_face:

  • hallo!

    der thread ist zwar schon ein bisschen älter, aber ich würde trotzdem auch gerne etwas dazu sagen.
    raja, mir geht es wie dir! ich beziehe sehr viele dinge auf mich und sehe ständig persönliche angriffe, demütigungen oder bloßstellungen. sogar wenn mir jemand etwas offensichtlich im scherz sagt, nehme ich es mir sehr zu herzen :(. da ist es mir auch schon passiert, dass ich in der öffentlichkeit losgeheult habe... gerade kürzlich erst wieder. das war wirklich super unangenehm und ich habe da auch schnell die flucht ergriffen. inzwischen kann ich einigermaßen gut damit umgehen. das war aber nicht immer so...
    die andere seite von dieser "überempfindlichkeit" ist, dass ich sehr schnell aggressiv werde. damit können auch nur wenige menschen umgehen. was mir normal erscheint (in meinem elternhaus wurde ich praktisch nur angeschrien (oder ignoriert)) stößt andere vor den kopf und vergrault sie. klar, dass die sich dann mir gegenüber nicht freundlich verhalten, womit ich aber - wie gesagt - auch nicht umgehen kann. :face_with_rolling_eyes:

    lieben gruß!

  • hi!
    ich selbst leide nicht an borderline aber als mein vater vor ein paar jahren starb sagte mir sein arzt das er an Borderline liet.
    Er war auch alkoholiker und Depressiv.
    Als kind hab ich es natürlich mit anderen augen gesehen aber im nachhinein denke ich das wenn er damals menschen zum reden gehabt hätte er vielleicht nicht so unglücklich gewesen wäre.
    Ich kann leider nichts mehr für ihn tun aber manchmal frage ich mich ob ich eventuell in die gleiche "schiene" rutsche.Da ich ehrlich gesagt meinen mund bei problemen nur schwer aufbekomme endet eine kleine meinungsverschiedenheit öfter mal in geschrei weil ich die sachen die mich stören erst runter schlucke und es dann irgendwann hoch kocht.Leider vergesse ich dabei das der jenige doch garnicht wissen kann warum ich auf einmal so auf 180 bin!

  • hallo!

    habe mir gerade durchgelesen welche sympthome so zutreffen...
    schnief das passt ja wirklich vorallem wenn ich daran denke das mein vater borderliner war...
    ich war meinem vater sehr ähnlich und als ich nach seinem tod seine wohnung auflösen musste habe ich einen brief gefunden!
    der brief war mehr als 25jahre alt (als mein vater ihn geschrieben hat war er so alt wie ich jetzt)
    es standen nur sachen wie "alles ist so schlimm" "ich halte das nicht mehr aus" "ich sehe alles nur noch in schwarz und weiss" oder die ewige frage nach dem "warum"????!!!!!!

    angefangen hat bei meinem vater alles mit dem tod meines opas.Er redete nicht darüber sondern half nur meine oma aufzubauen!!!
    dann fing es wohl mit dem Alkohol an bei ihm!
    das führte zu ehekrach und da meine eltern grund verschieden waren (meine mum schreit andauernd und redet nicht über probleme)
    staute sich immer mehr an!
    der zweite schicksalsschlag war dann sein erster herzinfakt mit 35jahren!
    damals war ich 5jahre alt und weiss nur noch wie mein vater sich in unserem ferienhaus übergeben musste und kolabiert ist und dann meine mutter ihn probiert hat zu rehanimieren!das herz hörte auf dem weg ins krh auf zu schlagen und er war klinisch tot als die sanis ihn wiederholten!
    anstatt was am leben zu ändern hat mein vater weiter geraucht,cholestirien reich weiter gefuttert und Alkohol getrunken!
    als mein vater dann in entziehungskur ging mit eisernen willen für die familie zu kämpfen hatte meine mutter nur den gedanken sich ganz abzunabeln!!!was ich ihr bis heute nicht verziehen habe!
    er war dann "erstmal" trocken aber das hielt nicht besonders lange durch verschiedene umstände!er hat immer alles runtergeschluckt tja und wenn ich drüber nachdenke bin ich genauso!
    ich glaube ich sollte mir wirklich ärztlichen rat holen und versuchen nicht alles negativ zu sehen!

  • hallo raja
    ich weiß erst seit märz diesen jahres , daß ich ein bordi bin und es hat mich zu erst sehr geschockt , aber es ist nur ein wort .
    in gesprächen mit psychos wurde mir gesagt warum und wer es ausgelößt hat , es ist aber nicht mehr zu ändern und ich mache auch niemand verantwortlich , ich denke wohl , es verdient zu haben , obwohl es blöde klingt . meine stimmungsschwankungen sind extrem und passieren von einer sec. zu anderen , meine Sucht und das nicht vorhandene selbstwertgefühl bewirken ein übriges . es gibt tage da gehe ich ganz normal damit um und dann wieder hab ich nur den gedanken zu *gehn* auch haben mir einige psychos gesagt , borderline ist nicht vor dem 25 lebensjahr einwandfrei feststellbar , also lass dich nicht von irgendwelchen berichten beeinflussen , es bedarf schon einiger tage um es wirklich genau zu wissen

    lg runaway

  • Hallo Raja,

    mein name ist programm. Sepia. Bordi-Alltag ist für mich extrem schwer auszuhalten. Entweder ich bin total in mir eingeschlossen, angespannt und renne wie betäubt durch die Stadt. Alle Menschen bedeuten Gefahr und meine Sinne sind permanent überlastet. Ist wie ein Spießrutenlauf. Mir ist dann alles zuviel, hab keinen Kontakt zu mir und meinen Gefühlen. In solchen Phasen sind meine Depressionen auch stark und ich denke dann, das halte ich nicht mehr aus. So will ich nicht weiterleben.
    Na ja, und dann kippt alles, ich bin voller Energie, könnte platzen, bin aber auch wegen jeder Kleinigkeit auf 180 und ebenso angespannt, dass ich gar nicht mehr denken kann. So schwanke ich zwischen Leere und innerer Fülle und kann mit beidem nicht umgehen. Entweder die Welt ist sepia, grau und neblig verschleiert und fern, oder sie stürzt auf mich ein und hat für meine Gefühle keinen Platz. So oder so ist der Bordi-Alltag schwer.
    Nur meine Familie bekommt das mit. In der Arbeit bin ich immer perfekt. da merkt es keiner (da ich ja immer auch langärmelig rumlaufe). Denn das SVV hab ich nicht im Griff. Ich denke dann immer, ich tu mir was gutes, wenn ich mich schneide. Voll doof. Aber ich schaff es einfach nicht, den inneren Druck wegzubekommen. Skills kenne ich, übe ich, aber manchmal mag ich sie nicht anwenden. Dann gibt es nur noch einen weg. Ich sorge wirklich schlecht für mich, esse wenig oder einseitig, weil ich keinen appetit habe oder ich betäube mich mit Tavor oder Schlafmitteln, weil ich in den Hoch-Phasen auch schlecht schlafen kann und nur innerlich aufgedreht bin.
    Hab keine Ahnung, wie lange ich das so noch durchhalte. In den Hochphasen denke ich, ich werde das Leben schon irgendwie packen. In den Tiefs sehe ich kein Land in Sicht. Bodi-sein ist echt grenzwertig. Manchmal wünschte ich, ich könnte aus diesem Albtraum aufwachen oder jemanden finden, bei dem ich mich fallen lassen könnte. aber auch das geht nicht, weil ich nähe nicht zulasse. Hab zuviel Angst davor, Panik, obwohl die sehnsucht da ist. Immer zwei entgegengesetzte Bewegungsrichtungen in mir. Unerträglich.

    Mir hilft nur mein Glaube an die göttliche Weisheit. Sie wird es schon irgendwie gut machen am Ende. Und solang ich mich daran festhalte, solange gebe ich nicht auf.

    Sepia

  • Hallo sepia ! Dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Du sprichst mir aus der Seele. Im Moment geht es mir genau so!
    Ausweg ist grad auch nicht in Sicht, obwohl ich doch eine Art Hoffnung habe, da ich zur Zeit eine Traumatherapie mache und es wohl die erste Therapeutin ist, der ich wirklich vertraue und mich ihr ehrlich und aufrichtig öffnen kann. Ausserdem stellt sie oft die richtigen, genau passenden Fragen.
    Na ja...wollte (bedauerlicherweise) eigentlich nur deinen Beitrag würdigen und dir sagen, dass es mir auch so geht. Ist kein Trost aber du bist nicht alleine.
    LG von der Hermine

  • Hallo Hermine,
    danke für deine Worte. Trösten mich schon etwas, da ich sehe, dass ich in der Störung doch normal bin, d.h. dass es auch dir so geht. Viel Mut wünsche ich dir für deine Therapie. Und Geduld, geduld, Geduld. Bin seit 1 Jahr in ambulanter Behandlung, war auch schon 2 mal in einer Klinik und 1 mal in der Psychatrie. na ja. Land ist nicht in Sicht. Aber so eine Störung bekommt man ja nicht von heute auf morgen und so braucht es wohl auch viel Zeit, um sie etwas zu heilen oder zumindest zu bessern. Also, lass dich nie entmutigen. Wünsche uns beiden, dass wir die Regisseure unseres Lebens werden, nicht andere.

    LG von sepia

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