Habt ihr Freunde dafür aufgegeben?

  • Hey,

    seitdem ich ne ambulante thera mach,frag ich mich oft,obs villt.besser wär,mit denen die H konsumieren nichts mehr zu tun zu haben.
    Aber ich kann mir das nich vorstellen.Mit dem einen Kollegen hab ich nämlich schon ziemlich einen engen kontakt und ich hab ihn auch wirklich gern..ist also schon so ne art freundschaft drausgeworden,obwohls auch immer ums Dope geht.

    Ich glaube,ihr wisst was ich meine.
    Und so ne Frage:Habt ihr als ihr langsam clean wurdet,oder den entschluss gefasst habt,nach und nach den Kontakt zur Szene und euren ebenfalls süchtigen Freunden aufgegeben?Wenn nein,wie habt ihr das gepackt?

    oder wie seht ihr das?

    würd mich interessieren....

    lg

  • Hallo Regenkind,

    naja ich kann nur aus meiner Erfahrung sprechen, allerdings ging es da nicht um H sondern um XTC....Speed und Koks. Letztendlich ist es aber das selbe Prinzip denke ich !

    Eines Tage fasste ich den Entschluss keine Drogen mehr zu nehmen von einer auf die nächste Minute. Ich löschte alle handy Nummern meiner Möchtegernfreunde. Wir waren wie eine Familie gewesen....aber eben nur auf Drogen, wenn wir nüchtern neben einander sassen (war ja nie für lange) oder anfangs aufeinander trafen, waren es für mich wildfremde Menschen mit denen ich nichts....aber auch wirklich garnichts gemein hatte.

    Ich habe sehr oft über die ganze Sache nachgedacht, schliesslich war ich ja 10 Jahre in dieser Szene,....aber Freunde...richtige Freunde habe ich dort nie gewonnen. Es war nur die Droge die uns verbunden hat, auf irgendeine Art verschweist..... und das war's auch schon... !

    Traurig aber pure Realität !

  • naja, meine frühere Erfahrungen waren auch noch nicht mit Heroin, sondern mit XTC, Koks und Pappen und damals habe ich die Leute nicht bewusste verlassen, weil ich nix mehr damit zutun haben wollte, sondern ich habe meine Ausbildung angefangen und hatte keinen Zeit mehr dafür und sie feierten weiter.

    So verloren wir uns aus den Augen, ich lernte neue Leute, die nix mit Drogen zutun hatten u.s.w.

    Genutzt hat es aber auch nicht viel, weil ich trotzdem beim H. landete :frowning_face:

  • Hallo Regenkind,

    als ich aufgehört habe, hab ich alle Kontakte die ich hatte abgebrochen (hatte ja auch nur noch Kontakte aus der Szene). Anders hätte ich es nicht geschafft aufzuhören. Insbesondere eine Erfahrung hat mir das gezeigt: Bin damals zu einer Freundin um ihr stolz zu erklären, dass ich clean bin und um sie ein bisschen zu motivieren. Da kam ich dann an und sag ihr das und sie sagt "Ja super, das ist echt stark." Ich geh in die Wohnung und seh nen Typen auf dem Sofa sitzen und frage: "Wer iss er denn?" Sie sagt: "Ach ja, das ist mein neuer Dealer, wir machen uns gerade ne Line fertig, willste auch?" ...und hält mir den Spiegel vor die Nase. Joah, das war dann mein erster Rückfall.
    Erübrigt sich was ich damit sagen will, gell?

    Aber es war schon echt beschissen in den nächsten Jahren. Keine Kontakte zu anderen, überall fühlte ich mich deplaziert, wie ein Alien und es fiel mir sehr schwer neue Freunde zu finden. Genauer gesagt, finde ich das bis heute schwierig, aber dafür lebe ich noch 8).

    Ich würde aber auch nie verallgemeinern und sagen, man kann es nur schaffen, wenn man alle Kontakte abbricht. Ich wusste nur, dass ich anders nicht stark genug bin. Vielleicht bist Du es ja, ich wünsch Dir auf jeden Fall viel Kraft dabei. :smiling_face:

    LG Minun

  • Hi Regenkind,

    deine Frage wurde nun mehrmals beantwortet, genau so wie es einfach sein muss, die H-Freunde musst du aufgeben!

    Ich habe damals sogar die Stadt verlassen, alle Kontakte abgebrochen, außer zu einem. Der ist ein richtiger Freund und er hat sich nie bei mir gemeldet, immer nur ich bei ihm. Er hat mal gesagt, "wenn ich clean bin, dann ruf ich dich an"! Jetzt, nach über 20 Jahren, hat er sich nich gemeldet, wie gesagt, immer nur ich - wenn ich Rückfälle gebaut habe.

    Bei vielen hat sich das aber von alleine gelöst, denn sie sind gestorben, an Überdosen oder Begleiterkrankungen. Keiner hat es nach meinen Wissen geschafft, nur ich war über 11 Jahre clean. Als meine Scheinwelt zusammengebrochen ist, da wurde ich Rückfällig, alles was geblieben ist - meine beiden Kinder, meine Freundin, meine Familie und liebe Freunde z.B. aus dem Forum hier. Ich weiß, das ist viel, oft haben welche gar nichts mehr.
    Manchmal hab ich den Anschluss zu ganz alten Freunden gesucht, aber die hab ich durch meine 'Sucht dermaßen verunsichert, dass alles ziemlich kaputt war.
    Ich habe sicher mehr gute Freunde durch die 'Sucht verloren, die wo selbst drauf waren, die sind nie wirkliche Freunde gewesen - wir hatten nur nen gemeinsamen Freund, das Heroin!
    Ich bin ein Mensch der immer versucht, alles alleine durchzustehen und das geht nicht. Wenn ich das mal richtig umsetzen kann, dann habe ich es geschafft und werde meinen Freunden auch wieder die Sicherheit geben können, dass ich am nächsten Tag nicht durch ne Überdosis gestorben bin!

    Du wirst selbst herausfinden müssen wie das bei dir sein wird, aber stell dir ehrlich die Frage "was verbindet uns, wenn es nicht mehr mit H zu tun hat."
    Eines noch zum Schluss, deine Freunde für die Zukunft müssen clean sein, anders geht es nicht - keiner kann sich weiter mit der Droge umgeben, keiner!

    Lieben Gruß
    Franz

  • Hallo Regenkind...

    Ich schließe mich Franz an. klar jeder muß das für sich selber wissen...aber ich denke es braucht einen sehr starken Charakter, um vom H die Finger zu lassen, wenn einer vor einem sitz und es sich gibt. Ich selber habe es nie geused...aber ich habe genug Leute damit verloren....

    Als ich mit Koks aufgehört habe, tat ich das auch von einem Tag auf den anderen, und mir war sofort klar, dass ich diese Szene verlassen muß. Solche Sprüche, wie na komm eine geht schon, wirst doch nicht gleich rückfällig, komm so schlimm ists doch nicht...hastes doch im Griff, dachte ich, brauche ich nicht mehr...auch keine Leute, die sich ständig selber in die Tasche lügen, weil sie das Zeug halt doch nicht einfach so lassen könnten, es sich aber immer einreden wollen...

    Ich war 8 Jahre gar nicht im Viertel, aus Angst welche von früher zu treffen.
    Vor zwei Jahr habe ich per Zufall einen von früher getroffen... wir haben uns sofort wieder erkannt (es war damals auch einer meiner "besten Freunde") und ich bin so erschrocken, was aus ihm geworden ist...Schlaganfall im Rausch gegen die Ölheizung gefallen, erst nach ein paar Stunden gefunden worden. Wir sind damals Cafe trinken gegangen, und haben lange geredet...von den alten gibt es eigentlich niemanden mehr...sind alle irgendwann aufs Braune umgestiegen, und naja...
    Rückblickend hat er mich bestätigt...er musste es nun sein lassen, oder wäre daran krepiert, und er hat auch die Szene verlassen...User können keine Freunde sein, weil die einzige Freundschaft die zur Droge ist.

    Ein Leben ohne Pulver ist ein ganz anderes..da passen keine Exleute rein, ist meine Ansicht...je länger ich clean war, desto deutlicher wurde mir das...es ist eine ganz andere Lebenseinstellung, eine ganz andere Art sein Leben zu meistern...es gibt neue, wichtigere Prioritäten, auch wenn das einige Zeit dauert.

    Vor kurzem habe ich eine Frau kennengelernt, die hin und wieder snieft, und eigentlich war sie mir sehr sympatisch, aber die Unterschiede in der Lebenseinstellung waren zu groß...mein Vorteil, ich habe da wirklich gemerkt, dass ich drüber stehe...ich habe jetzt keine Angst mehr rückfällig zu werden...egal, was kommt. Ich weiß von mir dieses Zeug fasse ich nie mehr an, und das läßt mich auch ein bißchen stolz auf mich sein...wenigstens einmal alles richtig gemacht...

    Ich wünsche dir die Kraft eine für dich richtige Entscheidung zu treffen, auf dass du Leute kennenlernst, die im normalen Leben fest verankert sind

    so ein Roman? Shcicke ihn trotzdem ab

    alles Gute lg Julchen

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