Mein Bruder ist Alkoholiker

  • Ich bin total verzweifelt, deshalb wende ich mich an Euch, weil ich völlig überfordert bin und nicht weiß, was ich machen soll. Ich habe einen Bruder, der Alkoholiker ist und habe täglich große Angst um ihn und kann das nicht abschalten. Ich habe selbst eine schwere psychische Erkrankung mit Deprtessionen und Ängsten und reagiere deshalb oft noch dramatischer als andere es täten. Ich weiß, ich kann ihm nicht helfen, solange er keinen Entzug machen will, aber das ist so unsagbar schwer. Es zerreißt mich innerlich, wenn ich mit ansehe, wie er leidet und ich nichts tun kann. Wir haben nur noch uns. Unsere Eltern sind tot und wir beide sind allein, haben niemanden und stehen uns sehr nahe. Ich selbst bin körperlich und seelisch so krank, das ich kaum die Wohnung verlassen kann, also auch wenig unter Leute komme und wenig Ablenkung finde, zumal ich oft im Bett oder auf dem Sofa liegen muss, weil nichts mehr geht.

    Also, angffangen hat das Drama im letzten Winter. Natürlich trinkt er schon länger, aber da wurde er obdachlos, weil er in seinem Zustand nicht mehr in der Lage ist, seine Unterlagen bei der Arge rechtzeitig abzugeben, sich zu bewerben, seine Post regelmäßig durchzugehen usw. Von letzterem wußte ich erst nichts. Erst, als er mich letztes Jahr im Dezember anrief und sagte, er müsse aus der Wohnung raus und wisse nicht wohin. Da sagte ich, er könne vorläufig bei mir wohnen. Es war Winter, es war kalt und ich hätte den Gedanken nicht ertragen, das er auf der Straße schläft. Er ist ist sehr labil, ängstlich und ebenfalls Depressiv und er sagte, er würde auf keinen Fall ins Obdachlosenheim gehen. Also nahm ich ihn auf. Mir war das ganze Ausmaß der Sucht nicht bewußt. Er trinkt schon morgens sein erstes Bier. Dann über den ganzen Tag verteilt, ohne aber vollständig betrunken zu sein. Er funktioniert tagsüber noch irgendwie, wenigstens meistens, macht Besorgungen und bemüht sich auch mit der Arge klarzukommen, kriegt letzteres aber nicht auf die Reihe. Abends läßt er sich dann regelmäßig volllaufen und ich habe sehr darunter gelitten, das jeden Abend mit ansehen zu müssen, wie er das Gift in sich reinschüttet, bis er zu ist. Er ist außerdem Kettenraucher und in einen sehr schlechten gesundheitlichen Zustand, will aber nicht zum Arzt. Es ist ein Wunder, das er noch nicht zusammengebrochen ist. Er hat zweieinhalb Monate bei mir gewohnt, dann hat er zum Glück eine neue Wohnung gefunden. Da gings erstmal aufwärts und ich war froh, ihn aus meiner Wohnung zu haben. Leider droht nun aber erneut die Obdachlosigkeit wegen fehlender Mietzahlungen. Die Arge erhängt eine Sanktion nach der anderen. Monatelang kriegt er gar kein Geld mehr, auch nicht zum Leben. Dann pumpt er Freunde an, oder wenn sie ihm nichts geben, mich, obwohl ich ihm höchstens mal 5 Euro geben kann. Ich lebe ja selbst von Grundsicherung. Ich weiß, ich darf ihm eigentlich nichts geben, da er sich doch nur wieder Alkohol kauft und kein Essen. Ich weiß auch, ich darf ihn nicht nochmal bei mir aufnehmen und will es auch auf keinen Fall, weil ich das nervlich nicht nochmal durchstehe. Aber gerade das macht mich so fertig. Ich bin heute und gestern nicht ans Telefon gegangen, als er anrief, weil ich wußte, er wollte nur Geld. Aber das macht mich fertig, zu wissen, er hat Hunger und sitzt vielleicht bald wieder auf der Straße. Es ist so schlimm, das ich denke, lieber will ich sterben, als das ertragen. Das ist zusätzlich zu meiner eigenen Krankheit einfach zuviel. Wie soll ich mich verhalten, wenn er nach Geld fragt? Was soll ich gegen meine entsetzliche Angst tun, ihn auch zu verlieren. Ich habe oft mit ihm über das Problem geredet, aber leider sieht er es nicht ein und sagt, es ist seine Sache, wenn er Bier trinkt und außerdem tut das fast jeder (so sein Argument) Bier sei ja nicht schlimm. Ich glaube, ihm ist nicht bewußt, was er mir damit antut, aber ich könnte auch nicht den Kontakt abbrechen. Dann würde mich die Ungewissheit, was jetzt mit ihm passiert umbringen. Ich bin froh, das ich hier einen Platz gefunden habe, das alles loszuwerden und hoffe, das ich hier Austausch finde, der mir weiterhilft. Danke erstmal fürs lesen.

  • Hi Skyla und willkommen bei SuS,

    ich weiß was trinkende Angehörige für eine enorme Belastung sein können, vor allem, wenn es einem selbst gerade nicht so gut geht. Oft leiden die Angehörigen beinahe mehr als der Betroffene selbst, und ich kann dir deine Verzweiflung nachempfinden, und weiß, dass es viele andere in diesem Foren auch genau kennen.

    Du hast aber auch schon treffend erkannt, dass du nichts für deinen Bruder tun kannst, solang er nicht selbst zur Einsicht gelangt, dass er krank ist und Hilfe von Außen benötigt. Ich weiß auch, dass es einfacher gesagt, als wirklich getan ist, aber in dieser Situation kannst du überhaupt nichts anderes machen, als dich ganz auf dich zu konzentrieren, und dich bestmöglich abzugrenzen. Auch wenn es noch so weh tut. Ich kenne den inneren Drang, doch irgendetwas machen zu müssen, doch irgendwie helfen zu müssen aus eigener Erfahrung. Aber, ich musste auch lernen, dass sich der Betroffene letztlich nur selbst helfen kann, und man auf der Strecke bleibt, sich verausgabt, wenn man probiert jemandem Hilfe aufzunötigen, ohne dass er diese möchte. Wenn du dich da nicht rausziehst bleibt letzten Endes nicht nur einer auf der Strecke. Die beste Hilfe ist immer noch, wenn du erst einmal dir selbst hilfst.

    Du sagst, dass du schon oft mit ihm über den Alkohol gesprochen hast... mehr kannst du nicht machen, der Rest liegt bei ihm. Obwohl ich nicht der Ansicht bin, dass es unbedingt notwendig ist, dass jemand ganz unten ankommt, bevor Hilfe möglich ist, so bin ich doch der festen Ansicht, dass der Freifall solange weitergehen wird, bis er selbst erkennt: "Ja, ich habe ein Problem und ich brauche Hilfe, ich will Hilfe." Das ist ein Prozess, der ganz bei ihm liegt, den er selbst durchlaufen muss.

    Du sagst, du seist überfordert und depressiv... Hast du da therapeutische Unterstützung? Bekommst du eine entsprechende Medikation?

    LG
    WbD

  • Guten Abend Skyla,

    du siehst schon ganz richtig, so lange dein Bruder nicht einsichtig ist, was seine 'Alkoholkrankheit angeht, wirst du ihm vermutlich nicht nachhaltig helfen können. Entzüge und Therapien sind nur dann sinnvoll, wenn der Betroffene selbst sie auch machen will und einsieht, dass nur das ihm noch helfen kann.
    Ich denke, auf diese Einsicht kann man nur im nüchternen Zustand hinarbeiten - scheint aber schwierig zu sein, wenn du ihn scheinbar nur alkoholisiert antriffst, weil er schon morgens nach dem Aufstehen anfängt.

    Wenn er das nächste Mal auf dich zu kommt und nach Geld fragt, kannst du ja hinterfragen, wofür er es haben will. Ich nehme an, er sagt dann, er habe nichts zu essen und brauche das Geld dafür? Und du vermutest, dass er es doch wieder für 'Alkohol ausgibt?
    Dann gib ihm kein Geld, sondern geh mit ihm gemeinsam einkaufen und kauf ihm etwas zu essen. Oder gib ihm was, das du zu Hause hast und entbehren kannst, wenn ihr beide nicht in der Lage seid einkaufen zu gehen.
    Wenn er sagt, er braucht was zu essen, dann unterstütze ihn mit essen - und zwar eben nicht mit Geld, sondern mit Naturalien. :winking_face: Meinst du, das wäre umsetzbar?
    Könnte allerdings sein, dass er sich dann ertappt fühlt und entsprechend reagiert...

    Gruß .fibra.

  • Hallo Skyla,

    Du solltest in dieser Sache in erster Linie auf Dich aufpassen das Du neben Deinen Depressionen und Aengsten nicht auch noch in eine Co-Abhaengigkeit abrutscht. Ich kann verstehen das Du Deinem Bruder helfen willst aber das solltest Du unter keinen Umstaenden mit Geld tun.

    Ich sage das aus eigener Erfahrung als Biertrinker der ueber 30 Jahre getrunken hat. So lange wie einer da ist wo man noch Geld bekommt geht es dem Trinker gut weil er irgendwie an das Zeug was er trinkt rankommen kann. Es ist ja jemand da der das Geld hergibt dafuer. Dann braucht er sich auch keine Sorgen machen ob da was bei der Arge schief laeuft...das interessiert ihn naemlich nicht so lange wie er was zu trinken hat...bzw so lange wie ihm jemand Geld gibt. Wenn Du ihm Geld gibst unterstuetzt Du nicht ihn sondern seine Sauferei.

    Vielen Trinkern wird es so ergehen wie es mir ergangen is. Sie muessen sich durchsaufen bis zu ihrer Schmerzgrenze um zu begreifen das das kein Leben ist. Er wird seine genauso finden muessen wie ich meine finden musste. Erst dann wird er anfangen darueber nachzudenken Hilfe in Form von Therapie in Anspruch zu nehmen. Du kannst mit ihm drueber reden das es Dich stoert und kannst ihm jede Unterstuetzung anbieten um in eine Therapie zu kommen aber entscheiden muss er das. Da macht langes rumdiskutieren keinen Sinn denn wie wir alle wissen trinkt ja jeder sein Bierchen. Warum sollten das alle koennen nur er nicht ? Die Frage habe ich mir auch gestellt und 30 Jahre spaeter wusste ich warum. Ich hoffe fuer Dich das das bei ihm nicht so lange dauert. Eine Therapie die nur auf Druck von aussen begonnen wird ist zum Scheitern verurteilt weil das ja andere wollen und nicht er selbst. Er muss es wollen und den besten Gefallen den Du ihm tun kannst ist letztendlich ihn seinen eigenen Schmerz erleben zu lassen. Du kannst ihm den nicht abnehmen und spende dann auch bloss keinen Trost.

    Wenn er Hunger hat kannst Du ihm zu essen geben soweit es geht und wenn er Durst hat dann kannst Du ihm Wasser oder Tee oder irgendwelche Saefte geben...niemals alkoholhaltige Getraenke und niemals Geld. Wenn er Geld braucht frage ihn warum er seine Probleme mit der Arge nicht klaert.

    Du hast selbst nichts, Du kannst ihn nicht mit durchschleifen. Gegen eine Sucht kann ein Aussenstehender nichts tun. Der Aussenstehende, in dem Fall Du sollte dem Betroffenen aber keine Unterstuetzung seiner Sucht gewaehren. Im Klartext...kein Geld, kein Alkohol. Denk an Dich dabei.

    Viele Gruesse:

    Siegfried

  • Danke für die Antworten. Ich weiß, dass ihr recht habt, aber es ist sehr schwer, das umzusetzen, denn das Abgrenzen fällt mir am schwersten. Geld habe ich ihn nur einmal gegeben und dann auch nur 5 Euro, weil ich wußte, das er es wahrscheinlich für Bier ausgibt und ich selbst nicht viel habe. Ich habe ihn auch schon Essen mitgegeben,sofern was da war, bzw. sogar bei meiner Freundin gefragt, ob sie essen über hat. Ich habe nicht viel im Haus, was er essen könnte, da ich wegen meines starken Reizdarmsyndroms einen spastischen Darm habe und kaum normale Nahrung zu mir nehmen kann außer Brei, Suppen und Ersatznahrung in Flüssigform. Ich klann leider auch nicht einkaufen gehen, da ich die Kraft dazu nicht habe. Ich bin in Behandlung und bekomme Medikamente gegen meine Depressionen und auch gegen meine anderen Beschwerden. Ich möchte ihn auch gar nicht zum Entzug überreden, weil ich weiß, das es keinen Sinn macht. Ich hab mit ihm darüber gesprochen, ob ihm bewußt ist, was er seinen Körper antut und das er dadurch immer mehr abrutscht, aber er verdrängt es oder sieht es nicht ein. Ich werde ihn auch kein Geld mehr geben, weil ich nicht einsehe, das er das dann für Alkohol ausgibt, wo ich es doch selbst dringend benötige. Das waren nur einmal die 5 Euro, weil er mir so leid getan hat und ich selbst ganz fertig war, wenn er so verzweifelt war. Am meisten Angst habe ich, das er wieder die Wohnung verliert und obdachlos wird oder das ein körerlicher Zusammenbruch tödlich enden könnte. Mein Vater war auch Alkoholiker und starb mit 46 einen einsamen Tod auf der Straße. Das habe ich immer vor Augen und das könnte ich nicht ertragen, wenn das meinem Bruder auch passiert. Ich habe das Gefühl, daran würde ich endgültig zerbrechen, weil ich schon viel furchtbares erlebt habe. Allein meine Kranken und Lebensgeschichte würde hier Seiten füllen. Ihn nochmal bei mir aufnehmen möchte ich nicht, weil das seelisch eine zu große Belastung für mich ist und schon im letzten Winter beinahe über meine Kräfte geht. Ich versuche ihm, bei den Unterlagen mit der Arge zu helfen und er bemüht sich selbst auch, aber er schafft es einfach nicht, schon allein weil er nicht regelmäßig seine Post durchsieht, weil er sich nicht mehr an den Briefkasten traut, da er einfach nicht damit klarkommt, dass er immer solche Hammerbriefe kriegt und außerdem noch hohe Schulden hat. Liebr verdrängt er es, spült es mit Bier runter und wenn dann wieder eine Sperre kommt, kommt bei ihm die Verzweiflung und er versucht es wieder hinzubiegen, was mehr schlecht als recht gelingt und wer weiß wielange noch. Er hat auch Ängste und Depressionen, sieht das aber nicht und ist daher auch nicht in Behandlung. Er meidet sogar seinen Hausarzt, selbst wenn er mit Fieber, Husten und sonstwas im Bett liegt.
    Ich habe einfach sehr große Angst um ihn, aufgrund der Verluste und Erfahrungen, die ich schon gemacht habe.

  • Eigentlich hast Du ja echt genug eigene Probleme um die Du Dich kuemmern musst.

    Viel mehr als das was Du tust fuer ihn kannst Du ihm kaum abnehmen es sei denn Du duerftest seine Post oeffnen und bearbeiten soweit erforderlich. Das kann Dich aber mehr belasten als es ihm helfen wird.

    Zu einer Entzugsbehandlung zu ueberreden macht keinen Sinn damit hast du vllkommen recht. Das muss aus freien Stuecken passieren sonst geht das eh schief. Vielleicht kannst Du ihn aber dazu motivieren sich mal eine Selbsthilfegruppe zu suchen damit er vielleicht da durch die Gruppe Unterstuetzung erfaehrt die ihn dazu bringt sich der Sache zu stellen. Wenn Du mit ihm darueber redest dann mache ihm keine Vorwuerfe wegen seiner Sucht sondern zeige ihm das Du zu ihm stehst aber das es da ganz klare Grenzen gibt.

    Denke Du aber bitte zuerst an Dich dabei, Du hast genug eigene Baustellen.

    Viele Gruesse:

    Siegfried

  • Hi Skyla,

    also wenn man das so liest, dann muss man schon fast von einer 'Co-Abhängigkeit ausgehen, wenn wir auch keine Ferndiagnosen stellen wollen :winking_face:
    Du hast wirklich vel bei dir zu tun, da kann man nicht noch für einen Anderen mitdenken und arbeiten.

    Es ist ja alles gut gemeint, das versteh ich ja, doch ist es nicht immer hilfreich, wenn du überall mitmachst.
    Das geht mit den ganzen Schulden und Behördenkram los. Dafür gibt es überall Experten als Helfer und da muss dein Bruder seinen Hintern hinbewegen.
    Solange du aber überall mithilfst, da verlässt er sich allein auf dich :frowning_face:

    Zudem hören sich deine Beschwerden echt auch nach Stresskrankheiten an, zumindest tust dem Ganzen nichts gutes, wenn du dich nicht allein auf dich konzentrieren kannst.
    Du solltest umgehend eine 'Reha über den Hausarzt beantragen, so wie du es schilderst, da sollte das kein Problem sein. Dann kommst mal raus und kannst dich paar Wochen ganz auf dich einstellen.

    Was du für deinen Bruder noch tun könntest, gib ihm ne Liste mit allen Adressen, also Schuldenberatung, Sozialberatung usw.
    Die drückst ihm in die Hand und dann muss er handeln ...
    Wenn du die Adressen nicht alein hinbekommst, dann meld dich beim unserem Team, dann unterstützen wir dich da gern :smiling_face:

    LG Franz

  • Ja, das stimmt, das ich momentan genug eigene Baustellen hab und ich geh auch nicht mit zu den Ämtern, weil ich das gar nicht kann. Ich hab ihn nur bei den Unterlagen geholfen, ausgfüllen u.s.w. Abgeben muß er sie schon selbst und seine Schulden gehen mich nichts an. Zur Schuldnerberatung war er schon, aber anscheinend hat es nicht viel gebracht. Die interessieren mich auch nicht. Ich kann eben einfach nur nicht abstellen, dass ich mir Sorgen um seine Gesundheit mache und ich werde auf keinen Fall den Kontakt abbrechen oder ihn fallen lassen, denn ich sehe das als Krankheit und wir stehen uns sehr nahe, weil wir eben zum Teil dasselbe durchgemacht haben in der Kindheit und nur noch uns haben. Ob ich Co Abhängig bin weiß ich nicht. Ich habe nur extrem starke Verlustängste, aber die habe ich bei anderen auch. Und ich hab krass gesagt, einfach Angst, dass er stirbt. Woran erkennt man eine Co Abhängigkeit? Ich habe mich zwei Wochen lang zurückgezogen, weils mir selbst schlecht ging und heute das erstemal wieder mit ihm telefoniert. Er lässt mich auch in Ruhe, wenn er merkt, dass es mir nicht gut geht. Das Telefonat heute war ok. Er macht selbst schon Schritte, nur irgendwie kriegt er es nicht hin. Es ist nicht so, das er völlig untätig ist. Jetzt hat er sich ans Sozialamt gewandt und da nachgefragt, ob die ihn weiterhelfen können, da die Arge ihn ganz rausgeschmissen hat.
    Ist gut gemeint, aber zur Reha kann ich zur Zeit nicht, da ich überhaupt nicht reisefähig bin. Ich bin schon sehr lange krank. Aber so schlimm wie jetzt ist es seit drei Jahren. Nicht wegen meinen Bruder, sondern da gab es vorher andere Auslöser. Größtenteils verursacht wohl wirklich die Psyche die Beschwerden, nur bin ich körperlich inzwischen auch in einen sehr schlechten Zustand. Natürlich kümmer mich auch um mich selbst, aber das ist ebenfalls sehr schwierig.

  • Servus,

    um Gottes Willen, natürlich sollst deinen Bruder nicht fallen lassen, wenn das so angekommen ist, dann haben wir uns missverstanden.
    Er kann froh sein das er so eine Schwester hat, ich hab auch so eine und ohne die würde ich höchstwahrscheinlich nicht mehr leben.

    Trotzdem muss es Grenzen geben, die müssen beginnen, wenn du selbst Schäden davon ziehst.
    Was bedeutet, die Schuldnerberatung hat nix gebracht und die Arge hat ihn rausgeworfen??

    Zur 'Co-Abhängigkeit kannst hier lesen ==> Co-Abhängigkeit

    'Reha oder solche Maßnahmen, da musst du nicht unbedingt selbst anreisen. Ich wurde auch schon per Krankenwagen zur 'Reha gebracht. Was du aber so geschrieben hast, also da muss ja irgendwas passieren und wenn du schon den verdacht hast, dass es psychosomatisch ist, dann kann man da auch gut was machen.
    Am besten natürlich immer über eine stationäre und länger andauernde Maßnahme :smiling_face:

    LG Franz

  • Ich kann mir momentan nicht vorstellen zur Reha zu gehen und möchte es auch nicht. Hab so krasse Ängste, die nicht so zu überwinden sind und das würde mich extrem unter Stress setzen, wenn ich dahin müsste, das es mir mehr schaden würde als nützen denke ich. Außerdem traue ich den meisten Ärzten nicht, außer meiner Hausärztin. War jetzt zwei Jahre kaum aus der Wohnung und selten unter Leute. (Weil ich wegen des nicht essen könnens zu geschwächt bin)
    Nur hier ab und zu mal spazieren. Einmal die Woche kommt ne Betreuerin, mit der fahre ich mal einkaufen. Plötzlich woanders zu sein, würde mich unter einen krassen "Kulturschock" setzen. Dann hab ich kein Vertrauen. Die stellen die Medis um und ich vertrag sie dann nicht und es wird noch schlimmer usw. Ne, keine Reha bitte. Genau gesagt, weiß keiner so richtig was es ist, aber da bisher noch nichts konkretes gefunden wurde, wird angenommen, das es psychosomatisch ist. Wie gesagt, kann wegen meines Darms nicht normal essen. Hab außerdem so eine Art Weichteilrheuma, also Muskelschmerzen am ganzen Körper, aber nicht immer, sondern hauptsächlich bei Wetteränderung (was eigentlich in letzter Zeit dauernd sich ändert) oder Stress. Und ein ausgpägtes Erschöpfungssyndrom, so dass ich viele Stunden am Tag liegen muss. Schon allein deshalb wären Reha und Therapien viel zu anstrengend für mich. Leide schon mein ganzens Leben unter starken Ängsten und Depressionen, die auch durch Therapien und Medikation nie richtig in den Griff bekommen wurden. Ist einfach zuviel in meiner Psyche kaputt und im Augenblick möcht ich auch nicht mehr, weil ich viel zu erschöpft und ausgebrannt bin und "therapieresistent" wie meine Betreuerin sich letztens ausdrückte. Habe eine sehr liebe Hausärztin, die auf verschiedenen Wegen versucht, mir zu helfen. Hatten schon kleine Erfolge, aber auch viele Rückschläge. Ja, irgendwas muß passieren, aber was, weiß ich noch nicht. Jedenfalls keine Klinik und für eine nächste Therapie muß ich erstmal wieder zu Kräften kommen. Beim Neurologen bin ich ebenfalls, also bin in Behandlung.

    Zu meinem Bruder; Natürlich muß es da Grenzen geben und ich verausgabe mich auch nicht. Wenn ich Ruhe brauche sage ich es ihn und dann lässt er mich in Ruhe. Seelisch wird es mir oft zuviel, weil ich wegen dieser starken Ängste alles noch viel dramatischer sehe als es sowieso schon ist. Aber ich bin froh, das ich ihn noch habe. Er versucht auch, mich zu unterstützen, wo er es kann. Und ich kann ihn auch meine Sorgen erzählen. Nur säter am Abend ist er zu alkoholisiert und dann nicht mehr aufnahmefähig. Tagsüber hält sich das so einigermaßen. Da braucht er einen bestimmten Pegel, ist aber nicht betrunken.
    Er hat mir gestern erzählt, das die Arge ihn komplett abgemeldet hat, weil eine bestimmte Unterlage angeblich fehlte und er hat sich nicht gekümmert, weil er mal wieder die Post nicht aufgemacht hat. Sowas ist schon mehrmals passiert. Was die Arge mit ihm macht, ist teilweise echte Schikane, weil die ihn nicht vermitteln können und loswerden wollen. Die tun alles, um ihn fertig zu machen und das gelingt auch, denn mittlerweile hat er den totalen Horror wenn er da hin muss. Also, einiges hat er selbst verbockt durch seine Nachlässigkeit. Aber die legen ihn das als "nicht wollen" aus und schieben ihn ab. Im Grunde ist er ja gar nicht arbeitsfähig, was er nicht so wirklich einsehen will, aber mittlerweile sieht er es auch so, das er versuchen will, sich vom Amtsarzt arbeitunfähig schreiben zu lassen und zum Sozialamt zu gehen. Bei der Arge müsste er jetzt nochmal alles neu beantragen und bis das bearbeitet ist vergehen Monate und ebensolange kriegt er auch kein Geld. Er hat jetzt beim Sozialamt angerufen und die haben ihm gesagt, es gibt eventuell eine Möglichkeit, das das Sozialamt ihm erstmal das Geld zahlt und es sich von der Arge zurückholt. Die Arge dürfte das so eigentlich gar nicht. So genau blick ich da nicht durch, wer da nun was verbockt hat. Liegt sicher viel an meinem Bruder, weil er nicht tut, was die Arge sagt, aber umgekehrt tun die auch wirklich absolut alles, um es ihn so schwer wie möglich zu machen und er läßt es geschehen, weil er zuviel Angst hat, sich dagegen zu wehren. Ich denke, das mit den Sozialamt ist eine vernünftige Idee. Ich bin auch erwerbsunfähig, krieg regelmäßig mein Geld und das läuft ohne Probleme. Wieso die Schuldnerberatung nichts gebracht hat, verstehe ich selbst nicht ganz. Laut meinem Bruder hätten die nur gesagt, er bräuchte nichts zahlen, weil er kein Geld hat. Aber wie er das den Gläubigern klarmachen soll usw, anscheinend nicht. Der Berg an Inkasso Schreiben wird immer größer. Aber das sehe ich als sein Problem und zu pfänden ist da sowieso nichts mehr, weil er dadurch, das die letzte Wohnung komplett geräumt wurde, absolut bei null anfangen musste und kaum noch was hat außer das Notwendigste, das er sich inzwischen irgendwie zusammengesammelt hat.

    Puh. Eine lange Geschichte. Aber ist alles ziemlich kompliziert und da wir eben beide krank sind, sind es genaugenommen zwei Geschichten.

    Nee, ist nicht so rübergekommen, das ich ihn fallen lassen soll. Aber manchmal ist es schwer zu erkennen, wo ich helfen kann und soll und wo die Grenzen sind. Ich habe ihm gesagt, dass mich das ebenfalls sehr belastet, aber das er sich unbedingt noch andere Hilfe suchen muss, die sich mit sowas auskennen.

  • Hallo Skyla,

    fuer Dich selbst wuensche ich Dir erst einmal alles gute, Du hast ja richtig was zu tun fuer Dich. Gib nicht auf sondern versuche weiterhin an Deinem Weg zu arbeiten.

    Dein Bruder sollte einfach mal einen Widerspruch einlegen gegen seine Abmeldung und die fehlende Unterlagen nachreichen...das kann zumindest ein vernuenftiger Schritt sein...ob der ausreichend ist sei mal dahingestellt das kommt dann irgendwie auf den Sachbearbeter an. Aber da einfach aufzugeben ist glaube ich nicht die beste Loesung. Vielleicht kann ihm das Sozialamt ja auch dabei helfen wenn es nach deren Aussagen nicht normal ist was die Arge da macht. Und in Sachen Schulden braucht er zwar im Moment nicht zahlen weil er kein Einkommen erzielt aber er sollte zumindest die Privatinsolvenz mit der Schuldnerberatung abklaeren um die zu beantragen und dann auch entsprechend handeln zu koennen. Aber wenn die Schuldnerberatung da nicht selbst drauf kommt frage ich mich ob er sich da nicht besser bei einer anderen Schuldnerberatung kundig macht.

    Viele Gruesse:

    Siegfried

  • Hallo Siegfrid
    Danke für die guten Wünsche. Ich geb nicht auf, auch wenns schwer ist. Ich möchte auch endlich mal was vom Leben haben! Was das für eine Schuldnerberatung hier ist, weiß ich auch nicht. Aber ich glaub, hier gibts nur die eine. Ich werds meinen Bruder mit der Privatinsolvenz auf jeden Fall mal sagen.

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