• Da mache ich mir hier auch mal eine Ecke auf. *grinst schelmisch*

    Manch einer kennt das ja schon, auch wenn ich's mal umbenannt habe: :winking_face:

    Winter

    Wenn Winter zieht durch Land und Stadt
    Ich wünscht' ich wär' nicht hier
    Die Glieder steif, die Seele matt
    Vom Kirchturm schlug's halb vier


    Nicht bloß in dieser einen Nacht
    Mein Wandeln galt nur Dir
    Die Flucht geplant, doch nie vollbracht
    Da waren's der Schläge vier


    Sechs Schritte sind's durch diesen Raum
    Hab's tausend Mal gezählt
    Die ferne Insel, nur ein Traum
    Der Glocke Schlagen quält'


    Das Schreiten fand ein Ende nun
    Ich dacht mich ihr gleich näher
    Das hat mit Schlafen nichts zu tun
    Ich hört' kein Schlagen mehr

  • Vielleicht bekomme ich ja noch alle vier Jahreszeiten zusammen, wobei es wohl für Frühling und Sommer schwer werden dürfte, weil ich die ja mag:


    Herbst

    Ergrauend Herbst schon troff vom Baum
    Zersplittert Licht an Nebeldunst
    Hoffnung bald geschwundene Gunst
    Und Sonne wärmt die Seele kaum


    Ein kreischend Sturmwind im Gebälk
    Brechend Wolken kalter Guss
    Wird Glaube nurmehr Überdruss
    Und Dasein gleich den Blumen welk

  • Mir gefallen Frühling und Sommer auch besser aber ( gut die Winter werden immer unschöner ,ok geb ich zu und ich bin auch eher fürs davon laufen:gi: ) jede Jahreszeit hat auch Ihre guten Seiten ...gerade wenn im Winter die Sonne vom frisch gefallenem Schnee reflektiert wird und alles klitzert oder im Herbst wenn die Sonne auf die Bunden Blätter scheint und es ausschaut wie Gold ...denn Rest kann man abschaffen :gi::k::k:
    Aber interessante Gedichte!!!!!!:top::top::top:
    mit lieben Grüßen Sabine:gi:
    :71::63::63:

  • Ich mag den Herbst eigentlich sehr, aber nicht, wenn es nur regnet so wie in letzter Zeit. Ich will ja nicht meckern.... aber eigentlich hats im Sommer dieses Jahr auch nur geregnet und außer ein paar Spaziergängen bin ich nicht viel raus gekommen wegen meiner Krankheit. Die helle Zeit ging so schnell vorbei, der letzte Winter war so hart und das Klima tut mir gar nicht gut. Das Gefühl von davonlaufen kenn ich gut. Möchte auch am liebsten weit weg, aber kann nicht. Deshalb beschränke ich mich auf Fantasiereisen, wenn nichts anderes geht.
    Ich finde die Gedichte sehr schön und sie treffen meinen Nerv. LG Skyla

  • Mhmm... ich hatte mal Langeweile und habe mal so einen kleinen geistigen Entwurf aufgeschrieben, der mir gestern beim Baden in den Sinn kam. Ist natürlich keineswegs ausgegoren, korrekturgelesen, oder sonst etwas und sprachlich hapert's an einigen Ecken enorm, aber vielleicht bastle ich ja daraus mal etwas. :winking_face: Btw. sollte ich vielleicht erwähnen, dass das nicht meine Lebenswirklichkeit widerspiegelt. :grinning_squinting_face:

    Waschtag

    Von Konrad gänzlich unbemerkt, triefte das Wachs der brennenden Kerze Tropfen um Tropfen auf den alten, von Hand gedrexelten runden Tisch, der schon seit Jahren nicht mehr gerade stand. Ungezählte Male hatte er sich vorgenommen, ihn wieder zu richten. Still war es im Badezimmer. So still, dass nur das beinahe rhythmische Platzen einzelner Schaumbläschen und sein belegter Atem zu hören waren.

    Wieder und wieder hatte er hier gelegen. Woche für Woche hatte er den Tisch an die Badewanne herangezogen, hatte feinsäuberlich eine Kanne Tee, eine Tasse, einen Aschenbecher, ein Päckchen Zigaretten samt zugehörigen Feuerzeugs und einen alten Funkwecker darauf platziert, hatte eine Kerze entzündet und sich geärgert, das Tischchen abermals schief vorgefunden zu haben. Er hatte hier gelegen, und durch das vom Schmutz ganz stumpfe Fenster, die vorüberziehenden Wolken beobachtet. Die Wolken, und vereinzelte Vögel, die sich dunkel, beinahe unwirklich vom hellen Himmel ablösten, wenn sie den maroden Industrieschornstein, ein altes backsteinernes Ungetüm, anflogen, um dort eine Weile zu ruhen und sich das schwarze Gefieder zurecht zu zupfen.

    In warmem Rot und blassem Orange spiegelte sich die sanft im Luftstrom wiegende Flamme der Kerze an schlierenüberzogenen Fliesen. Der intensive, an frisches Heu erinnernde Geruch des starken Schwarztees erfüllte die schwülwarme Enge seines Badezimmers, vermischte sich mit den unbestimmten Fruchtaromen des Schaumbades, welches Konrad zuvor aus einem großen Kunststoffkanister auf die schmutzrauhe Emaille, die nun sein Hinterteil auf gewohnt unangenehme Weise am Wannenboden festkleben ließ, gegossen hatte. Mit feuchten, spitzen Fingern angelte er im Gegenlicht der Kerze nach Zigarette und Feuerzeug, balancierte akribisch den kleinen Kunststoffaschenbecher auf dem staubigen Wannenrand aus und schmiegte sich widerwillig an das kalte Metall seiner Badewanne.

    So lag er hier, Woche um Woche, hörte Bläschen platzen, sah Himmel und Vögel, roch Tee und Fruchtaromen sich langsam mit dem sich ausbreitenden Rauch vermischen, sog von Zeit zu Zeit an seiner Zigarette und dachte an Früher.

    Früher, als er ein kleiner Junge war und im alten Waschhaus seiner Großeltern in einer ähnlichen Wanne gelegen hatte. Er dachte an das Knistern, Knacken und Prasseln der Holzfeuer in den beiden Öfen, deren Hitze seine jungen Wangen ganz heiß werden ließ und ihm den Schweiß auf die Stirn trieb. Er erinnerte sich des betörenden Geruchs nach Gewürztee und roch abermals den intensiven Duft des brennenden, harzigen Holzes und der riesigen Stücke brauner Seife, die in schweren Porzellanschalen auf dem breiten Wannenrand lagen. Als wäre es gestern gewesen, sah er sich in der Wanne liegen, Gewürztee trinken und zu den Fenstern hinaus auf schneeverhangene Bäume und sanft geschwungene Hügel blicken, fühlte die Glut der Feuer auf seinen Wangen und hörte Holzfeuer lodern. Und er erinnerte sich schmerzlich an seine Großmutter, wie sie zwischen den beiden Öfen gesessen war, einen Apfel schälte, viertelte, mit Zimt bestreute und er hörte sie erzählen. Sie erzählte von Früher, wie sie als Kinder eine große Zinnwanne auf dem irdenen Boden der Küche gestellt hätten und diese mit mühsam herbeigetragenen Kesseln heißen Wassers gefüllt hätten. Wie alle acht Geschwister im Eiltempo nacheinander gebadet hätten und die fertig gebadeten Kinder frisches heißes Wasser zum Auffüllen des schon erkalteten, sich langsam schmutzigbraun färbenden Wassers hätten holen müssen. Nie wurde sie müde zu betonen, wie gut wir es heute hätten, und das nicht jeder so ein Bad habe. Er lag da, fühlte die wohlig warme Geborgenheit des heißen Wassers auf seiner Haut, trank Gewürztee, aß Apfelecken mit Zimt und stellte sich vor, wie seine Nachbarn einen großen auf Erde stehenden Holzbottich aus großen emailierten Töpfen mühselig mit Wasser befüllten.

    Jäh holte ihn ein stechender Schmerz in die Gegenwart zurück. Seine Zigarette war abgebrannt und er hatte den Stummel vor Schreck in sein Badewasser fallen lassen. Sein Blick fiel auf den großen Wachsfleck der sich auf dem Tisch gebildet hatte. Weil dieser schief stand hatte der Kerzenhalter das überschüssige Wachs nicht auffangen können, und er würde es - wie jede Woche - notdürftig mit etwas Toilettenpapier entfernen müssen. Er schüttelte seinen Kopf, griff zu seinem muffigen Handtuch und schaute wieder zum Tisch: "Diese Woche mach ich's wirklich... bestimmt."

  • Hallo WrongByDesign,

    dein "Waschtag" war gerade ein sinnlicher Genuß.

    Habe beim Lesen die Fingerspitzen gerieben, bin kopftechnisch erwacht und wollte am liebsten Mit- & Weitererzählen.

    Vielen Dank hierfür.

    Viele Grüße,

    glasmeer

  • Schön, dass Du doch bissl schreibst. :winking_face:
    Danke dafür, ist mir immer ein Vergnügen zu lesen. :smiling_face:

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