Hallo,
da mein Notfallmedi nicht zu wirken scheint, schreibe ich mir einiges von der Seele.
Mein Partner ist/war onlinesexsüchtig und damit wurde das Vertrauen zerstört.
Auslöser ist nun ein Gespräch heute zwischen uns, wo es um einen Frauenkontakt ging. Er träumte von ihr und ihm ging das dann nicht mehr aus dem Kopf, weil er monatelang nicht mehr an sie dachte.
Es ist eine Internetbekannte von früher, wo drei Jahre kein Kontakt war, da aus den Augen verloren. Also lang bevor ich in sein Leben trat.
Ich möchte mal die Sache aus meiner Sicht schildern, weil mir das heute noch Probleme bereitet.
Wir hatten anfangs eine Fernbeziehung. Nach einem Jahr zog er zu mir nach Österreich.
Recht schnell bemerkte ich, dass was nicht stimmte. Es war wie ein Schleier der über einem lag. Ich wusste da ist was, aber kam nicht drauf.
Er hatte mich vernachlässigt und Pornos, Kontakte zogen in den Vordergrund. Lügen, Heimlichkeiten. Der Sex ließ von ihm nach. Er zog sich zurück. Manchmal habe ich geklagt, aber wie gegen kalte Wände gesprochen.
Ich fühlte mich zu der Zeit sehr oft einsam und überhaupt nicht wahr genommen. Entfremdet, wie wenn ich diese Person gar nicht kennen würde und ja ich muss echt zugeben, ich habe mir da nur gedacht...omg, was habe ich mir da ins Haus geholt! Ich lebte mit einer Person im Haushalt, die von mir nichts wissen wollte. Ich war Köchin, Putze...aber Partnerin? Nö.
Bereits nach einer Woche sprach er davon, diese besagte Bekannte besuchen zu wollen und Kontakt zu haben. Der Kontakt bestand dann per Internet. Ich fragte mich immer wieder, warum jetzt? Drei lange Jahre war kein Kontakt und dann wohnen wir kaum zusammen, er vernachlässigt mich und dann war tagelang dieses Thema am Tisch. Ok, sie wohnt auch in Österreich. Ja, eine gute Gelegenheit. Aber sollte man sich nicht mal einleben, sich freuen endlich beisammen zu sein und die eigene Partnerschaft bissl pflegen? So Gedanken gingen mir durch den Kopf. Es kam mir mehr als komisch vor.
Für mich war das das Größte und er, so schien es mir, war am verfallen. Unzufrieden, lethargisch. Wo war die Liebe und Zuneigung geblieben?
Aber da mir sein ganzes Verhalten Monate später zeigte, dass er wohl fremdgehen möchte (da ahnte ich von Sucht noch nichts) und ich auch noch eine Anmeldung bei einer Freundes-Singleseite fand, war ich davon überzeugt, dass er sie nur zu diesem Zweck sehen will. Es gab dann noch einen Vorfall mit einer anderen Internetbekanntschaft. Er sagte, er suche Freundschaft. Aber um das zu glauben, war es zu spät. Ja, wer einmal lügt dem glaubt man nicht, auch wenn er mal die Wahrheit spricht. Das hat sich voll bewährt.
Jedenfalls stellte er den Kontakt mit der ersten ein. Sie hatte sich aber schon davor nicht mehr gemeldet.
Gut, wir wissen beide, dass das Suchtverhalten ziemliche Schäden bei mir hinterlassen hat. Womit ich aber anscheinend weniger klar komme als er. Er sieht das ein, dass nun Vertrauen wieder wachsen muss. Ok, das seh ich auch ein. Aber punkto Kontakte habe ich ein sehr zwiegespaltenes denken.
Ich finde es traurig, dass mich irgendwas blockiert und ich andererseits denke, dass Kontakte was völlig normales sind. Ich fühle mich hin- und hergerissen.
Ich weiß nicht, ob ich bereit dazu bin. Erst seit ein paar Wochen spüre ich Besserung zu dem Thema Sucht.
Und wenn man davon ausgeht, dass wir kaum was gemeinsam machen oder haben, sehe ich vielleicht meine Partnerschaft gefährdet. Er ist halt Depressiv und weiß kaum was mit sich anzufangen. Vorallem stört mich selbst dieses fehlende Vertrauen, wo mein Therapeut sagte, ich müsse mir da einfach Zeit geben und er ja am Zug ist allerhand zu machen, um dieses Vertrauen wieder aufzubauen.
Ich finde es an manchen Tagen nur belastend. Egal, ob es um Kontakte geht oder Fernseher, Handy, Internet mit einer Kindersicherung zu versehen.
Er sagte zwar ohne meinen Segen würde er sich nicht mit ihr treffen wollen, aber telefonischen Kontakt. Er müsse erst die Nr. rausfinden. Ich finde es entwürdigend, dass er ihr nachläuft zumal sie den Kontakt zuerst abgebrochen hat. Und wer weiß, warum sie sich damals aus den Augen verloren hatten. Für mich hat das so den Beigeschmack von Restabhängigkeit.
Na jedenfalls fühle ich mich heute wieder total einsam und mit so ziemlich vielem allein gelassen. Redeblockade inkludiert.
Und dieses Thema wird wohl noch weitergruseln in meinem Kopf, weil ich wohl auf keinen vernünftigen grünen Zweig kommen werde. Zumindest nicht vorerst.
Ich bemerkte auch, dass ich eher in mein Distanzverhalten reingefallen bin, während des Gesprächs.
Er will wissen mit wem er da früher geschrieben hat und wer die Person ist. Nur blöd, dass seine Lügen und Schauspielerei in mir vorherrschen.
Und nun lasse ich es mal gut sein. Langer Text geworden.
Die Sicht aus meiner Situation damals bzw. heute.
Wer antworten möchte, kann dies gern tun. Ich habe zwar keine offene Fragestellung, aber vielleicht kennt das alles jemand und kann mir Rat geben.
lg Chinua