3 Rückfälle und ein Leben voller Scherben

  • NEIN Stella ... die nächste Station ist NICHT die Sucht oder das Sterben - die nächste Station ist DER WEG. Der Weg den Du gehst, suchtmittelfrei. Hast so gekämpft darum, gib das bitte nicht alles auf.
    Hab noch ein wenig Geduld mit Dir, so lange ist es doch noch gar nicht her seit dem Entzug.
    Was sagt denn Dein(e) Therapeut/Therapeutin dazu?
    Hast Du eine(n)?
    Sprichst Du das alles auch an?
    Bitte lass Dir helfen bei den weiteren Schritten.
    Hab keine Angst Stella.
    Du bist stark und ein toller Mensch mit tollen Fähigkeiten. Hast eine Berufsausbildung, wie hättest Du diese geschafft, wenn Du zu nichts fähig bist? Das kommt bestimmt alles wieder. Nur hab noch ein bissl Geduld mit Dir und bitte nehme Hilfsangebote an. Du musst das alles nicht alleine bewältigen.

    Fühl Dich lieb gedrückt.

    Leben

    PS.: Bitte mach Dir keine Vorwürfe mehr, es ist Vergangenheit. Lass sie zurück und beginne neu. Aber gebe nicht auf. Ja? *liebguck*

    ----------Beitrag automatisch hinzugefügt um 20:28 ---------- Vorheriger Beitrag war um 20:24 ----------

    Hmmm, mein Beitrag bezog sich auf Deinen, den Du gelöscht hast.

  • Hallo Leben,

    vielen Dank für deine lieben Worte. Ja, sorry, habe den Beitrag gelöscht, weil es peinlich ist, dass ich hier ständig nur am rumjammern bin.

    Zitat

    ... die nächste Station ist NICHT die Sucht oder das Sterben - die nächste Station ist DER WEG.


    Danke, das klingt gut. :gj:
    Ich möchte mich ja auch nicht ständig beklagen, aber es ist einfach nur so verdammt schwer. Ich kämpfe an so vielen Fronten - die Sucht ist so vielseitig - ich habe in meinem Leben schon so viele Wege gefunden, um mich selbst zu zerstören. Es hatte immer etwas tröstliches für mich, das Destruktive. Es beruhigt mich und erinnert mich jedesmal daran, dass das Leben nicht das einzige ist und dass immer eine letzte Entscheidung offen bleibt - wenn du verstehst was ich meine.
    Das mit dem Therapeuten ist eine komplizierte Sache. Momentan hab ich keinen Therapeuten. Ich kann mir zur Zeit kein Auto leisten und da ich am Arsch der Welt wohne (bei meinen Eltern) ist es für mich nicht so einfach eine ambulante Therapie zu machen. Meine Eltern sehen es nicht ein, mich zu einem Therapeuten zu fahren, weil ich ihnen ja bewiesen habe, dass bei mir noch nie etwas angeschlagen hat.
    Ich muss also warten und hoffen, dass ich einen Job bekomme mit dem ich mir mein Auto finanzieren kann. Dann kann ich weitersehen und mir helfen lassen.

  • Hallo Stella,

    nur Mut und Zuversicht! Und jammern ist total ok und sogar gesund. Also - nur zu :smiling_face: immer mal wieder jammern macht einem doch nur bewußt, wo es weh tut.

    Bei so vielen Rückschlägen denk ich dann immer gerne mal an große Erfinder. Ganz viele große Erfinder hatten ganz viele Rückschläge und haben jahrelang am Traum gebastelt, bis sie endlich Erfolg hatten - aber irgendwann hats geklappt! Da heißts dann "beharrlich bleiben" - und "immer wieder anfangen"

    LG Wolke

  • Hi Stella,

    Dir muss gar nichts peinlich sein.
    Und es ist völlig in Ordnung, wenn Du hier Deine Ängste und Zweifel schreibst, ich finde mit Jammern hat das gar nichts zu tun.
    Ich finde es mutig und ganz große Klasse, dass Du schreibstw as Dich bewegt, nur so kann man erkennen.

    Zitat

    ich habe in meinem Leben schon so viele Wege gefunden, um mich selbst zu zerstören.

    Dann gehe jetzt weiter auf dem Weg, auf dem Du das Leben leben darfst.

    Gib (Dich) nicht auf. :bn:

    Alles Liebe,

    Leben

  • Hi,

    na komm, dafür haben wir doch das Forum!
    alles, was wir hier rauslassen ist weg; kann uns nicht zum Stolperstein werden.
    Ich weiß wie hart diese ersten Monate sind & ich kenne auch das Gefühl, dass sich das alles wiederholt!
    Eklig, schmerzhaft, aussichtslos???
    Nee- du, das ist der Weg, den wir mit Drogen gehen...
    Bleib stur & ey: Hast doch mit den Kippen aufgehört gerade; das ist EIN TEIL deiner miesen Stimmung.
    Das greift ganz tief ein in den BioHaushalt & beschert manche handgreifliche Verstimmung.
    Also, zieh dich nicht runter, gönne dir mal einen aufmunternden Blick im Spiegel - du kämpfst nen tapferen Kampf !!!

    LG.Gane

  • Oje, das mit den Kippen... Ne hab gestern wieder angefangen und dafür schäme ich mich auch. Dass ich nie konsequent bleiben kann wenn ich mir etwas in den Kopf setze! Dabei ist das mit der Nikotinentwöhnung noch die harmloseste Entwöhnung die man machen kann und nicht mal das packe ich!

    Mein Problem ist, dass ich mir gar nichts mehr zutraue. Es hat mich so viel Überwindung gekostet, mich an meinen lückenhaften Lebenslauf zu setzen und diese blöde Bewerbung abzuschicken. Es ist immer wie ein grausamer Rückblick in eine dunkle Vergangenheit, die ich am liebsten aus meinem Gedächtnis streichen möchte. Aber dass das nicht funktioniert und ich mich wohl mein Leben lang regelmäßig damit konfrontieren muss, hat diese dämliche Bewerbung schon gezeigt, für die ich mich bloß um einen Job am Fließband beworben habe. Was anderes traue ich mir nicht mehr zu. Ein Job in der Fabrik ist da noch das höchste der Gefühle. Ich habe zwar eine abgeschlossene Ausbildung und ich fühle mich trotzdem absolut unqualifiziert egal was dieser Wisch von damals auch auszuweisen vermag.

    Ich fühle mich so verdammt minderwertig, dass ich mich kaum mehr unter die Leute traue. Und dann diese permanenten Fragen, wie: "Und, was machst du beruflich oder was studierst du? Hast du Kinder? Wo wohnst du?" - "Ähm ja, ich wohne wieder bei meinen Eltern. Momentan bin krankgeschrieben, weil ich ne Borderline Persönlichkeitsstörung habe, arbeiten tu ich momentan nichts und studieren - ich bin damals nicht mal zum Abi erschienen, weil ich es seinerzeit vorgezogen habe, breit zu sein. Und Kinder - um Gottes Willen!!!"
    Ich möchte einfach auch mal erhobenen Hauptes in die Welt rausspazieren können und sagen können: Hier bin ich! Das hab ich erreicht! Mir geht es gut!
    Aber bis dahin ist wohl noch ein langer Weg...

    ----------Beitrag automatisch hinzugefügt um 15:03 ---------- Vorheriger Beitrag war um 14:58 ----------

    Zitat von ganesha;223664

    na komm, dafür haben wir doch das Forum!


    Es ist schön, dass es euch gibt!!! :gj:

  • Servus Stella,

    das Rauchen aufgeben ist nicht weniger schwer als andere Süchte, manchmal denk ich sogar, solche "einfachen" Süchte sind noch sehr viel schwerer.
    Um es gleich vorn weg zu nehmen, "einfach" ist das Rauchen nicht, jeder weiß heute welche Auswirkungen 'Nikotin und Co haben kann.
    Doch man sieht es meist nicht so ...
    Batsch ich mir Tabletten rein, Koks oder H, da is klar, des muss weg, aber Kippen?

    gane schreibt es ja, es wirbelt einiges durcheinander, also kann man einiges an Depri sicher auch in Richtung Rauchstop schieben.

    Ja, es wird ein weiter Weg sein, aber wenn man den nicht geht, dann hast gar keinen Weg.
    Als ich mich entschied, meine Probleme offen anzugehen und mich nicht zu verstecken, erst dann bin ich weiter gekommen.
    Das ist nicht jedermanns Sache, ich hab es raus geschrieben - ich war Junkie, na und? Um ehrlich zu sein, so manche Kontakte haben sich abgewendet, aber es sind neue dazu gekommen, also egal :winking_face:

    Du hast keinen umgebracht, du hast nichts schlimmes gemacht sondern erfahren, weil du eine blöde Krankheit hast.
    Unsere Gesellschaft kann damit nur schlecht umgehen, ich weiß wie das ist, grade auch als Schwerbehinderter.
    Aber minderwertig bist du nicht, ich glaub da steckt viel mehr dahinter, also du selbst sehen kannst - allein wie du oft schreibst.

    Geh halt mal ne Zeit ans Fließband, dann hast Kapazitäten für dich und eventuelle Thera über und wenn es dir besser geht, dann gehst es nochmal an.
    Ich hab in deinem Alter meine 3. Ausbildung gemacht und nochmal 2 Jahre mit 16 Jährigen die Berufsschule geteilt :grinning_squinting_face:
    Damit will ich sagen, wir haben viele Möglichkeiten und wenn es auch sicher nicht einfach wird, du kannst die sicher irgendwann genauso für dich wieder nutzen :smiling_face:

    LG Franz

  • Hallo Stella,

    Zitat

    Ich fühle mich so verdammt minderwertig, dass ich mich kaum mehr unter die Leute traue. Und dann diese permanenten Fragen, wie: "Und, was machst du beruflich oder was studierst du? Hast du Kinder? Wo wohnst du?"

    Unfug! Gesellschaftlicher Gruppenzwang und sonderbares Leistungsdenken!

    Ich hab keine Kinder, ne Mittlere Reife, hab ne Ausbildung zur "Kosmetikerin" - hab aber den Beruf nie gemacht, weil ich ihn doof fand, hab jahrelang geraucht und gekifft, hab zwei Selbständigkeiten völlig in den Sand gesetzt - und bin jetzt seit Jahren wieder selbständig - und mit der dritten Selbständigkeit dann schlußendlich auch erfolgreich.
    Ich hab Süchte überwunden und lebe mein Leben gerne.

    Somit betrachte ich mich - lebenstechnisch als sehr fähig und kompetent - und hab doch auch ganz viele "vermeintliche Minuspunkte" - keine Kinder, kein Studium, etc.

    Hey, das Leben ist ein Weg - und mit Mitte zwanzig war für mich noch überhaupt kein Gedanke an Perspektive.

    Keine Ahnung, ob dir das nun was nützt - hab halt versucht, ein Positiv-Beispiel zu setzten.

    LG und schöne Feiertage
    Wolke

  • Hi Stella,

    da kann ich mich der Wolke voll & ganz anschließen!!!
    Und die Leute, die mich mögen, die sehen das auch so.
    Selbst mein Vater, der mich mit Erwartungshaltungen geradezu erstickt hat, als ich jung war,
    kommt da inzwischen wunderbar damit klar.

    LG.Gane

    PS.Und vor allem: JETZT clean sein & bleiben gibt ja auch Stabilität...und wer weiß, welche Möglichkeiten sich dir dadurch
    in den nächsten Jahren eröffnen...

  • Zitat von stella_83;223697

    Ich möchte einfach auch mal erhobenen Hauptes in die Welt rausspazieren können und sagen können: Hier bin ich! Das hab ich erreicht! Mir geht es gut!
    Aber bis dahin ist wohl noch ein langer Weg...

    Damit Du das machen kannst hast Du ja angefangen etwas zu aendern, Du faengst an darueber nachzudenken und auch zu reden und jeder geht seinen eigenen Weg und nicht jeder Weg ist einfach. Und um das mal ganz bloede zu sagen...jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt und wenn Du den Himalaya auf Deinem Weg besteigen willst dann musst Du halt die Steine die im Weg liegen ueberwinden. Aber Du solltest mal das Selbstmitleid vergessen denn das frisst Dein Selbstvertrauen weil Du nicht an Dich selbst glaubst dabei.

    Ich weiss bald gar nicht mehr wie oft ich "neu" angefangen habe und wie oft ich gescheitert bin aber deswegen fange ich nicht an zu lernen wie man sich als Versager fuehlt. Und das solltest Du Dir auch ersparen.

    Viele Gruesse:

    Siegfried

  • Hallo Ihr Lieben,
    erst mal wünsch ich euch ein glückliches neues Jahr - wenn auch etwas verspätet... :winking_face: Es tut mir leid, dass ich erst jetzt antworte, aber seit Silvester ging es mit meiner Stimmung rapide bergab. Ich war daher auch 14 Tage teilstationär zur Krisenintervention, was mich wieder einigermaßen stabilisiert hat.
    Heute war ich zum ersten Mal seit langem wieder weg und mir ging es richtig schlecht dabei. Eine Freundin hatte eine neue Bekannte angeschleppt, die, wie sie selbst auch, die absolute Karrierefrau ist. Sie erzählte voller Elan, dass sie neulich beruflich in LA war, weil sie an der Grafik irgendeines Kinofilms gearbeitet hatte, erzählte wie toll doch Amerika sei und was für einen großartigen Job sie doch hätte. Obwohl es kaum überheblich rüberkam, merkte ich schon wieder, wie mir alles zu viel wurde und ich mich am liebsten mit Alkohol oder Tabletten abgeschossen hätte. Als dann auch noch die Frage kam, was ich denn beruflich mache, war es ganz vorbei mit mir. Ich saugte mir etwas halbwegs glaubhaftes aus den Fingern und schämte mich gleichzeitig für meine Lüge und ich wünschte mir in diesem Moment, dass sich der Boden auftun möge, so dass ich mich hinabstürzen könnte oder nach irgendetwas, das mich aus dieser peinlichen Situation befreit hätte. Aber nichts passierte und alles was ich spürte war diese beklemmende Kluft zwischen der Welt und mir, die mir in altbekannter gähnender Leere entgegenglotzte.
    Ich sehne mich manchmal nach den alten Junkiezeiten, denn da war wenigstens ein Platz für mich, da nahm man mich ernst und niemanden interessierte es wer ich war und wieviel oder wenig ich in meinem Leben erreicht habe. Hier in dieser nüchternen Welt, da ist kein Platz für mich, ich bin einfach anders, passe hier nicht her. Ich mag diese Gedanken nicht, aber ich schreibe sie dennoch nieder, weil sie ehrlich sind. Ehrlich - im Gegensatz zu den Lügen, die ich meiner Umgebung auftischen muss um einigermaßen Bestand zu haben.
    Seitdem ich wieder klar im Kopf bin, da erscheint mir mein Leben wie ein einziger Alptraum aus dem ich einfach nicht wach werde. Jetzt weiß ich auch, warum ich mich ständig zudröhnen wollte - denn so sehe ich die Scherben nicht, die meine Borderlinepersönlichkeitsstörung von meinen früheren Träumen hinterlassen hat. Nichts ist mehr da nur noch Trümmer. Es ist als stünde ich vor einem überdimensional großen Trümmerhaufen und ich weiß einfach nicht wo ich ansetzen soll. Es sind einfach viel zu viele Scherben.
    Mein Traum vom Abi - zerbrochen; mein Traum vom Studium - kaputt; mein Traum, mich meiner Familie, mir selbst, zu beweisen - vorbei.
    Der Zug ist abgefahren. Alles was ich jetzt noch spüre ist eine alles lähmende Traurigkeit. Oder vielmehr eine tiefe Trauer, ein Abschied, so, als ob etwas, was mir einmal viel bedeutet hat, gestorben ist. Ich lasse die Trauer zu, denn sie braucht ihren Raum und sie fühlt sich besser an, als alles andere, was ich in den vergangenen Jahren wahrgenommen habe, denn sie fühlt sich echt an, lebendig, auch wenn sie weh tut.
    Und ich bin jetzt schon so weit gegangen, jetzt kann ich nicht mehr umkehren. Es wird schon alles seinen Sinn haben. Das hoffe ich zumindest.

  • Hi stella,

    schön dass du dich meldest.

    Hört sich ja echt nicht so prima an, wie es gerade bei dir läuft. Zu dieser "Karrieregeschichte" kann ich auch nichts weiter Produktives beitragen. Ich denke mal, dieses Feeling kennt so ziemlich jeder, der auf die eine oder andere Weise hinter seinen realen Möglichkeiten, seiner eigentlichen Leistungsfähigkeit hinterherhinkt. Bisweilen habe ich da auch zu knabbern, und zu hadern dran. Meiner besseren Hälfte geht es da teilweise ähnlich, hat ja auch zwei Studien in den Sand gesetzt.
    Jetzt einfach "Kopf hoch" zu sagen, bringt es auch nicht, ich weiß. Es ist halt irgendwo Mist, wenn man noch nicht so den rechten Platz gefunden hat, an dem man sich ausbreiten, den man ausfüllen kann. Nunja, die Drogen spielen da auch gewaltig mit rein, haben ja irgendwo etliche Jahre der "Selbstfindung" effektiv verhindert, und nun heißt es wohl nachholen, irgendwo auch aufholen. Das kostet Kraft, und lässt einen manchmal arg verzweifeln.

    Wo ich mal gern einhaken möchte, ist die Geschichte mit dem Traum von Abi und Studium. Hast du schon einmal einen Versuch auf dem zweiten Bildungsweg unternommen? Da würde Alter keine Rolle spielen, und die Finanzierung bis zum Ende des Studiums wäre auch kein Problem, wenn du über ein Kolleg rangehen würdest.

    LG
    WbD

  • Hi WrongByDesign,

    ja hast Recht - ist wohl der übliche Werdegang eines Süchtigen, der die ersten zaghaften Schritte in ein cleanes Leben wagt.

    Die Sache mit dem 2. Bildungsweg hab ich schon zig-mal durchgekaut. Ich war bereits 2x auf der BOS - das erste Mal brach ich sie ab wegen Benzos und Angstzuständen und das 2. Mal wegen Stimulanzien. Jetzt bin ich dabei mich mental von meiner gescheiterten BOS-Zeit zu verabschieden und das ist nicht leicht, denn ich habe noch jede Nacht Alpträume davon. Als ich das letzte Mal die Schule geschmissen habe (wegen Ritalin und Amphetamin), da hat mich sogar der stellvertretende Direktor persönlich angerufen und mich darum gebeten wieder in die Schule zu kommen. Er hat mir sogar meinen Numerus Clausus ausgerechnet, für den Fall, dass ich das Abi total verkacken würde - selbst dann hätte ich bestanden. Aber ich konnte einfach nicht mehr in die Schule gehen - ich war viel zu kaputt und steckte viel zu tief in der Abhängigkeit drinnen. Ich konnte keinen Tag mehr nüchtern bleiben. Als ich die Schule endgültig an den Nagel gehängt habe, da hab ich mich nur noch so mit Medikinet weggerichtet - vor meiner Entgiftung hatte ich eine ganze Woche nicht mehr geschlafen und kaum mehr gegessen. Ich mache mir solche Vorwürfe deswegen und setze meine ganze Kraft darin, mich endgültig von dieser Zeit zu verabschieden. Denn nicht nur meine Zukunft an der Uni hab ich mir verbockt, ich habe auch alle meine Freunde aus dieser Zeit verloren. So hoch war der Preis für die Sucht. Und jetzt ist die Scham zu groß, als dass ich nochmal mit jemandem von damals Kontakt aufnehmen wollte. Darüber hinaus sind alle ihrem Traum gefolgt und ich denke ich würde daran zerbrechen, wenn sie mir von ihrem Studentenleben erzählten.

    Außerdem habe ich kaum Geld. Mein letztes Erspartes habe ich damals für Shore ausgegeben. Jetzt ist nichts mehr da. Ich habe keine Rücklagen, nichts, könnte nicht mal die Kaution für eine Wohnung bezahlen.
    Ich muss jetzt erst mal Geld verdienen und es mit therapeutischer Hilfe irgendwie schaffen, loszulassen.

    Danke dennoch für deinen Rat, aber so einfach ist das leider nicht.

    Liebe Grüße,

    stella

  • Hi Stella,

    mal ehrlich:

    Zitat

    Es tut mir leid, dass ich erst jetzt antworte, aber seit Silvester ging es mit meiner Stimmung rapide bergab. Ich war daher auch 14 Tage teilstationär zur Krisenintervention, was mich wieder einigermaßen stabilisiert hat.


    Weist du, das ist ne enorme Leistung, die du da abgeliefert hast.
    Ist zwar schade, dass das gesellschaftlich nicht honoriert wird, aber das ist doch auch ne Art von Karrieresprung, finde ich.
    Jeder von uns weiß, wie schwer das ist, wie hoch die Hürde ist, die man da überwinden muß und und und...
    Wir gehen nun mal nicht den 'normalen' Weg - und mal nebenbei: Du weißt ja nicht, wie sich deine 'Karrierefrauen' innerlich fühlen;
    viele von den sogenannten "Normalos" zahlen einen verdammt hohen Preis für ihre Art des Erfolgs!
    Die sind zum Teil genauso ängstlich, unsicher, unzufrieden & einsam - packen es halt unter der Maske weg.
    Warum sonst gibt es so viele Menschen mit Burnout, Depression, etc...

    Ist ne hohe Kunst, aber die Zufriedenheit müssen wir wohl alle selbst entdecken und finden.
    Das ist ein lebenslanger Prozess!

    Wünsch dir was.LG.Gane

  • Zitat

    Ist ne hohe Kunst, aber die Zufriedenheit müssen wir wohl alle selbst entdecken und finden.

    hallo stella,

    das o.g. ist ein ganz wichtiger satz.
    es ist wurscht was du bist. zufrieden kann man auch mit weniger sein. das betrifft die materiellen dinge genauso wie die ideellen sachen. was nutzt es, wenn du das diplom in der tasche hast und mußt täglich bangen, dass du mit der überforderung nicht klar kommst.
    und hier beginnt ein teufelskreis.

    lg uwe

  • Hi stella,

    was heißt nicht so einfach? Auf eine Art letztlich schon. Allerdings kann ich deine Beweggründe da ziemlich gut nachvollziehen, und hey, auch das ist ein schwerer Gang, den du da jetzt beschreitest.
    Außerdem ist ja auch noch nicht aller Tage Abend. Studieren kannst du auch später noch. Das geht auch per Quereinstieg und in aller Ruhe. Davon abgesehen ist so ein akademischer Titel nun auch nicht das Maß aller Dinge und schon gar kein Garant für beruflichen Erfolg, oder gesellschaftliches Ansehen, von Zufriedenheit wollen wir mal schweigen...

    Aber, das haben ja meine Vorredner schon alles gesagt. :smiling_face:

    LG
    WbD

  • Ich bin neu hier und habe kein Suchtproblem, sondern ein Familienangehöriger, aber was ich hier so lese macht mir echt Angst. Hätte nie gedacht das eine Sucht einen so dermassen zerstören kann, meine das nicht so, das ich bisher blauäugig durchs Leben gelaufen bin, aber so tiefe und verletzende Selbszerstörung von einer Sucht auf was auch immer, das hätt ich nicht vermutet. Wünsche Dir ganz viel Kraft liebe Stella:bn:

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