Meine Beziehungen.

  • Beziehung Eltern
    Schon von klein auf merkte ich, dass ich nicht erwünscht bin. Ich habe nie eine gegenseitig emotionale Beziehung zu ihnen aufbauen können. Ich persönlich liebe meine Eltern, ich schätze sie und versuche ihnen soweit alles recht zu machen. Die Beziehung zu meinem Vater ist etwas inniger, dies allerdings nur verbunden mit Alkohol. Mein Vater ist Alkoholiker und wickelte mich schon früh mit da rein. Ich versteckte seinen Alkohol, war immer für ihn da, habe sogar als Boxsack für ihn funktioniert. Er war in der Woche immer auf Montage und nur am Wochenende da, wo er meist trank und körperliche Gewalt mir gegenüber angewendet hat. Mit 9 Jahren nahm er mich das erste Mal mit in die Kneipe. Ich war so stolz und glücklich, endlich machte ich was mit meinem Papa zusammen. Es wurde dann zur Gewohnheit, entweder in der Kneipe oder bei meinen Großeltern. 2007 erkrankte mein Papa an Krebs, was für ihn echt hart war. Er ist mittlerweile gesund, kann jedoch nicht mehr arbeiten, d.h. er ist EU-Rentner. Dadurch wurde er Depressiv, hat sich gehen lassen und seine Mager- und Alkoholsucht nahm extrem zu. Ich musste dann dafür sorgen dass er isst, dass er sich wäscht, dass er sich saubere Sachen anzieht. Also habe ich ihn bekocht, ihn geduscht, seine Sachen gewaschen und dafür gesorgt, dass er auch mal rausgeht. Ich habe schon ganz früh den Haushalt übernehmen müssen, kochen müssen usw. Daher fiel mir das nicht schwer, aber ihn zu duschen war mir dann doch etwas unangenehm. Die Beziehung zwischen meiner Mutter und mir ist sehr unterkühlt und distanziert. Sie hasst mich und sieht mich als Nutzobjekt und Boxsack an. Egal was ich machte, es war nie genug, ich konnte es ihr einfach nicht recht machen. Ich habe sehr geklammert und wurde immer weggestoßen. Irgendwann sah ich die Schläge als etwas positivem an, denn es war körperliche Nähe. 2007 kurz nach der Krebserkrankung meines Vaters, hatte meine Mama ihren ersten Herzinfarkt. Zu dem Zeitpunkt war ich in der Psychiatrie. Als ich das erfuhr habe ich um meine Entlassung gebeten, was auch gar kein Problem war. Nun musste ich mich um meine Eltern kümmern und zu Hause um meine Brüder. 2008 hatte sie ihren 2. Herzinfarkt, laut ihrer Aussage meine Schuld. Ich war ja sowieso an allem schuld, an ihren ersten Herzinfarkt, an der Krebserkrankung und überhaupt an allem. Als ich aus Schutz von zu Hause auszog wurde ich richtig mies behandelt. Demütigung, Gewalt, Vorwürfe und trotzdem erhoffte ich mir, dass durch die Entfernung die Beziehung besser wird, was aber nicht so ist. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
    Beziehung Geschwister
    Als Kleinkind hatte ich ein gutes Verhältnis zu ihnen, ich liebte sie und nahm sie als Vorbild. Alles was sie machten, wollte ich auch, wie es meistens so ist. Allerdings wurde diese Beziehung kaputt gemacht. Meine Brüder schauten immer nur weg wenn meine Eltern mich schlugen. Außerdem machten sie mit und behandelten mich wie Dreck. Dadurch entwickelte sich Wut und auch Hass. Wie konnten sie nur, dass sie wegschauten konnte ich noch verstehen, aber das sie mitmachen das konnte ich ihnen nicht einfach verzeihen. Ich habe nie Unterstützung von ihnen verlangt, ich wollte nur, dass wenigstens sie mich als Menschen behandeln. Ich war doch noch so klein 5,6,7,8 usw. Mittlerweile ist unsere Beziehung wieder gut, wir telefonieren ab und zu und wenn wir uns sehen, gehen wir respektvoll miteinander um. Na ja manchmal fallen sie noch in ihre alten Verhaltensweisen, gerade auch wenn meine Eltern wieder loslegen und meine Brüder einfach keinen Ärger wollen, da machen sie dann mit, verbal.
    Beziehung Großeltern
    Zu meinen Großeltern mütterlicherseits habe ich so gut wie gar keinen Kontakt, auch sie hassen mich und wollen mit mir nichts zutun haben. Ich persönlich mag sie auch nicht und bin froh wenn ich nichts von ihnen höre oder sehe.
    Zu meinen Großeltern väterlicherseits hatte ich ein sehr gutes Verhältnis, allerdings auch immer in Verbindung mit Alkohol. Meine Oma, welche ich über alles liebte, ist 6 Tage vor meinem 16. Geburtstag an Darmkrebs gestorben. Dieser Verlust zog mir völlig die Beine weg. Als ich noch klein war und mit meinem Papa oft bei ihr war wegen Trinken und so, habe ich ihr auch geholfen so gut ich nur konnte. Sie hatte es nicht einfach und sie war so ein liebenswerter Mensch. Mein Opa und ich kamen auch gut klar, allerdings war er fast immer besoffen. Genau deshalb wollte meine Mutter mir den Kontakt zu der Familie meines Vaters verbieten, weil alle alkoholkrank sind bzw. waren. Meine Oma ist in meinem Herzen und jeden Tag zünde ich eine Kerze für sie an, aber ich merke oft, dass ich den Verlust noch nicht ganz verarbeitet habe.
    Beziehung beste Freundin/ Ersatzmutter
    Ich hatte in meinem ganzen Leben keine einzige Freundin außer Chris. 2006 lernte ich sie im Internet kennen. Anfangs waren unsere Gespräche sehr oberflächlich und distanziert. Es hat auch ganz lange gedauert bis wir mal miteinander telefoniert haben und dann war es soweit. Das erste Telefonat, ich war so aufgeregt und da gab es diesen Funken. Unsere Gespräche wurden tiefgründiger, wir telefonierten nur täglich und ich konnte mir das Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Eine richtig intensive Freundschaft wurde daraus, wir besuchten uns gegenseitig, dies leider heimlich weil meine Eltern mir den Kontakt verboten hatten. Chris war 20 Jahre älter als ich, aber sie war der wichtigste Mensch für mich. Sie zog dann nach Erfurt und so kam es, dass wir uns täglich sahen. Ich konnte ihr alles erzählen, ich konnte mich bei ihr anlehnen. Sie zeigte mir, was Geborgenheit, was Liebe, was Wärme und was Vertrauen ist. Sie war schon lange nicht mehr nur eine Freundin, sie war wie eine Ersatzmutter. Mit ganz einfachen Dingen brachte sie mir Lebensfreude, es war alles so schön. Ich kann es gar nicht beschreiben. Sie war immer für mich da und ich war für sie da. Irgendwann dann die Diagnose Gehirntumor, sie wird sterben. Ich kam damit gar nicht klar und Chris steckte das scheinbar ganz cool weg. Warum darf ich nicht glücklich sein? Warum trifft es sie und nicht mich? Soll ich immer allein sein? Warum wird mir jeder genommen, der mir was bedeutet? Chris starb als ich in der Psychiatrie war. Ich erfuhr es an einem Wochenende, als ich gerade „Tagesurlaub“ hatte. Ich griff sofort zu Alkohol-, Drogen- und Medikamenten. Zurück in der Klinik haute mich dieser Cocktail um. Ich wollte nur noch sterben, ich hab so gelitten und wurde irgendwie allein damit gelassen. Meine Eltern waren froh darüber, nicht einmal zur Beerdigung durfte ich gehen. Sie fehlt mir so.
    Beziehung Lehrer Ich hatte immer ein respektvolles und gutes Verhältnis zu meinen Lehrern. Allerdings brachte mir dies auch viel Ärger ein. Ich vertraute mich Lehrern an darüber was zu Hause passiert und dies blieb natürlich nie geheim. Trotzdem war ich nie sauer auf sie, ich mochte sie, sie waren nett zu mir und vor allem sie brachten mir vieles bei. Ich liebte die Schule, ich liebte das Lernen. Bis 2002 gab es keinen Lehrer den ich nicht mochte. Seit dem Amoklauf hatte sich alles verändern, der Schmerz über den Verlust stumpfte mich ab. Ich habe nie wieder eine freundliche Beziehung zu Lehrern aufgebaut, aus Angst wieder einen Verlust ertragen zu müssen. Ich vertraute mich nie wieder jemand an und ließ niemanden mehr an mich ran. Die Lehrer hatten es schwer mit mir, ich blockte sie ab und selbst wenn sie freundlich waren, tat ich alles um ein schlechtes Bild von ihnen zu haben. Kein Lehrer durfte mehr für mich positiv sein.

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