Hallo
Ich wollte mich mal hier im Forum melden, nachdem ich auch beim LdG-Programm mitmache.
Zum einen, um meine Geschichte zu erzählen, weil mir eure ganzen Geschichten über einige Unsicherheiten hinweggeholfen haben und ich auch meinen Beitrag leisten möchte.
Zum anderen, weil ich einfach ein Schreib-/Redebedürfnis habe und wie ihr sicher wisst, es nicht einfach ist, wertneutrale Gesprächspartner für dieses Thema zu finden.
Ich bin 34 Jahre alt und habe zum ersten mal mit 16 gekifft. Solange ich bei meinen Eltern gewohnt habe (bis ich 19 war) blieb es beim Gelegenheits-Kiff auf Parties, wobei ich schon damals, wenn ich was über hatte auch mal zu Hause geraucht habe.
Ich war vor dem Kiffen ein absoluter Stubenhocker und bin dann dadurch erstmal mehr rausgekommen, Lagerfeuer-Parties etc., was man als Jugendlicher halt alles macht. Ich war schon damals 1 Jahr mit meiner heutigen Frau zusammen, die alles andere als begeistert war, als ich ihr von meiner neuen "Entdeckung" erzählt habe.
Ich hab mich auch in der Zeit viel mit Cannabis auseinandergesetzt, viele Bücher gelesen, wie ich jetzt weiss anscheinend sehr positiv gefiltert. Soll heissen, ich habe nur die Positiv-Bsp wahrgenommen.
Das erste Anzeichen von Problemen, die das Kiffen mit sich bringt kam dann bei meinem ersten Studium. Ich zog mit meiner Lebensgefährtin in die Uni-Stadt in eine gemeinsame Wohnung. Sie hatte es inzwischen als selbstverständlich angenommen, dass ich kiffe, wir hatten nie größere Diskussionen drüber, als dass der Rauch stinkt.
Ich beschäftigte mich dann in der Zeit mehr mit Party, als mit Uni, war auch viel unterwegs und schmiss letztendlich das Studium wegen Mathe, ansonsten hatte ich sogar sehr gute Scheine. Ich machte dann eine Ausbildung zum Krankenpfleger, das Leben verlief trotz täglichen Kiffens für mich in normalen Bahnen. Wie gesagt, ich war schon immer ein Stubenhocker und bin schon mit 12 vorm Computer abgehangen, von daher gab es für mich keinen Grund zur Besorgnis.
Ich beendete die Ausbildung erfolgreich und bekam auch gleich einen Übernahmevertrag. Mir macht(e) die Arbeit Spass und meine Gepflegten mögen mich, mehr kann man sich hierbei nicht wünschen.
Durch die stressigen Arbeitszeiten (12 Tage Schichten abwechselnd mit einem freien Wochenende) wurde allerdings das gemeinsame Ausgehen mit meiner Frau weniger. Hier spielte natürlich schon das berühmte Kiffer-Phlegma eine Rolle.
Ich beschloss mich durch ein Studium in der Pflege fortzubilden und wir zogen wieder um.
Jetzt beginnt die eigentliche Problem-Geschichte:
Obwohl mich die Thematik natürlich sehr interessierte und ich kopfmässig in der Uni immer voll dabei war, viel mir das Lernen und besonders das Verfassen von Hausarbeiten schwer. Ich verlor die Motivation und versemmelte einen wichtigen Abgabetermin, welcher mich schlussendlich auch dieses Studium kostete.
Damit fingen die Probleme mit meiner Frau an, sie hatte mich ja über die Zeit finanziell getragen und fiel aus allen Wolken. (Sie hatte inzwischen ihr Studium beendet, recht erfolgreich gearbeitet und hatte zu Beginn meines 2. Studiums auch eine neue Arbeitsstelle angenommen)
Wir rauften uns aber wieder zusammen, ich bekam hier in der Stadt wieder eine Stelle in der Pflege, es sah wieder gut aus.
Dann bekam meine Frau ein Angebot innerhalb der Firma in einen neuen Bereich zu wechseln, was sie auch annehm. Da sie sich in der Materie noch nicht so auskannte musste sie natürlich doppelt bis dreifach reinpowern.
Da ist dann bei mir über die Zeit was ausgeklinkt, ich fühlte mich vernachlässigt, begann ihr Vorwürfe zu machen und den Sinn unserer Beziehung anzuzweifeln (allerdings eher in Diskussionen als Druckmittel ). Da ich, wie ich jetzt weiss, durch das jahrelange Kiffen emotionell abgestumpft bin habe ich nicht gemerkt, wie sehr ich sie verletzt habe und ihr zusätzlich zu ihrer neuen, anstrengenden Arbeit noch mehr Ärger/Stress gemacht hatte. Gemerkt habe ich es erst als sie mir vor rund 2 Wochen einen Brief geschrieben hat, in dem sie die "Hat-es-noch-Sinn" Frage stellt.
Ich war geschockt. Wie konnte ich den Menschen, den ich am meisten liebe, so verletzen und es nicht mal bemerken/spüren, bzw. dem die falsche Gewichtung zuzuweisen?
Alte Erinnerungen kamen hoch, irgendwann gelesen zu haben, dass Cannabis sich sehr in den Emotionen auswirkt. Ich begann in Foren zu stöbern und hatte auch bald meine Antwort. 2 Tage nach dem Brief rauchte ich mein letztes Köpfchen in der Bong. (ich hatte davor die letzten 12 Jahre täglich 1g verputzt) und meldete mich bei LdG an.
Nun beginnt der Kampf um meine Liebe...in Gesprächen mit meiner Frau beichtete ich ihr, dass ich unsere momentanen Probleme mit dem THC-Genuss in Verbindung bringe. Leider hat dieses Geständnis die Lage eher verschlimmert, da sie mir in all den Jahren ja vertraut hat, das Kiffen ja nicht so schlimm sei. Was es auch lange Jahre nicht war, bzw wenn, nicht bemerkt wurde. Meien Frau nimmt keinerlei Drogen, Alkohol bei entsprechenden Anlässen, aber nie mehr als ein Glas zum Essen oder so.
Dadurch kennt sie sich mit dem Thema überhaupt nicht aus. In Kifffreien Zeiten hat sie auch nie bemerkt, ob oder was anders ist. (es gab immer mal wieder Lieferungspausen von 2-4 Wochen in denen ich nicht geraucht hatte und bis auf eine gewisse Sehnsucht auch keine anderen Entzugerscheinugnen hatte)
Hat jemand hier im Forum Erfahrung mit einer ähnlichen Beziehung? Ich weiss nicht, ob ich das Thema Kiffen doch aus dem Beziehungsstreit raushalten soll, wobei jetzt hab ich das Thema schon angeschnitten...Ich will meine Frau nicht verlieren. Doch durch den Entzug, den ich jetzt durchziehe, sind Diskussionen momentan enorm anstrengend, weil ich emotional sehr durcheinander bin momentan, aus verständlichen Gründen.
Ich hoffe, ich hab euch jetzt nicht erschlagen mit der Geschichte...aber mir war wichtig auch zu zeigen wie es einen nach 18 Jahren vermeinlich unproblematischem Umgang mit Cannabis doch noch einholen kann.