Ich verstehe ihn nicht!

  • Hallo, es geht um meinen Freund, mit dem ich zusammenlebe. Er ist normalerweise schon nicht der fleißigste, hat aber auch manchmal dann Phasen, wo er sich um wirklich gar nichts kümmert. Das ist gerade wieder der Fall, nur viel extremer als bisher, wie es mir scheint. Und das hält nun schon seit etwa Weihnachten an, wobei er eigentlich seid Anfang des Semesters nicht viel gemacht hat.

    Er tut nichts mehr für sein Studium obwohl er meint, es wäre ihm wichtig. Er hat einfach keine Motivation. Gerade wenn er Sachen machen muss, will er sie nicht machen, auch wenn er weiß, das er es locker schaffen würde mit nur ein bisschen Einsatz. Er schiebt alles vor sich her.

    Normalerweise hat er gegen Ende des Semesters sich immer soweit am Riemen reißen können dann noch durchzuarbeiten und die Arbeiten mehr oder weniger fristgerecht abgeben können. Aber jetzt geht gar nichts mehr. Er hat noch Arbeiten von letztem Semester und von diesem auch viel zu tun, weil er die ganze Zeit nichts gemacht hat.

    Jetzt hat er nicht mal mehr Vorlesungen und das einzige was er quasi macht ist den ganzen Tag (bzw. die Nacht, denn sein Schlafrythmus ist zuweilen verschoben) am PC zu sitzen und sinnlos zu surfen. Oder er geht abends weg, zu Freunden und/oder saufen (das hat er aber ein wenig eingeschränkt, wobei ich es immer noch viel finde, aber so ist er). Und wenn er dann mal schläft, verschläft er oft den Tag, weil er schlecht schläft und nicht fit wird.

    Das nervt mich schon ziemlich, aber ich versuche Verständnis mit ihm zu haben, denn er macht sich ja schon selbst immer fertig, weil er nichts auf die Reihe kriegt. Er ärgert sich darüber eigentlich immer, lenkt sich dann wieder mit dem PC ab und macht doch nichts! Wir reden manchmal über sein Problem, das scheint ihm auch gut zu tun und er meint, er sollte sich vielleicht Hilfe suchen aber er macht dann doch nichts als sich abzulenken.

    Mich stresst das ganze, weil ich mir auch Sorgen mache, dass er sein Studium nicht schafft und weil ich ihn auch nicht so sehen mag, weil es scheint ihm damit ja nicht gut zu gehen. Aber ich verliere langsam die Geduld, denn er macht auch sonst nichts. Hilft mir nicht im Haushalt, obwohl ich selbst gerade so viel zu tun habe und auch wenn er Sachen versprochen hat zu machen, kann ich sie wieder selbst machen. Ich meine, ich will ihn ja nicht unter Druck setzten, er hat im Grunde auch viel zu tun, aber er vertrödelt ja seine Zeit und macht nichts sinnvolles!

    Ich habe auch lernen müssen mich an meine Arbeiten zu setzen und manchmal habe ich auch keine Lust und mache nichts, aber nicht so... ich kann es einfach nicht verstehen, wenn es ihm doch angeblich wichtig ist, warum tut er dann nichts, nicht mal sich Hilfe suchen? Ich bin gestresst, habe selbst viel Belastung durch mein Studium, würde trotzallem gerne noch ein Mindestmaß an Ordnung zuhause aufrecht erhalten, aber dafür muss ich wohl alleine sorgen, da es ihm nichts ausmacht und außerdem versuche ich noch für ihn dazu sein. Ich habe gedacht, das geht wie sonst nach ein paar Wochen vorbei und er fängt sich. Aber nein... (noch zur Info, er hat schon einige Studiengänge abgebrochen aber was er jetzt macht, gefällt ihm eigentlich sehr gut und ist ihm wichtig)

    Ich weiß nicht weiter. Vor allem kann ich es einfach nicht nachvollziehen. Wenn jemandem etwas wichtig ist, dann sollte er doch irgendwann kapieren, dass er was dafür tun kann und wenn es einem wirklich wichtig ist, macht man dann was, ehe es zu spät ist.

  • Hallo Ingwer,

    blöde Situation. Keene wirkliche Ahnung, was du da machen kannst. Es ist seine Verantwortung und du kannst sie ihm ja nicht abnehmen.

    Hat er eine Blockade? So klingt es.
    Aber, wenn Gespräche mit dir ihm nichts nützen, was könnte dann nützen? Vielleicht ein Außenstehender? Manchmal fällt es leichter, da Wahrheiten ins Auge zu sehen.

    Ich glaub, ich an deiner Stelle würde versuchen, ganz bei mir zu bleiben, und diese Sorgen aber auch mitzuteilen. Ohne Druck einfach von Deinen Problemen mit der Situation sprechen.

    Mehr fällt mir im Moment gar nicht ein.

    noch mal kurz:

    Zitat

    Wenn jemandem etwas wichtig ist, dann sollte er doch irgendwann kapieren, dass er was dafür tun kann und wenn es einem wirklich wichtig ist, macht man dann was, ehe es zu spät ist.

    deshalb mein ich Blockade - vielleicht hat er ja auch Angst, fertig zu werden, all die Ängste rund um Verantwortung....

    LG Wolke

  • Hallo Ingwer!

    Das klingt ja schon so, als fühle sich dein Freund irgendwie überfordert.
    Spricht er denn darüber mit dir, oder schiebt er alles von sich weg?
    Vielleicht wäre es gut wenn er mal seine Studienberatung aufsucht?
    Oder sich eine andere Hilfe Sucht.

    Allerdings wenn er das nicht will, ist das natürlich schwierig, aber du sagst ja es ist ihm wichtig und eigentlich gefällt es ihm auch. Da wäre es schon gut, wenn er mit jemandem mal darüber redet.
    Das er zuhause auch nichts macht und alles an dir hängen bleibt, ist natürlich nicht gut. Du hast ja auch genug zu tun. War das immer schon so oder erst seit er den Kopf so in den Sand steckt?

    Schlussendlich wirst du nicht viel machen können, wenn er nichts ändern will. Dann wird er schlimmstenfalls die Konsequenz tragen müssen, das Studium nicht zu schaffen, aber vielleicht kann er auch das letzte Semester wiederholen?

    Liebe Grüße,
    Thymia

  • Hallo Ingwer,

    ich kann aus deiner Warte verstehen, dass du so langsam die Geduld verlierst. Aber wenn ein Mensch etwas, das ihm sehr wichtig ist, einfach nicht geregelt bekommt, steckt meist etwas mehr dahinter, z.B. eine Erkrankung wie ADS oder Depressionen.

    Deswegen, versuch dich nochmal mit ihm zusammen zu setzen und ganz ernst, aber möglichst nicht vorwurfsvoll mit ihm zu reden. Ein "Du hast..." oder "Du hast nicht..." löst im anderen oft das Gefühl aus, sich verteidigen zu müssen und drängt einen förmlich dazu, Versprechungen zu machen, die man nicht einhalten kann. Bleib bei dir, erkläre, wie sehr DU darunter leidest und frag ihn, was los ist, sei interessiert an dem, was er dir zu sagen hat. Vielleicht findet ihr dann gemeinsam einen Weg daraus. Mach ihm DEINEN Leidensdruck deutlich und schau, dass ihr vielleicht zusammen euch Hilfe holen könnt. Wenn du mit gehst, ist es vielleicht einfacher für ihn, weil du ihn dann einfach mitzerren :winking_face: kannst. Wenn er schon mal sagt, dass ihm Hilfe gut tun würde, ist das schon mal gut, dann verschließt er sich nicht komplett davor. Aber wenn er wirklich krank sein sollte, dann ist es wirklich so, dass diese Menschen es einfach nicht schaffen, nicht können. Das ist keine böse Absicht von denen dann, das ist dann wie wenn jemand beide Beine gebrochen hat, er kann einfach nicht laufen. Also, setz dich mit ihm zusammen und zeig ihm auch DEINEN Leidensdruck und mach ihm deutlich, dass ihr eine gemeinsame Lösung finden MÜSST!

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