Methaddict spritzen

  • Leute,

    ich hoffe, ich bin hier richtig..ich bin seit bald nem halben in der Substi und kriege recht großzügig mein Methadon verschrieben, sodass ich ohne Beikonsum und mit ab und zu mal Ballern ziemlich stabil durch den Tag komm.
    Wie widersteht ihr dem Drang zum Kick? Wisst ihr, was ich meine? Also wenn eh schon was da ist, dann spritz ich's halt. Ich will nicht wirklich "clean" werden, weil ich keine Gründe sehe..
    wie macht ihr das? Wie schafft ihr's, dass ihr einen geregelten Alltag hinbekommt? Nehmt ihr zusätzlich was, wenn ihr in der Substi seid?

    Ich hoffe, ich finde ein paar Antworten, die nicht gleich sagen, dass ich undankbar bin und das gute im cleanen Leben sehen soll..
    all the best

    Tom

  • Naja, als mir geht es ums Clean sein & vor allem, ums's clean bleiben,
    auch wenn sich das für dich un-lustig anhören mag...

    Kann da deine Erwartungen nicht bedienen :gi: LG.Ganesha

  • Zitat

    Ich will nicht wirklich "clean" werden, weil ich keine Gründe sehe..

    Mal ganz polemisch gefragt: Was machst du denn dann in der Substi? :winking_face:

    Und eigentlich hast du dir selbst schon deine Antwort gegeben. Die Kicksuche wird sich letztlich nur irgendwann zusammen mit dem Wunsch nach und dem Praktizieren von Cleansein verpieseln.

    Weißte, sind jetzt nur meine ganz persönlichen und die begrenzten Erfahrungen meines Umfelds: Zuerst kam irgendwo das Runterkommen und das Zubewegen auf das Endziel Abstinenz und dann kam, sich es im Alltagsleben einzurichten. Ich hab' einen guten Freund, der für sich den Verzicht auf eben diesen Kick als wichtigstes Element ansah, um irgendwo wieder in positives Fahrwasser zu kommen. Ganz simples zweckdienliches Mittel seinerseits: Regelmäßig mit der Klampfe ab in die belebte Fußgängerzone. :smiling_face: Will sagen: einen ordentlichen Kick kann man sich auch viel gesünder verschaffen, so man denn Lust hat.

    Mag für dich jetzt dogmatisch klingen, aber solang da das Ballern ein Thema ist, und sich deine Gedanken um Beigebrauch drehen, wird mit einem "geregelten Alltag" nicht viel werden. Von dir verlangt ja niemand, von jetzt auf gleich sauber zu werden. Dafür gibt's letztlich auch die Substi. Bei der Kicksuche ist aber ein machbarer Ansatzpunkt.

    LG
    WbD

  • hey wrongbydesign, ich lese gerade diesen Beitrag..wie meinst Du das mit der Kicksuche? Wenn Du in meine Beiträge schaust, siehst Du, warum ich frage..mir geht es halt auch so - Alltag passt irgendwie..Kick will ich dann auch..ich bin in der Substi, um nebenbei ein bissi arbeiten zu können und nicht sofort wieder pleite zu sein..ich komm also einigermaßen klar..und es geht mir auch nicht so schlecht..es ist nur schwierig mit Anderen weil ich halt immer der bin, der sich FÜR Sucht entscheidet..aber ich hab sonst keine motivation..ich bin ja jetzt nicht unglücklicher oder kranker als als ich clean oder früher noch nüchtern war..ich will da halt nicht zurück..und bin da so ein bisschen in der schwebe immer.

    ich hab schon nen geregelten alltag einigermaßen..hältst du das denn für ausgeschlossen auf dauer?
    Rob

  • Hi Rob,

    ja, im Wesentlichen halte ich das auf Dauer für ausgeschlossen. Gründe dafür gibt's massig.

    Wenn Beikonsum stattfindet, kann es dir passieren, dass du aus der Substi fliegst. Und, was dann? Wie hoch stehen wohl dann die Chancen, dass du wieder am Anfang stehst, und alles von vorn losgeht?

    Klar, für den Moment hört sich dein "System" ganz entspannt an, und mag im weitesten Sinne auch funktionieren. Und was machste, wenn der Zufall dich mal wieder so richtig beutelt, Land unter ist, kurzum ne arg belastende Situation am laufen ist? Wie hoch glaubst du denn, ist die Chance, einen richtig derben Rückfall zu produzieren? So sind gar nicht Wenige in der Gosse, oder schlimmer, auf dem örtlichen Friedhof gelandet.

    Was du da zelebrierst, ist für mich irgendwo der Versuch, es sich in einer kontrollierten Sucht einzurichten. Meiner Erfahrung nach, funktioniert das fast nie, und ist nichts weiter als ein ordentlicher Anlauf vorm Absprung in die Grube Dreck. Weißte, über allem steht oft der irrwitzige Glaube, man hätte das alles irgendwie unter Kontrolle. Anfänglich beharrt man darauf, aufhören zu können, wann man will. Hat man dann einmal geschnickert, dass dieser Zug schon lange abgefahren ist, Sucht man sich halt neue Wege, es sich in der Abhängigkeit bequem einzurichten, klammert sich am Glauben fest, man hätte alles unter Kontrolle, und bastelt sich ein Konstrukt zurecht, anhand dessen man das auch vorgeblich belegen kann.

    Weißte, und ganz persönlich macht mich da auch ein anderer Aspekt ein bisschen wütend:
    Kann natürlich so sein, dass das nur falsch bei mir ankommt, aber irgendwie klingt das für mich, als wäre die Substi für dich nichts weiter als ein Weg, die Kosten für dein Vergnügen zu minimieren. So billig wie möglich, so prall wie möglich, und das so legal wie möglich.
    Ich will hier jetzt nicht den Moralapostel spielen, aber irgendwo ist das Missbrauch dieses Hilfsangebotes. Ich habe absolut kein Problem damit, wenn jemand aus der ganzen Scheiße raus will, und dabei immer wieder strauchelt und auf's Maul fällt, solange da eben noch irgendwo dieses "Rauswollen" im Raum steht, und das kann ich bei dir an keiner Stelle rauslesen.
    Mal ganz überspitzt formuliert, verlangst du von mir, dass ich dir deinen Spaß finanziere. Substi und ein bisschen arbeiten nebenbei sei Dank, bleibt ja trotz Beikonsum noch genug Kohle über für ein paar Annehmlichkeiten. So lässt sich's leben. :face_with_tongue:
    Und genau das schürt die alten Vorurteile mit denen ne Menge Leute ewig lang kämpfen mussten, als es darum ging, ein Substitutionsprogramm als Teil des therapeutischen Prozesses zu etablieren. Sowas ist letztlich Wasser auf den Mühlen derer, die die Substi für nichts weiter als "Drogen auf Staatskosten" halten und ihr den Sinn absprechen wollen.

    Und ganz nebenbei kollidiert dein Ansatz auch noch mit meiner Vorstellung, dass Sucht eine Krankheit ist. Du schreibst, dass du dich bewusst FÜR die Sucht entscheidest... also entscheidest du dich für Krankheit, gegen Heilung bzw. Linderung. Ziel eines therapeutischen Verfahrens ist Heilung bzw. wenigstens Linderung. Der Wunsch, krank zu bleiben, führt demnach jede Teilhabe an therapeutischen Maßnahmen ad absurdum und macht es nur den ernsthaft Hilfesuchenden ein gutes Stück weit schwerer, die notwendige Hilfestellung bekommen zu können.

    Mir ist auch vollkommen klar, dass dir meine Antwort keineswegs schmecken wird, du dir mit großer Wahrscheinlichkeit denkst: "der Arsch". Aber weißte, es ist so: Wenn man in einer psychiatrischen Einheit ist, dort einen guten Teil der Klienten dabei beobachtet, wie sie versuchen das System auszutricksen, Rente abzustauben und sich dafür immer wieder absichtlich in die Scheiße reiten, um sich bestmöglich vor Verantwortungsübernahme zu drücken. Und wenn man dann im Gegenzug mitten in der Nacht, mit einem akuten Notfall im Schlepptau, der seit Jahren leidet wie ein Hund und krampfhaft um Normalität kämpft, bei der nächstgelegenen Psychiatrie an der Tür betteln geht, und abgewiesen wird, weil schon die Flure mit Betten zugestellt sind, es nicht mal mehr einen Platz auf der Couch gäbe... dann entwickelt man eine gewisse Sensibilität gegenüber solchen Dingen. :winking_face:

    LG
    WbD

  • Hey wrongbydesign,

    ich verstehe Deine Argumente völlig. Wäre ich nüchtern und wär ich nicht abhängig und wär ich nüchtern glücklicher als jetzt, würde ich das Gleiche denken. Substi kostet ein Schweinegeld, ist mir klar. Ich gebe Dir in jedem Punkt recht. Dennoch ändert natürlich eine rationale Argumentation nichts an den Gedanken in meinem Kopf. Ich entschuldige da nichts oder so und hab auch mit einer Antwort wie Deiner gerechnet, aber in den Momenten in denen ich denke/fühle, wie ichs oben erklärt habe, stehen diese Sachen nicht mal irgendwo im Hintergrund sondern verliern komplett an Bedeutung.

    Ich arbeite ja jetzt auch nicht so wenig, dass es ausschließlich für "ein paar Annehmlichkeiten" reicht, ich zahl sogar Steuern, man glaubt es kaum. Wie gesagt, ich rechtfertige mich hier nicht (bzw versuchs), ich habe hier nur meine Situation geschildert. Dass die Moral-Antwort kommt, wusst ich. Ist aber im Endeffekt doch der Kick, der siegt.
    Sorry
    Rob

  • Hi Rob,

    deswegen musst du dich nicht entschuldigen, ich denke, du setzt dich auf deine Weise mit dem Thema auseinander und das ist gut so.
    Du würdest hier nicht schreiben wenn du nichts zu sagen hättest, dich beschäftigt also deine Situation ...

    Der Kick ist letztlich das letzte was übrig bleibt, es ist mitunter auch eines der schwersten Dinge, welche man bearbeiten sollte/kann/muss.
    Aber alles zu seiner Zeit, erzwingen kann man eh nichts.

    So wie ich es verstehe, ist dir vollkommen klar dass du auf einem - sagen wir mal - unsicheren, gefährlichen Weg unterwegs bist.
    Ich wünsch dir trotzdem dass du langfristig da was ändern kannst, jeder Schuss kann nach hinten los gehen - aus Erfahrung sprech, bin seit so einem Kick nach unbeabsichtigter Ü-Dosis schwerbehindert :winking_face:

    LG Franz

  • Hi Rob,

    entschuldigen musst du dich da wirklich nicht. Und meine Antwort zielt gar nicht mal so sehr auf Moral ab, sondern eher auf mein eigenes Empfinden, und welche Reaktionen es bei mir auslöst, wenn jemand etwas leichtfüßig fragt: "Ist das denn so schlimm?" :winking_face:

    Ansonsten: Franz hat alles geschrieben, was mir jetzt noch als Antwort einfallen würde. :grinning_face_with_smiling_eyes:

    LG
    WbD

  • Hey, ja, ich verstehe, klar.
    Ich werde sehen müssen, wie es weiter geht. Und bin recht froh über diese Seite. I'll keep you posted..danke nochmal.
    Rob

  • Ich hab mal darum gebeten, den Link zu entfernen, da dies meiner Meinung nach keine Diskussion ist,
    sondern ne Anleitung zum Ersatzstoffmißbrauch! :cv:
    Sry, ja - ich sehe das ENG !

    LG.Gane

  • Danke ganesha, der Link bleibt auch weg, wir haben eine andere Philosophie und bewerben so was nicht!

    Lieber red_robert, hier im SuS muss man nicht clean sein um schreiben zu dürfen, wer nicht aufhören will, der wird auch nicht dazu gezwungen - wie auch.
    Doch eines gehört auch nicht zu uns - genau wie gane schreibt, Links zu posten, welche direkte Anleitungen zum Missbrauch von Medikamenten geben.
    Zudem kommen diese Links nun auffallend oft - Werbung würde aber wenig Sinn machen, wird alles per nofollow ausgegeben :face_with_tongue: ...

    Zu dieser Seite selbst - ich mag es persönlich nicht, wenn ich kein Impressum vorfinde, aber das ist meine persönliche Einstellung zu Webseiten.
    Was wir aber gar nicht mögen, wenn man Menschen mit so nem Schwachsinn in Gefahr bringt, was da beworben wird, also klar, deswegen auch kein Impressum :face_with_tongue:
    Wer so was verbreitet, der handelt in meinen Augen gemeingefährlich ... so kann man auch welche zum letzten Hafen führen!

    Und genau da sehe ich den Unterschied, man kann diskutieren, will ich clean sein oder nicht ...
    Jedenfalls bei uns hier aber wird man nicht andere dazu animieren, was man mit Substitutionsmedikamente alles anstellen kann.

    Also bitte dran halten!

    LG Franz

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